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Werteerziehung im Fach Deutsch als Fremdsprache: Die Vermittlung von Werten mit Hilfe von Belletristik am Beispiel von Der Märchenerzähler (2011) von Antonia Michaelis

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Academic year: 2022

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Självständigt arbete

Werteerziehung im Fach Deutsch als Fremdsprache

Die Vermittlung von Werten mit Belletristik am Beispiel von Der Märchenerzähler (2011) von Antonia Michaelis

Författare: Jaqueline Gratz Handledare: Corina Löwe Examinator: Angela Marx Åberg Termin: HT17

Ämne: Tyska Nivå: G2F

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Abstract

The focus of teacher students is often drawn to the theoretical part of teaching. But teachers are also responsible to teach our students the values of society. The curriculum for compulsive school and upper secondary respectively will be the theoretical frame for the values that will be investigated in this work. Some of those values are solidarity and empathy. There are different ways of how to approach this topic in class. The usage of a novel as an anchor for society’s values is going to be investigated. The novel chosen for this work is Antonia Michaelis’ Der Märchenerzähler (2011). Close reading is the chosen method to assess the novel and to take out presented values and themes from it. The main question for this essay is: How this can be incorporated into the value education in a German class in the Swedish high school. To answer this question a couple of other questions need to be answered first: Which characteristics and themes are presented in the novel? Which values are to be taught to students? Which values are shown and expressed in the novel? The result of the character and theme analyses show that this novel can be incorporated into the German lesson in order to teach students values.

Schlüsselwörter

Werteerziehung, Unterricht, Roman, Belletristik, problemorientierte Jugendliteratur, value education, lesson, novel, youth literature, värdegrundsarbete, lektion, roman, skönliteratur, ungdomsliteratur

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ___________________________________________________________ 1 1.1 Methoden und Material ____________________________________________ 2 2 Theoretischer Rahmen ________________________________________________ 2 2.1 Überlegungen zur Verwendung von Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht __________________________________________________________ 2

2.1.1 Problemorientierte Jugendliteratur als Genre _______________________ 4 2.2 Vorgaben des Lehrplans ____________________________________________ 5 2.2.1 Lehrplan für den Fremdsprachenunterricht _________________________ 7 2.3 Werteerziehung in der Schule________________________________________ 8 3 Der Märchenerzähler _________________________________________________ 9 3.1 Synopsis ________________________________________________________ 9 3.2 Diskussion zur Wahl des Buches ____________________________________ 10 4 Analyse ____________________________________________________________ 11 4.1 Hauptfiguren ____________________________________________________ 11 4.1.1 Anna _______________________________________________________ 11 4.1.2 Abel _______________________________________________________ 16 4.2 Nebenfiguren ___________________________________________________ 20 4.2.1 Gitta _______________________________________________________ 20 4.2.2 Lehrer Heinrich Knaake _______________________________________ 22 5 Schlussfolgerung ____________________________________________________ 23 Literaturverzeichnis ____________________________________________________ I

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1 Einleitung

Als Lehrer soll man nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermitteln. Die Werterziehung ist wichtig, da sie den Schülern und Schülerinnen1 „gute Moral“ und die demokratischen Werte näherbringen soll, auf denen eine demokratische Gesellschaft aufgebaut (Jakobsson & Rashid 2011, S.4) ist. Brammeby Sjöblom und Lindfors (2007, S.6) vergleichen die Gesellschaft mit einem Haus, in dem der Hausgrund aus den Werten und Vorstellungen besteht, die die Gesellschaft als ihre akzeptiert hat. Diese Werte markieren die Zugehörigkeit der Bewohner, welche die Mitglieder einer Gesellschaft sind. Daher ist es von Bedeutung, dass die nachwachsende Generation lernt, welche Werte und Vorstellungen die Gesellschaft formen, um nach diesen agieren und somit selbst ein Teil der Gesellschaft werden zu können. Diese Werteerziehung kann auf unterschiedliche Weise in der Schule stattfinden, zum Beispiel mit Hilfe von Belletristik. Belletristik ist bei Kindern und Jugendlichen beliebt, was in drei schwedischen Studien aufgezeigt wird.

Eine Studie von Weibull und Nilsson (2010) zeigt, dass Personen im Alter von 16-29 mindestens einmal wöchentlich ein Buch lesen (S.361). Weiterhin ist der neuesten Studie von PIRLS (2016) zu entnehmen, dass 56% der Schüler in der vierten Klasse mindestens einmal pro Woche Geschichten aus Büchern lesen (S.39). Aus der Untersuchung Ungar och Medier (2017), die von der staatlichen Medienbehörde (Statens medieråd) in Auftrag gegeben wurde, geht hervor, dass 62% der 17- und 18-jährigen wenigstens einmal in der Woche Bücher und Zeitungen lesen (S.23). Bücher sind also eine Möglichkeit, das Interesse der Schüler in den Unterrichtsinhalt einfließen zu lassen. In dieser Arbeit wird untersucht, wie Belletristik in den Fremdsprachenunterricht Deutsch, im Rahmen der Werterziehung, eingebunden werden kann. Da der Fokus auf dem Erlernen einer Fremdsprache liegt, eignet sich das Gymnasium ab Stufe 4 Deutsch besser als Zielgruppe für diesen Aufsatz, da die Schüler in diesem Alter (17-18 Jahre) reifer sind und auch einen größeren Wortschatz besitzen, als Schüler in niedrigeren Lernstufen. Die Hauptfrage dieses Aufsatzes ist: Wie kann Werteerziehung mit Hilfe von Literatur erfolgen?

Exemplarisch wird diese Frage mit der Analyse von Figuren und Themen eines Buches untersucht. Um diese Frage beantworten zu können, werden weitere Teilfragen gestellt:

Welche Merkmale und Themen weist das Buch auf? Welche Werte und Normen werden durch die Figuren verkörpert? Wie können die herausgearbeiteten Werte und Normen die

1 Der Einfachheit wegen, wird im kommenden Text nur Schüler verwendet. Es umfasst aber sowohl Schüler als auch Schülerinnen.

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Werteerziehung im Unterricht Deutsch als Fremdsprache unterstützen? Ziel dieses Aufsatzes ist es, zu überprüfen, ob sich das Buch als Grundlage für die Werteerziehung eignet.

