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Einen Ausreiseantrag, den es gibt, gibt es nicht auf Schwedisch: Eine vergleichende Studie einer kultursemantisch und -pragmatisch treubleibenden Übersetzung von deutschen Nominalkomposita ins Schwedische

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Academic year: 2021

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Einen Ausreiseantrag, den es gibt,

gibt es nicht auf Schwedisch

Eine vergleichende Studie einer kultursemantisch und

-pragmatisch treubleibenden Übersetzung von deutschen

Nominalkomposita ins Schwedische

Författare: Birgitta Banze

Handledare: Jenny Ström Herold Examinator: Magnus Levin Termin: VT 2021

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Abstract

This study discusses possible strategies when translating compound nouns from German to Swedish. The source text, which is also the basis for the analysis, is an informative text describing the everyday life in the German Democratic Republic (GDR). The aim is to render an answer to the question how culture-specific compound nouns, referring to a partially extinct culture, can be translated in a manner striving to preserve both culture-specific semantics as well as pragmatics.

The analysis of the compound nouns extracted from the source text takes into consideration if the nouns are lexically established or not, also if they are GDR-culture-specific or not. Translatory strategies are stipulated, primarily based on Aixelá’s (1996) gradual scale of intercultural manipulation, and a comparison between the translatory strategies, applied to the compound nouns is then undertaken.

The results rendered in this study suggest, that communicative translation, to a certain extent, allows word-for-word translation to antecede paraphrase, both in translation of culture-specific compound nouns as well as in translation of general compound nouns. It is also suggested that a majority of the translations are undertaken with a low degree of intercultural manipulation, thus allowing as much semantic and pragmatic content as possible to be transferred to the target text. Nevertheless, it is most likely that there will always be a certain amount of semantic and pragmatic loss. This is due to the fact that the receiver of the target text supposedly has a different cultural intuition than the sender.

Key words

compund nouns, culture-specifics, GDR-cultural, translational studies, intercultural manipulation

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

1.1 Ziel und Fragestellung 2

1.2 Material, Zielgruppe und Methode 2

1.2.1 Material 3

1.2.2 Zielgruppe 3

1.2.3 Methode 4

1.2.3.1 Methode der Übersetzung 4

1.2.3.2 Quantitative Untersuchung 4

1.2.3.3 Qualitative Untersuchung 6

2 Theoretischer Hintergrund 6

2.1 Das Nominalkompositum 6

2.1.1 Definitionen zu den Formen der Nominalkomposita 7

2.1.2 Komposition mit Funktion 9

2.1.2.1 Das Nominalkompositum als semantisches

Differenzierungsmittel 9

2.1.2.2 Ad-Hoc-Komposita 9

2.2 Die deutsche und schwedische Kompositionsfreudigkeit 10 2.3 Kulturspezifisch – einige Verständnismöglichkeiten 11 2.4 Zur Übersetzung von kulturspezifischen bzw. nicht

kulturspezifischen Elementen 13

2.4.1 Kommunikative Übersetzung 13

2.4.2 Kategorisierungen nach dem Grad der interkulturellen

Manipulation 14

2.4.3 Weitere Kategorisierungsmöglichkeiten 17

3 Analyse 17

3.1 Die quantitative Analyse der Nominalkomposita 17 3.1.1 Frequenz der Nominalkomposita nach dem Kriterium der

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3.1.2 Frequenz der Nominalkomposita nach übersetzungsstrategischen

Kriterien 20

3.2 Eine qualitative Analyse der Übersetzbarkeit 24 3.2.1 Tendenzen zur Übersetzung der etablierten bzw. nicht-etablierten Nominalkomposita und die Neigung zu Neukompositionen 24 3.2.2 Übersetzungsstrategische Tendenzen der Nominalkomposita 27 3.2.2.1 Übersetzungsstrategien der allgemeinen Nominalkomposita 27 3.2.2.2 Übersetzungsstrategien der DDR-kulturspezifischen

Nominalkomposita 29

3.2.2.3 Übersetzungsstrategien der Nominalkomposita mit doppelter

Bedeutung 31

3.2.3 Zur Bedeutungsveränderung durch Bindestrich und

Leerzeichen 32

4 Zusammenfassung 33

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1 Einleitung

„Bis 1961 “türmte man“, wie der Berliner sagte, oder man „machte rüber“ – wie es im sächsischen Sprachgebrauch hieß. Später – besonders seit Ende der siebziger Jahre – war der Ausreiseantrag der gleichsam magische „Point of no return“, von dem unendlich viel geredet wurde.“ (Wolle 2013:67)

Die obigen Zeilen vermitteln dem Leser der deutsch-deutschen Sphäre des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts bestimmt gut zu erkennende Informationen und vielleicht mit diversen Konnotationen verknüpfte Behauptungen. Für den Leser, der keine oder nur wenige Kenntnisse über die im Text geschilderte Kultur hat, könnte sowohl der Sinn des Wortes türmen als auch die inhaltliche Komplexität des Wortes Ausreiseantrag schlimmstenfalls gänzlich verloren gehen. Die übersetzerische Herausforderung bei der Übersetzung eines Texts aus einer anderen und unbekannten Kultur ist groß, und umso größer, wenn die kulturelle Umgebung dieses Texts sich von der Kultur des Empfängers markant unterscheidet. Zwar sind die deutschen und schwedischen Kultursphären, die hier unter die Lupe genommen worden sind, weitgehend benachbart, es gibt aber auch bedeutende Unterschiede, die eine Übersetzung zwischen den Sprachen Deutsch und Schwedisch erschweren. Wenn die kulturelle Umgebung um den Textinhalt herum außerdem teilweise gestorben ist, und nur durch historische Relikte greifbar ist, wird die Aufgabe der korrekten, verständlichen und informativen Wiedergabe des Textinhaltes und der einzelnen Wörter noch mehr intrikat.

Gerade der Ausreiseantrag ist eins von den vielen Wörtern, die es in sich haben, und mit denen sich diese Studie auseinandersetzen wird. Denn gerade diese Nominalkomposita, von denen es in der deutschen Sprache eine reichliche Menge gibt, beinhalten manchmal mehr als das, was oberflächlich zu sehen ist. Kann man den Ausreiseantrag ins Schwedische kurz und bündig mit utreseansökan übersetzen, und dadurch denselben Informationsinhalt und dieselben konnotativen Werte beibehalten und vermitteln? Und kann man das Wort

Jugendfreund unkompliziert mit ungdomsvän übersetzen? Die Antwort dieser rhetorischen

Frage müsste höchstwahrscheinlich „nein“ sein. Es bedarf noch etwas. Gerade diese Behauptungen machen den Ansatzpunkt für die vorliegende Studie aus. Dabei geht es darum, welche Übersetzungsstrategien man verwenden könnte, um eine kulturell, ideologisch und pragmatisch treubleibenden Übersetzung der Nominalkomposita eines Sachtexts über die Kultur und das Leben in der DDR zu gestalten. Die Gesamtheit der aus dem Originaltext erhobenen Nominalkomposita wurden untersucht, die DDR-kulturspezifischen, z.B.

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Reisekader, Politbüro, wurden aber besonders herausgehoben und die Übersetzungsstrategien

dieser werden mit denen der nicht-kulturspezifischen, z.B. Flughafen und Motorrad, verglichen. Es ist meine Annahme, dass dabei ein Muster zu sehen ist. Wie das aussieht, soll veranschaulicht werden.

1.1 Ziel und Fragestellung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es festzustellen, wie deutsche Nominalkomposita ins Schwedische übersetzt werden. Insbesondere geht es um die Frage, ob andere Übersetzungsstrategien bei den Allgemeinen als bei den Kulturspezifischen verwendet werden, und ob sich dabei ein Muster erkennen lässt. Im Vordergrund der Arbeit stehen die folgenden Fragen:

• Wie werden deutsche Nominalkomposita in einem Sachtext über DDR-spezifische Kultur ins Schwedische übersetzt?

• Welche einzelnen Übersetzungsstrategien lassen sich dabei erkennen, und inwiefern unterscheiden sich die Übersetzungsstrategien bei den kulturspezifischen Nominalkomposita von den Übersetzungsstrategien bei den allgemeinen (nicht-kulturspezifischen)?

Die Analyse erfolgt mit besonderer Rücksichtnahme auf:

- kulturelle und ideologische Unterschiede zwischen sowohl Sender- und Empfängerkultur als auch einer teilweise gestorbenen Kultur (DDR)

- rein sprachstrukturelle Unterschiede, vor allem was formale Bedingungen der Wortbildung, Neukompositionen und Formulierung von Ausdrücken betrifft

Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass man bei der Übersetzung von kulturspezifischen Nominalkomposita überwiegend mit Nominalkomposita zu tun hat, die keine etablierte Entsprechungen in der Zielsprache haben, und die bei der Übersetzung daher keine unmittelbaren „einfachen“ Einwortlösungen oder direkten Übersetzungen finden, sondern andere Übersetzungsmaßnahmen und -Lösungen bedürfen.

1.2 Material, Zielgruppe und Methode

In den folgenden Abschnitten wird erstens, in 1.2.1, das Textmaterial der Untersuchung beschrieben, zweitens, in 1.2.2, die Zielgruppe eingekreist, und drittens erfolgen in 1.2.3 Erwägungen mit Bezug auf die Methodik der Übersetzung und der Analyse.

