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Das Siebte Kreuz: Eine intermediale Analyse des Romans von Anna Seghers, des Comics von William Sharp und des Films von Fred Zinnemann

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Academic year: 2022

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Agneta Hauber

Das Siebte Kreuz

Eine intermediale Analyse des Romans von Anna Seghers, des Comics von William Sharp und des Films von Fred Zinnemann

Institutionen för moderna språk / tyska

Examensarbete på magisternivå (D) Handledare: Frank Thomas Grub

Höstterminen 2016

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Abstract

Anna Seghers, judinna och kommunist, tvingades fly ur Tyskland efter Hitlers och NS- regimens makttillträde 1933. Under sin exil i Frankrike skrev hon romanen Das Siebte Kreuz (Det Sjunde Korset), en spännande berättelse om en rymning ur ett nationalsocialisitiskt koncetrationsläger. Såsom straffåtgärd för de sju rymlingarna lät lägerkommandören spika brädor på sju nedklippta plataner, så att de liknade sju kors, för att där hänga de infångade straffångarna. För en av de sju lyckades flykten, varigenom der sjunde korset förblev tomt och därmed en symbol för motståndsrörelsen. Romanen blev en världssuccé och föremål för multimediala adaptationer. I min undersökning analyserar jag romanen och två mediala adaptationer, en comicstrip och en film, för att därefter kunna göra en intermedial jämförelse vad beträffar huvudtema och medienspecifika medel. Min jämförelse visar, att innehållet i ett budskap formas av avsändarens intention liksom av det medium, genom vilket det transporteras d.v.s. intermediala adaptationer transformerar budskapet allt efter de specifika medel, som mediet ställer till förfogande och aktörerna för sin interpretation utnyttjar.

Nyckelord Exillitteratur

Multimediala adaptationer Intermedial jämförelse Transformation

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 5

1.1. Zielsetzung ... 5

1.2. Material und Methode ... 5

2. Biographie Anna Seghers´ ... 6

3. Exilliteratur ... 8

4. Der Roman Das Siebte Kreuz ... 9

4.1. Einleitung ... 9

4.2. Entstehung... 9

4.2.1. Literaturtheoretische Prämissen ... 9

4.2.2. Verhältnis zu Deutschland ... 10

4.2.3. Entstehung des Romans ... 10

4.3. Veröffentlichung ... 10

4.4. Rezeption ... 11

4.5. Analyse... 11

4.5.1. Widmung ... 11

4.5.2. Titel ... 12

4.5.3. Handlung ... 12

4.5.4. Hauptfiguren ... 13

4.6. Aufbau des Romans ... 16

4.7. Sprachliche Gestaltung ... 16

4.8. Interpretation ... 17

4.8.1. Das Kreuz ... 17

4.8.2. Der Mensch ... 18

4.8.3. Der Held ... 18

4.8.4. Die Heimat ... 18

4.8.5. Zusammenfassung ... 19

5. Der Comic oder „Pictoral version“ ... 19

5.1. Entstehung... 19

5.2. Leon Schleifer alias William Sharp ... 20

5.3. Schrift-Bildrelation des Comics ... 20

5.4. Rezeption ... 21

5.5. Analyse... 21

5.5.1. Struktur ... 21

5.5.2. Handlung ... 21

5.5.3. Text ... 22

5.5.4. Panels ... 22

5.6. Interpretation ... 22

6. Der Film The Seventh Cross ... 23

6.1. Entstehung... 23

6.2. Fred Zinnemann ... 23

6.3. Der klassische Hollywoodfilm ... 24

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6.4. Rezeption ... 24

6.5. Analyse... 24

6.5.1. Handlung ... 24

6.5.2. Filmisches Erzählen ... 25

6.6. Interpretation ... 27

7. Intermedialer Vergleich ... 28

7.1. Terminologie ... 28

7.2. Strukturelle Unterschiede narrativer Medien ... 29

7.3. Themenschwerpunkte und medienspezifische Mittel der drei Werke ... 30

7.3.1. Der Roman ... 30

7.3.2. Der Comic ... 30

7.3.3. Der Film ... 31

7.4. Intermedialer Vergleich der drei Werke ... 31

8. Ergebnis und Diskussion ... 33

9. Schlusswort und Ausblick ... 34

Literaturverzeichnis ... 35

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1. Einleitung

Anna Seghers´ Roman Das Siebte Kreuz, im Exil geschrieben und unter vielen Schwierigkeiten veröffentlicht, wurde ein Welterfolg. Der spannende und vielschichtige Roman hat zu multimedialen Adaptationen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten angeregt. Nachdem der Roman 1942 in englischer Übersetzung in den USA herausgegeben wurde, erschien im gleichen Jahr die Comicbearbeitung von William Sharp als Fortsetzungsserie in Tageszeitungen, 1944 wurde der Film The Seventh Cross von Fred Zinnemann gedreht. Eine Hörspielbearbeitung von Hedda Zinner wurde im DDR Rundfunk 1955 ausgestrahlt und 1981 wurde diese als eine umstrittene Bühnenfassung am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin aufgeführt. Sogar ein Kinderhörspiel Die Jacke mit dem Gärtnerlehrling Fritz im Mittelpunkt entstand 1985. Der Komponist Hans Werner Henze hat sich von dem Roman zu einer Symphonie mit Chor (1997) Neunte Symphonie inspirieren lassen. Als Gegenstück zu Beethovens „Neunte“, worin Schillers „Lied an die Freude“ jubelnd vertont ist, drückt Henzes neunte Symphonie mit Text von Hans-Ulrich Treichel als ein Klagelied das Leid der Verfolgten aus. Von dem Schweizer Komponisten Marc Kilchenmann stammt Anna Seghers - Tetralogie, 2009, für Traversflöte und Streichquartett.

Als Gegenstand meiner intermedialen Untersuchung habe ich drei Werken ausgewählt: den Roman, den Comic und den Film.

1.1. Zielsetzung

Mit meiner Arbeit möchte ich erfahren, wie die Interpreten, in diesem Fall William Sharp und Fred Zinnemann, sich thematisch zu Anna Seghers´ Roman verhalten und mit welchen medienspezifischen Mitteln sie ihre Interpretation der Geschichte erzählen. In einer Analyse der drei Werke, des Romans von Anna Seghers, des Comics von William Sharp und des Films von Fred Zinnemann, werde ich besonders die Themenschwerpunkte des jeweiligen Werkes sowie deren medienspezifisch bedingte Gestaltungsmöglichkeiten beachten. Anschließend werde ich in einem intermedialen Vergleich der drei Werke diesbezüglich nach Unterschieden und Ähnlichkeiten suchen. Zielsetzung meiner Untersuchung ist demnach festzustellen, ob trennende und/oder verbindende Elemente zwischen den drei medial unterschiedlichen Werken bezüglich Themenschwerpunkten und Erzähltechniken zu finden sind und wenn ja, welche. Das Resultat des Vergleiches werde ich abschließend erörtern.

1.2. Material und Methode

Als Material verwende ich den Originaltext des Romans in deutscher Sprache, die Erstausgabe des Comics Das Siebte Kreuz auf Deutsch, 2015, mit den Originalillustrationen von 1942 von William Sharp sowie MGMs Film The Seventh Cross von Fred Zinnemann,

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6 1944, in englischer Sprache. Bei der Analyse des Films beziehe ich mich bezüglich fachlicher Ausdrücke, wenn nicht andere Quellen genannt werden, auf James Monaco. Die Zeitangaben im Kapitel „Filmisches erzählen“ beziehen sich auf die DVD Ausgabe von Turner Entertainment Co., 2011, Burbank. Zusätzlich zu der unten angegebenen Sekundärliteratur werde ich auch Anna Seghers´ Beiträge beim Internationalen Schriftstellerkongress in Paris 1935, wie auch ihren Briefwechsel mit Georg Lukács berücksichtigen.

Nach einer kurzen Biographie Anna Seghers´ und der Besprechung des Begriffs

„Exilliteratur“ behandle ich als erstes Anna Seghers´ Roman als wertungsneutralen Ausgangspunkt der Adaptationen. In meiner Analyse diskutiere ich biographische, soziologische und geschichtliche Ansätze unter Beachtung intertextueller und werkimmanenter Faktoren. In der Analyse des Romans gehe ich näher auf die Handlung und auf die Charaktere ein um diese Teile in den Analysen der beiden Adaptationen nur in ihrer Abweichung vom Roman auszuführen. Im entsprechenden Kapitel bespreche ich zuerst theoretische Aspekte des jeweiligen Mediums, dann die Entstehung, Analyse, Interpretation und Rezeption jedes Werkes behandeln. Mein Hauptinteresse an dem intermedialen Vergleich der drei Werke gilt, nach Trennendem und Verbindendem in Hinsicht auf Themenschwerpunkte und verwendete medienspezifische Elemente zu suchen. Als Ergebnis beantwortet meine Untersuchung folgende Leitfragen:

Welche Themenschwerpunkte werden in dem Roman, dem Comic und dem Film behandelt?

Mit welchen spezifischen Mitteln erzählen die verschiedenen Medien?

Welche trennenden Elemente, welche verbindenden Elemente ergeben sich aus einem Vergleich der drei Werke?

Worauf könnten eventuelle Unterschiede zurückgeführt werden?

Mit der letzten Frage, die über das Thema hinausgeht, möchte ich eine Diskussion und eine mögliche zukünftige Untersuchung anregen.

