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Das Lehramtsstudium an der Universität Linköping, Schweden

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Linköping University Electronic Press

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Das Lehramtsstudium an der Universität Linköping, Schweden

Margaretha Grahn

Part of: Das Kind im Blick: Eine gemeinsame Ausbildung für den Elementareberich und die

Grundschule. Band 6, Ursula Carle und Barbara Daiber eds, 2008, pp. 84-90.

ISBN: 978-3-8340-0393-5

Available at: Linköping University Electronic Press

http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:liu:diva-130563

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Margaretha Grahn

Das Lehramtsstudium an der Universität Linköping, Schweden

Schweden nimmt mit der 3,5-jährigen gemeinsamen universitären Ausbildung fur Kindergarten und Gnmdschule eine Vorreiterrolle ein. Die gemeinsame Berufs-bezeichnung ist Lehrer (lärare). Sie arbeiten in Kindertageseinrichtungen fur Kinder im Alter von J bis 5 Jahren (Vorschule), in Vorschulklassen flir Sechsjährige an der Grundschute sowie in den ersten vier Schuljahren und der Schulkinderbetreuung. lm Jahre 2004 begannen die ersten Studienabgänger ihre Arbeit im Vorschulbereich und der Schule. An den unterschiedlichen Universitäten gibt es leicht unterschiedliche Ausrichtungen des Studiums. Der im fotgenden Beitrag vorgestellte Studiengang an der Universität Linköping gibt einen exemplarischen Einblick in das studienangebot der gemeinsamen Ausbildung in Schweden.

l Ubersicht

Linköping kann auf eine mehr als 150 Jahre Iange Tradition innerhalb der Lehramtsausbildung zurtickblicken. 1977 wurde diese Ausbildung wie liberall in Schweden in die Universität integriert und bildet seit 2002 eine eigene Fakultät.1 Die erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Linköping hat einen doppetten pädagogischen Auftrag: die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern auf Sachelor

-und Masterniveau -und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Promotionsstudium).

Die Universität Linköping verteilt sich auf zwei Städte: Linköping und Norrköping. Auf dem Campus Norrköping liegt die Ausbildung flir die Vorschule und die Vorschulklassen, fiir das ,Fritidshem" (schulische Nachmittagsbetreuung) und fur einen Teil der neunjährigen Grundschule, während in Linköping sowohl fur die Grundschute als auch fur das Gymnasium (incl. Berufsschullehramt) ausgebildet wird.2

Die Mehrzahl der Lehramtsstudierenden an der Universität Linköping ist im Alter von 21-25 Jahren. Daneben gibt es auch eine gröl3cre Gruppe iiber 30-Jähriger. Viele Studierende haben bereits Kinder. Ober 35% der studierenden mit Berufsziel Lehrer sind Männer. Die Ausbildung in Schweden ist flir die Studierenden kostenlos und wird staattich finanziert. Alle Studierenden können zu einem gewissen Anteil Zuschiisse und Darlehen als Studienbeihilfe vom Staat erhalten. Die Schulen und

1

Hellström 1993; weitcrfuhrcnde Informationen zur Rcfonn der Lchrerausbildung in Schweden finden Sic be i Karlsson Lohmander 2002 und 2004, und Johansson, 2003

1

Vgl. hierzu Annbruster 2004. Mehrere Qucllcn zum Sch\~edischen Schulsystem im lntemet:

http://www.bildungsserver.de/zeigen.html'?seite=2747 (zuletzt aufgerufen am 27.1.2008), Educational

Results national levcl 2007 http://\\ \V\v.skolverket.se/publikationer?id= 1766 (zu1ctzt aufgcmfcn 3 J. J .2008) The Swedish SchooJ System http://www.skolverket.se/sb/d/J 39 (zu1etzt aufgcrufcn 31.1.2008)

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Kindertageseinrichtungen in der Nähe der Universität wirken umfassend an der Ausbildung mit.