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1.2.1 Material

Das für die Studie zugrundeliegende Textmaterial ist Kapitel 3 im zweiten Teil des Sachbuches „Die Heile Welt der Diktatur, Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989“ von Stephan Wolle (2013) und die von mir angefertigte schwedische Übersetzung. Der Titel des Kapitels ist „Der Alltag der deutschen Teilung“. Die Fußnoten wurden bei der Übersetzung ausgelassen, da sie für die Analyse keine wichtige Funktion haben. Zudem wurde die Tabelle 3 (Wolle 2013:72–73) ausgelassen, da sie fast ausschließlich aus Ziffern besteht, und dadurch für die Analyse der vorliegenden Arbeit irrelevant ist. Bei einer gänzlichen Übersetzung der Publikation für die öffentliche Herausgabe hätte der Zieltext an diesen Stellen ergänzt werden müssen.

Der vorliegende Ausgangstext ist zum größten Teil ein informativ berichtender Text, der sich mit dem Alltagsleben in der DDR auseinandersetzt. Es ist anzunehmen, dass es die Absicht des Autors ist, den Textempfänger über Erscheinungen des DDR-Alltags zu informieren. Der Text ist besonders reich an Nominalkomposita, viele davon sind für die DDR-Kultur spezifisch, und sind nicht ohne weiteres in die schwedische Sprache zu übersetzen. Deswegen eignet sich dieser Text besonders gut für eine untersuchende Studie zu ausgangssprachlichen Nominalkomposita und deren Übersetzungen. Der Autor des Ausgangstexts informiert und berichtet, tut dies jedoch nicht ohne eine Prise Ironie und Humor, und zwischen den Zeilen leuchtet an einigen Stellen die Kritik an ein teils ausgestorbenes Gesellschaftssystem hervor. Genauso schmunzelt der Textempfänger wahrscheinlich über den milden Humor in der Beschreibung von dem Broilern gehen (Wolle 2013:75) oder das Aktualisieren von kreativen Sonderwörtern wie etwa geflügelte

Jahresendfigur (Wolle 2013:75–76). Die Ironie bzw. der Humor im Text gibt ihm expressive

Züge, die bei einer Übersetzung auch zu beachten sind.

1.2.2 Zielgruppe

Die Zielgruppe des übersetzten Texts sind ein schwedisches Publikum im DDR-Museum Berlin, andere in der Bundesrepublik mit der Geschichte der DDR verbundenen Museen, oder der DDR-geschichtlich durchschnittsinteressierte Leser mit Schwedisch als Muttersprache. Es gibt unzählige Berichte und Schilderungen über die DDR und die für die DDR besondere Kultur, aber die meisten davon sind in der deutschen Sprache. Einige davon wurden ins Englische, Spanische oder eine andere Weltsprache übersetzt. Schwedische Übersetzungen kommen in diesem Zusammenhang nur selten vor, obwohl das Interesse der schwedischsprachigen Besucher, z.B. im DDR-Museum in Berlin, relativ groß ist. Durch

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Übersetzung füllt man Informationslücken, und die Absicht der für diese Untersuchung zugrundeliegenden Übersetzung ist es, eine solche Informationslücke zu füllen.

1.2.3 Methode

Der vorliegende Ausgangstext, mit der Ausnahme von einer Statistiktabelle und den extratextuellen Anmerkungen sowie Fußnoten, wurde ins Schwedische übersetzt, und dabei wurde Rücksicht auf die oben erwähnte Textfunktion und die gedachte Zielgruppe des Texts genommen. Danach wurde eine zweigliedrige Analyse mit einer quantitativen und einer qualitativen Untersuchung durchgeführt.

1.2.3.1 Methode der Übersetzung

Die Übersetzung des Texts erfolgte im Sinne von Newmark sowohl semantisch als auch kommunikativ (Newmark 1981, in Munday 2016:71–73) – semantisch in dem Sinne, dass der Zieltext dieselbe Sachinformation wie der Ausgangstext vermitteln soll. Ferner musste die Übersetzung kommunikativ, d.h. mit Fokus auf den Empfänger, vorgenommen werden. Bei jedem Text, wo die Absicht des Autors als informations- oder botschaftsvermittelnd gesehen werden kann, muss sichergestellt werden, dass der Text kommunikativ funktioniert und die Informationsmenge und oder die expressiven Züge weitestmöglich beim Zielempfänger ankommen. Obwohl anzunehmen ist, dass der Leser des Zieltexts in erster Hand Information zu sich nehmen möchte, darf bei der Übersetzung die Absicht des Autors, diese Information mit einem gewissen Maß von Ironie und Humor zu vermitteln, nicht vergessen werden. Dies gilt für den Text als Ganzes, aber auch für die Übersetzung von den einzelnen Nominalkomposita. Nicht selten gibt es sowohl im Text als Ganzes als auch in den Nominalkomposita mehr als nur eine Ebene. Es liegt in der Natur der kommunikativen Übersetzung weitestmöglich alle Ebenen zu kommunizieren.

1.2.3.2 Quantitative Untersuchung

Alle Nominalkomposita im Ausgangstext wurden identifiziert. Dabei wurde ermittelt, ob sie a) in der deutschen Sprache etabliert sind (mit Duden Online und DWDS Kernkorpora als Ausgangspunkt) oder b) in der deutschen Sprache nicht-etabliert sind (teils auch Neukompositionen und Ad-Hoc-Komposita genannt). Als etabliert wurden alle Nominalkomposita angesehen, die entweder im Wörterbuch bei Duden Online vorgefunden wurden, oder mindestens einen Treffer bei einer Suche in DWDS Kernkorpus (1900–1999, 2000–2010) erzielten. Die Nominalkomposita wurden danach in die folgenden drei Kategorien eingeteilt:

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1. Allgemeine, nicht-kulturspezifische Nominalkomposita, z.B. Flughafen, Autobahnraststätte, Chipkarte

2. Kulturspezifische Nominalkomposita, die einen DDR-spezifischen Inhalt haben. Die in dieser Kategorie inkludierten Nominalkomposita sind:

- die deutlich zu der DDR-Kultur gehörenden Nominalkomposita, die zu keiner anderen Kultur gehören, und/oder innerhalb der DDR-Kultur erschaffen wurden, z.B. HO-Kaufhalle, Pionierlager, Volkskammer

- die restlichen. Diese wurden als kulturspezifisch kategorisiert, da sie im intertextuellen Kontext eine deutliche Abgrenzung zu dem, was als „nicht-DDR-Kultur-spezifisch“ zu bezeichnen ist. Z.B. ist das Wort Ostsektor an sich nicht ausschließlich DDR-spezifisch, hat aber in seinem Kontext eine deutliche kulturspezifische Bedeutung als Gegensatz zum Westsektor in Berlin oder in der DDR.

3. Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung. In dieser Kategorie befinden sich Wörter wie z.B. Jugendfreund, Krankenschein und Staatsbank. Die Bedeutung dieser Nominalkomposita kann nicht rein vom intertextuellen Kontext her ausgesondert werden, sondern es bedarf mehr Wissen oder ein unausgesprochenes Gefühl für das, was dahinter liegt. Ein Jugendfreund könnte ein Freund aus der Jugend sein, aber auch ein Freund aus der Bewegung der Freien Deutschen Jugend, oder beides!

Diese Einteilung wird bei der quantitativ vergleichenden Analyse von Bedeutung sein, wenn Tendenzen und Muster erkannt werden sollen. Bei dieser Einteilung war das zu DDR-Zeiten erschienene Wörterbuch der DDR-Sprache (1986) besonders hilfreich.

Bei der Gesamtheit der Nominalkomposita wurde danach ermittelt und festgestellt, ob sie a) eine lexikalisch etablierte Entsprechung in der Zielsprache haben (mit dem Wörterbuch NE ordbok und den Zeitungs-/Zeitschriftskorpora in Språkbanken Text (1900–2015) als Ausgangspunkt), oder b) keine lexikalisch etablierte Entsprechung in der Zielsprache haben (auch mit NE ordbok und den Korpora in Språkbanken Text als Ausgangspunkt). Bei dieser Aussonderung wurden nur die Nominalkomposita als etabliert kategorisiert, die in der Zielsprache als zusammengesetztes Wort belegt sind. Das bedeutet, dass ein Wort wie

Westbahnsteig hier als nicht-etabliert in der Zielsprache gilt, da es das Wort *västperrong

nicht gibt. Dies, obwohl die Umschreibung perrong på västsidan durchaus verständnismäßig als etabliert gelten könnte.

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Die Nominalkomposita mit ihrer Übersetzung (mit Rücksichtnahme auf die Botschaft des Ausgangstexts, Zielgruppe und deren vorausgesetzten Kulturkontext, und Textfunktion) wurden danach in eine übersetzungsstrategische Kategorie eingeordnet. Die Kategorisierung baut primär auf das Modell der graduellen interkulturellen Manipulation von Aixelá (1996), mit einigen für das Material relevanten Kategorienergänzungen (siehe 3.1.2).