1.1 Methoden und Material

In dieser Arbeit wird der Roman Der Märchenerzähler (2011) von Antonia Michaelis mit Hilfe der hermeneutischen Methode analysiert, die der „Interpretation von literarischen Texten, aber auch mündlichen Äußerungen sowie anderen sinntragenden Konstruktionen“ (Jeßing und Köhnen 2012, S.276) dient. Close Reading ist eine analytische Methode, welche in die Hermeneutik einfließt, die beschreibt, auf welche Art man Texte liest und interpretiert. Es bezeichnet das sorgfältige Lesen und Interpretieren einer Textpassage, um auch etwas aus dem Text herauslesen zu können, was nicht ausgeschrieben dasteht (Jeßing und Köhnen 2012, S.363).

Der Fokus der Analyse wird auf den Figuren und die mit ihnen verbundenen Schwerpunkten liegen. Anhand dieser können Eigenschaften und Werte herausgearbeitet werden, welche die Fragestellungen beantworten sollen. Darüber hinaus werden auch Überlegungen zur Verwendung von Literatur im Unterricht dargelegt, um damit die Wahl eines Buches als Grundlage für die Wertediskussion zu begründen. Verschiedene Dokumente der schwedischen Schulbehörde dienen als Grundlage und Richtlinie für die Werte, Normen und Eigenschaften, die den Schülern im Rahmen der Werteerziehung nähergebracht werden sollen. Sie verankern somit die Werte und Ansichten, die mit Hilfe der Figuren- und Themenanalyse herausgearbeitet und aufgezeigt werden.

2 Theoretischer Rahmen

2.1 Überlegungen zur Verwendung von Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht

Ein wichtiges Argument für die Verwendung von Belletristik im Unterricht ist, dass diese Texte häufig spannender sein können als Lehrbuchtexte (O’Sullivan & Rösler 2013, S.43). Mit Hilfe von Spannung, die beim Lesen von Belletristik aufkommt, kann Engagement bei den Lesern hervorgerufen, so die Leselust gesteigert und Langeweile umgangen werden (O’Sullivan & Rösler 2013, S.43). Spannung kann zum Beispiel durch Verschleierung und einer Neugier über das, was im Text geschehen ist, hervorgerufen

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werden (Marx Åberg 2017, S.169ff.). Marx Åberg erwähnt in ihrem Artikel Positiva läsupplevelser på främmande språk i undervisningen – går det? (2014), dass die Leselust oder auch positive Leseerlebnisse durch zum Beispiel ein persönliches Engagement und der Balance zwischen einer Herausforderung und dem eigenen Können (S.12f.) hervorgerufen werden können. Damit ist gemeint, dass die Leser einen Text interessanter finden, wenn sie durch das Lesen ihre eigenen Sprachfähigkeiten ausbauen können. Nach Löwe (2013) bereichert Literatur den Unterricht und bietet ein authentisches Spracherlebnis. Dieses wird zum Beispiel durch eine größere Variation und Anzahl von Wörtern und grammatischen Strukturen hervorgerufen (vgl. O’Sullivan & Rösler 2013, S.49). Dies kann wiederum den Enthusiasmus bei den Schülern fördern und so die Lern- und Leselust steigern. Ein zentraler Aspekt im Fremdsprachenunterricht ist der Wortschatz der Lerner, der durch Texte erworben werden kann. Nach O’Sullivan und Rösler (2013) bieten belletristische Texte eine „besondere Sprachqualität und decken Wortschatzbereiche ab, die in Sprachlehrbüchern nicht vorkämen“ (S.43). Von daher bieten sie eine größere Vielfalt an Vokabeln und ermöglichen den Lesern, ihre Sprachfertigkeit in einem größeren Umfang auszubauen. In Lehrbüchern werden Vokabeln und Grammatik nur schrittweise eingeführt und dadurch verlieren die Lehrbuchtexte an Variation, was wiederum die Motivation der Schüler verringern kann (O’Sullivan & Rösler 2013, S.49). Für den Einsatz von Kinder- und Jugendliteratur (KJL) spricht neben der Authentizität der Texte auch deren Altersangemessenheit. Die verarbeiteten Themen und auch die Protagonisten sind auf das Alter der Leser abgestimmt und bieten so Identifikationsmöglichkeiten (O’Sullivan & Rösler 2013, S.44).

Jedoch gibt es auch kritische Stimmen, wenn es zu der Verwendung von Belletristik im Unterricht kommt. Ein Argument, das angeführt wird, ist, dass die Texte zu schwer und anspruchsvoll sind und Schüler so ihr Interesse an ihnen verlieren.

Dagegen kann eingewendet werden, dass man als Lehrkraft die Schüler kennt und so das Sprachniveau, Genre und auch das Thema der Schülergruppe anpassen kann und so die Wahrscheinlichkeit verringert wird, dass die Texte zu schwer sind oder Langeweile aufkommt (O’Sullivan & Rösler 2013, S.43). Mit der Anpassung des Themas an die Schülergruppe ist gemeint, dass nicht jede Gruppe oder Schüler die gleichen Interessen besitzt und man als Lehrer die Texte besser variieren sollte. Ein anderes Argument ist, dass es nicht genügend Übungsmöglichkeiten für den Wortschatz gibt (O’Sullivan &

Rösler 2013, S.43). Eingewendet werden kann, dass Lehrer selbst Übungen und Vokabellisten zu den Texten erstellen und somit den Schülern Übungsmöglichkeiten zur

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Verfügung stellt. Darüber hinaus wäre es auch möglich, dass die Schüler eigenständig unbekannte Wörter in einem Wörterbuch nachschlagen und sie sich notieren. Auf diese Weise erweitern sie ihren Wortschatz selbstständig und individuell.

Zusammenfassend überwiegen die positiven Einflüsse von Belletristik und insbesondere auch KJL auf die Motivation und das Lernen. Deshalb sollte sie in den Unterricht integriert werden.

2.1.1 Problemorientierte Jugendliteratur als Genre

Problemorientierte Jugendliteratur, ein Genre innerhalb der Jugendliteratur, behandelt zeitgemäße Themen. Nach Carsten Gansel wird sie wie folgt definiert:

Problemorientierte Texte wollen, nahe an der Wirklichkeit bleibend, aktuell aufklären, Einstellungen ändern, für politische und soziale Forderungen sensibilisieren. Das ist neben dem unterhaltenden, lesefördernden Anspruch eine ihrer Aufgaben, der exemplarische Fall steht im Vordergrund. Um die Erfassung von epischer Totalität mit existenziellen Sinnangeboten geht es ebenso wenig wie um die Darstellung des Einmaligen einer Figur oder psychologische Analyse. Die Wirksamkeit gewinnen problemorientierte Texte aus der Authentizität des Dargestellten, dem Bezogensein auf jeweils aktuelle Wirklichkeitsfelder und vor allem aus dem Wiedererkennungseffekt. (Gansel 2010, S.163)

Texte, die zu diesem Genre gezählt werden, wollen für aktuelle Probleme der Gesellschaft sensibilisieren und so zum Nachdenken anregen und die Einstellungen der Leser ändern.