2. Biographie Anna Seghers´

Anna Seghers (1900-1983) kam als Netty Reiling als einziges Kind einer jüdischen bürgerlichen Kaufmannsfamilie in Mainz zur Welt. Der Vater war Kunsthändler. Ihr Studium der Kunstgeschichte, Philologie, Geschichte und Sinologie in Köln und Heidelberg schloss sie 1924 mit der Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit Jude und Judentum im Werke Rembrandts ab. Während des Studiums setzte sie sich mit dem Gedankengut der neuen sozialistischen Gesellschaft und ihren Idealen auseinander – Ideale, die ihr ganzes Leben

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7 prägen werden. In dieser Zeit lernte sie ihren zukünftigen Mann, László Radványi, ein ungarischer Jude, Soziologe und Marxist, kennen.

1928 trat sie in die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) ein. Im gleichen Jahr erschien ihr Werk Aufstand der Fischer von St. Barbara, wofür sie den Kleist-Preis erhielt.

Der Roman erschien unter dem Pseudonym „Anna Seghers“, ein Pseudonym, das sie aus dem Namen eines von ihr geschätzten niederländischen Malers und Zeitgenosse Rembrandts, Hercules Seghers (Segers) (um 1590-1638), entwickelt hatte.

Auf Grund ihrer jüdischen Herkunft und ihres politischen Engagements war sie bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten doppelt gefährdet. Nach einer kurzen Verhaftung gelang ihr 1933 die Flucht über die Schweiz nach Paris, wo sie sieben Jahre bleiben konnte.

Im Exil engagierte Anna Seghers sich für den antifaschistischen Kampf. Ihr Anliegen war, die Welt über die Naziherrschaft aufzuklären, welches sie als Autorin verschiedener Romane Der Knopflohn, Die Rettung wie auch als Mitarbeiterin von Zeitschriften, z.B. Neue Deutsche Blätter oder als Teilnehmerin an Schriftstellerkongressen tat. Sie engagierte sich dazu verschiedentlich für deutsche Exilanten, z.B. als Gründungsmitglied des „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller“. 1941 gelang ihr und ihrer Familie dank der Hilfe des mexikanischen Generalkonsulats die Ausreise nach Mexiko, wo sie bis zur Rückkehr nach Deutschland 1947 blieb. Auch in Mexiko war sie sowohl literarisch als auch politisch tätig. In dieser Zeit wurde ihr Weltruhm durch die Herausgabe von Das siebte Kreuz und Transit begründet. Der Erfolg dieser beiden Werke befreite sie von materiellen Sorgen.

Zurück in Deutschland hielt sie eine vielbeachtete Rede über „Der Schriftsteller und die geistige Freiheit“ auf dem I. Deutschen Schriftstellerkongress 1947, sie wurde Mitglied der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) und sie bekam den Georg-Büchner-Preis.

Der Aufbau Verlag begann mit der Edition der Exilwerke Anna Seghers´. 1950 siedelte sie in die DDR über und wurde eine wichtige Repräsentantin des Landes. Sie engagierte sich in der Weltfriedensbewegung, war von 1952 bis 1978 Vorsitzende des Schriftstellerverbandes. Ihr Kampf gegen den Faschismus, ihr Engagement für die kommunistische Idee und die Hoffnung auf den Sieg des Kommunismus machte sie manchmal blind für die Realität, die am Anfang ihrer schriftstellerische Tätigkeit von entscheidendem Wert war (Seghers, 1938, p.

173) Sie „gestand sich und ihrer Welt, für die sie gelebt und gearbeitet hatte, ein gänzliches Scheitern nicht ein. Wenigstens die Hoffnung auf das von Grund auf Andere musste bleiben“

(Berger, 2000)

Nach Marcel Reich-Ranicki blieb ihre literarische Produktion bis Ende des Krieges bedeutungsvoll (Reich-Ranicki, 1992, p. 120) ließ aber nach ihrer Rückkehr nach Deutschland an Qualität nach.

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3. Exilliteratur

Der Begriff Exilliteratur führt auf das lateinische Wort Exsilium = Verbannung zurück und bezeichnet die Literatur, die von in der Verbannung lebenden Autoren, stammt. Der römische Dichter Ovid thematisierte als erster die Situation des Exils in seinem Werk Tristia. Bekannte deutsche Exilautoren sind Georg Büchner, Ludwig Börne, Heinrich Heine und Bertolt Brecht.

In meiner Arbeit bezeichnet der Begriff „Exilliteratur“ Werke von Autoren, die auf Grund des Nationalsozialistischen (NS)–Regimes Deutschland oder Österreich 1933-1945 verlassen mussten. Ca. 2.500 journalistische oder literarische Autoren haben in verschiedenen Wellen nach der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30.01.1933 Deutschland verlassen. (Schütz, 2007, p. 217) Die Gründe des Exils waren vielfältig, doch zum größten Teil rassistisch oder politisch bedingt. Die Gruppe der Emigranten war eine heterogene Gruppe, über die allgemeinverbindliche Aussagen nicht möglich sind (Winkler, 1977, p. 9) Die einzige Gemeinsamkeit bestand im Gefühl „Repräsentanten des ‚anderen‘, d.h. wahren Deutschlands zu sein“ (Schütz, 2007, p. 218). So verschiedenartig wie die Autoren waren auch ihre Werke, wobei einige Tendenzen auszumachen sind. Da die Autoren der Meinung waren, dass die politische Situation in Deutschland so nur von kurzen Dauer sein würde, hielten sich anfänglich viele Autoren in der Nähe Deutschlands auf, wo sie zeitnahe Themen wie z.B. die Situation im Reich in der Form von Aufrufen, Essays oder Polemiken aufgriffen (Schütz, 2007, p. 218). Die Autoren hofften, die Stimmung in Deutschland beeinflussen zu können sowie das Gastland über das Naziregime aufzuklären.

Die Autoren mussten die bittere Erfahrung machen, dass sie die politischen Ereignisse nicht beeinflussen konnten. (Paucker, 1974, p. 10) Sie wendeten sich mit der Dauer der Exilsituation von politisch-tagesaktuellen Themen ab und hin zu literarischen Themen und traditionellen Formen. (Schütz, 2007, p. 219) Der Roman wurde die bevorzugte Gattung.

Unter den Lyrikern, die noch weniger Publikationsmöglichkeiten hatten als die Epiker, wurde eine Rückbewegung zur festen Form deutlich und das Sonett die beliebteste Form. Aus den gegebenen Umständen traf die Exilierung die Dramatiker am härtesten.

Die Zustände für die Exilanten wurden mit der Zeit schwieriger. Sie waren oft unwillkommene Gäste, sie wurden polizeilich verfolgt. Zu der materiellen Unsicherheit kam der Verlust der Heimat, ihrer Leserschaft und ihrer Publikationsmöglichkeiten. Vor allem aber die Möglichkeit sich sprachlich mitzuteilen, zu kommunizieren wurde für viele Autoren im fremden Land schwierig. Mit Ausnahme von den wenigen, die in der Schweiz Asyl bekamen, mussten alle außerhalb des deutschen Sprachraumes leben. Dieses und die erschwerten Lebensumstände beeinträchtigten die literarische Produktion sogar soweit, dass einige Autoren verstummten.

Von den vielen Autoren, die emigrieren mussten, konnten nur wenige sich Gehör verschaffen.

Eine davon war Anna Seghers, die mit ihrem Roman Das Siebte Kreuz in der Zeit der Emigration einen Welterfolg gelang.

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4. Der Roman Das Siebte Kreuz

4.1. Einleitung

Anna Seghers nennt ihr Werk „Ein Roman aus Hitlerdeutschland“. Ein Roman ist nach Jutta Heinz, Metzlers Literaturlexikon, „die Großform der fiktionalen Erzählung in Prosa“.

Seghers´ Werk wird von Bernhard Spies genauer eingegrenzt. Er bezeichnet es als einen sozialen Roman mit dem Thema das „Verhältnis der Individuen zum Faschismus“ (Spies, 1997, p. 59) und nennt damit den eigentlichen Inhalt des Romans.

4.2. Entstehung

4.2.1. Literaturtheoretische Prämissen

1932 schrieb Seghers an eine Kollegin: „Denn wir schreiben ja nicht, um zu beschreiben, sondern um beschreibend zu verändern.“ (Bock, 1970, p. 14) Sie war überzeugt von der Wirkungskraft der Literatur und leitete daraus eine besondere gesellschaftliche Verantwortung des Künstlers ab. (Bock, 1970, p. 33) In diesem Sinne und gemäß ihrer politischen Überzeugung beschäftigte sich Seghers mit literaturtheoretischen Gedanken des sozialistischen Realismus, die sie in Beiträgen bei Schriftstellerkongressen diskutierte und in ihrem Werk umsetzte. Ein Hauptmerkmal ihrer Poetik war die Suche nach dem „ganzen Menschen“, nach der ganzen Wirklichkeit. (Bock, 1970, p. 49) In dieser Suche wurde sie nach eigenen Angaben von Tolstoi und Dostojewski beeinflusst, die sie bezüglich der „Bedeutung des Innenlebens der Helden aufmerksam gemacht“ haben. (Bock, 1970, p. 51) Ihre Auseinandersetzung mit dem „ganzen Menschen“ zeigt deutliche Spuren in ihrer Entwicklung der Charaktere im Roman Das Siebte Kreuz.