1.2.3.3 Qualitative Untersuchung

Die qualitative Untersuchung zielt darauf hin, zu ermitteln, wie z.B. die in der Zielsprache erklärenden Übersetzungen oder Paraphrasen der DDR-kulturspezifischen Nominalkomposita sich gegen die Übersetzung der Allgemeinen verhalten. Wie sieht das Muster aus? Sind es nur die Ausdrücke der „gestorbenen“ DDR-Kultur, die erklärt werden müssen, und wie erklärt man sie? Anhand von Gleichheiten aus der Kultur der Zielsprache, oder möglicherweise anhand umschreibender Erklärungen? Gibt es eine Tendenz zur Ad-Hoc-Komposition in der Ausgangssprache, um die spezifische Kultur mit neuen Wörtern erklären zu können, und zieht sich diese Kompositionsfreudigkeit mit in die Übersetzungsstrategie hinein? Die bevorzugten Übersetzungsstrategien werden mit den nicht bevorzugten verglichen, um Tendenzen zu erkennen. Weiteres wird auch in Kürze erläutert, welche bedeutungstragende Rolle orthografische Markierungen, wie Bindestrich und Leerzeichen, spielen können, und es wird analysiert, wie die mögliche Äquivalenz dieser Markierungen in der Zielsprache erreicht werden kann. Es wird auch der Ansatz gemacht zu klären, ob es bei der Übersetzung von den Kulturspezifischen eine Rolle spielt, seien sie in der Ausgangssprache etabliert oder nicht.

2 Theoretischer Hintergrund

Das folgende Kapitel setzt sich mit für diese Arbeit zugrundeliegenden Theorien auseinander. In 2.1 wird definiert was ein Nominalkompositum ist, und Erläuterungen zur Funktion werden gegeben. Danach, in 2.2, wird ein theoretischer Überblick über die deutsche und schwedische Kompositionsfreudigkeit gegeben, bevor ein Ansatz zur Definition von Kulturspezifik in 2.3 gemacht wird. Der letzte Teil dieses Kapitels, 2.4, präsentiert die übersetzungsstrategischen Kategorien, die für sowohl die quantitative als auch die qualitative Analyse fundamental sind.

2.1 Das Nominalkompositum

In den folgenden Abschnitten werden Definitionen von dem Begriff Nominalkompositum aufgestellt und erläutert.

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2.1.1 Definitionen zu den Formen der Nominalkomposita

Die einfachste Definition des Nominalkompositums wäre, dass es eine Zusammensetzung (Komposition) von Nomen ist. Dabei können zwei oder mehrere Nomina zusammengesetzt sein. Inghult (2000:15) definiert ein Nominalkompositum als Substantiv + Substantiv. Das ist auch die grundlegende Form der Nominalkomposita; sie sind binär gegliedert, sind durch die Stabilität der Wortstruktur gekennzeichnet, die Konstituenten werden zusammengeschrieben (mit oder ohne Bindestrich), und sie sind morphologisch und syntaktisch untrennbar (Fleischer/Barz 2012:127). Jeder Teil des Kompositums könnte selbständig in einem Text verstanden werden. Ein Beispiel ist das Nominalkompositum Kaffeehaus. Der am häufigsten vorkommende Subtyp, so Inghult (2000:15), ist die determinative Zusammensetzung, in der das Zweitglied das Hauptnomen ist, und das Erstglied eine Bestimmung dazu ausmacht. Das Genus des Kompositums richtet sich nach dem Hauptnomen (das Kaffeehaus). Das Erstglied sagt etwas über das Zweitglied: ein Kaffeehaus könnte auch als „ein Haus, in dem man Kaffee trinken kann“ paraphrasiert werden. Die Relation zwischen den Konstituenten können unterschiedlich sein. Inghult (2000:16) bezeichnet die unten aufgezeichneten Relationen als häufig vorkommend:

Tabelle 1: Häufig vorkommende Relationen zwischen Konstituenten eines Nominalkompositums und Beispiele dazu

Relation Beispielwort Umschreibende Definition

Platz Kaffeehaus Haus in dem man Kaffee trinkt Material Stahlkonstruktion Konstruktion aus Stahl

Zweck Heimelektronik Elektronik für Zuhause

Zeit Herbstsemester Semester während des Herbstes Zugehörigkeit Parteifunktionär Funktionär, der der Partei angehört

Vergleich Ellbogengesellschaft Eine Gesellschaft, in der man die Ellenbogen benutzt, um voranzukommen

In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist die Bedeutung des Kontextes für die semantische Relation zwischen den Konstituenten, denn manchmal kann nur der Kontext entscheiden, welche Bedeutung einem Nominalkompositum zugeteilt werden sollte. In dem Satz „Ich stelle das Kaffeehaus in den Küchenschrank“ wird es deutlich, dass es sich nicht um ein Café handelt, sondern um eine Kaffeedose in der Form eines Hauses. Die semantische Relation ist jetzt vielmehr die des Zwecks (Haus für Kaffeeaufbewahrung). Laut Schlücker (2012:15) ist die Rolle des Kontexts besonders relevant in Hinblick auf die Frage, welche Prinzipien die Interpretation von neugebildeten Komposita steuern. In 3.2.1 wird die Bedeutung des Kontextes und Verständnismöglichkeiten von Neukompositionen weiter erläutert.

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Die oben erläuterten grundlegenden Formen des Nominalkompositums, gelten, wie von Fleischer/Barz (2012:127 ff.) erwähnt, nicht ohne Ausnahmen. Einige davon, die für die vorliegende Studie relevant sind, sollen in dem Folgenden näher erläutert werden. Es ist nicht auszuschließen, dass das Erstglied aus mehr als nur einem einfachen Nomen besteht, wie das Nominalkompositum Vier-Mächte-Status – eins von den in dieser Arbeit untersuchten Nominalkomposita. Dieses Nominalkompositum ist dreigliedrig, aber das erste Glied, das Rechenwort vier, steht als Bestimmung zum Mittleren Glied, Mächte. Die ersten beiden Glieder bilden zusammen die Bestimmung zum Hauptwort Status. Laut Fleischer/Barz (2012:127) handelt es sich um ein Phrasenkompositum. Mit der Terminologie von Liljestrand (1993:39) nennt man es ein Gruppenkompositum, und es hat eine konzentrierende Funktion. Mit dem Gruppenkompositum wird die Sprache effizienter als mit einer Umschreibung, wie z.B. „die gemeinsame Verantwortung der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs“. Viele Nominalkomposita sehen jedoch mehrgliedrig aus, obwohl sie nur aus zwei Gliedern bestehen (Liljestrand 1993:40). Das Wort Autobahnraststätte ist zweigliedrig, Autobahn + Raststätte.

Autobahn ist an sich zweigliedrig, Auto + Bahn, genauso wie Raststätte, Rast + Stätte, aber

als Ganzes ist Autobahnraststätte ein zweigliedriges determinatives Nominalkompositum, indem Raststätte das Hauptwort ist, und Autobahn die Bestimmung dazu. Es sollte also, trotz dem Anschein als ob es von mehreren Gliedern besteht, nicht als ein Gruppenkompositum angesehen werden.

Erstglieder in der Form des Infinitivs, oder in der Form des Verbstamms, sind laut Fleischer/Barz (2012:137) als Substantive aufzufassen, und Nominalkomposita dieser Art wurden in dieser Studie mit einberechnet. Ein Beispiel dafür wäre Hörsperre, wo das Erstglied Hör- ein Derivat von hören ist.

Wie oben erwähnt, können Nominalkomposita mit oder ohne Bindestrich auftreten. Besonders wenn Eigennamen als Erstglied vorkommen, tritt der Bindestrich auf, und dadurch wird das Kompositum aufgelockert, z.B. DDR-Bürger, Genex-Vertretung. Laut Scherer (2012:57–58) wird der wortinterne Bindestrich aber manchmal auch benutzt, um dem Leser die Identifikation der einzelnen Wortbestandteile zu erleichtern. Ein Beispiel aus dem für diese Arbeit zugrundeliegenden Textmaterial wäre das Wort Stasi-Einheit, das ohne den Bindestrich weniger transparent wäre. Der Bindestrich könnte aber nach Scherer (ebd.) auch eine Bedeutungshervorhebung bewirken. Diese Theorie ist für diese Studie wichtig, und wird in 3.2.3 weiterentwickelt.

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2.1.2 Komposition mit Funktion

Funktionen, die durch eine Nominalkomposition entstehen können, und die Bedeutung des Wortes beeinflussen, werden im Folgenden erläutert.

2.1.2.1 Das Nominalkompositum als semantisches Differenzierungsmittel

Es besteht in manchen Fällen die Möglichkeit, statt Wortkomposition ein Syntagma oder eine Umschreibung zu wählen. Die Semantik ändert sich aber demnach. Mit den Komposita wird „die dem Gegenstand als dauerndes begriffliches Merkmal anhaftende Qualität“ (Fleischer/Barz 2012:133) angegeben, mit den Syntagmen wird die augenblickliche Verwendung angegeben, z.B. Zollkontrolle (feste oder tägliche Kontrolle) bzw. Kontrolle, die vom Zoll ausgeführt wird (heute wird sie vom Zoll ausgeführt, an anderen Tagen vielleicht von der Polizei). So könnte ein Nominalkompositum als semantisches Differenzierungsmittel genutzt werden.