Dies wird durch das Darstellen einer fiktiven Wirklichkeit, welche einen Bezug zur Gegenwart herstellt, indem sie existierende gesellschaftliche Probleme aufzeigt, erreicht.

Anhand dieser Eigenschaften kann sich der Leser leichter in das Geschehen hineinversetzen. Die Anfänge dieses Genres sind auf die 1970er-Jahre zurück zu führen, als Autoren die Kinder- und Jugendbücher zeitbezogener und problemorientierter gestalten wollten, woraus sich mit der Zeit das Genre der problemorientierten Jugendliteratur bildete (Gansel 2010, S.163). In der damaligen Zeit waren dies u.a.

Unruhe in der Politik und wirtschaftliche Probleme. In den 1970-er und 80-er Jahre fand eine Ausweitung der Themenbereiche statt. Zu den bereits literarisch thematisierten Problemen wie Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Probleme, sind Themen wie Ungleichheit und Ungerechtigkeit, Tod, Alkoholismus und Drogensucht, Kriminalität

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und Sexualität hinzugekommen (Lange 2011, S.110). Diese Texte haben ein bestimmtes Muster, was das Erzählgeschehen angeht:

Das Erzählgeschehen dieser Texte ist als „realistisch“ in dem Sinne zu bezeichnen, als es in einem vom Leser „lokalisierbaren räumlichen und zeitlichen Koordinatensystem“ angesiedelt ist und mit wirklichkeitsmodellierenden Verfahren arbeitet. (Gansel 2010, S.163, Anführungszeichen im Original)

Dies bedeutet, dass es im Text Hinweise auf einen realen Ort geben kann, was das Geschehen und die Geschichte realistischer erscheinen lässt. Weiter wurde im Zitat von wirklichkeitsmodellierenden Verfahren gesprochen. Hierzu ist zu wissen, dass sich Literatur zwar auf die „‚wirkliche‘ Wirklichkeit“ bezieht, aber nicht selbst die Wirklichkeit, „sondern [eine] ästhetisch gestaltete Wirklichkeit“ abbildet (Payrhuber 2011, S.106). Diegese nennt man die ästhetisch gestaltete Wirklichkeit in Texten, die sich von der Wirklichkeit, die in der wir leben, abhebt, eben weil sie fiktiv ist. Zu Verfahren, die die reale Wirklichkeit nachahmen, gehört die Verwendung eines lokalisierbaren Raumes. Zum Beispiel werden, wie im Roman Der Märchenerzähler (2011), konkrete Orte wie Greifswald benannt. Auch Zeitangaben, wie die Nennung von Monatsnamen, wie Februar und März oder die Beschreibung von Jahreszeiten wie Winter, auf die im Text explizit eingegangen wird, vermitteln diesen realistischen Eindruck. Auf diese Weise rücken die dargestellten Themen näher an die Leser, da sie sich selbst betroffen fühlen und Unterhaltung und Spannung kommt dadurch auch nicht zu kurz (Payrhuber 2011, S.109). Themen, wie zum Beispiel Kriminalität und Drogensucht, die auch im Roman Der Märchenerzähler aufgegriffen werden, können für Spannung sorgen. Für die Unterhaltung im Roman sind Themen wie Freundschaft und Liebe entscheidend.

Texte, die dem problemorientierten Genre zugeordnet werden, stellen Gesellschaftsbeschreibungen und gesellschaftliche Probleme in den Vordergrund.

Protagonisten müssen ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Die intensive Wechselwirkung zwischen den individuellen und gesellschaftlichen Erwartungen macht diese Texte zu einem prädestinierten Genre für die Diskussion gesellschaftlicher Werte.

Somit eignen sie sich gut als Ausgangspunkt für die Werteerziehung in der Schule.

2.2 Vorgaben des Lehrplans

Die schwedische Schulbehörde, auf Schwedisch Skolverket, ist die Behörde, die die Lehrpläne und Inhalt der einzelnen Kurspläne festlegt. Sie schreibt in mehreren

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Dokumenten die zu vermittelnden Werte vor. Im Lehrplan für das Gymnasium (Lgy 11) werden unter anderem der Auftrag der Schule und die Werte und Normen, die die Schule vermitteln soll, beschrieben. Dieser Auftrag und die Werte, auf welche sich die schwedische Schulbehörde bezieht, werden im Schulgesetz (Skollagen), vorgeschrieben und in den Lehrplänen konkretisiert. Werte sind für den Erhalt der Gesellschaft wichtig und werden in Schieles Artikel Gibt es noch Werte? (2013) wie folgt definiert:

Werte sind Zielvorstellungen, die unser praktisches Handeln beeinflussen. Sie haben eine gewisse Stabilität, können sich aber im Verlauf eines Lebens ändern.

Sie sind für das Zusammenleben von Menschen von großer Bedeutung. Oft gleichen sich zentrale Wertvorstellungen von unterschiedlichen Personen, es gibt zum Teil auch erhebliche Unterschiede und Akzentverschiebungen. (Schiele, 2013 S.1)

Im Gegensatz zu dem Begriff Werte werden Normen anders definiert: Normen werden im Lexikon als nicht aufgeschriebene Regeln, die das angemessene Verhalten von Personen in einer Gesellschaft beschreiben2, erklärt.

Die Werte, die im Lehrplan aufgegriffen werden, entsprechen den Grundwerten der schwedischen Gesellschaft. Zu diesen Werten zählen die Menschenrechte und der Respekt für diese. Die Freiheit und Integrität eines jeden einzelnen, die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens, die Gleichheit aller Bewohner dieses Landes und die Gleichberechtigung von Mann und Frau sollen im Unterricht vermittelt werden (Lgy 11, S.5). Solidarität, Rechtsgefühl, Generosität und Toleranz gehören ebenfalls dazu.

Solidarität ist der Begriff für den Zusammenhalt und das Zusammenwirken Einzelner.3 Mit Generosität ist die Großzügigkeit, im Sinne von Verständnis und Akzeptanz, zwischen den Schülern und ihren Mitmenschen gemeint. Die schwedische Schulbehörde betont in ihren Vorgaben die historische Komponente und hebt hervor, dass Schweden in eine christliche und humanistische Tradition eingebunden ist (Lgy 11, S.5). Ein weiterer Aspekt, der aufgezählt wird, ist, dass die Schüler ebenfalls ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, Verantwortung und Solidarität, auch außerhalb der eigenen Gruppe, entwickeln sollen. Familie, Freunde und der Klassenverband sind in diesem Zusammenhang als eigene Gruppe zu verstehen. Weiterhin wird von den Lehrern ein

2 http://lexikon.stangl.eu/18288/soziale-normen/

3 http://wissen.woxikon.de/solidaritaet

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respektvoller Umgang mit den einzelnen Schülern und das Vorleben einer demokratischen Haltung erwartet (Lgy 11, S.12).