Im Briefwechsel mit dem marxistischen Literaturwissenschaftler und Philosophen Georg Lukács während der Arbeit mit dem Roman thematisiert sie ihre Suche nach der Realität und nach neuen Ausdrucksformen. Sie schreibt:

Beim Schaffen eines Kunstwerks, wie bei jeder menschlichen Aktion, ist das Maßgebende die Richtung auf die Realität, und dabei gibt es, wie Du auch sagst, keinen Stillstand. Doch was Du als Zerfall ansiehst, kommt mir eher wie eine Bestandsaufnahme vor; was Du als Form-Experiment ansiehst, wie ein heftiger Versuch eines neuen Inhalts, wie ein unvermeidlicher Versuch. (Seghers, 1938, p. 181)

Sie polemisiert hier gegen Lukács und sein Vorbild des „geschlossenen“ Erzählens des bürgerlichen Realismus, z.B. Thomas Manns, und setzt sich für Erzähltechniken ein, wie sie John Dos Passos oder Alexander Döblin entwickelt hatten. Techniken, die für ihr Werk bezüglich Inhalts aber auch Form große Bedeutung hatten. (Seghers, 1938, p. 180; Spies, 1997, p. 78)

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10 4.2.2. Verhältnis zu Deutschland

Bock meint, dass die große Liebe Anna Seghers zum Vaterland und dessen Menschen eine emotionale Triebfeder für ihre Arbeit im Exil war. (Bock, 1970, p. 17) In ihrem Beitrag

„Vaterlandsliebe“ beim internationalen Schriftstellerkongress 1935 führt Anna Seghers ihre Gedanken zur Vaterlandsliebe aus. Sie argumentiert in ihrer Diskussion gegen die These Karl Marx´ im Manifest der Kommunistischen Partei: „Die Arbeiter haben kein Vaterland“. (Marx

& Engels, 2009, pp. 29, 44) Ihre Überzeugung: „Doch wer in unseren Fabriken gearbeitet, auf unseren Straßen demonstriert, in unserer Sprache gekämpft hat, der wäre kein Mensch, wenn er sein Land nicht liebte.“ (Seghers, 1935, p. 65) spricht von einer Liebe, die eine der treibenden Kräfte des Romans Das Siebte Kreuz war. (Seghers, 1935)

4.2.3. Entstehung des Romans

Seghers´ Anliegen in diesem Roman war, die Menschen in ihrem Widerstand zum Hitlerregime zu stärken, ihnen Hoffnung zu geben.

Nachdem sie sich in den beiden Exilromanen Der Knopflohn und Die Rettung mit der Vorgeschichte des „Dritten Reiches“ und mit den Voraussetzungen des Faschismus befasst hatte, behandelte sie im Roman Das Siebte Kreuz die Wirklichkeit Deutschlands nach der Machtergreifung Hitlers. (Spies, 1997, p. 14) In Vorbereitung auf den Roman hat Seghers durch Gespräche mit erst kürzlich Geflohenen, durch sog. „oral history“, Information über die Zeit gesucht. In dem Zusammenhang hat sie auch vom Aufhängen eines gefangenen Flüchtlings an einem Kreuz, einer „Strafmaßnahme, die tatsächlich 1936 im KZ Sachsenhausen nach einer (fatalerweise erfolglosen) Flucht angewandt wurde“ (von Steinaecker, 2015, p. 72) gehört. Sie hat Zeitungsberichte gelesen und gedruckte Fluchtgeschichten wie die von Hans Beimler und Gerhart Seger. (Zimmer, 1997, p. 61; Spies, 1997, p. 15)

Anna Seghers gibt an, von Alessandro Manzonis Werk Die Verlobten beeinflusst worden zu sein. „Es wird nämlich in diesem Roman an einem Ereignis die ganze Struktur des Volkes aufgerollt und da hab ich mir gedacht, diese Flucht ist das Ereignis, an dem ich die Struktur des Volkes aufrollen kann“ (Seghers, Über Kunst und Wirklichkeit III, p.34 zitiert in Spies, 1977, p. 27).

4.3. Veröffentlichung

Der Roman entstand zwischen den Jahren 1937 und 1939 als Anna Seghers sich im Exil in Paris befand. Zwei Abschnitte des Romans wurden 1939 in der in Moskau erscheinenden Exilzeitschrift Internationale Literatur als Fortsetzungsroman publiziert. (Spies, 1997, p. 16) Nach dem Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Russland wurde diese Serie gestoppt.

Die erschwerte Situation des Exils verzögerte die Drucklegung des Buches. Erst 1942 erschien eine leicht verkürzte Ausgabe in englischer Sprache im Bostoner Verlag Little, Brown & Company. 1943 kam die erste deutsche Fassung im Exilverlag El libro libre in

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11 Mexico City heraus und 1946 veröffentliche der Aufbau-Verlag in Berlin die erste Nachkriegsausgabe des Exilromans. Auch im Westen war bis 1949 das Interesse an dem Buch groß und mehrere Ausgaben entstanden.

4.4. Rezeption

Der Roman wurde ein Welterfolg. Bereits ein halbes Jahr nach dem Erscheinen 1942 in den USA, leicht gekürzt und in englischer Sprache, wurde der Roman von dem Book-of-the- Month Club ausgewählt. Das bedeutete beinah 500 000 Leser. Kurz darauf erschien eine, vom King Features Syndicate in Auftrag gegebene, stark verkürzte Version als Comic-Adaptation von William Sharp als mehrteilige Serie in einer Vielzahl von Tageszeitungen. Dazu kam eine nicht kommerzielle Ausgabe des Romans, die an amerikanische Soldaten in Europa verteilt wurde. (Stephan 1988 p.223 1in Spies, 1977, p. 16) Bedeutend für den Bekanntheitsgrad war die Hollywoodverfilmung des Romans von Fred Zinneman mit Spencer Tracy in der Hauptrolle. Nach der ersten deutschen Fassung des Romans, die vom Exilverlag El libro libre in Mexico City herausgegeben wurde, entstanden bis 1949 mehrere Ausgaben in Europa in vielen Übersetzungen. Die Rezeption in den beiden Teilen Deutschlands entwickelte sich, nach anfänglichem ungeteilten Zuspruchs, sehr unterschiedlich. Analog zur politischen Grenzziehung entstanden mit dem Einsetzen des Kalten Krieges eine östliche und eine westliche Lesart des Werkes. (Spies, 1997, p. 82) Seit 1950 gehörte der Roman in der DDR zur verbindlichen Schullektüre (Leis, 2009, p. 51), während das Buch auf Grund der kommunistischen Färbung des Romans und der Autorin in Westdeutschland abgelehnt wurde.

1962 entschloss sich der Luchterhand-Verlag zu einer umstrittenen Neuauflage. (Spies, 1997, p. 16) Erst unter dem Einfluss der -´68-Bewegung und deren Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und der Elterngeneration erwachte im Westdeutschland ein Interesse an dem Buch.

Viele Exilanten, wie Oskar Maria Graf, Hilde Spiel und Ernst Loewy, erlebten den Roman als einen Hoffnungsroman. (Leis, 2009, p. 52) Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki meint:

„Das Siebte Kreuz, dieses große literarische Kunstwerk, ist heute ein Roman gegen die Diktatur schlechthin“ (In: Die Welt vom 03.9.1959); zitiert in (Spies, 1997, p. 84)

4.5. Analyse 4.5.1. Widmung

Die Widmung des Buches an „den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands“ (ohne Seitenangabe) muss in dem geschichtlichen Umfeld gesehen werden, in dem es geschrieben wurde. Obwohl Anna Seghers politische Überzeugung im Roman deutlich ist, kann der Roman als ein ehrendes und hoffnungsgebendes Werk für jedweden Widerstand gegen das nazistische Hitlerdeutschland gelesen werden.

1 Stephan, Alexander: Anna Seghers´ The Seventh Cross. Ein Exilroman über Nazideutschland als Hollywood- Film. In: Exilforschung, Ein internationales Jahrbuch 6 (1988), p. 214-229

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Der Titel Das Siebte Kreuz setzt als eine vielschichtige intertextuelle und interkulturelle Referenz viele Assoziationen frei. Mit der Zahl „Sieben“ verbindet unsere westliche, christliche Kultur die Genesis aber auch die sieben Todessünden und die sieben Sakramente, womit die Zahl „Sieben“ die zwei Pole unseres Lebens andeutet, den Anfang und das Ende.

Das Kreuz, das als Symbol in vielen Kulturen verehrt wird, ist hier als ein christliches Zeichen zu deuten. Als solches ist es mit dem Tod Jesu und seiner Auferstehung in Verbindung zu setzen, ein Symbol für Vergehen und Werden, ein Symbol des Opfertodes, um andere zu erlösen. Der Titel zielt auf diese Doppeldeutigkeit ab.

4.5.3. Handlung

Das Geschehen, die Flucht der sieben Gefangenen Heisler, Wallau, Beutler, Pelzer, Belloni, Füllgrabe und Aldinger aus dem Lager Westhofen in der Nähe von Mainz spielt an sieben Tage im Herbst 1937. Die Geschichte wird in sieben Kapitel erzählt ein Kapitel für jeden Tag.

Der Prolog nimmt das Ende vorweg. Rückblickend erzählt ein Wir-Erzähler, dass die sieben kreuzähnelnden gekuppten Platanen mit angenagelten Querbrettern gefällt worden sind.