2.1.2.2 Ad-Hoc-Komposita

Nominalkomposita können nicht nur als semantisches Differenzierungsmittel verwendet werden, sie können auch eine Textfunktion erfüllen. Schlücker (2012:16) erklärt, wie ein Nominalkompositum manchmal nur in einem gewissen Zusammenhang entsteht, und zwar nur um als Kurzform auf diesen Zusammenhang zu verweisen, wie etwa in Zeitungsüberschriften und als Referenz zu konkreten, einzelnen Ereignissen, wie

British-Airways-Skandal. Solche Nominalkomposita werden als Ad-Hoc-Komposita (Gelegenheitsbildungen) bezeichnet (ebd.), und können auch kohärenz- und kohäsionsstiftend verwendet werden. Der Autor kann eine längere Diskussion mit einem einzigen eigenkomponierten Ad-Hoc-Kompositum zusammenfassen, oder an den Kontext anknüpfen. Als Beispiel dafür sei das Wort Büroärger erwähnt. An sich gibt das Wort nicht ausreichend Information, um die Semantik des Wortes zu verstehen. Aber in einem Zusammenhang, wo es darum geht, welche Gründe es für den Gedanken, eine Arbeitsstelle verlassen zu wollen, geben könnte, wäre die Bedeutung des Wortes Büroärger durchaus transparent. Ein Ad-Hoc-Kompositum wird selten lexikalisiert, und ist demnach auch schwieriger als etabliert anzusehen, obwohl es in seinem Kontext einen berechtigten Platz einnehmen kann und darf.

Es ist durchaus möglich, dass ein Nominalkompositum in einem gewissen Zusammenhang auch eine Ad-Hoc-Bedeutung annehmen kann. Downing (1977, in Schlücker 2012:16) nennt dies „deictic compund“, und meint, dass ein Kompositum in einem gewissen Zusammenhang referentiell interpretiert werden kann. Beispielsweise kann ein Apfelsaftstuhl

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in einem gewissen Zusammenhang, ein Stuhl, vor welchem ein Glas Apfelsaft steht, sein. Es geht dabei nicht um eine Benennung einer einzelnen Subklasse von Stühlen. Diese Theorie ist für meine Analyse von der Übersetzung von Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung, in 3.2.2.3, relevant. Magnusson (1986:16) berührt das Thema auch, und meint, dass bei einer Übersetzung manchmal das entsprechende Wort aus dem Wörterbuch fallen gelassen werden muss, und eine andere Übersetzung ad hoc gewählt werden muss, um beispielsweise einen ironischen Akzent oder eine andere Konnotation zu bewahren.

2.2 Die deutsche und schwedische Kompositionsfreudigkeit

Sowohl die deutsche als auch die schwedische Sprache sind nach Inghult (2000:15–16) kompositionsfreudige Sprachen, und die zusammengesetzten Substantive kommen sehr häufig vor. Ein deutsches Nominalkompositum entspricht sehr oft einem schwedischen und umgekehrt. Es besteht außerdem eine fast unbegrenzte Möglichkeit zu neuen Kombinationen, und gerade das macht diese Wortbildungsvariante besonders brauchbar. Sollte es kein passendes Wort geben, für das, was man ausdrücken möchte, so kann man ein eigenes „erfinden“. Solange es sich nicht mit einem in der Sprache schon etablierten Wort überschneidet, oder als semantisch inhaltslos und als unzureichend transparent vorkommt, sind die Möglichkeiten fast unendlich. Die determinative zweigliedrige Zusammensetzung, die in 2.1.1 erläutert wurde, ist die in der deutschen Sprache am häufigsten angewandte. Schlücker (2012:6) bezeichnet diese Zusammensetzung als „Normalfall der Komposition“. Auch in der schwedischen Sprache sieht man die Vorliebe für Wortbildungen der Sorte Substantiv + Substantiv, und laut Liljestrand (1993:39) sind die Nominalkomposita in ihren unterschiedlichen Varianten die im Schwedischen am häufigsten vorkommenden Komposita überhaupt.

Die Studie von Gaeta/Zeldes (2012: 214–215) zeigt, dass das mentale Lexikon eine große Rolle spielt, um ein Nominalkompositum korrekt interpretieren zu können. Gerade wegen der unendlichen Möglichkeit, zusammengesetzte Substantive bilden zu können, wäre es unmöglich, alle Nominalkomposita in einem Lexikon wiederzugeben. Aber durch unsere Fähigkeit, die wiederkehrenden syntaktischen Muster und die komplexen Verhältnisse zu erkennen, können wir die korrekte Interpretation der Wortbildungsbedeutung vorhersagen. Diese Fähigkeit, dürfte man voraussetzen können, funktioniert ähnlich in Sprachen mit ähnlicher Neigung zur Kompositionsfreudigkeit. Dass beide Sprachen, Deutsch und Schwedisch, in dieser Hinsicht ähnlich sind, erleichtert folglich auch das rein sprachliche Übersetzen der Nominalkomposita zwischen den Sprachen.

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2.3 Kulturspezifisch – einige Verständnismöglichkeiten

Zu erklären, was einen Begriff kulturspezifisch macht, ist nicht unkompliziert. Laut Koller (2011:168) drücken kulturspezifische Elemente unter anderem geografische, institutionelle und soziale Sachverhalte aus. Auch andere Wörter, die für eine Sprache sehr typisch sind und die kein komplettes oder direktes Äquivalent in anderen Sprachen haben, meint Koller (ebd.:179), sind als kulturspezifisch anzusehen. In diesem Zusammenhang erwähnt Koller das Wort Gemüt als Beispiel für ein kulturspezifisches deutsches Wort. Es gibt zwar teil-äquivalente Begriffe in anderen Sprachen. Auf Schwedisch könnte man das Wort mit gemyt übersetzen, laut Koller ist es aber zweifelhaft, ob das schwedische gemyt dasselbe Gemütsleben ist, wie das der Deutschen. Ein anderes Beispiel wäre das schwedische Wort “lagom”, was weder vom genauen Inhalt her oder vom Wort an sich ein direktes Äquivalent in anderen Sprachen findet.

Newmark (1988:95) nimmt eine deutliche Kategorisierung vor. Er teilt die kulturspezifischen Elemente in fünf Kategorien ein: Ökologie, Materielle Kultur, Soziale Kultur, Organisationen, Gesten und Gewohnheiten. Die Deutlichkeit in Newmarks Kategorisierung müsste als eine grobe Einteilung anzusehen sein, da es immer kulturspezifische Elemente gibt, die nicht ganz deutlich in eine Kategorie reinpassen, oder in mehrere Kategorien reinpassen würden. Diese grobe Kategorisierung war jedoch bei der ersten Filtrierung von DDR-kulturspezifischen Nominalkomposita in dieser Arbeit hilfreich.

Eine wasserdichte Kategorisierung von kulturspezifischen bzw. nicht-kulturspezifischen Wörtern ist also nicht unkompliziert. Besonders erschwerend ist dabei die persönliche Sichtweise eines jeden beim Betrachten eines Begriffes. Je enger das kognitive Perzeptions- und Verständnisfeld ist, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wort als kulturspezifisch angesehen werden kann. Wenn man nur die eigene Welt und das eigene Umfeld kennt, so kommen einem, höchst wahrscheinlich, Wörter aus anderen Kulturen fremd oder für die andere Kultur spezifisch vor. Hat man nie im Leben einen Trabant gesehen, und man tritt in das DDR-Museum herein und sieht ihn zum ersten Mal, so dürfte vorausgesetzt werden, dass man den Trabant als sehr spezifisch für die DDR-Kultur sieht. Ein kulturspezifisches Nominalkompositum wie DDR-Auto könnte für dieselbe Person eindeutig Trabant bedeuten, und die semantische Relation sei dann DDR-Auto = Trabant. Eine Person mit einem anderen Wissensfeld würde sich erstens bei dem Nominalkompositum DDR-Auto mehr als nur ein Trabant vorstellen, und zweitens wäre Auto nicht nur für die DDR-Kultur spezifisch. Ein DDR-Auto könnte ein Trabant sein, aber auch ein Wartburg oder ein

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Lada. Diese Autos waren nicht nur spezifisch für die DDR, sondern vielmehr für die osteuropäischen kommunistisch-sozialistischen Staaten zwischen Nachkriegszeit und Perestrojka-Zeit. Ferner muss die eine kulturspezifische Kategorisierung die andere nicht ausschließen. Das DDR-Auto kann spezifisch als aus der DDR-Kultur stammend verstanden werden, kann aber auch als aus der DDR-Kultur, als Teil einer osteuropäischen Nachkriegskultur, stammend verstanden werden. Also wäre das DDR-Auto kulturspezifisch für die DDR-Kultur aber auch für die osteuropäische Nachkriegskultur. Es gibt somit eine inhärente Komplexität des Begriffes „Kulturspezifika“.