Linköping und Norrköping unterscheiden sich den unterschiedlichen

Schwer-punktsetzungen und Berufszielen entsprechend in ihren Studienkonzepten. Deshalb

werden im Fotgenden Beispiele aus beiden Städten vorgestelit

Das Lehramtsstudium hat abhängig vom gewählten Studiengang eine Länge von 3

bis 5,5 Jahren. Die Studierenden können zwischen vier Niveaustufen wählen:

Vorschute (incl. Vorschulklassen, d.h. Unterricht fur Sechsjährigc), ,Fritidshem" (schulische Nachmittagsbetreuung), Gnmdschule (9 Schuljahre) und Gymnasium (incl. Berufsschullehramt).

Filr das Lehramt in der Vorschule, im ,Fritidshem" und in der Primarstufe der Grundschule studiert man mindestens 3,5 Jahre im Umfang von 21 O ECTS.

Fiir das Lehramt in der Sekundarstufe l der Grundschule und am Gymnasium

studiert man mindestens 4,5 -5,5 Jahre im Umfang von 270- 330 ECTS.

Wenn man Berufsschullehrer/in werden möchte, studiert man mindestens 3 Jahre im

Umfang von 180 ECTS.

Aul3erdem werden in Linköping Aufbaustudiengänge fur Akademiker angeboten,

die bisher nur ein Fachstudium oder ein ausländisches Lehramtsstudium absolviert

haben. Des Weiteren gibt es einen Aufbaustudiengang Sonderpädagogik fur

Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsausbildung. Darliber hinaus werden Lehrer/innen fur Heimvolkshochschulen und fUr die Erwachsenenbildung ausgebildet.

2 Aulbau des Studiums

Seit der Reform im J ah r 200 l besteht die Ausbildung von Lehrer/innen in Schweden aus drei Teilen: einem Allgemeinen Studienbereich (90 ECTS), einem

Fachbezogenen Studienbereich (60 ECTS) und cinem Aufbau- und

Ergänzungsstudienbereich (mindestens 30 ECTS, je nach Berufsziel entsprechend mehr).3

2.1 Jnhalte im allgemeinen Studienbereich

Der allgemeine Studienbereich (ASB) besteht zu gleichen Anteilen aus Pädagogik-und lnterdisziplinären Lehrveranstaltungen (je 45 ECTS). Davon werden 15 ECTS

im Rahmen von Praktika erworben. In der Ausbildung fur die Vor-und Grundschule hat man sich m Norrköping dafur entschieden, die beiden Teilc dieses

3

Gesetzesvorlage der Reform von 2001: En förnyad lärarutbildning prop. 1999/2000:135

http://www.regeringen.se/sb/dll 08/a/2645 (zuletzt aufgerufcn 31.1.2008). Der Regierungswechsel im Jahr 2006 brachte eine cmeute Refonn der Lehramtsausbildung mit sich (Gesctzesvorlage: En ny

lärarutbildning. Dir.2007: l 03 http://www.regeringen.se/sb/d/l 08/a/85033) (zuletzt aufgentfen 31.1.2008).

Der Vorschlag wird wohl im September im schwedischen Parlament behandelt und voraussichtlich ab 20 l O geltcn.

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Studienbereichs zusammenzulegen und in sechs gleichwertigen Themenbereichen mit je 15 ECTS zu lehren:

Leben in der Welt (15 ECTS). Der Kurs hat eine historische, humanistische und gesellschaftswissenschaftliche Perspektive. Die Jnhalte werden sowohl

innerhalb der Universitätskurse (Unterrichtslehrc) als auch während der Praktika

(Unterrichtspraxis) immer wieder angesprochen und bearbeitet.

Kultur und Kommunikation (15 ECTS). Der Kurs behandelt die unterschiedlichen Ausdrucksweisen wie Schrift-, Bild-, Form- und Körpersprache sowie verschiedene Kommunikationstheorien. Die Bedeutung der Schriftsprache fur das Lehren und Lernen und die Entwicklung des Wissens

wird in diesem Kurs besonders hervorgehoben.