2.2.1 Lehrplan für den Fremdsprachenunterricht

Der Lehrplan für den Fremdsprachenunterricht – Ämne Moderna Språk – gilt für Fächer wie Deutsch, Französisch und Spanisch. Englisch, das als erste Fremdsprache ab der ersten Klasse gelehrt wird, hat separate Vorschriften und fällt daher nicht unter die Richtlinien des Lehrplanes für Fremdsprachen und wird hier nicht berücksichtigt. Der Lehrplan gilt für alle Kurse (1-7) der Fremdsprachen. Ein Kurs entspricht in etwa dem Stoff eines Schuljahres. Jeder Kurs hat außerdem einen eigenen Kursplan, der auf dem Lehrplan aufbaut und die spezifischen Ziele und Anforderungen für das jeweilige Niveau erläutert. Eines der im Kursplan vorgegebenen Ziele ist, dass die Schüler ihre Fähigkeiten, zu diskutieren und reflektieren, weiterentwickeln. Dies ist wichtig, damit sie zum Beispiel die Lebensverhältnisse, Gesellschaftsfragen und kulturelle Erscheinungen in den geografischen Gebieten, in denen die Sprache benutzt wird, besprechen können (Ämne Moderna Språk, S.2). Ein anderes Ziel ist, dass die Schüler den Inhalt von Texten und mündlicher Rede verstehen und deuten können (Ämne Moderna Språk, S.1).

Ein zentraler Inhalt, der sich durch alle Kurspläne zieht, ist, dass die Sprache durch Erzählungen und andere fiktionale Texte aufgenommen werden soll. Dieser Aspekt wird ab dem ersten Kurs ausgebaut und sowohl vom Inhalt als auch vom Umfang erweitert (Ämne Moderna Språk, S.32; 35; 38; 41; 44; 47; 50). Alle Kurse, beginnend mit Kurs 1, sollen auf bekannte Themenbereiche, wie alltägliche Situationen, Interessen, Personen, Plätze, Aktivitäten, aktuelle Geschehnisse, Ansichten, Gefühle und Erfahrungen, in der Kommunikation achten. Ab Kurs 5 wird auch an die Ausbildung der Schüler und das Arbeitsleben geknüpft (Ämne Moderna Språk, S.32; 35; 38; 41; 44; 47;

50). Weitere Themen, die in den Unterricht eingegliedert werden sollen, sind die Lebensweise, soziale Beziehungen und kulturelle Gegebenheiten. Diese werden in den höheren Kursen mit Stoff aus den Bereichen Kultur und soziale Beziehungen ausgebaut (Ämne Moderna Språk, S.32; 35; 38; 41; 44; 47; 50). Die Werteerziehung und die damit verbundenen Diskussionen werden erst ab dem vierten Kurs in den Fremdsprachen erwähnt und in den Richtlinien wird vorgeschrieben, dass diese in den Unterricht einfließen und benannt werden sollen (Ämne Moderna Språk, S.41; 44; 47; 50). Dies liegt vermutlich daran, dass die Schüler mit zunehmenden Alter reifer werden und somit auch schwierige gesellschaftliche und soziale Konflikte durchdenken können. Außerdem

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braucht es einen größeren Wortschatz, um Wertediskussionen führen zu können. Da sich die Schüler in den Kursen 1-3 noch nicht so gut ausdrücken können oder den Inhalt von Texten oder anderen Materialen aufgrund mangelnden Wortschatzes nicht verstehen, verzichtet man auf eine direkte Wertediskussion. Allerdings wird die Werteerziehung nicht nur im Fach Deutsch durchgeführt, sondern sollte im ganzen Schulalltag ausgeübt werden, was eine ständige Wertevermittlung gewährleistet.

2.3 Werteerziehung in der Schule

Warum die Schule eine Werteerziehung durchführen soll und was damit überhaupt erreicht werden kann, ist eine berechtigte Frage. Eine Erklärung liegt darin, dass sich die Gesellschaft verändert und von einer Gesellschaft, in der die Normen und Wertvorstellung für die Allgemeinheit galt, zu einer Gesellschaft geworden ist, in der es weniger vorhersehbare und unterschiedliche Normen gibt (vgl. Pihlgren 2012, S.58). Von daher ist es nicht nur wichtig, reines Wissen zu vermitteln, sondern auch vermehrt die Normen und Werte der Gesellschaft. Die Schule hat eine Möglichkeit, aber auch zugleich eine Verantwortung, da sie ein sozialer und kultureller Treffpunkt der Jugend ist (Lgy 2011, S.5). Die Schüler sollen nicht nur Fachwissen erlernen, sondern mit der Werteerziehung auch darauf vorbereitet werden, in der Gesellschaft zu arbeiten und zu handeln (Lgy 2011, S.6). Von daher ist es wichtig, dass die Schüler die Werte ihrer Gesellschaft kennen und im Einklang mit ihnen agieren. Insbesondere, weil die Schule Schüler aus unterschiedlichen Kulturen an einem Platz sammelt, kann hier der Grundstein für gemeinsame Wertvorstellungen gelegt werden. Wie die Werteerziehung stattfinden soll, ist dem Lehrplan nicht explizit zu entnehmen. Eine Möglichkeit, die für den einzelnen Lehrer, aber auch ein Kollegium erwähnt wird, wären Diskussionen (vgl. Lgy 2011, S.12). In diesen können Probleme und Konflikte, die zwischen unterschiedlichen Werten auftreten, analysiert werden, was verschiedene Perspektiven eröffnet. Literatur könnte als Grundlage dienen, da „Norm- und Wertvorstellungen in die Erzählungen eingebunden“ (Anselm in Nubert 2014, S.8) sind. „Durch Erzählungen erfolgen Sensibilisierung und die Schaffung von Solidarität“ (Anselm in Nubert 2014, S.9).