Zuerst fielen sechs und als dann noch die siebte fiel, entstand ein Gefühl des Triumphes unter den Gefangenen und eine Kraft „die plötzlich ins Maßlose wachsen kann, ins Unberechenbare“(S.10). Die Sträflinge verstanden, dass das siebte Kreuz leer geblieben ist, dass Georg Heisler flüchten konnte und dass die Nazis aufgegeben hatten, ihn zu suchen. Das leere siebte Kreuz wird zum Leitmotiv des Romans und zum Symbol der Hoffnung. Der letzte Satz des Prologs „Wo mag er jetzt sein?“ leitet über in die Geschichte.

Tag 1

Nach der geographischen und geschichtlichen Vorstellung des Rhein-Main-Gebietes, in dem die Geschichte spielt, und von Franz Marnet, Heislers Freund, wird der Leser gleich in die Fluchtsituation Heislers eingeführt. Die Jagd der Verfolger nach den Flüchtigen hat schon begonnen. In seiner Suche nach Verstecken verwundet Heisler seine Hand, er stiehlt eine Jacke, um nicht als flüchtiger Sträfling erkannt zu werden und entkommt verschiedenen Gefahrensituationen. Parallel dazu werden der Lagerkommandant Fahrenberg und das Wachpersonal des Lagers vorgestellt wie auch das Fassen von zwei Flüchtigen, Beutler und Pelzer, und deren Verhöre. Heisler verbringt die Nacht im Mainzer Dom, wo er Spuren hinterlässt, die dank des Pfarrers nicht gemeldet werden.

Tag 2

Heisler denkt an Leni, seine Geliebte, und hofft auf Hilfe von ihr. Er denkt kurz an seinen Jugendfreund Paul Röder. Heisler sucht Dr. Löwenstein auf, um ärztliche Hilfe für seine Hand zu bekommen. Dieser wundert sich über den Patienten, fragt aber nicht nach. Der dritte Geflüchtete, Belloni, stürzt bei einer Verfolgungsjagd vom Dach eines Hauses zu Tode. Es gelingt Heisler, die Jacke zu tauschen, was neue Spuren hinterlässt. Wallau wird verraten.

Heisler verbringt die Nacht in einem Schuppen.

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13 Tag 3

Wallau wird gefangen. Der speziell für Verhöre ausgebildete Polizeikommissar Overkamp beißt sich die Zähne aus an Wallau, der schweigt. Heisler fährt per Anhalter zu Leni, die leugnet ihn zu kennen. Verzweifelt sucht er Bellonis Wohnung auf und wird dort von der Näherin Marelli mit neuen Kleidern und Geld versorgt. Die alten Kleider werden zurückgelassen und ergeben neue Spuren für die Verfolger. Die Nacht verbringt er umherirrend in der Stadt.

Tag 4

Heisler trifft Füllgrabe, der sich ergeben will. Er versucht, Heisler zu überreden, mit ihm aufzugeben. Heisler lehnt ab und sucht seinen Freund Paul Röder auf, der ihn bei sich übernachten lässt.

Tag 5

Röder sucht Fluchthelfer für Heisler und bringt ihn zu seiner Tante, bei der er übernachtet.

Füllgrabe gibt beim Verhör zu, Heisler getroffen zu haben. Aldinger stirbt auf dem Weg in sein Heimatdorf.

Tag 6

Scharführer Zillich erschlägt Wallau im KZ Westhofen. Röder setzt sich für Heisler ein. Er nimmt Kontakt zum Arbeitskollegen Fiedler auf. Während dieser wiederum Dr. Kreß um Hilfe für Heisler bittet, wird Röder zum Verhör abgeholt. Heisler kann bei Dr. Kreß übernachten.

Tag 7

Heisler erhält von Fiedler Pass und Papier. Röder verrät beim Verhör nichts, wird entlassen und kommt nach Hause, Heisler übernachtet bei einer Kellnerin, um am nächsten Tag auf das rettende Schiff nach Holland zu entkommen.

Der Erzähler des Prologs schließt im Epilog die einrahmende Szene ab. “Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, daß es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“

Parallel zu der Fluchtgeschichte hat Seghers zum Teil novellenartige, zum Teil fragmentarische Geschichten montiert, die der Erzählung die notwendige Substanz geben.

Darin entwickelt Seghers die verschiedenen Charaktere, stellt die Verbindung zwischen den Figuren dar, beschreibt die Landschaft und deren Bewohner und baut ein Geflecht von Personen und Ereignissen auf, die ineinandergreifen und ein authentisches Bild dieser Vorkriegszeit in Deutschland ergeben.

4.5.4. Hauptfiguren

Der Held, Georg Heisler, ist kein Held, wie es dem sozialistischen Realismus vorschwebt. Er ist ein Mensch, der seinem Freund die Freundin wegnimmt (pp. 66-71), der Ehebruch begeht, der seine Frau und Kind verlässt, der unangepasst ist. Franz Marnet führt ihn in das

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14 kommunistische Gedankengut ein mit der Folge, dass Heisler sich zu einem aktiven und überzeugten Widerstandkämpfer gegen den Nationalsozialismus entwickelt und als solcher im KZ Westhofen inhaftiert wird. An ihm wollte die SS zeigen „wie man einen baumstarken Kerl einszweidrei umlegt. Aber das Gegenteil ist passiert. Sie haben uns nur gezeigt, daß es nichts gibt, was seinesgleichen umlegt.“ (p. 75) Durch die Zeit in Westhofen kannte er „die furchtbare Macht, die sich auf sein junges Leben geworfen hatte, er kannte auch seine eigene Macht. Er wusste jetzt, wer er war.“ (p. 132) Im Lager lernt er Wallau kennen, der sein Mentor wird und die treibende Kraft der Flucht ist. Zusammen mit fünf anderen Gefangenen planen sie ihre Flucht und bereiten sich auf alle denkbaren Gefahrensituationen vor. Heisler ist ein sehr menschlicher Held, der Angst hat (pp. 25, 26) (p. 232), der zögert, der sich verlassen fühlt (p. 233), der träumt (p. 79), der erschöpft ist (p. 195). Ihm zur Hilfe kommt der Zufall oder das, „was man Glück nennt“ (p. 39). Zu seiner Rettung tragen auch Wallau bei, der ihn als seine innere Stimme, als „ein Amulett aus Stimme“ (p. 35) führt, sowie Menschen, denen er begegnet und auch das kommunistische Netzwerk. Die Deutung seines Namens als der des Drachentöters ist insofern etwas irreführend, da Heisler nicht selbst sondern nur mit Hilfe anderer Menschen sich retten konnte und das leergebliebene Kreuz nur mit dieser Hilfe eine Bresche am Mythos der Allmacht des NS- Regimes bewirken konnte (p. 76).

Ernst Wallau ist ein Held wie Lukács es in seinem Konzept des sozialistischen Realismus vorsah. Wallau, ein von der Jugend aus überzeugter Kommunist, guter Sohn und Familienvater, treuer Freund und Vaterfigur für Heisler, Symbolfigur des Widerstandes (pp.

169-171) wird verraten und verhört (pp. 190-194). Er schweigt, um niemanden zu verraten und in der Gewissheit seiner revolutionären Überzeugung zu sterben. (vgl. die Passionsgeschichte) Wallau wird von Zillich ermordet.

Albert Füllgrabe hat die Rolle eines Mitläufers, der nicht aus politischer Überzeugung gehandelt hat, sondern „hineingeschlittert“ ist. (p. 83) Als Ladenbesitzer ist er ein Besitzender, kein Proletarier, und in der Ideologie des sozialistischen Realismus gehört er damit zur verdächtigen Gesellschaftsklasse. Sein Aufgeben macht ihn zu einem würdelosen Objekt der NS-Funktionäre.

Der Bauer und frühere Bürgermeister Aldinger, ein Opfer der Denunziation, stirbt auf der Flucht beim Anblick seines Heimatdorfes. Mit diesem Tod bricht die Macht der SS im Dorf (p. 299) Man „schrie nicht mehr Heil Hitler […], sondern zog die Mütze vom Kopf und gab den Menschen die Hand.“

Dem Gärtnerlehrling Fritz Helwig, ein begeisterte Hitlerjunge, dessen Jacke Heisler stiehlt, wird durch verschiedene Ereignisse und Kommentare (pp. 90, 155) bewusst, dass die Wahrheit von offizieller Seite manipuliert wird. Er rettet Heisler durch eine Lüge.

Franz Marnet, der von einem Leben träumt wie hier und jetzt aber „nur anders“ (p. 316) ist ein überzeugter Parteigenosse (p. 252). Er wird von Heisler hintergangen, erfährt aber von dessen Standhaftigkeit im Lager (p. 75) und wird dadurch zu einer treibenden Kraft im Helfersnetzwerk Heislers (p. 75). Franz ist ein Mitglied der Familie Marnet, einer Gemeinschaft „in der Menschlichkeit nicht als defensive, der Not abgetrotzte

(15)

15 Selbstbehauptung, sondern als selbständige, durch den Faschismus nicht berührte Wirklichkeit erscheint“ (pp. 404-406); (Spies, 1997, p. 44)

In der Figur des Schäfers Ernst ist ein unabhängiges Bindeglied zwischen der Landschaft und den Menschen Rhein-Hessens dargestellt (Spies, 1997, p. 45). Mit seinem Beruf als Hirte stellt er eine Kontinuität des Lebens dar und ist damit ein Gegensatz zum NS-Regime. Er beobachtet das Leben von oben und denkt sich seinen Teil, ohne sich zu beteiligen. Er übt passiven Widerstand (p. 156), verspottet den Hitlergruß (p. 62) und kann sich Ironie dem Führer gegenüber leisten (p. 157)

Paul Röder, ein zufriedener Arbeiter und Familienvater des NS-Staates (p. 246), entwickelt sich wider Willen zum moralischen Helden der Geschichte. Um Heisler zu retten wird er zum Entscheidungsträger, übernimmt eine aktive Führungsrolle (p. 318) und riskiert damit sein eigenes Leben sowie das Leben seiner Familie.