Explizite und eindeutige theoretische Auslegungen zum Thema Kulturspezifika lassen sich nur schwer finden. Aber genau wie Rosell Steuer (2004:47–48) es beschreibt, sollte der Mangel an Einheitlichkeit nicht als ein Negativum gesehen werden, sondern gerade die Vielfalt und Heterogenität ist ein Zeichen der Lebendigkeit des Übersetzens. Rosell Steuer fasst einige deutschsprachige Beiträge zur kulturell bedingten Übersetzungsproblematik zusammen, und schlägt einige bei einer Kategorisierung hilfreichen Kategorieüberschriften fest. Zu diesen gehören unter anderem: das national und historisch Spezifische, ort- und zeitbezogene Determinanten, kulturelle Verschiedenheiten, kulturspezifische Realienbezeichnungen und kulturelle Markierungen. Der Gemeinsamkeitsfaktor für sämtliche Überschriften ist, dass es um die Schwierigkeit geht, sprachlich und kulturell Fremdes zu übertragen. Hier wird also festgestellt, dass es bei einer Übersetzung kulturspezifischer Ausdrücke meistens nicht nur um das rein sprachlich-linguistische oder nur um das rein inhaltliche geht, sondern vielmehr um beides. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang wäre der Begriff Volkskammer, der sich auf das ostdeutsche Parlament bezieht. Bei einer Übersetzung ins Schwedische stößt man auf zwei mit Kulturspezifik verbundene Probleme: 1. Lexikalisch gibt es keine Entsprechung, und ein neu erfundenes Nominalkompositum würde keinen Sinn geben, und 2. Es gibt keine direkte Entsprechung zur Volkskammer in der schwedischen Kultur; die Entsprechung, die am nächsten liegt, riksdag, hat nicht den gleichgroßen semantischen Umfang oder Inhalt. Wo aber die Grenze gezogen werden soll, welche Komponente es ist die es uns erlaubt einen Ausdruck oder Begriff als kulturspezifisch anzusehen, und nicht z.B. pragmatisch oder linguistisch spezifisch, ist nicht deutlich. Laut Aixelá (1996:57) ist alles in einer Sprache in einem Sinne oder anderen ein kulturelles Produkt. Ferner meint er, dass es eine Tendenz ist, die Elemente, die zur offenbaren Kultur einer Gesellschaft gehören, als kulturspezifisch zu kategorisieren. Bleibt es dabei wird jeder Übersetzer fortan an einer interkulturellen Kluft stehen bleiben, wo z.B. das was zur kulturellen Intuition gehört, nicht überbrückt wird. Aixela (ebd.) sieht es auch so, dass ein

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kulturspezifisches Element an sich selbst nicht existiert, sondern fängt an dem Punkt an zu existieren, wenn ein Konflikt zwischen einem Element in der Ausgangssprache und dem Nicht-Vorhandensein der Entsprechung in der Zielsprache entsteht. Folglich kann keine genaue Definition von „kulturspezifisch“ existieren, da die Problematik nur an der Stelle entsteht, wo es eine interkulturelle Kluft gibt. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang wäre noch einmal der Ausreiseantrag. Er ist nur in einem gewissen Zusammenhang kulturspezifisch, und nur in dem Moment, wo die semantisch und pragmatisch (und möglicherweise auch ideologisch) vollwertige Entsprechung in der anderen Sprache fehlt.

2.4 Zur Übersetzung von kulturspezifischen bzw. nicht-kulturspezifischen

Elementen

Der theoretische Hintergrund zu den insgesamt 14 Übersetzungsstrategien, die in der Analyse, Kapitel 3, herangezogen werden, ist das Thema der folgenden Abschnitte. Die Bezeichnungen der Übersetzungsstrategien, erscheinen in den Abschnitten 2.4.1–2.4.3 in Fettdruck.

2.4.1 Kommunikative Übersetzung

Das Ziel aller Übersetzung ist es, einen Inhalt und/oder eine Botschaft eines Ausgangstexts durch den Zieltext für den Leser verständlich und zugängig zu machen. Newmark (1981, in Munday 2016:71) verlässt den Gedanken der absoluten Äquivalenz, und befürwortet stattdessen das kommunikative Übersetzen. Es sollte das Ziel sein, denselben Effekt beim Leser des Zieltexts zu erzielen wie beim Leser des Ausgangstexts. Das Übersetzen sollte auf das Ziel eingerichtet sein, nicht zuletzt, wenn der zu übersetzende Text „is out of space and time“ (ebd.). Nach Newmark sollte der Fokus des Übersetzens auf den Empfänger sein. Die Form der Ausgangssprache sollte respektiert werden, aber die Norm der Zielsprache ist der Norm der Ausgangssprache übergeordnet. Das könnte bedeuten, dass eine Struktur oder eine Semantik des Ausgangstexts ganz oder teilweise zerbrochen werden muss, der Kommunikation halber. Newmark (ebd.:73) befürwortet aber auch, dass in den Fällen, wo eine wörtliche Übersetzung vorgenommen werden kann, so hat sie Vorrang. Die wörtliche Übersetzung entspricht in dieser Arbeit die Kategorie lexikalische Übersetzung. Vinay/Darbelnet (1995:33ff., 94, 2004:128– 137, in Munday 2016:89ff.) bezeichnen diese Strategie der direkten Übersetzung als „literal translation“ oder ‚Wort-für-Wort-Übersetzung‘. Keine Veränderungen werden vorgenommen, und ein hoher Grad von Bedeutungsinhalt sei damit bei der Überführung in die andere Sprache erhalten.

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2.4.2 Kategorisierungen nach dem Grad der interkulturellen Manipulation

Bei der Kategorisierung von den Übersetzungsstrategien der Nominalkomposita, und besonders von den kulturspezifischen, wurde primär dem Modell von Aixelá (1996:60–65) gefolgt. Das Modell erleichtert die methodologische Effizienz, gibt aber auch einen Eindruck davon, in welchem Ausmaß eine interkulturelle Manipulation bei dem Übersetzen unternommen worden ist. Das gibt die Möglichkeit, Übersetzungstendenzen zu entdecken und Muster zu erkennen. Aixelá betont, dass die Kategorisierung der Methodik dient, und dass eine Zuordnung zu einer Kategorie nicht die Zuordnung zu einer anderen ausschließt; die Verfahrensweisen können kombiniert werden. Im selben Text muss unter Umständen ein kulturspezifischer Ausdruck manchmal auf eine Weise übersetzt werden, manchmal auf eine andere Weise. Die Kategorien von Aixelá (ebd.) sind als graduell anzusehen, und sie werden nach dem Grad der interkulturellen Manipulation geordnet, vom geringsten bis zum höchsten Grad von Manipulation:

Unveränderte Entlehnung – Das Original wird weitestmöglich bei der Übersetzung

beibehalten. Diese „respektvolle“ Strategie zielt darauf hin, das Exotische oder Unübersetzbare beizubehalten. Zu dieser Kategorie gehören die meisten Toponyme, wie z.B.

Berlin.

An die Zielkultur angepasste Entlehnung – Diese Strategie umfasst Transkription und

Transliteration und kommt vor allem vor, wenn der Originalausdruck in einer Sprache mit einem anderen Alphabet ausgedrückt werden soll. Als Beispiel ist Berjoska eine an die Zielkultur angepasste Entlehnung von Берёзка (auf Russisch: kleine Birke).

Lehnübersetzung – Es wird eine bereits in der Zielsprache etablierte Übersetzung verwendet,

oder die linguistische Transparenz des kulturspezifischen Ausdrucks veranlasst eine denotativ naheliegende Version der Zielsprache. Anhand dieser ist es leicht zu erkennen, dass diese Version zur kulturellen Sphäre der Ausgangssprache gehört. In diesem Zusammenhang illustrativ ist das schwedische politbyrå als Lehnübersetzung von Politbüro.

Extratextuelle Anmerkung – Der Übersetzer verwendet eine von den oben erwähnten

Strategien, hält es aber für nötig eine weitere Erklärung zu geben. Gleichzeitig hält der Übersetzer es nicht für angemessen, die Anmerkung als Teil des Texts einzufügen, sondern sie wird beispielsweise in Klammern oder als Fußnote angegeben. Es kann wie folgt aussehen: “Genossen und Jugendfreunde” (Genosse ung. partikamrat).

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Intratextuelle erklärende Übersetzung – Sie gleicht der vorigen Strategie, aber die

Erklärung wird als Teil des Zieltexts mit einbezogen. Diese Strategie verhindert, dass das Lesen unterbrochen wird, und zielt darauf hin implizites Wissen oder Konnotationen explizit zu machen. Implizites Wissen kann für den Leser der ausgangssprachlichen Kultur vollkommen klar hervorgehen, der Leser der zielsprachlichen Kultur braucht aber eventuell die Hilfe einer Erklärung, um das Implizite erkennen zu können. Z.B. müsste das

Schöneberger Rathaus auf Schwedisch als rådhuset i stadsdelen Schöneberg umschrieben

werden. Dass Schöneberg ein Stadtteil ist, müsste für den schwedischen Leser explizit gemacht werden.

Synonymie – Die Strategie ist stilistisch bedingt, und erlaubt eine variierte Übersetzung eines

kulturspezifischen Begriffs innerhalb eines Texts. Beispielsweise wäre es durchaus möglich, beim Übersetzen ins Schwedische den Namen Stasi an einer Stelle als unübersetzt zu behalten, aber an einer anderen, ihn mit säkerhetspolisen zu übersetzen. Diese Kategorie ist als eine Mischkategorie anzusehen, da sich die unterschiedlichen synonymen Übersetzungsvarianten in die anderen Kategorien einordnen lassen.

Begrenzte Universalisierung – Ein kulturspezifischer Ausdruck wird als allzu unklar für den

Empfänger angesehen, und es gibt einen Ersatzausdruck mit derselben Bedeutung. Der Ersatzausdruck sollte zu der Kultur des Ausgangstexts gehören, jedoch für den Leser des Zieltexts leichter zu verstehen sein. Valuta-Mark lässt sich dementsprechend mit dem für den schwedischen Empfänger besser verständlichen Ausdruck D-Mark ersetzt.

Absolute Universalisierung – Die Situation ist dieselbe, wie bei der begrenzten

Universalisierung, aber es wird eine für die Zielkultur besser erkannte oder neutrale Referenz gewählt. So könnte die Volkspolizei mit polisen ersetzt werden.