Solidarität ist einer der Werte, den die schwedische Schulbehörde für die Werteerziehung als essentiell vorgibt. Neben dem Vermitteln von Werten ist auch die Sensibilisierung für ihre Umwelt und Probleme im Umfeld wichtig. Aus Schieles Artikel (2013) kann entnommen werden, dass es von Bedeutung ist, auf welche Art Konflikte innerhalb der

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Schule behandelt und gelöst werden. Er behauptet, dass die Schüler gerade durch das Lösen von Konflikten und dem Einbringen in Entscheidungen ein demokratisches Zusammenleben praktizieren können und auf diese Weise Werte vermittelt bekommen (S.3). Es ist ein Teil des Älter werdens, dass sich die Schüler mit Problemen auseinandersetzen:

Zur Identitätsentwicklung gehört insbesondere auch die Auseinandersetzung mit Moral und ethischen Grundsätzen. Literarische Texte – Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane, Theaterstücke, Balladen – zeigen immer wieder moralische Konfliktsituationen. (Spinner 2011, S.513)

In diesem Zitat wird deutlich, dass nicht nur ein Genre innerhalb der Belletristik Probleme und Konflikte aufgreift, sondern auch andere Genres dieses Potential besitzen. Dies eröffnet die Möglichkeit, unterschiedliche Problemdarstellungen in einer Reihe von Texten wiederzufinden und sie gemeinsam mit den Schülern zu bearbeiten und zu analysieren. Aus Malin Alkestrands Dissertation Magiska Möjligheter (2016) geht hervor, dass in Belletristik unterschiedliche Perspektiven gegeneinandergestellt werden.

Die in der Belletristik dargestellten Gegensätze und die Spannung, die daraus folgt, können die Leser und Leserinnen zum Nachdenken anregen. Mit diesen Anregungen kann dann eine Dilemma-Diskussion geführt werden. Was die Verwendung von Literatur ebenfalls bestärkt, ist, dass eine große Variation von Problemen und Themen in literarischen Texten aufgegriffen werden (vgl. Alkestrand 2016 S.70). Man kann sagen, dass KJL aus pädagogischer Sicht, „als Medium der Erziehung [dient], das Kenntnisse, Normen und Werte vermittelt“ (O’Sullivan & Rösler 2013, S.27).

Abschließend kann festgestellt werden, dass der Lehrplan erwähnt, dass die Schüler Literatur kennenlernen sollen und sie als Basis für die Werteerziehung dienen kann.

Durch die unterschiedlichen Genres, Problemdarstellungen und Konflikte bietet die KJL eine breite Grundlage, die die Schüler zum Nachdenken anregen kann.

3 Der Märchenerzähler

3.1 Synopsis

Anna Leemann ist 17 Jahre alt, eine gute Schülerin, die fleißig lernt und nach dem Abitur studieren will. In der Schule freundet sie sich mit dem gleichaltrigen Außenseiter Abel Tannatek an. Abel ist das Gegenteil von Anna. Er fehlt oft in der Schule, dealt auf dem

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Schulhof mit Drogen und meidet die anderen Schüler. Seiner sechsjährigen kleinen Halbschwester Micha gegenüber ist er sehr lieb und zugetan. Er versorgt und beschützt sie, da die Mutter verschwunden ist und die Väter sich nicht um die Kinder kümmern.

Abel erzählt seiner kleinen Schwester Micha selbstausgedachte Märchen, um sie zu beschäftigen. Nachdem er Anna in sein Leben hineinlässt, kann auch sie sich dem aktuell erzählten Märchen, nicht mehr entziehen. Im Verlauf der Handlung verschwinden immer mehr Menschen aus Abels Umfeld, z.B. wird Michas Vater, Rainer Lierski, tot aufgefunden, nach dem er versucht hatte, in die Wohnung von Abel und Micha einzudringen. Anna beginnt Verdacht zu schöpfen und die Zusammenhänge zwischen Märchen und Realität zu verstehen. Durch die Geschehnisse und das Verhalten der Charaktere im Märchen erahnt Anna, dass Abel für das Verschwinden von drei Menschen verantwortlich ist und stellt ihn zur Rede. Er gesteht ihr die Verbrechen und auch die Gründe dafür. Die Spirale aus Lügen und Verbrechen beginnt mit dem Selbstmord der Mutter. Für die minderjährigen Kinder besteht nun die Gefahr, dass sie vom Jugendamt getrennt werden und Micha in die Obhut ihres gewaltätigen Vaters Rainer Lierski gegeben wird. Abel versucht zu verhindern, dass Micha zu ihrem Vater kommt und erzählt allen, dass die Mutter nur verreist sei. Deswegen bekam er immer größere Schwierigkeiten, Geldprobleme zwingen ihn zum Drogendealen und zur Prostitution.

Auch die Beziehung von Anna und Abel ist nicht konfliktfrei, denn Abel verschweigt vieles, wird gewalttätig und vergewaltigt Anna. Diese Spannungen werden erst gelöst, als Abel Anna seine Taten gesteht. Als auch die Polizei ihm auf die Schliche kommt, fragt er Anna, was aus Micha werden würde, wenn er nicht mehr da wäre. Anna versichert ihm, dass ihre Eltern, die beide kennen, für Micha sorgen würden. Die Situation eskaliert, als Polizisten Abel verhaften wollen. Vor den Augen von Micha, Anna, den Polizisten und einigen anderen Personen begeht er Selbstmord. Das Buch endet damit, dass Micha von da an bei Anna und ihrer Familie lebt. Anna ist nach Abels Tod deprimiert und weiß nicht mehr, ob sie noch ihr Abitur machen soll oder ob sie studieren will.

3.2 Diskussion zur Wahl des Buches

Für die Wahl des Romans Der Märchenerzähler von Antonia Michaelis waren mehrere Beweggründe ausschlaggebend. Einer war, dass das Buch viele Gemeinsamkeiten mit dem Genre problemorientierte Jugendliteratur aufweist. Im Roman werden gesellschaftliche brisante Konflikte in den Figuren und Themen verarbeitet, was mit der Charakteristik des Genres übereinstimmt. Ein anderer Grund war, dass ein Bezug

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zwischen dem Roman und der Wirklichkeit besteht. Dadurch kann es Schülern erleichtert werden sich in die Geschichte und Personen hineinzuversetzen. Im Buch finden sich einige dieser wirklichkeitsmodelierenden Kennzeichen wieder, wie zum Beispiel die Verwendung eines realen Ortes, Eldena, der bei Greifswald liegt. Das Alter der Protagonisten, welches 17 ist, und sich mit dem Alter der bevorzugten Schülergruppe für diese Arbeit deckt, war ebenfalls ausschlaggebend, da sie sich so leichter mit den Figuren identifizieren können, als wenn diese einer anderen Altersgruppe angehören. Über den Altersaspekt hinaus waren Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Drogensucht und Sexualität, die im Roman veranschaulicht und problematisiert werden, ebenfalls ein Beweggrund für die Wahl dieses Buches. Dies sind Themen, die mit dem Genre der problemorientierten Jugendliteratur übereinstimmen, wie auch Freundschaft, Liebe und Schule. Diese Aspekte wurden in Betracht gezogen, zum einem da ein Großteil dieser Themenbereiche von der schwedischen Schulbehörde in den Lehrplänen vorgeschrieben wird und zum anderen, weil die Schüler von einigen dieser Themen, wie Freundschaft und Schule, täglich berührt und betroffen sind. Andere Themen, wie Drogensucht, können den Schülern fremd sein, aber sie sind mit diesen Themen, durch zum Beispiel den Aufklärungsunterricht, bekannt. Ein letzter Beweggrund war die Darstellung der Gesellschaft im Buch, da sie der schwedischen Gesellschaft, in sowohl den Werten als auch Normen, ähnelt.