Der ternende Mensch ( 15 ECTS). Der Kurs hat seinen Ausgangspunkt darin, wie man die Beziehung zwischen Lemen, Entwicklung, Sprachc und Denken mit Hilfe unterschiedlicher Lemtheorien verstehen und erklären kann. Die praktische Lehrtätigkeit wird schwerpunktmäf3ig unter den Aspekten der mathematischen und schriftsprachlichen Entwicklung des Kinrles betrachtet und untersucht.

Mensch und Sterne ( 15 ECTS). Aus natur- und kulturwissenschaftticher sowie

ästhetisch/ praktischer Perspektive werden Fragen behandelt wie: Woher kommt der Mensch? Wie entstand das Universum? Wie verstand/versteht man das

Universum?

Eine Vorschule/Schule för alle (15 ECTS). Bellandett werden Wertfragen wie

Demokratie, Teilhabe, Vietfalt und Variation im Hinblick darauf, wie sie das

Lcmen und die soziaten Beziehungen der Kinder und Jugendlichen stärken

können. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Zusammenarbeit mit Eltern/ Erziehungsberechtigten getegt; dabei wird auch auf staatliche/gesellschaftliche

Hilfsangebote eingegangen.

Examensarbeit ( 15 ECTS). Ausgehend vom Fächerstudium und den

Erfahrungen im Rahmen der Ausbildung formulieren die Studierenden ein Forschungsproblem mit Relevanz fur den Lehrerberuf. Diese Fragestellung ist der Ausgangspunkt flir eine wisscnschaftliche Untersuchung, deren Ergebnis in

einem Essay festgehalten wird.

In der Lehrerausbitdung fur die Grundschule und das Gymnasium in Linköping

besteht der allgemeine Studienbereich ebenfalls aus Pädagogik- und lnterdisziplinären Lehrveranstaltungen zu gleichen Anteilen (jeweils 45 ETCS). Allerdings werden bier die Bereiche in jeweils drei Teilkursen getrennt gelehrt.

Themenbereiche der Pädagogik:

Lehrer/in und Schule (15 ECTS). Der Kurs ist aus vier Teitmomenten

zusammengesetzt. Diese basieren auf erziehungswissenschaftlichen

Perspektiven und solchen, die den unterschiedlichen wissenschaftlichen

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o unterschiedliche Sichtweisen auf Schule und Ausbildung -Intentionen, Berlingungen und Traditionen

o Bedingungen: Ethnizität, Klasse und Genus o Praktikum

o Soziale Prozesse in Schule und Klassenzimmer

Diese Teilaspekte sollen in ihrer Gesamtheit die unterschiedlichen Sichtweisen auf Schule als gesellschaftlicher Institution und als Arena fur individuelle und Gruppen-Interaktion im praktischen Zusammenhang beleuchten. Zugleich

dienen sie dem Training kritischen Denkens, dem Einiiben von

Forschungsmethoden und dem Erlcrnen von wissenschaftlichem Schreiben und wissenschaftlicher Kommunikation.

Lehrer/in und Unterricht ( 15 ECTS). ln diesem Kurs werden Fragen des Lehrens, Lemens und des Unterrichts behandelt. Dabei spielen sowohl klassische als auch aktuelle Sichtwcisen des Lehrens eine Rolle, die in Beziehung zu Theorie und Praxis des Unterrichts gesetzt werden. Der Kurs beinhaltet auch Fragen hinsichtlich der Lese- und Schreibentwicklung der Schiiler/innen, Fragen der Leistungsbewertung und deren Beziehung zu Lehren, Lemen und Unterricht. Ein Praktikum ist im Kurs integricrt.