Obwohl der wohlhabende Architekt Sauer in der Jugend mit der kommunistischen Bewegung geliebäugelt hatte, hat er sich mit den Nationalsozialisten arrangiert und führt ein angenehmes Leben. Er entpuppt sich als ein Feigling, der verneint, Heisler gekannt zu haben. Zusammen mit Füllgrabe ist er ein Beispiel für das Klassenbewusstsein des sozialistischen Realismus.

Der Trambahnschaffner Bachmann bekommt die Rolle des Verräters(pp. 142-145). Er wird mit seiner Tat moralisch nicht fertig und begeht Suizid. (vgl. Judas Iskariot)

Für die Fiedlers, die engagierten Parteigenossen waren und aus unterschiedlichen politischen Gründen auf Kinder verzichtet haben (p. 369), ist das Leben in der NS-Zeit zu einem Schattendasein geworden: “in Zeiten, in denen gar nichts mehr möglich ist, geht das Leben wie ein Schatten dahin. Doch in den Zeiten, in denen das Ganze möglich wird, steckt schlechthin alles Leben und Zugrundegehen“ (p. 372) In ihrem Engagement für Heisler finden sie wieder Sinn in ihrem Leben. So geht es auch Dr. Kreß und seiner Frau. (p. 374)

Die weiblichen Charaktere stehen hilfreich an der Seite ihrer Männer (p. 318) Eine Ausnahme bildet Katharina Grabbe, die sich als selbständige Frau bewähren muss. (p. 363)

Der Lagerkommandant Fahrenberg fühlt sich vom Führer zur Macht bestellt (p. 150), zur Macht über Leben und Tod. Da er aber befürchten muss, von seiner Kommandantur abgelöst zu werden, muss er in dieser, für ihn blamablen Situation der Flucht der Gefangenen, Entschiedenheit zeigen. Fahrenberg hat aus diesem Grund die sieben Kreuze als Schandpfähle und Warnung aufstellen lassen (p. 189) Anstatt das Installationsgeschäft des Vaters zu übernehmen, ging Fahrenberg zum SA-Sturm, um dort Karriere zu machen. (p. 220) Sein Werdegang zeigt beispielhaft wie jemand sich die NS-Ideologie zu Eigen macht, um eigenen Problemen und Schwächen auszuweichen.

Zillich, ein Kriegskamerad Fahrenbergs aus dem ersten Weltkrieg, konnte mit dem Frieden nichts anfangen. (pp. 349-352) Er scheitert in allen Lebensbereichen. In der SA findet er eine Gemeinschaft, macht bei Gewalttaten mit und begegnet Fahrenberg, der ihn als Scharführer in Westhofen einsetzt. Im Krieg hatte Zillich das gefunden was ihn erleichterte. „Der Anblick des Blutes beruhigte ihn“ (p. 352) Seine Lebensgeschichte stellt einen Menschen dar, der nicht als Faschist geboren wurde aber sich dahin entwickelte.

(16)

16 Die Kellnerin Marie, der Pfarrer, Dr. Löwenstein sind Beispiele von Menschen, die passive Hilfe leisten.

Der Tapeziermeister Mettenheim (p. 358) ist ein Beispiel von einem gewissenhaften und unpolitischen Handwerker, der eine gute Arbeit leisten möchte, für wen auch immer, Jude oder Nazi.

4.6. Aufbau des Romans

Nach Spies hat Alexander Stephan den Erzählstil des Romans Das Siebte Kreuz als

„moderierten Modernismus“ identifiziert. (Spies, 1997, p. 78) Wie Anna Seghers in ihrem Briefwechsel mit Lukács diskutiert, drängt es sie, neue Wege zu gehen und nicht in den starren Grenzen des sozialistischen Realismus zu verbleiben. (Seghers, 1938, pp. 173-181) Mit Formexperimenten wie Montage, Perspektivierung und Fragmentierung schafft sie ein vielfarbiges Mosaik, mittels dessen Teile sie ein glaubwürdiges Bild der Wirklichkeit Deutschlands unter dem NS-Regime vor dem Krieg darstellt.

Die Binnenhandlung ist von einem Prolog und einem Epilog umrahmt, in der ein Erzähler intradiegetisch in einem personalen Erzählverhalten analeptisch und in Wir-Form den Ausgang der Geschichte erzählt. Die Flucht bildet den roten Faden der Geschichte. Die vielen Montagen, novellistische bis fragmentarische, zeitlich parallel oder analeptisch, die unverknüpft in einander greifen und das lineare Erzählen unterbrechen, dienen nicht nur der Verzögerung des Geschehens und damit dem Spannungsaufbau, sondern führen auch neue Spannungselemente sowie Charaktere und Orte in die Geschichte ein. Die verschiedenen Episoden werden aus der Perspektive der Beteiligten geschildert, wobei die Perspektiven häufig wechseln und unvermittelt nebeneinander stehen. (Spies, 1997, p. 51) Der häufige Perspektivenwechsel, auktorial erzählt und mit direkter Rede, inneren Monologen und erlebter Rede verwoben, eröffnen Möglichkeiten, Reflexionen und innere Entwicklung der unterschiedlichen Charaktere zu verdeutlichen wie in der Gesprächsszene zwischen Elli und Georg in der Haftanstalt (p. 133) und das Verhör mit Wallau (pp. 191-194). Die verschiedenen Zeitebenen: Rahmenerzählung, Flucht und Nebenstränge sowie der symbolhafte räumliche Wechsel zwischen sonnigen Höhen und nebligen Tälern tragen zu der Vielschichtigkeit der Geschichte bei.

4.7. Sprachliche Gestaltung

Anna Seghers erzählt parataktisch, einprägsam und ohne Pathos. Mit ihrer zurückhaltenden Sprache und Bemühen um Objektivierung grenzt sie sich von der Sprache der Nazis ab. Sie verwendet gerne Appositionen um ihre Figuren zu modellieren. „Er war eine andere Nummer als sein Vorgänger Fahrenberg, der alte Kämpfer, ‘der Eroberer von Seeligenstadt‘“. (p. 9) Der rhein-hessische Dialekt wie: „Babbelwasser getrunken“ (p. 86) „Nu, da bin ich wieder“

(p. 349), „Das scheint in diesem Mann seinem Leben eine Rolle gespielt zu haben, dachte Georg“ (p. 163) (Dativ ersetzt Genitiv) zeigen Verbundenheit mit der Gegend und den Menschen. Auch die elliptische Sprache der Alltagsmenschen: „Brand wird Ihnen noch ´nen Orden schenken“ (p. 358), regionale Lebensmittel wie Latwergbrot (p. 156) und „die

(17)

17 Erbsensuppe mit Speck in den großen Kübeln hatte eine Haut bekommen“ (p. 46) tragen zur Authentizität bei. Mit Synekdochen, wie „fünf, sechs Paar Augen spähten“ werden Szenen verdichtet (p. 133), mit Ironie zeigt Ernst seine Unabhängigkeit (p. 157). Motive wie Apfel (Franz) (p. 66) und Kabelgewirr (Fahrenberg) (p. 28) und die oft vorkommende Fensterszenen (Hinausschauend in ein Nichts) (pp. 10, 28, 145) bekommen metaphorische Bedeutung. Wie schon der Titel und auch der Name des Helden zeigt, spielen religiöse und mythische Elemente eine große Rolle in ihrem Text. Als Symbole und Metapher weisen sie auf ein Vertrauen Anna Seghers‘ in eine Humanität, die die Zeit der National-Sozialismus überdauern wird. (Spies, 1997, p. 48).

4.8. Interpretation

Nach der geographischen und geschichtlichen Einführung in die Rhein-Main Gegend endet das einleitende Kapitel: “Jetzt sind wir hier. Was jetzt geschieht, geschieht uns.“(p. 16) Das heißt: jetzt ist die Zeit der Nationalsozialisten und was jetzt erzählt wird, gilt für ganz Deutschland. (Cachera, 2013)

4.8.1. Das Kreuz

Der symbolbeladenen Titel Das Siebte Kreuz enthält zwei Leitmotive des Romans. Die Zahl Sieben und das Kreuz. Die Zahl Sieben, die im Roman in vielen Zusammenhängen vorkommt: sieben Gefangen, sieben Tage, sieben Kapitel, sieben Kreuze, sieben Tellerchen (p. 377) eröffnet Interpretationsmöglichkeiten vom Mythischen, über die Märchenwelt bis zur christlichen Symbolik. Mit den Referenzen an verschiedene Bereiche unserer ererbten Kultur weist Anna Seghers auf eine Gegenwelt zu den neuen aufoktroyierten Naziidealen hin.