Naturalisierende Adaptation – Bei diesem Verfahren wird etwas aus der Ausgangskultur

durch ein ähnliches Konzept in der Zielkultur ersetzt. Z.B. dürfte S-Bahn mit pendeltåg ersetzt werden können. Durch diesen Eingriff findet eine Anpassung an die Zielkultur statt. Wenn der kulturspezifische Ausdruck für das Textverständnis irrelevant ist und die Lesebequemlichkeit des Zieltextempfängers dadurch verbessert wird, könnte dieser Eingriff motiviert sein.

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Auslassung – Bei der Strategie der Auslassung fällt entweder ein Teil der Benennung oder

auch die gesamte Realie aus. Sie nähert sich der Methodik der Bearbeitung, und ist laut Aixelá nur zu verwenden, wenn der Übersetzer den kulturspezifischen Ausdruck als nicht akzeptabel erachtet „on ideological or stylistic grounds“ (1996:64).

Einfügung – Auch bei der Einfügung findet ein Eingriff in den Ausgangstext statt, dieser

führt aber nicht zu dem Wegfall von Information oder Lokalkolorit. Zusätzliche Information wird gegeben und somit wird, ähnlich wie bei der extratextuellen Anmerkung oder der intratextuellen erklärenden Übersetzung, der kulturspezifische Begriff erklärt oder verdeutlicht. Z.B. könnte Volkskammer mit det östtyska parlamentet übersetzt werden. Bei dieser Übersetzung wird durch das Attribut eine zusätzliche Information gegeben.

Die Sprachen, die Aixelá bei seiner Kategorisierung verwendet, sind Spanisch im Vergleich zu Englisch. Sein Modell ist jedoch nicht ausschließlich auf diese Sprachen verwendbar, es ist an sich nicht sprachspezifisch. Interkulturell befinden sich die Sprachen Spanisch und Englisch in der entsprechenden Nähe aneinander, wie die Sprachen, die für diese Arbeit aktuell sind, d.h. Deutsch und Schwedisch. Genau wie die spanische Kultur und die englische Kultur sich beide in binneneuropäischer Nähe befinden, so ist es bei Deutsch im Verhältnis zu Schwedisch ähnlich. Aixelá (1996:64) schließt nicht aus, dass es weitere Strategien geben kann, die oben aufgeführten seien aber die hauptsächlichen.

Anstatt einer graduell zunehmenden Auflistung der unterschiedlichen Strategien zur Übersetzung von kulturspezifischen Ausdrücken beruht Pedersens (2005:4) Modell auf einer Einteilung in zwei hauptsächlichen Übersetzungsrichtungen: die Ausgangstext-orientierte und die Zieltext-orientierte. In der Ausgangstext-orientierten Übersetzungsrichtung befinden sich laut Pedersen (2005:4) drei Unterkategorien: „Erhaltung“ (Retention), „Verdeutlichung“ (Specification) und „Direkte Übersetzung“ (Direct Translation). Auch innerhalb der Zieltext-orientierten Übersetzungsrichtung gibt es drei Unterkategorien: „Generalisierung“ (Generalisation), „Ersatz“ (Substitution) und „Auslassung“ (Omission). Mit Aixelás Liste der Übersetzungsstrategien frisch in Erinnerung kann festgestellt werden, dass die Ausgangstext-orientierten Übersetzungsstrategien von Pedersen den ersten Strategien auf Aixelás Liste sehr ähnlich sind, und dass die Zieltext-orientierten den letzten von Aixelás Strategien sehr ähnlich sind. Daher kann angenommen werden, dass der Ansatz zur Kategorisierung und die Sichtweise des Vorangehens an die Übersetzung von kulturspezifischen Ausdrücken, mit der Ausnahme von Detailunterschiede, etwa die gleichen sind. Im Grunde geht es darum, ob man

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entweder das Kulturspezifische behält, anpasst oder, ganz am anderen Ende der Skala, auslässt.

2.4.3 Weitere Kategorisierungsmöglichkeiten

Die schon erläuterten Modelle bieten weitgehende Möglichkeiten zur Kategorisierung. Zwei weitere Möglichkeiten, die für die vorliegende Arbeit von Bedeutung waren, sind die Kategorien der definitorischen Paraphrase und kontextuellen Paraphrase. Bei der

definitorischen Paraphrase handelt es sich um eine erklärende Beschreibung des

kulturspezifischen Begriffs, ohne dass dieser dabei genannt wird. Der semantische Inhalt des ausgangssprachlichen Ausdrucks wird sozusagen übertragen (Kujamäki 2004:922). Durch die Paraphrase erhält der Zieltextleser mehr Informationen als dies bei einer Lehnübersetzung oder unveränderten Entlehnung der Fall gewesen wäre. Möglicherweise könnten aber die kulturspezifischen Nuancen dabei verloren gehen. Bei der kontextuellen Paraphrase, die von Newmarks (1981, in Munday 2016:71) Strategie der kommunikativen Übersetzung ausgeht, handelt es sich um Nominalkomposita, die aus kontextuellen Gründen bei der Übersetzung umgeschrieben wurden, um durch diese Paraphrasierung die adäquatere Bedeutung zu liefern.

3 Analyse

Die Ergebnisse der Analyse sind in zwei Hauptteilen gegliedert. Der erste Teil, 3.1, zeigt das Resultat der quantitativen Analyse, und es wird durch das Vorlegen von Statistik angefangen die Fragestellung zu beantworten, wie die Gesamtheit der Nominalkomposita des Ausgangstexts ins Schwedische übersetzt werden, und wie das Muster aussehen kann. Sowohl die Anteile der etablierten bzw. nicht-etablierten Nominalkomposita als auch das Einordnen in den unterschiedlichen übersetzungsstrategischen Kategorien werden vorgelegt. Der zweite Teil, 3.2, mit dem Resultat der qualitativen Analyse, zeigt Tendenzen, die bei der quantitativen Analyse gefunden wurden, und es wird die Erläuterung der Frage, inwiefern sich die Übersetzungsstrategien bei den kulturspezifischen Nominalkomposita von den Übersetzungsstrategien bei den allgemeinen unterscheiden, fortgeführt.

3.1 Die quantitative Analyse der Nominalkomposita

In dieser Arbeit bezieht sich Nominalkomposita auf die zwei- oder mehrgliedrig zusammengesetzten Nomina, entweder zusammengeschrieben oder durch Bindestrich

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zusammengefügt, nach den in 2.1.1 festgestellten Definitionen. Es folgt nun die Zusammenstellung der quantitativen Analyse und einige Beobachtungen dazu.

3.1.1 Frequenz der Nominalkomposita nach den Kriterien der Kulturspezifik

In dem Ausgangstext wurden insgesamt 312 Nominalkomposita identifiziert. Von den 312 wurden 87 nach den in 1.2.3.2. festgestellten Parametern als DDR-kulturspezifisch definiert. Das bedeutet, dass etwa 28 Prozent der Nominalkomposita DDR-kulturspezifisch sind, ein hoher Anteil, den man aber erwarten kann, da die Thematik des Texts durchaus DDR-kulturspezifisch ist. Die Anzahl der Nominalkomposita mit doppelter Semantik oder zusätzlicher Konnotation (z.B. Jugendfreund, Krankenschein, vgl. 1.2.3.2) beträgt 12. Diese Verteilung zeigt Tabelle 2.

Tabelle 2: Anzahl der Nominalkomposita und Anteil der Kulturspezifischen bzw. der mit doppelter Bedeutung.

Anzahl Anteil

Nominalkomposita insgesamt 312

Anteil der DDR-kulturspezifischen Nominalkomposita 87 28 % Anteil der Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung 12 4 %

Durch die Identifizierung von den etablierten konnten die nicht-etablierten ausgesondert werden. Die Anzahl dieser ist insgesamt 43, davon sind 22 unter den Kulturspezifischen zu finden, 21 unter den Nicht-kulturspezifischen. Etwa die Hälfte der nicht-etablierten Nominalkomposita sind Kulturspezifische, die andere Hälfte sind Allgemeine. Diese Verteilung wird in Tabelle 3 gezeigt.

Tabelle 3: Anzahl der in der Ausgangssprache etablierten/nicht-etablierten Nominalkomposita und Anteil der DDR-Kulturspezifischen bzw. Allgemeinen davon.

Anteil

Nominalkomposita insgesamt 312

Etabl. Nominalkomposita insgesamt 269 86 % Anteil

Nicht-etabl. Nominalkomposita

insgesamt 43 14 %

Anzahl der Kulturspezif.

davon 22 51 %

Anzahl der Allgemeinen

davon 21 49 %

Es wurde demnach festgestellt, wie groß der Anteil der deutschen Nominalkomposita ist, die eine lexikalische oder auf Korpusbasis etablierte Entsprechung in der Zielsprache Schwedisch haben bzw. nicht haben. Von den insgesamt 312 Nominalkomposita im Ausgangstext haben 210 eine lexikalische oder auf Korpusbasis etablierte Entsprechung auf Schwedisch. Nur

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einzeln vorkommend wurden diese anders als mit der direkten lexikalischen Entsprechung übersetzt, und zwar in den Fällen wo eine Umschreibung oder Umformulierung zur besseren textuellen Kohäsion beigetragen hat, oder wo der Kontext eine andere Übersetzung als die lexikalische hervorgerufen hat. Dies folgt der Theorie der kommunikativen Übersetzung von Newmark (1981), in 2.4.1 erläutert. 102 von den deutschen Nominalkomposita insgesamt haben also keine lexikalische oder auf Korpusbasis etablierte Entsprechung auf Schwedisch, und von denen sind 61 DDR-kulturspezifisch und 41 sind nicht-DDR-kulturspezifisch. Durch die Statistik wird deutlich, dass es nicht ausschließlich die DDR-kulturspezifischen sind, die eine andere Übersetzung als die direkte lexikalische verlangen, sondern, dass es ein Drittel von allen deutschen Nominalkomposita im Ausgangstext sind, die bei der Übersetzung mehr Fürsorge brauchen, um im Zieltext die äquivalente Bedeutung hervorbringen zu können. Denkbare Gründe dazu werden in 3.2. gegeben.