4 Analyse

4.1 Hauptfiguren

Als Hauptfiguren sind Anna und Abel im Zentrum der Handlung und so mit vielen Aspekten der Geschichte verbunden. Sie sind komplexe Figuren und verkörpern mehrere Werte und erstrebenswerte Eigenschaften durch ihr Handeln. In der Analyse werden sowohl ihre Charakterzüge, als auch Szenen, in denen die Werte, die sie vertreten, besonders gut hervorgehoben werden, herausgearbeitet.

4.1.1 Anna

Anna besitzt Eigenschaften wie Solidarität, Empathie und Verantwortungsbewusstsein.

Außerdem gibt ihr Name, der aus dem Hebräischen stammt und Gnade, Huld4 bedeutet,

4 https://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/name_406_Anna.html

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einen Hinweis auf weitere Eigenschaften, die sie verkörpert. Gnade ist eine wertvolle Eigenschaft; sie „gilt im Rechtssystem ebenso wie in zwischenmenschlichen Beziehungen als Wohlwollen und Geschenk“5. Anna ist am Anfang des Buches ein naives Mädchen, dass sich im Verlauf der Handlung zu einem vorsichtigeren, wachsameren und reiferen Mädchen entwickelt.

Wahrscheinlich, dachte sie, würde Gitta sich zu alt fühlen. Mein Gott, wir sind achtzehn, würde sie sagen. Oder du bist es jedenfalls fast, willst du dich wirklich auf einen alten Schlitten mit rotem Band setzen und dich komplett lächerlich machen? Du machst im Sommer Abitur, mein Kind, du solltest wirklich über andere Dinge nachdenken. (Michaelis 2011, S.13)

Dieses Zitat zeigt, wie Anna sich mit ihrer besten Freundin und Klassenkameradin Gitta vergleicht. Ihre Naivität und Kindlichkeit werden durch den Schlitten aufgezeigt. Auch dass sie mit fast 18 noch über Schlittenfahren nachdenkt, zeigt eine gewisse Unreife. Das wird auch durch Gittas Anrede „mein Kind“ hervorgehoben. Anna zeigt dies in einer Szene, in der sie der jüngeren Micha zu Hilfe kommt, als diese eine Tasse in einem Café zerbrochen hat und die Kassiererin sie deswegen ausschimpft:

„Mein Gott, jetzt lassen Sie sie doch in Ruhe! Sie ist ein Kind! Haben sie denn keine Kinder?“ Anna sah sich nach der Person um, die das gesagt hatte, und merkte, dass sie es selbst gewesen war. (Michaelis 2011, S.56)

Anna merkt nicht, dass sie es selbst gesagt hatte, was darauf schließen lässt, dass sie es unbewusst tat, da sie sich vielleicht eine solche Aktion normalerweise nicht zutraut. Auch wird angedeutet, dass Kinder ab und an mal Dinge kaputt machen und das man als Erwachsener Verständnis dafür haben sollte. Anna ist auch sehr verantwortungsbewusst, was sich z.B. in einer Szene zeigt, in der sie Abel dabei beobachtet, wie er den Schulhof verlassen will. Sie rennt zu ihm und überredet ihn, ihr den Schlüssel zu überlassen, um diesen Micha, Abels Schwester, bringen zu können. Sie trifft Micha auf einem Schiff mit einem fremden Mann an. Sie schafft es, Micha davon zu überzeugend, das Schiff zu verlassen: „Ich bringe dich nach Hause“ (Michaelis 2011, S.90). Der fremde Mann auf dem Boot ist Michas Vater und Anna weiß von Abel, dass Rainer Lierski keine vertrauenswürdige Person ist, weil er Probleme mit dem Gesetz hat. Dies macht die Szene umso dramatischer, da Anna nicht weiß, wie Lierski reagieren wird. Anna strahlt

5 http://religion.orf.at/lexikon/stories/2602321/

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Sicherheit aus und löst die Situation auf indem sie Micha auf das Tattoo aufmerksam macht, dass ebenfalls von einer bösen Gestalt aus Abels Märchen getragen wird.

Anschließend bringt sie Micha sicher nach Hause und bleibt bei ihr. In dieser Szene zeigt sich erneut, dass Anna ein großes Pflichtgefühl besitzt und sich selbst in schwierige Situationen bringt, um jemand anderen zu helfen. Von Erwachsenen wird erwartet, dass sie sich um Kinder kümmern und wollen, dass sie in Sicherheit sind. Jedoch ist kein Erwachsener da und dadurch wird Anna als Jugendliche dazu gezwungen, diese Rolle zu übernehmen. Für Anna bedeutet das, dass sie sich schneller in eine neue Rolle einfinden muss. Sie muss sich innerhalb weniger Augenblicke von einer Jugendlichen, die leicht naiv ist, in eine junge Erwachsene, die Sicherheit ausstrahlt, entwickeln. Eine andere Szene, welche Annas Verantwortungsgefühl verdeutlicht, ist, als sie Abel nach einem Streit mit Rainer Lierski hilft. In diesem Streit sind beide handgreiflich geworden und Lierski drückte Abels Gesicht wiederholt in Geschirr, das dabei zerbrach. In Folge des Streits steckten mehrere Scherben in Abels Gesicht. Micha rief Anna an, um Hilfe für ihren Bruder zu bekommen. Anna kam dieser Bitte sofort nach:

Sie begann, die Scherben mit der Pinzette aus der Haut zu sammeln, eine nach der anderen, ihre linke Hand füllte sich mit der Vergangenheit von Geschirr, mit der Geschichte einer Küche, mit Abels und Michas Geschichte. Er hatte die Zähne zusammengebissen und fluchte ab und zu leise. (Michaelis 2011, S.151)

Anna blieb bei Abel, um ihm zu helfen. Vorsichtig und verantwortungsvoll reinigt sie seine Wunden. Die Scherben könnten als ein Symbol für die Zeit interpretiert werden, denn jede Scherbe ist ein Teil der Geschichte und Vergangenheit von Abel und Micha.