Das Kreuz, als Symbol in vielen Kulturen vorkommend, ergibt in der Diegese des Romans zwei hermeneutische Ansatzpunkte, das national-sozialistische Hakenkreuz und das christliche Kreuz. Schon im Prolog stellt der Leser ein Referenz an das christliche Kreuz fest, ein Eindruck, der sich in Laufe der Erzählung durch mehrere Hinweise an die Passionsgeschichte (Bachmanns Verrat, Wallaus Tod, Heislers einsames Leiden zur Erlösung aller) (Spies, 1997, p. 47) verstärkt. Drohend über dem Geschehen des Romans steht das Hakenkreuz der national-sozialistischen Ideologie, dessen Mythos der Allmacht erst durch das leergebliebene christliche Kreuz gebrochen wird. Ein leergebliebenes Kreuz wirkt in der christliche Erlösungstheorie als ein Paradox. In diesem Zusammenhang aber, in dem das Kreuz als eigenmächtige blasphemische Strafmaßnahme des Vertreters des Hakenkreuzes als Objekt benutzt wird, zeigt das leere christliche Kreuz als Subjekt einen Bruch der Allmacht des NS-Staates und wird zum Symbol und Hoffnungsträger des Widerstandes. Das einprägsame Bild des Kreuzes wie auch anderer Bilder aus der Welt der Bibel, des Märchens oder der Mythen z.B. der blutverschwitzte Kittel (p. 113), die Abendmahlzeit bei Kreß (p.

377), die Anna Seghers verwendet, werden von ihr zitiert, um als Zeugen der Humanität zu dienen. Die Mythologie und die Religion sind nicht Botschaft, sondern Medium um ihr Urvertrauen in eine unerschütterliche Humanität zu zeigen. (Spies, 1997, p. 48) Der Glaube an diese Humanität bildet den Abschluss des Romans: „Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes,

(18)

18 aber wir fühlten auch, daß es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“ (p. 425)

4.8.2. Der Mensch

Dass Humanität in Deutschland der Nationalsozialisten immer noch existierte, zeigt Anna Seghers durch ihre realitätsnahe Beschreibung der Verhältnisse und der Menschen ihrer Mainzer Heimat. Seghers ist die Wahrnehmung der Realität ein Anliegen „die der jeweiligen Zeit erreichbarste höchstmögliche Realität“. (Seghers, 1938, p. 177) Ihr Interesse gilt in erster Linie dem Alltagsmenschen, der nicht nur alltägliche Probleme zu bewältigen hatte, sondern sich mit den in dieser Zeit besonderen Konfliktsituationen auseinandersetzen musste. Nach Bock hat Anna Seghers in der Schilderung von Entscheidungssituationen eine besondere Form von Konfliktgestaltung gefunden, in der sie die Eigenverantwortlichkeit der Menschen zeigen konnte und sie damit zum Schöpfer ihrer selbst gestalten konnte. (Bock, 1970, pp. 55- 56)

Ihre Schilderungen der verschiedenen Charaktere des Romans, Faschisten wie Antifaschisten, Verräter wie Helfer, sind realitätsnah, verständnisvoll aber nicht immer billigend. Bock meint, dass das Menschenbild Anna Seghers´ aus einem Suchen nach dem Besonderen und Eigenen in jedem einzelnen Menschen entsteht. (Bock, 1970, p. 52) Sie lässt aber die Elite, politische wie gesellschaftliche, außen vor. Diese Menschen haben keinen Platz in dem Roman.

Das Hauptthema des Romans, der Mensch in moralischen Konfliktsituationen, ist allgegenwärtig in der Diegese. Heisler stellt jeden, dem er begegnet, in eine Situation der Entscheidung. Der Roman zeigt die Situationen, gibt aber keine Handlungsanweisung.

(Hilzinger, 2001, p. 430) Anna Seghers´ Menschenkenntnis und Suche nach der Realität des ganzen Menschen ergeben authentische Reaktionen der verschiedenen Figuren in ihrer Entscheidungsfindung. Glaubwürdig beschreibt sie die Entwicklung Paul Röders zum heimlichen Helden aber auch die Entwicklung Zillichs zum Nazi-Ungeheuer.

4.8.3. Der Held

Auch der Protagonist Heisler wird in Seghers´ Erzählung realistisch geschildert, ein wahrer Mensch mit Ängsten und Zweifeln, d.h. kein positiver Held so wie es der sozialistische Realismus vorschreibt aber ein Held, der in dem Bewusstsein, dass er sterben könnte, selbstbestimmt und mit Würde seinen Weg geht. Seine Rettung dagegen beruht, ganz im Sinne des sozialistischen Realismus, nicht auf der eigenen Kraft, sondern auf der einer Gemeinschaft, jener Gemeinschaft, der die Widmung des Buches gilt „den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands“.

4.8.4. Die Heimat

Anna Seghers´ Verbundenheit mit dem Vaterland zeigt sich in ihrer anschaulichen Beschreibung ihrer Heimat und deren Menschen. Das einleitende Kapitel erzählt die wechselhafte Geschichte des Gebietes, will sagen, auch diese jetzige Zeit wird vorbeigehen und die Landschaft wie die Bevölkerung im Kern unberührt lassen. (pp. 15,16) Der politisch unabhängige Schäfer Ernst und die sonnenbeleuchtete Landschaft stehen für eine integre Welt; das unterhalb im Nebel liegende sumpfige Tal für die dunklen Kräfte, die sich breit

(19)

19 machen. Dazwischen lebt die Großfamilie Marnet, zu der neben den bäuerlichen Familienmitgliedern eine katholische Schwester wie auch stramme SS- und SA-Leute zählen.

Gemeinsam und im lockeren Plauderton unterhalten sie sich am Kaffeetisch über die Ausreise der Familie Katzenstein. (pp. 404-406) Die Familie Marnet, der die gesellschaftlichen Veränderungen innerhalb und außerhalb der Familie durchaus bewusst ist, pflegt das Familienleben unberührt weiter. Nach Spies will Seghers damit eine Existenzform zeigen, die einem naturgegebenen Rhythmus folgt und durch zeitgenössische Veränderungen nicht zerstört werden kann. (vgl. Spies, 1977, p.45) Die Szene zeigt authentisch, wie eine Familie SS- und SA-Uniformen integrierte, um nicht unterzugehen, sowie dass das Verschwinden von jüdischen Mitbürgen nicht aufsehenerregend war oder emotional geladen, sondern nur einen Kommentar: „Eine Sarah weniger“ (p. 405) veranlasste.

4.8.5. Zusammenfassung

Mit der Flucht des Antifaschisten Georg Heislers als roter Faden schildert Anna , wie das Kreuz sich von einem Symbol der Drohung zu einem Symbol der Hoffnung entwickelt. Dabei war ihr Hauptanliegen, die Bedeutung der Herrschaft der Nationalsozialisten für den Menschen in Deutschland sowie den deutschen moralisch integren Alltagsmenschen zu zeigen. Die großen politischen Fragen und Theorien lässt sie unberührt.

Die Autorin zeigt ein großes, auch fachliches Wissen über die beschriebene Zeit. In der Behandlung des Themas, moralische Konflikte in Entscheidungssituationen, beeindruckt sie durch eindrückliche Menschenkenntnis und ein wahrhaftiges Streben nach Wahrheit, nach Realität.

Nicht nur die spannende Flucht, sondern auch der Aufbau des Romans mit der Montagetechnik, Fragmentierung und Perspektivenwechsel macht den Roman zu einer geeigneten Vorlage für eine Comic- sowohl wie für eine Filmadaptation.

5. Der Comic oder „Pictoral version“

5.1. Entstehung

Nach der Übersetzung in englischer Sprache und Veröffentlichung in den USA 1942 wurde der Roman im Oktober zum „Book of the Month“ ausgewählt. Schon im November erschien

“The complete pictoral version of the Seventh Cross“, wie es in dem Werbeprospekt hieß, als erste in einer Reihe von illustrierten, gekürzten Fassungen berühmter Romane in einer Vielzahl von US-Zeitungen. Auftraggeber war Kings Feature Syndicate, das William Randolph Hearst gehörte, der nicht nur der größte Zeitungstycoon der USA war, sondern auch ein Comicförderer. Das Konzept der Reihe wurde in Kooperation mit dem „Book of the Month Club“ entwickelt. Während eines Monats sollte täglich eine Folge des Romans mittels einer Bilderreihe mit Text bis zu 500 Wörtern mit der Zielsetzung: “Millions of people don´t like to or haven´t the time to read books. But they do want to know what the best books are

(20)

20 about and to be able to discuss them intelligently.“ (von Steinaecker, 2015, p. 80) publiziert werden.

5.2. Leon Schleifer alias William Sharp

Als Zeichner wurde Leon Schleifer (1900-1961) verpflichtet. Leon Schleifer, in einer jüdischen Familie im damals österreichischen Lemberg geboren, ließ sich nach einem Kunststudium als Gerichtszeichner und Karikaturist in Berlin nieder. Er war ein scharfer Beobachter und Kritiker der Nationalsozialisten, ähnlich Georg Grosz, und musste wie dieser und auch Anna Seghers nach der Machtübernahme Hitlers emigrieren. In New York arbeitete er unter dem Namen William Sharp als Gerichtzeichner (Entführung des Lindbergh-Babys), Karikaturist und Illustrator weiter. Inwiefern Anna Seghers bei der Entstehung des Comics mitgearbeitet hat ist unsicher.