Tabelle 4: Anzahl der Nominalkomposita der Ausgangssprache mit/ohne etablierte Entsprechung in der Zielsprache, und Anteil der DDR-Kulturspezifischen bzw. Allgemeinen von denen die keine etablierte Entsprechung in der Zielsprache haben.

Anteil

Nominalkomposita insgesamt 312

Etablierte Entsprechung in der Z.S. 210 67 % Anteil

Keine etablierte Entsprechung in der

Z.S. 102 33 % Anzahl der Kulturspezif. davon 61 60 %

Anzahl der Allgemeinen davon 41 40 %

Eine Sonderstellung nehmen die Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung ein. Die Semantik dieser hängt sowohl von den Vorkenntnissen des Empfängers, wie das von Aixelá (1996:57) als „kulturelle Intuition“ bezeichnete kulturelle Gefühl, als auch vom Kontext ab. Genau wie Kollers (2011:179) Beispielwort Gemüt, in 2.3 erläutert, sind manche Wörter oft von der Bedeutung her reichhaltiger als man beim ersten Anblick denken würde. 12 solche Nominalkomposita wurden im Ausgangstext identifiziert (Tabelle 2), und davon sind 3 nicht-etabliert auf Deutsch und 4 nicht-nicht-etabliert auf Schwedisch. Der größere Anteil dieser Komposita ist also in beiden Sprachen etabliert. Das zeigt aber nur, dass die eine Bedeutung lexikalisch etabliert ist (z.B. Jugendfreund ist als barndomsvän etabliert). Sämtliche haben mindestens noch eine Bedeutungsebene, die nicht lexikalisiert ist. Das bedeutet, dass sie eigentlich nicht wie die anderen kategorisiert werden können, es sei denn, man gebe ihnen eine eigene Kategorie der Bedeutung mit undefinierbaren Grenzen.

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Die Einordnung der drei Hauptgruppen der Nominalkomposita (DDR-kulturspezifisch, allgemein oder mit doppelter Bedeutung) in den unterschiedlichen übersetzungsstrategischen Kategorien wird im Folgenden erläutert.

3.1.2 Frequenz der Nominalkomposita nach übersetzungsstrategischen Kriterien

Bei der Untersuchung der Übersetzungsstrategien liegen sowohl Aixelás Kategorisierung nach dem Grad der interkulturellen Manipulation von kulturspezifischen Elementen (1996) als auch Newmark (1981, in Munday 2016), Vinay/Darbelnet (1996, in Munday 2016) und Kujamäki (2004) zu Grund für die quantitative Einteilung (vgl. 2.4). Da die vorliegende Analyse nicht nur die kulturspezifischen Nominalkomposita miteinbezieht, sondern sämtliche Nominalkomposita des Ausgangstexts, wurden die drei weiteren Kategorien an Aixelás 11 Kategorien der interkulturellen Manipulation hinzugefügt. Es folgt die Übersicht und Erläuterung zu der Einteilung in die 14 Kategorien.

Tabelle 5: Ergebnis der analytischen Kategorisierung der DDR-kulturspezifischen Nominalkomposita

DDR-kulturspezifische Nominalkomposita Anzahl Anteil

Unveränderte Entlehnung 5 6 %

An die Zielkultur angepasste Entlehnung 1 1 %

Lehnübersetzung 29 33 %

Lexikalische Übersetzung 17 20 %

Extratextuelle Anmerkung 5 6 %

Intratextuelle erklärende Übersetzung 3 3 %

Definitorische Paraphrase 28 32 % Synonymie 8 9 % Begrenzte Universalisierung 1 1 % Absolute Universalisierung 5 6 % Naturalisierende Adaption 1 1 % Auslassung 0 0 % Einfügung 1 1 % Kontextuelle Paraphrase 3 3 %

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Tabelle 6: Ergebnis der analytischen Kategorisierung der allgemeinen Nominalkomposita

Allgemeine Nominalkomposita Anzahl Anteil

Unveränderte Entlehnung 5 2 %

An die Zielkultur angepasste Entlehnung 0 0 %

Lehnübersetzung 6 3 %

Lexikalische Übersetzung 152 71 %

Extratextuelle Anmerkung 2 1 %

Intratextuelle erklärende Übersetzung 1 0 %

Definitorische Paraphrase 9 4 % Synonymie 19 9 % Begrenzte Universalisierung 0 0 % Absolute Universalisierung 0 0 % Naturalisierende Adaption 1 0 % Auslassung 1 0 % Einfügung 0 0 % Kontextuelle Paraphrase 33 15 %

Alle 312 Nominalkomposita des Ausgangstexts wurden ihrer Übersetzung nach in die übersetzungsstrategischen Kategorien eingeordnet. Einige Nominalkomposita ließen sich nicht eindeutig in nur eine von den Kategorien einordnen, sondern wurden mehrfach kategorisiert. So ist z.B. das Wort Berjoska-Laden sowohl eine an die Zielkultur angepasste Entlehnung als auch eine Lehnübersetzung. Diese mehrfache Kategorisierung erklärt, wieso die Summe der prozentuellen Anteile nicht 100 ist. Die prozentuellen Anteile dienen trotzdem den Zweck der Übersicht, um Tendenzen erkennen zu können. Tabelle 5 zeigt die Kategorieneinteilung der insgesamt 87 DDR-kulturspezifischen Nominalkomposita und der prozentuelle Anteil der Nominalkomposita jeder Kategorie in Verhältnis zur Gesamtheit dieser. Tabelle 6 zeigt die Kategorieneinteilung der insgesamt 213 allgemeinen Nominalkomposita und der prozentuelle Anteil der Nominalkomposita jeder Kategorie in Verhältnis zur Gesamtheit dieser. Die graduelle Steigerung, von keiner interkulturellen Manipulation (in den Tabellen 5 und 6 ganz oben) bis zu einer stark ausgeprägten interkulturellen Manipulation (in den Tabellen 5 und 6 ganz unten) nach Aixelás (1996) Modell, und von Ausgangstext-orientiert bis Zieltext-orientiert nach Pedersens (2005) Übersetzungsrichtungen (vgl. 2.4.2), wurde, beim Einordnen der zusätzlichen drei Kategorien in die Skala, beibehalten. In beiden Tabellen wurde die mittlere Kategorie markiert, um eine Scheidelinie zu zeigen. Die Kategorien über der Scheidelinie sind die Kategorien des

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geringeren Grades der interkulturellen Manipulation, die Kategorien unter der Linie die des höheren Grades. Die Ausnahme ist die Kategorie ‚kontextuelle Paraphrase‘, die eher von situativen Erwägungen ausgeht. Zu dieser Kategorie gehört das Wort Jugendtagen in Beispiel (1), was rein sprachbildungsmäßig mit ungdomsdagar hätte übersetzt werden können, im Kontext aber durch die Paraphrasierung die adäquatere Bedeutung liefert.

(1) Beim »Jugendfreund« wird der Bundesdeutsche an einen Freund aus fernen

Jugendtagen gedacht haben. [S. 76]

En västtysk skulle ha förknippat “Jugendfreund” (barndomsvän) med en vän

från forna tider.

Die Kategorie ‚lexikalische Übersetzung‘, von Vinay/Darbelnet (1995) und Newmark (1981) ausgehend (vgl. 2.4.1), in den Tabellen 5 und 6 auf Platz 4 von oben, bezieht sich auf die interkulturell unmanipulierte ‚Wort-für-Wort-Übersetzung‘. Es ist vorauszusetzen, dass die meisten lexikalisch etablierten Nominalkomposita wörtliche Übersetzungen sind. Das zeigt auch die Statistik dieser Untersuchung, die in Tabelle 6 veranschaulicht wird (71 % der allgemeinen Nominalkomposita wurden in diese Kategorie eingeordnet). Die Statistik bestätigt zudem Newmarks (1981, in Munday 2016:71) These, dass die wörtliche Übersetzung immer Vorrang hat. Die Kategorie ‚lexikalische Übersetzung‘ liegt der Kategorie ‚Lehnübersetzung‘ sehr nahe. Auch bei der Lehnübersetzung handelt es sich um eine ‚Wort-für-Wort-Übersetzung‘, nur der Unterschied könnte gegebenenfalls darin bestehen, dass man anstatt einer in der Zielsprache etablierten Übersetzung eine denotativ naheliegende Version der Zielsprache verwendet, oder eine dem Zweck des Verständnisses gönnende Übersetzung vornimmt. Die beiden folgenden Nominalkomposita in Tabelle 7 müssten das Erkennen vom manchmal haardünnen Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien etwas erleichtern können. Das Wort politbyrå wurde nur des kulturspezifischen Kontexts halber wörtlich lehnübersetzt, und würde in einem rein schwedischen Kontext wenig Sinn ergeben, während die wörtliche und lexikalische Übersetzung flygplats durchaus ohne den kulturspezifischen Kontext Sinn gibt.