Lehrer/innen und ihre Arbeit (15 ECTS). lm Mittelpunkt stehen hier Fiihrungsfragen. Die Studicrenden sollen Kompetenzen entwickeln, komplexe Situationen aus der Praxis zu verstehen und zu hantieren. Der Kurs besteht aus vcrschiedenen Bausteinen: Fiihmng durch den/die Lehrer/in, Auswertung von Unterricht und Schule, Klärung und Diskussion von Schltisselbegriffen w1e Wcrte, Bemfsethik, Mobbing und Konfliktbewältigung, Praktikum.

Themenbereiche im Rahmen der lnterdisziplinären Lehrveranstaltungen:

Lehrer/in und Kommunikation ( 15 ECTS). lm Kurs wcrden verbale und nichtverbale Kommunikationsfonncn im Hinblick auf ihre Relevanz ftir die Schule und den Lehrberuf behandelt. Analysiert werden miindlicher, schriftlicher und visueller Ausdruck sowie die Bedeutung von Körpersprache und Raum (Klassenzimmer u.a.) im kommunikativen Zusammenhang. Die Studierenden haben hier die Möglichkeit, ihre cigenen kommunikativen Fähigkeiten zu entwickeln und sich selbst als kommunikatives lndividuum zu reflektieren. Analysie1i wird in diesem Zusammenhang auch Medienanwendung und -einstellung von Kindern und Jugendlichen.

Lehrer/in und Wissen ( 15 ECTS). In diesem Kurs stcht der Wissensbegriff im Zentmm. Durch praktische und theoretische Ubungen wird darauf eingegangen, wie Wissen in unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen und pädagogischen Aktivitäten gebildet, organisiert und vermittclt wird. Hierbei werden sowohl fachspezifische als auch interdisziplinäre Arbeitsweiscn thematisiert. Wichtig ftir die Studierenden ist hier die Möglichkeit zur kritischen Aneignung und Stellungnahme sowie die Entwicklung von Verständnis daftir, wie pädagogische, soziale und politische Prozesse dazu beitragen, den

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Unterrichtsinhalt zu beeintlussen. lm Rahmen eines Praktikurns sind auch Feldstudien Teil dieses Kurses.

Examensarbeit ( 15 ECTS). Ausgehend vom Fächerstudium und den

Erfahrungen im Rahmen der Ausbildung formulieren die Studierenden ein Forschungsproblcm mit Relevanz fi.ir den Lehrerberuf. Diese Fragestellung ist der Ausgangspunkt fur eine wissenschaftliche Untersuchung, deren Ergebnis in einem Essay festgehalten wird. Die Studierenden, die ihre Examensarbeit in einem Studienfach schreiben möchten, wählen dann anstatt dieses Kurses den Kurs lnterdisziplinäres Fächerstudium in Projektform ( 15 ECTS) oder Faehdidaktik und Praktikum ( 15 ECTS).

Sämtliche Kurse des ASB werden sowohl in Linköping als auch in Non·köping in Studierendengruppen studiert, in denen studierende aus unterschiedlichen Niveaustufen, Fächem und Altersgruppen miteinander arbeiten. So wird gewährleistet, dass kilnftige Gymnasial-, Grundschul- oder Vorschullehrer/innen die jeweils anderen Arbeitsbereiche kennen Jemen und zusammen die Probleme diskutieren, die unterschiedliche Fächcr oder Altersgruppen mit sich bringen können.

2.2 Fachbezogener Studienbereich

Das Curriculum des fachbezogenen Sh•dienbereichs ist in verschiedene Fächer, Fachbereiche, thematische Wissensbereiche und praktische Kompetenzen gegliedert. Das fachbezogene Studium umfasst 60 ECTS, davon werden auch bier 15 ECTS im Rahmen von Praktika erworben.