5.3. Schrift-Bildrelation des Comics

Als erster hat Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) in seinem Werk Laokoon (1766) das Verhältnis zwischen Dichtung und Bildende Künste systematisch analysiert. Die Gültigkeit für die im Kapitel XIV des Laokoons ausgearbeitete Differenzierung zwischen Poesie und Malerei ist für die heutige medienübergreifende Kunst und ganz besonders für den Comic fraglich. Im Kapitel XVIII S.130 schreibt Lessing: „die Zeitfolge ist das Gebiet des Dichters, so wie der Raum das Gebiet des Mahlers“. Es folgt eine Diskussion über freundliche Nachbarn, die über die Grenzen hinweg wechselseitige Nachsicht herrschen lassen. Lessing beendet die Auslegung folgend: „friedlich von beyden Theilen compensiret: so auch die Mahlerey und Poesie“. Es ist Lessing mit anderen Worten bewusst, dass die Trennung nicht absolut sein muss und kann, sondern dass sich beide Medien durch ihre Unterschiedlichkeit ergänzen können. Gerade diese Verwischung der Trennungsgrenze der Medien und die daraus entstandene Synthese der beiden Medien ist das Markenzeichen des Comics. „Gezeichnete Literatur“ nennt der Comicforscher Harry Morgan diese Synthese. (Groensteen, 2014, p. 2) Nach Mahne wird die Relation zwischen den verschiedenen Zeichensystemen, Schrift und Bild, im Comic von einigen Wissenschaftlern als eine „funktionale Verknüpfung von Zeichensystemen mit unterschiedlichem Leistungspotential“ definiert. (Mahne, 2007, p. 46) Obwohl der erste klassische Comicstrip, Richard F. Outcaoults The Yellow Kid, schon 1896 in der New York World erschien, ist es eine relativ junge Kunstrichtung. Eine allgemein anerkannte Definition ist noch nicht gefunden. Der Begriff Comic kann weit gefasst werden wie bei Scott McCloud2: „Zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen, die Information vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen soll“ (Mahne, 2007, p. 44). Er betrachtet somit auch textlosen Bildsequenzen, sog.

Pantomime-Comic als Comic. Christian Muschweck versteht unter dem Begriff „Comic“, Panels, die in einem erzählenden Zusammenhang stehen und betrachtet somit Sharps Bildsequenzen nicht als einen Comicstrip, sondern als „aneinandergereihte Illustrationen in

2 Scott McCloud (*1960) Comiczeichner und Comictheoretiker, Understanding Comics 1993

(21)

21 Form von Comicpanels“. (Muschweck, 2015) Andere Definitionen stellen eine massenmediale Verbreitung als Bedingung für die Bezeichnung Comic. (Hahn, 2016)

5.4. Rezeption

Das Interesse für spannende Kriegsgeschichten aus Nazideutschland war in den USA nach dem Kriegseintritt groß und das Thema 1942 deswegen sehr aktuell. Die von dem Herausgeber als „pictorial version“ angekündigte Adaptation des schon als „Book of the Month“ bekannten Romans erreichte schätzungsweise 20 Millionen Leser. (von Steinaecker, 2015, p. 81) Da diese Version nur in Zeitungen erschien und nicht in Buchform gedruckt wurde, geriet sie trotz der großen Leserschaft bald in Vergessenheit. Erst 2015 wurde die Comicadaption in deutscher Übersetzung vom Aufbau-Verlag mit einem Nachwort von Thomas von Steinaecker herausgegeben. Vorangestellt ist der Comicversion wie dem Roman der Satz: „Dieses Buch ist den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands gewidmet.“

5.5. Analyse 5.5.1. Struktur

Der Comic ist im Unterschied zum Roman ein visuelles Medium mit zwei Erzählinstanzen, Bild und Text, die sich ergänzen. Die „pictoral version“, wie die Adaptation im Original genannte wurde, hat einen festen dreiteiligen Aufbau. Als Blickfang sind vier (selten drei) Panels (umrahmte Bilder) als Folge nebeneinander geordnet. Jedes Panel ist mit einem aus dem Originaltext entnommenen Einzeiler untertitelt. (von Steinaecker, 2015, p. 84) Um die Panels fließt der Text, bestehend aus bis zu 500 Wörtern.

Die Comicvariation des Romans Das siebte Kreuz besteht damit aus relativ viel Text, der die vier Panels umrahmt. Nach der von Mahne auf Seite 47 zitierten Worte Scott McClouds: „Je mehr mit Worten gesagt wird, desto mehr Freiheit, sich zu entfalten, bleibt den Bildern, und umgekehrt“ (McCloud, 1995 Comics richtig lesen, p. 163) befreit dieser reiche Textfluss Sharp von einem narrativen Zwang. Somit erhält Sharp die Möglichkeit, die Motive der Panels frei zu wählen und das Verhältnis zwischen Bild und Text zu gestalten. Sharps Comicvariation verzichtet auf grenzüberschreitende Elemente und damit auf viele bekannte Merkmale eines Comics wie Sprechblasen, Onomatopöien s.g. Onpos (Lautmalerei), Bewegungslinien (in zwei Panels sind zwei schwach angedeutete Linien pp. 47, 48) und graphische Symbole. Stattdessen greift Sharp in seinen Panels besondere Augenblicke der Episoden auf. Besondere Augenblicke, die, wie Lessing in seiner ästhetischen Diskussion darlegt, „der Einbildungskraft freyes Spiel läßt“ (Lessing, 2012, p. 26). Die in diesem Sinne ausgewählten Motive fordern den Leser heraus, sich selbst die Vor- und Nachgeschichte des jeweiligen Panels auszumalen.

5.5.2. Handlung

Die Comicversion des Romans wird als eine spannende Fluchtgeschichte erzählt. Die täglichen Folgen enden oft mit klassischen Cliffhangern (p. 19), um die Spannung und

(22)

22 Erwartung des Lesers zu steigern, eine Technik die auch Anna Seghers in ihren Montagen verwendete. Die verschiedenen Episoden der Flucht folgen im Großen der Chronologie des Romans. Das KZ-Lager mit den sieben Kreuzen, Hakenkreuzfahne und bedrohliche Schatten des Wachpersonals wird schon in dem ersten Panel gezeigt, dann folgt im raschen Tempo die Flucht, die Verfolgung, die Schwierigkeiten, die Hilfen und zum Schluss die Rettung des Helden in die Freiheit. Diese verkürzte Version des Romans verzichtet auf Nebenstränge und Parallelerzählungen, viele Charaktere werden nicht genannt, andere, wie die Mitflüchtlinge, nur gestreift. So kreist William Sharps Adaptation um den unpolitischen Helden Georg Heisler und seinen Überlebenskampf.

5.5.3. Text

Der Text ist im Verhältnis zum Roman stark gekürzt. Der Wortlaut ist dem Original entnommen aber ummontiert. Zum Beispiel sind die beiden ersten Sätze im Roman und in der verkürzten Bearbeitung identisch, dann springt der Comic aber gleich zum Teil IV des ersten Kapitels, um dann wieder Textteile aus dem Kapitelteil III einzufügen. Dieses, damit die Geschichte dichter und verständlicher wird. Das auktoriale Erzählverhalten sowie innere Monologe, direkte Reden und auch Landschaftsbeschreibungen sind wörtlich vom Original übernommen. Die einleitenden und abschließenden Worte sind kursiv geschrieben und werden, wie im Roman, von einem unbekannten diegetischen Erzähler aus der Wir- Perspektive gesprochen.

5.5.4. Panels

Bilder sind das älteste Zeugnis menschlicher Kultur. (Roloff, 1995, p. 274) Bild fängt eher den Blick als Text, ist leichter zu verstehen und spiegelt die abgebildete Kultur je nach Absicht des Zeichners. Dass William Sharp nicht nur Karikaturist sondern auch vom deutschen Expressionismus stark beeinflusst war, ist deutlich an seinen Panels zu sehen. Ihn interessierten Kontraste, Emotionalität und deutliche Charaktereigenschaften. Sharp benutzte dazu starke Schattenwirkung (p. 55), Frosch- (p. 41) oder Vogelperspektive (p. 47) sowie angeschrägte Blickwinkel (p. 19). Charaktere, die im Roman differenziert beschrieben werden, werden bei Sharp zum Teil als Typen dargestellt: der Nazi, die Hausfrau, der Bierfahrer. Andere, wie z. B. Paul Röder, den Seghers als unscheinbar beschreibt, zeichnet Sharp als einen kraftvollen, gutaussehenden Mann. Der Held, Georg Heisler, geht knöchern mit hängendem Kopf und heruntergezogenen Mundwinkel durch die Bilder (von Steinaecker, 2015, p. 91) und wirkt im Vergleich zu anderen Comichelden eher als ein Antiheld. Sein Markenzeichen, die verletzte Hand, oft überproportional gezeichnet, hat nicht nur die Funktion die Geschichte weiterzutreiben, sondern auch, wie im letzten Abschnitt, ein Symbol der Nächstenliebe zu sein. (pp. 39,66); (von Steinaecker, 2015, p. 91)

5.6. Interpretation

Inwiefern diese Adaptation wirklich ein Comic ist, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Die Comicadaptation des Romans ist als eine unpolitische Fluchtgeschichte eines Mannes aus einem KZ-Lager des Nazideutschlands zu lesen. Seghers´ realistische und

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23 parataktische Sprache wird sehr effektvoll von Sharps emotionalen und aussagestarken Zeichnungen kontrastiert. Trotz des stark verkürzten Textes ist eine spannende und starke Variation des Romans entstanden. Im Fokus steht Georg Heisler, der in jeder Folge neuen Gefahren ausgesetzt wird und zum Schluss, dank hilfreicher Menschen, in die Freiheit entkommt. Die Gefahren gehen alle vom Naziregime aus, das von gewalttätigen und bösartigen Charaktertypen repräsentiert wird. Typen, die im Kriegsjahr 1942 dem Feindbild entsprechen und leicht verständlich sind. Die Differenzierung der Charaktere, wie Seghers es im Roman vornimmt, entfällt hier. Obwohl die Flucht vor den Nazischergen im Zentrum steht, wird auch das andersdenkende Deutschland mit mutigen und hilfreichen Menschen gezeigt. Die episodenreiche Fluchtgeschichte eignet sich idealerweise nicht nur für eine Bildergeschichte wie einen Comic sondern auch für eine cineastische Adaptation.