Das Geschirr ist schon älter und wurde viel benutzt, es hat also im übertragenden Sinn einiges miterlebt. Die Scherben, in die es zerbrochen ist, sind kleine Teile der Geschichte, sowohl die von Abel, als auch die von Abel und Micha und Abel und Anna. Jedes Teil symbolisiert einen anderen Teil der Vergangenheit. Zusammen bilden sie ein vollständiges Bild, das sich in Annas Hand sammelt. Man kann sagen, je mehr Scherben Anna in ihrer Hand sammelt, desto mehr wird sie in diese Geschichte involviert. Wie tief Anna in die Geschichte involviert ist und dass sie nicht mehr das unbeschwerte Mädchen ist, sondern sich über vieles Gedanken macht, wird in einem Gespräch zwischen ihr und ihren Eltern deutlich:

Sie erzählte bis spät in die Nacht. Sie war eine Verräterin. Sie wusste, dass sie eine Verräterin war. Es ging Magnus und Linda nichts an, wie Abel und Micha

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lebten. Doch plötzlich war es, als bräche ein Damm, ein Damm, hinter dem noch mehr Tränen lagen, eine Flut von Tränen, eine Flut von gestotterten, ertränkten Worten und halben Beschreibungen. […] Sag mir was wir tun sollen.“ „Das weiß ich nicht“, sagte Anna. „Wenn ich das wüsste, wäre alles einfach. Er nimmt kein Geld an. Er will nicht, dass man sich einmischt. (Michaelis 2011, S.271f.)

Anna beschreibt sich selbst als Verräterin, da sie ihren Eltern von den Problemen, die Abel und Micha haben, erzählt. Dies macht sie, um den Geschwistern besser helfen zu können. Als Verräterin ist sie in dem Sinne zu verstehen, dass sie das Vertrauen von Abel missbraucht und Außenstehenden von seinen Problemen erzählt. Sie tut das, da sie selbst keine Lösung findet. Anna bittet ihre Eltern, zu denen sie ein enges Vertrauen pflegt, um Hilfe. Ihre Eltern unterstützen sie und hören ihr zu, was im Zitat deutlich wird. Ihr Vater fragt sie ebenfalls, was sie tun können, um zu helfen. Empathie ist ebenfalls ein Wert, der hier Anna zugeschrieben werden kann und der sie zu einem Vorbild macht. Empathie ist die Fähigkeit die Gefühle anderer zu verstehen und nachzuempfinden (vgl. Altman 2014, S.447). Anna versucht sich in Abel hineinzuversetzen und weiß, dass er es nicht gut finden wird, dass sie ihren Eltern davon erzählt hat. Deshalb bezeichnet sie sich als Verräterin. Im Verlauf der Handlung entwickelt sie nicht nur ihr Verantwortungsgefühl, sondern sie verliert auch etwas von ihrer Naivität, was mit einer Metapher umschrieben wird: „Am Montagmorgen war das Licht im Haus der Leemanns nicht mehr auf die gleiche Weise blau wie zuvor. Es hatte einen Sprung bekommen, etwas wie eine schmutzige Farbe hatte sich hineingemischt, vielleicht die Farbe von Blut.“ (Michaelis 2011, S.313). Das Licht, rein und blau, symbolisiert die heile und behütete Welt, in der Anna aufgewachsen ist und die vermutlich zu ihrer Naivität beitrug. Zu dieser heilen Welt, in der Anna aufwächst, gehört eine intakte, gutbürgerliche Familie. Beide Eltern kümmern sich um Anna und ihren Schulgang. Außerdem lernt Anna Klavier und Flöte spielen. Die schmutzige Farbe, die an Blut erinnert, ist das Neue und Unbekannte, dass sich in Annas Welt eingeschlichen hat. Das Unbekannte, auf das angespielt wird, ist, dass nicht alle Erwachsene nett sind. Anna kannte bislang Erwachsene nur als etwas Gutes, als vertrauenswürdige Personen. Durch den Kontakt zu Abel trifft sie auf Lierski, der, wie sie durch Abel erfährt, eine Person ist, der man nicht begegnen möchte. Das Neue, das Anna in ihrem Innersten erschüttert, ist die Vergewaltigung von ihr durch Abel.

Sie verstand nicht, was geschah. Aber sie verstand, dass es verkehrt war. Später, in ihrer Erinnerung, würde sie die Szene immer wieder und wieder erleben: Sie versucht, wieder auf die Beine zu kommen, doch da ist sein Gewicht auf ihr, und

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seine Hände, seine Hände halten sie fest, er ist zu stark für sie. „Nein!“, flüstert sie, sie windet sich jetzt. „Hör auf! Nicht so … so war es nicht gemeint … dann lassen wir es ganz … hör auf, hör auf! Ich schreie …“ Sie schreit nicht. Sie kann nicht schreien. Er hält ihr die Hand vor den Mund. Und das ist der Moment, in dem sie begreift, dass es kein Zurück gibt. Dass sie verloren hat. (Michaelis 2011, S.308)

Anna sagt deutlich „Nein“, jedoch ignoriert Abel dies. Die durch die Vergewaltigung ausgelösten körperlichen und seelischen Schmerzen zerbrechen ihre heile Welt. Die Erkenntniss, dass die Welt nicht nur gut und schön ist, unterstützt sie in ihrer Entwicklung. Jede schlimme Sache die sie entdeckt oder die ihr wiederfährt, bringt sie ein Stück weiter in ihrer Entwicklung zu der Person, die sie am Ende des Romans ist. Ein letzter Wert, der für die Figur Anna herausgearbeitet wurde, ist Gnade, worauf auch schon die Bedeutung ihres Namens, hinweist. Diese Eigenschaft kommt zum Ausdruck, als sie Abel verzeiht und so eine Art Gnade über ihn walten lässt. Sie und Abel hatten einen Streit nach der Vergewaltigung und sie hatten eine Zeit lang nicht miteinander gesprochen. Anna sucht nach Abel, als sie versteht, dass sie ihm vergeben kann.