Die Studierenden, die Vorschullehrer/innen werden wollen, haben Wahlmöglichkeiten in den Wissensbereichen Mensch und Natur, Musisches Lemcn, Lernen und Informationstechnik sowie Gesellschaft und Kultur. Studiercnde in Norrköping, die das Lehramt fur die Sekundarstufe anstreben, können zwischen drei Kombinationen wählen: Mensch und Natur, Gesellschaft und Kultur sowie Mathematik fiir die Schule. Diejenigen, die in Linköping das Lehramt fur die Grundschute und fur das Gymnasium anstreben, können zwischen einer grof3en Anzahl von Fächem wählen: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Geographie, Geschichte, Gesellschaftswissenschaften, Grundfe11igkeiten in Schwedisch und Mathematik, Informatik, Mathematik, Musisches Lernen, Naturwissenschaften, Philosophie, Physik, Religion, Schwedisch, Schwedisch als Fremdsprache, Spanisch, Technik in der Schule, Textiles Werken sowie Werken. Nach dem zweiten Studienjahr ist das Studium der Grundlagen abgeschlossen. Die Studierenden könneo nun völlig frei aus den Angeboten in beiden Städten wählen, was unendliche Wahlmöglichkeiten ergibt.

Spätestens im Praktiktun während des Fächerstudiums entscheidet sich, welches Examen die Studierenden ablegen. Es wird dort absolviert, wo man später arbeitet, und in diesem Arbeitsfeld schreibt man auch seine Examensarbeit.

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2.3 Aujbau-und Ergänzungsstudienhereich

Im Rahmen der so genannten Ergänzungsstudien im Umfang von mindestens 30 ETCS können Studierende zum Schwerpunkt Vorschute aus einer gro!3en Anzahl verschiedener Kurse wählen. Fi.ir die Arbeit in der Vorschute und in der Primarstufe ist ein Studium der Grundfertigkeiten in Schwedisch und Mathematik obligatorisch. Daniber hinaus werden folgende lnhalte angeboten: Lese- und Schreibunterricht, Spielen und Lemen in der Vorschule, Outdoor-Pädagogik, Pädagogisches Fiihren, Mathematisches Denken und Lernen im Kindesalter, Sonderpädagogik, Schule im internationalen Kontext, Mensch und Natur, Gcsellschaft und Kultur, Musisches Lemen, lnformationstechnologien und Lernen.

Werdende Grundschullehrer/innen haben zwei Möglichkeiten: Sie können eines ihrer Studienfåcher vertiefen oder als Ergänzungsstudium eines der oben genannten Fächer studieren. AuBerdem können ergänzend Sonderpädagogik, Ästhetische Ausdrucksformen in der sonderpädagogischen Arbeit und Outdoor-Pädagogik studiert werden.

In der Gyrnnasialausbildung ist ein vertiefendes Fächerstudium obligatorisch. 3 Gewinne einer gemeinsamen Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern

der Vorschute und der Primarstufe

Was hat die Reform der Lehramtsausbildung an Veränderungen flir die Vorschullehrerinnen und -lehrer gebracht, die nun in einer integrierten Ausbildung zusammen mit anderen Lehramtskandidatinnen und -kandidaten, statt wie vorher separat zu studieren?

Die reformierte Ausbildung hat wohl vor allern mit sich gebracht, dass die zukiinftigen Lehrkräfte der Vorschute und der Primarstufe grö!3erc Fachkenntnisse erwerben, ohne dabei Fachlehrer zu sein. Sie haben auf diese Weise cinen fokussierteren Blickwinkel als im Rahmen der friiberen Ausbildungen. Dazu muss man wissen, dass alles darauf basiert, dass die studierenden während ihres Studiums in rnultiprofessionellen Arbeitsgerneinschaften studieren. Dadurch Jemen sie auch, welche Kompetenzen in den anderen Fächern und Schulstufen erwartet werden. Hinsichtlich ihrer praktischen Ausbildung sind die Absolventinnen und Absolventen sicherlieb eher als Generalisten anzusehen- sie haben vie! Wissen iiber angrenzcnde Praxisfelder und deren Arbeitsweise, aber vielleicht nicht das spezifische Wissen aller Bereiche von Vorschute bis Schule.