6. Der Film The Seventh Cross

6.1. Entstehung

Die Geschichte einer Flucht aus einem KZ-Lager in Nazideutschland ließ den Roman Das Siebte Kreuz im Kriegsjahr 1944 hochaktuell werden. Die spannende Flucht und die Struktur des Romans, die aus ineinander greifenden Einzelgeschichten mosaikartig eine Ganzheit bildet, eigneten sich gut als Unterlage für einen Film. MGM sah eine Möglichkeit, daraus einen spannenden Kriegsfilm zu machen, um Spencer Tracy zu vermarkten. Spencer Tracy sah eine Gelegenheit, sein Image als antifaschistischer Kriegsheld weiter auszubauen (Smyth 1977). Für Fred Zinnemann war eine Filmatisierung des frühen Wiederstandes gegen die Nationalsozialisten in Deutschland ein Anliegen. (Smyth, 2014) Als Drehbuchautorin wurde Helen Deutsch engagiert.

6.2. Fred Zinnemann

Der mehrmalige Oscarpreisträger Fred Zinneman (1907-1997) stammte aus einer jüdischen Familie in Österreich. Er ging aus beruflichen Gründen über Paris und Berlin 1929 nach Hollywood. The Seventh Cross entstand 1944 als sein erster großer Spielfilm sowie der erste in einer Reihe von Widerstandsfilmen, The Search,,(1948), Act of Violence (1948). Sein großer Erfolg High Noon wurde 1952 gedreht und From Here to Eternity 1953. Der Dokumentarfilmer Robert Flaherty, der als Erster dokumentarisches Material mit spielfilmartigem Narrativ und poetischen Aufnahmen verband, hatte, nach Zinnemanns eigener Aussage, großen Einfluss auf ihn. (Keser, 2004) Flaherty hatte ihm vermittelt, dass man beim Erzählen einer Geschichte die Wahrheit sagen müsse und dabei keine Kompromisse eingehen dürfe. (Egger, 2007)

(24)

24 6.3. Der klassische Hollywoodfilm

Der Film ist eine Variante des s.g. „klassischen“ Hollywoodfilmes, die dominante Form von Erzählkinos zwischen 1917-1960. Die Filme dienten der Unterhaltung und die Besten davon wurden in Hollywoodstudios produziert (Bordwell & Thompson, 2013, p. 98). Die Erzählung dieser Art von Film kreist um einen oder zwei Individuen, die ein gesetztes Ziel im Laufe der Erzählung erreichen sollten. Der Weg zum Ziel ist von Konflikten und Hindernissen begleitet, die dazu dienen, den Hauptcharakter eine innere Entwicklung durchlaufen zu lassen. Der Handlungsablauf ist linear und die Szenen so arrangiert, dass die Ereignisse in einem kausalen Zusammenhang stehen. (Monaco, 1995, p. 198; Bordwell & Thompson, 2013, p.98) Zum Hollywoodfilm gehört auch eine Romanze eines heterosexuellen Paares, die glücklich enden sollte. Das Ende eines Hollywoodfilmes ist meistens klar und ohne Fragezeichen. Der Held erfährt eine Wandlung, die Konflikte sind gelöst und die Zukunft sieht meistens positiv aus.

Diese Merkmale finden wir in Zinnemanns Film.

6.4. Rezeption

Der Film kam 1944 in den USA in die, fand aber nicht allzu viel Beachtung. Der Film galt als ein spannender Unterhaltungsfilm mit einer Botschaft: nicht alle Deutschen sind böse.

Da das Thema in Westdeutschland vor -´68 nicht interessant war, hatte der Film erst am 10.

Januar 1971 im ZDF Premiere und wurde nie als Kinofilm gezeigt.

1947 verbot die amerikanische Besatzungsmacht die Aufführung in Westberlin mit der Begründung „der in dem Film zum Ausdruck kommende Widerstandswille in der deutschen Öffentlichkeit falsch ausgelegt werden und einen Widerstandswillen gegen die Besatzungsmächte hervorrufen könne“ (Leis, 2009, p. 50)

In der DDR wurde der Film 1954 in der Berliner Volksbühne und im Club der Filmschaffenden ausgestrahlt (Leis, 2009, p. 50)

6.5. Analyse 6.5.1. Handlung

In einem Prolog werden die sieben Kreuze, das Lager und die sieben Häftlinge in einer nebeligen Nachtszene gezeigt, während ein ruhiger „voice-over-narrator“, als Stimme aus dem Off, in die Erzählung einführt und den geschichtlichen Hintergrund erklärt.

Die Handlung ist, um dem Stil des Hollywoodfilmes zu entsprechen, eine Transformation des Romans (Roloff, 1995, p. 270). Charaktere, Geschehnisse, Konflikte, die die Handlung nicht vorwärtstreiben, werden gestrichen, andere, um Spannung zu erzeugen oder Mitgefühl zu erwecken, werden ausgebaut oder umgestaltet. Zusammen mit sechs anderen Gefangenen bricht der Protagonist Georg Heisler, der seinen Glauben an das Gute im Menschen verloren hat, aus dem Lager Westhofen aus. Wallau, Heislers Freund und Mitgefangener, muss als erster sterben. Er glaubt bis zuletzt an das Gute auch in deutschen Menschen und hat im Lager

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25 versucht, Georg dieses zu vermitteln. In seiner Todesstunde auf dem Kreuz betet er, dass es Georg Heisler gelingen möge, dieses Gute zu finden und weiterzuführen, auch wenn er dabei sterben muss. (00:10:35)3 Es stellt sich heraus, dass die Erzählstimme aus dem Off Wallaus Stimme ist, die nicht nur durch den Film führt, sondern mal extradiegetisch, mal internal diegetisch (Bordwell & Thompson, 2013, p. 288) seine eigene sowie Heislers Gedanken hörbar machen.

Die ersten 35 Minuten des Filmes zeigen Heisler, begleitet von Wallaus Stimme aus dem Off, als eine gejagte, stumme Person in ständig wechselnden, echten oder vermeintlichen Gefahrensituationen. Der Film zeigt seine Verstecke, seine Verzweiflung, seine Konflikte, Begegnungen, Gefahren und Hilfe. Er hat Angst, er hat Hunger, er ist erschöpft, er ist dabei die Hoffnung zu verlieren. Seine Angst säht ein Misstrauen den Menschen gegenüber, denen er begegnet. Ein Misstrauen, das so groß ist, dass er sich sogar überlegt ein kleines Mädchen (0:12:50), dem er begegnet, zu ermorden, damit es ihn nicht verraten kann. Eine Referenz an Frankenstein (Sinyard, 2003, p. 24) und Abweichung vom Roman, der die Mordgedanken aus Angst in einem anderen Zusammenhang schildert. (Seghers, 2001, p. 178)

Die zweite Hälfte des Filmes zeigt die Versuche der Helfergruppe, Heisler, der sich bei Familie Roeder versteckt, zu finden, um ihn zu retten. Paul Roeder entwickelt sich, wie im Roman, von einem zufriedenen Bürger des Hitlerregimes zu einem tatkräftigen, mutigen und moralisch geradlinigen Fluchthelfer. In einem Versuch beim Architekten Sauer mittels eines Kodes Hilfe für Heisler zu suchen, trifft er auf eine für ihn ungekannte luxuriöse Welt und eine feige Moralvorstellung, die ihn verwirrt. (Seghers, 2001, pp. 281-285) Die Begegnung stürzt Sauer in eine Konfliktsituation, die Zinnemann als ein, wie die Literaturwissenschaft es nennt, mise en abyme mit Handlung, Konflikt, Höhepunkt, Wandlung und Happy End gestaltet.

Nach einigen Missverständnissen und Komplikationen wird Georg von der Helfergruppe gefunden und gerettet.

In der Schlussszene mit einer Frau in den Armen und die Rettung zum Greifen nahe zeigt Georg eine innere Wandlung, findet Ruhe in seiner Seele, erinnert sich daran, was Wallau ihn vermitteln wollte, glaubt an die Zukunft und an das Gute im Menschen. Wenn er nur eine Chance bekommt, will er seine Schuld an den Menschen, die ihm geholfen haben, begleichen.

6.5.2. Filmisches Erzählen

Wie es für einen klassischen Hollywoodfilm üblich war, ist Zinnemanns Transformation (Zima 1995, 270) von Seghers´ Roman ein Studiofilm. Noch hatte Zinnemann nicht angefangen Originalschauplätze aufzusuchen, um größere Glaubwürdigkeit zu erzielen. Das versuchte er stattdessen dadurch zu erreichen, dass er deutsche Exilanten als Darsteller engagierte (Helene Weigel).

Zinnemanns Interesse, wie auch Anna Seghers´, galt den Menschen, den Alltagsmenschen:

“People were, what interested him and the estblishing space was therefore the face“ (Smyth,

3 Die Zeitangaben beziehen sich auf die DVD Ausgabe, Turner Entertainment, 2011, von MGM´s Film The Seventh Cross, distributed by Warner Home Video, Burbank.

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