Tabelle 7: Wörtervergleich zwischen den Übersetzungskategorien ’lexikalische Übersetzung‘ und ‚Lehnübersetzung‘

Lexem Nomen 1 Nomen 2 Übersetzung Nomen 1 Nomen 2 Lexikalische Entsprechung

Flugplatz Flug- Platz flygplats flyg- plats flygplats

Politbüro Polit(ik)- Büro politbyrå polit(ik)- byrå verkställande politiskt utskott

Bei der Kategorisierung wurden die kulturspezifischen Nominalkomposita in höherem Maße in die Kategorie ‚Lehnübersetzung‘ eingeordnet, obwohl einige davon lexikalisch etabliert

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sind. Der Grund dafür ist, das in Tabelle 7 Veranschaulichte: sie tragen einen höheren Anteil an kulturspezifischen direktübersetzten semantischen Inhalt mit sich als die nicht-kulturspezifischen und lexikalisch etablierten. Die Letzteren, wurden folglich in höherem Maße in die Kategorie ‚lexikalische Übersetzung‘ eingeordnet. Die Kategorie ‚lexikalische Übersetzung‘ beinhaltet daher fast ausschließlich nicht-kulturspezifische Begriffe/Nominalkomposita. Das relative Übergewicht an Einträgen in diesen beiden Kategorien bestätigt auch die Theorie der Kompositionsfreudigkeit der beiden Sprachen, wie von Inghult (2000:15) beschrieben. Ein deutsches Nominalkompositum kann rein sprachlich gesehen meistens wörtlich übersetzt werden, und in einem schwedischen Nominalkompositum resultieren.

Tabelle 8: Ergebnis der analytischen Kategorisierung der Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung

Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung Anzahl Anteil

Unveränderte Entlehnung 2 17 % Lehnübersetzung 3 25 % Lexikalische Übersetzung 4 33 % Extratextuelle Anmerkung 1 8 % Synonymie 1 8 % Kontextuelle Paraphrase 2 17 %

Tabelle 8 zeigt die Kategorieneinteilung der 12 Nominalkomposita mit doppelter Bedeutung. Die statistische Unterlage ist bei dieser Kategorie möglicherweise zu klein, um das Material weiter zu benutzen, und um weitgehende Tendenzen erkennen zu können. Sie wird aber gezeigt, hauptsächlich um Transparenz der Methodik zu bieten. Diese begrenzte Statistik dient auch zur Illustration von den Strategien, die genutzt werden, wenn eine Übersetzung die doppelte Bedeutung auch in dem Zieltext behalten sollte. Wie in 3.1.1 erläutert, findet man ein Übergewicht in den beiden Kategorien der mehr wörtlichen Übersetzung (lexikalische Übersetzung und Lehnübersetzung). Dies zeigt aber nur die halbe Wahrheit, denn sämtliche haben mindestens noch eine Bedeutungsebene, die nicht lexikalisiert ist. Möglicherweise kann eine weitere Bedeutungsebene erkannt werden durch das, was Gaeta/Zeldes (2012:214– 215) als mentales Lexikon bezeichnet. Das mentale Lexikon lässt uns komplexere Verhältnisse, und nicht nur die oberflächlich sichtbaren, erkennen. Weiteres dazu in der qualitativen Analyse, die nun folgt.

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3.2 Eine qualitative Analyse der Übersetzbarkeit

Der zweite Teil der Analyse, und zwar der qualitative Teil, gründet sich in den quantitativen Zusammenstellungen, die in 3.1 vorgelegt wurden. Hier werden Tendenzen, die bei der qualitativen Analyse gefunden wurden, näher erläutert. In 3.2.1 geht es um Tendenzen und Möglichkeiten bezüglich der Übersetzung von etablierten bzw. nicht-etablierten Nominalkomposita, und die Bedeutung der Kulturspezifik für die Möglichkeit zur direkten Neukomposition bei der Übersetzung dieser. In 3.2.2 wird auf Übersetzungstendenzen bei den drei Hauptkategorien der Nominalkomposita (Allgemeine, DDR-kulturspezifische oder mit doppelter Bedeutung) näher eingegangen, und danach folgt 3.2.3 mit einem Exkurs über bedeutungstragende Einheiten wie der Bindestrich und das Leerzeichen.

3.2.1 Tendenzen zur Übersetzung der etablierten bzw. nicht-etablierten

Nominalkomposita und die Neigung zu Neukompositionen

Von den insgesamt 312 Nominalkomposita im Ausgangstext konnte etwa für zwei Drittel eine etablierte direkte nominalkompositorische Entsprechung in der Zielsprache gefunden werden. Das könnte vielleicht so interpretiert werden, dass die schwedische Sprache allgemein um ein Drittel weniger zur Nominalkomposition geneigt ist, und dass eine andere Übersetzungsstrategie als die wörtliche Nominalkomposition verlangt wird. Laut Inghult (2000:15) ist das aber, wie in 2.2 erläutert, nicht der Fall. Stattdessen könnte es in die Richtung zeigen, dass das Thema des Texts, d.h. ein sehr DDR-kulturspezifisches Thema diesen geringeren Anreiz zur Nominalkomposition in der Zielsprache erklärt. Die Tatsache, dass sich Nominalkomposita in der deutschen Sprache so einfach und unkompliziert bilden lassen, wie von Schlücker (2012:6) stipuliert (vgl. 2.2), wäre ein Grund für die höhere Kompositionsfreudigkeit im Ausgangstext. Auch die Tatsache der fast unendlichen Möglichkeiten, neue oder alternative Semantik oder Pragmatik durch die Nominalkomposita ausdrücken zu können, wie von Fleischer/Barz erwähnt (2012:133), wäre ein Grund der Neigung zu Nominalkomposita in Form von Neukompositionen im Ausgangstext. Je größer aber die Kulturkluft in der Thematik (DDR-Kultur vs. schwedische Kultur), umso schwieriger ist es, die in der schwedischen Sprache etablierten nominalkompositorischen Entsprechungen zu finden, und umso schwerer werden auch direkte Lehnübersetzungen, die die gesamte Semantik und Pragmatik übertragen, gebildet. Diese Annahme wird in der Studie von Rosell/Steuer (2004:47) erläutert. Je weiter die Kluft zwischen dem Sprachlichen und dem Kulturellen ist, umso schwieriger wird die direkte Übertragung – eine Annahme, die durch die

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Zahlen der vergleichenden Statistik in dieser Arbeit gestärkt wurde. Sondert man die DDR-kulturspezifischen Neukompositionen im Ausgangstext aus, fällt auf, dass es sich hauptsächlich um Nominalkomposita handelt, wo die einzelnen Teile des Kompositums durchaus etabliert sind, die Komposition aber a) einen größeren semantischen Inhalt vermittelt als ein etabliertes Wort vermitteln kann, z.B. Valuta-Kultur, oder b) durch die Zusammensetzung sowohl einen größeren semantischen Inhalt vermittelt als auch durch die stilistische Umhüllung von Eleganz/Ironie/Humor, die vom Empfänger der deutschsprachigen Kultur gespürt werden kann, eine Bedeutungsnuance zuführt, z.B. Kehlkopf-Wende. Gerade diese Bedeutungsnuance zeigt sich aber als schwierig an den Empfänger des Zieltexts in der Form eines Nominalkompositums zu übertragen. Gerade beim Wort Kehlkopf-Wende würde eine wörtliche Lehnübersetzung keinen Sinn geben. Erstens kann das Wort Wende nicht einfach mit vändpunkt o.ä. übersetzt werden, da der semantische Inhalt des Wortes Wende viel größer als vändpunkt ist. Ferner würde das Wort struphuvudsvändpunkt gar keinen Sinn ergeben. Dieses Nominalkompositum muss unbedingt bei der Übersetzung ins Schwedische paraphrasiert werden. Das Wort Kehlkopf-Wende wurde somit im Zieltext durch eine definitorische Paraphrase übersetzt, siehe Beispiel (2).

(2) Diese Kehlkopf-Wende ist längst wieder auf dem Rückmarsch. [S. 79]

Denna återföreningsanpassning av språket har sedan länge gjort reträtt.

Diese schwierige Unüberführbarkeit der Bedeutungsnuancen in eine andere Sprache erklärt zusätzlich die höhere Anzahl der kulturspezifischen Nominalkomposita, die keine direkte nominalkompositorische Entsprechung in der Zielsprache haben. Der Anteil beträgt etwa 60 Prozent. Ein weiteres illustratives Beispiel in diesem Zusammenhang ist das Wort

Volkspolizei. Die Übersetzung folkpolis würde dem Empfänger des Zieltexts wenig

Bedeutung vermitteln, und würde entgegen Newmarks (1981, in Munday 2016:71) These der kommunikativen Übersetzung gehen, dass es das Ziel ist, den Inhalt des Ausgangstexts durch den Zieltext für den Leser verständlich zu machen. Die Semantik, Konnotationen inklusive, kann also offenbar nicht immer vollständig durch ein direkt und wörtlich übersetztes Nominalkompositum in der Zielsprache ausgedrückt werden.

Auch die allgemein deutsche Kulturspezifik, nach den Kategorien von Newmark (1988:95), muss manchmal bei der Übersetzung durch eine Umschreibung erklärt werden, oder manchmal gibt es, wie von Magnusson erklärt (1986:16), Konnotationen zu dem ausgangssprachlichen Wort, die nicht durch ein lexikalisiertes Wort in der Zielsprache

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