Die jetzige Ausbildung fuhrt dazu, dass alle zukUnftigen Lehrerinnen und Lehrern wesentlich besser darauf vorbereitet und in der Lage sind, in Arbeitsbereichen tätig zu werden, fur die sie nicht spezifisch ausgebildet sind. Die studierenden entwickeln ein wesentlich grö!3eres Yerständnis flir andere Arbeitsbereichc und haben somit auch die Voraussetzungen flir einc Art ganzheitlichen Denkens, das nicht zuletzt an das gesamte Ausbildungssystcm (und den Ausbildungsauftrag) der Vorschule/Schule gekoppelt ist.

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Dabei besteht allerdings das Risiko ciner Verschulung der Vorschule, aber dies ist

vor allen Dingen verbunden mit der aktuellen Schulpolitik, die verstärkt auf

,Lemen, Lemen, Lemen" setzt. Es gilt der Gefahr vorzubeugen, dass in der neuen

reformierten Ausbildung diejenigen Lernmethoden verloren gehen, die z. B. in

hohem Grad auf Spiel basieren, auf experimentellen und ästhetischen

Lernprozessen. Meiner Ansicht nach gelingt dies in den Studiengängen in Linköping und Norrköping. Es ist im Gegenzug zu beobachten, dass die Lehramtsausbildungen filr ältere Schiiler/innen davon profitieren. Die angehenden Lehrer/innen integrieren

auch mehr spielerische und experimentelle Aspekte in ihren Unterricht, als das

fri.iher der Fall war - dank des gemeinsamen Studierens mit Vorschul- und Primarstufenlehrer/innen.

Bei manchen Studierenden, die nicht richtig wissen, was sie wollen, kann das gemeinsame Studieren zu Identitätsproblemen fiihren. Aber es liberwiegen doch die Vorteile, die darin zu sehen sind, dass die Spezialisierung auf die unterschiedlichen Lehmiveaus nicht mehr so stark ist. Meines Erachtens kann diese Reform wirklich

zu verbesserten Entwicklungs- und Lcmvoraussetzungen filr das einzelne Kind

fil h ren.

Die neuen Qualitäten einer gemcinsamen Ausbildung lassen sich in wenigcn

Punkten zusammenfassen: Vertiefte Fachkenntnisse, die Integration der

verschiedenen Lehramtsausbildungen, ein klarer Aufbau der Progression und der

Kontinuität während des Studiums sowie cine enge Anbindung der Lehre sowohl an

die Forschung als auch an die Praxis.4

Literatur

Armbruster, Ursula (2004): Erziehung, Bildung und Betreuung am Beispiel Schweden In:

Wehm1ann, llse (Hrsg.): Kindergärten und ihre Zukunft. Weinheim, Basel, Berlin,

Beitz, S.530-544.

Hellström, Sven (red.) (1993): Lära in, lära ut. Lärarutbildningen i Linköping 150 år.

Linköping

Karlsson Lohmander, Mae! is. (2004). The Fading of a Teaehing Profession? Reforms of ear! y

childhood teaeher education in Sweden. Early Years, 24(1), S.9-22.

Karlsson Lohmander, Maelis (2002): Von der Kindergärtnerin zur Vorschullehrerin:

Reflexionen iiber Kinderbetreuung und Ausbildungsprogramrne in Sehweden. In:

Fthenakis, Wassilios, Oberhuemer, Pamela (Hrsg.): Ausbildungsqualität.

Strategiekonzepte zur Weiterentwicklung der Ausbildung von Erzieherinnen und

Erziehem, Neuwied, Kriftel, Berlin, Luchtcrhand, S.65-87.

Johansson, Inge (2003). Teaching in a wider perspective: the new teacher education in

Sweden. Children in Europe, Issue 5, S.l4-17.

Richardson, Gunnar (1994). Svensk utbildningshistoria. Lund: Studentlitteratur

4

FUr ausflihrlichere Informationen oder bei Fragen könncn Sie sich gem an die Autorin wenden (margaretha.grahn@liu.se).

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