„Was geschehen ist…“, begann sie. „Was geschehen ist, kann man nicht wiedergutmachen“, sagte er. „Ich habe dir das geschrieben. […] „Ich bitte dich nicht um Verzeihung. Was geschehen ist, kann nicht verziehen werden. Es ist das Schlimmste … das Schlimmste von allen Dingen, die geschehen können. Es ist genau das, was ich nicht wollte.“ […] „Auch das Schlimmste kann verziehen werden“, flüsterte sie. „Das Unmögliche ist möglich. Am schwierigsten ist es immer, sich selbst zu verzeihen …“ (Michaelis 2011, S.346)

Abel selbst sagt, dass es das schlimmeste Verbrechen überhaupt ist, das er begangen hat und dennoch vergibt Anna ihm. Ihr Verhalten könnte als Liebe oder Empathie gedeutet werden. Die Figur Anna verkörpert erstrebenswerte Werte, wie Empathie, Verantwortungsbewusstsein und Solidarität. Weiterhin veranschaulicht sie eine Entwicklung von einer naiven zu einer reiferen und kritischeren jungen Erwachsenen.

Anna scheint der Gegensatz zu Abel zu sein, der auf dem ersten Blick nur negative Eigenschaften besitzt.

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4.1.2 Abel

Abel, dessen Name ebenfalls aus dem Hebräischen stammt und mit „Hauch, Vergänglichkeit“ übersetzt6 wird, kann auf den ersten Blick als Annas Antagonist gesehen werden. Er hat im Gegensatz zu Anna keine Eltern, auf die er sich verlassen kann. Das bringt ihn in Schwierigkeiten, beispielsweise in eine ständige Geldnot. Abel muss nicht nur das wenige Geld, dass er und Micha zu Verfügung haben, einteilen, sondern er muss auch neues besorgen. Dies versucht er unter anderem mit Drogendealen.

„Warum heißt er bei allen so? Der polnische Kurzwarenhändler? Ich habe bisher nie darüber nachgedacht. […] „Und wenn du dein kluges Köpfchen ein wenig anstrengst, kommst du schon darauf, was unser polnischer Freund verkauft. Ich gebe dir einen Tipp:

keine Rosen.“ „Stoff“, sagte Anna“ (Michaelis 2011, S.16). In diesem Auszug fragt Anna ihre Freundin Gitta was Abels Spitzname bedeutet. Das Dealen ist nicht nur ein Verstoß gegen die Werte und Normen der Gesellschaft, sondern auch gegen das Gesetz.

Allerdings teilen weder Anna, noch die anderen Mitschüler der Schulleitung oder der Polizei etwas über das Dealen mit, sondern akzeptieren es. Machen sie sich nicht sogar durch ihr Wissen strafbar, da sie nichts sagen? Noch schlimmer, einige kaufen Abel sogar Drogen ab. Jedoch schreitet keiner ein, sondern es wird im Kreis der Jugendlichen als normal angesehen. Dass Abel seine Drogen so öffentlich auf dem Schulhof verkaufen kann, weckt zudem Fragen nach dem Versagen der Schulleitung. Wenn weder die Polizei eingreift, noch die Schule ihren Erziehungsauftrag wahrnimmt, woher sollen die Jugendlichen dann lernen, was richtig und was falsch ist? Diese Frage könnte im Unterricht diskutiert werden.

Gerade in Abels Fall ist die Schule eine zentrale Stütze, da es keine Erwachsene in seinem Familienkreis gibt, an die er sich wenden könnte und die ihm ein Vorbild sein könnten. Ohne Erwachsene muss Abel sich selbst um alles kümmern, was Schule, Haushalt und, insbesondere in seinem Fall, Geld betrifft. Er ist erst 17 und kann dadurch nicht auf dieselbe Art und Weise agieren wie ein Erwachsener, da er noch nicht volljährig ist. Jedoch übernimmt er die Rolle eines Erziehers für seine jüngere Schwester Micha.

„Wenn ich dir sage, dass ich nicht ihr Bruder bin, sondern ihr Vater?“ Er lachte plötzlich, ganz leise. „Nein, du kannst wieder aufhören zu rechnen. Nicht biologisch gesehen. Ich passe auf sie auf. Es gibt zu viele unschöne Sachen hier

6 http://vornamen.woxikon.de/vorname/abel

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draußen. Jemand muss aufpassen. Du weißt, dass ich oft in den Kursen fehle.

Jetzt weißt du, warum.“ (Michaelis 2011, S.67)

Abel meint im Zitat, dass er die Rolle eines Vaters übernimmt, da kein anderer da ist, um diese Verantwortung zu übernehmen. Denn weder sein eigener Vater, noch Michas Vater sind für die Geschwister da. Ein Erwachsener, der in Abels Leben tritt und sein Leben verändern soll, ist Sören Marinke, ein Sozialbeamter. Er hat den Fall von Abel und Micha übernommen, nachdem die Mutter der beiden verschwunden ist. Da sich die Mutter der beiden nicht bei Marinke meldet, kommt er die Geschwister besuchen. Abel ist ihm gegenüber kritisch eingestellt und versucht zu verhindern, dass die Geschwister getrennt werden. Abel sucht das Gespräch mit Marinke, um ihn davon zu überzeugen die Geschwister in Ruhe zu lassen. Dieses Gespräch verläuft nicht so wie geplant und Marinke verschwindet spurlos. Kurz darauf wird er tot aufgefunden. Dass hinters Abels Verlangen nach Michas Sicherheit etwas größeres steckt, wird erst in einem Gespräch zwischen Anna und Abel am Ende des Romans deutlich.

„Damals, als Lierski hier mit uns wohnte, war es genauso“, sagte er. „Ich war zehn, als er einzog, das war, bevor Micha geboren wurde. Ich wusste immer, dass er mich irgendwann allein erwischt. Ich hatte Angst, aber es hat nichts genützt, Angst zu haben. Michelle hat mir meine Angst nicht geglaubt. […] Das erste Mal war hier, im Bad. […] „Er hat…“ „Natürlich. Du brauchst es nicht zu sagen. […]

„Verstehst du das? Verstehst du, dass ich ihn erschossen habe? Es war kein Racheakt. Es war wegen Micha. Ich wollte nicht, dass ihr das Gleiche passiert.

(Michaelis 2011, S.426f.)

Abel ist etwas Grauenvolles zugestoßen, als er noch klein war. Rainer Lierski, der Vater von Micha, missbrauchte Abel. Dies wird angedeutet und Abel sagt auch, dass es nicht explizit gesagt werden muss. Abel vertraute sich seiner Mutter an, diese glaubte ihm jedoch nicht und ließ ihn mit seinen Ängsten allein. Aufgrund seiner Erlebnisse fürchtet Abel um Micha. Die Angst um Micha und dass ihr etwas Ähnliches zustoßen könnte, wenn sie zu Lierski ziehen würde, brachte ihn dazu, Dinge zu tun, die er sonst vielleicht nie getan hätte. Er erschoss Lierski und beging seinen ersten Mord, nur um seine Schwester vor jemanden zu schützen. Seine Geschichte und seine Erfahrungen entschuldigen jedoch nicht, dass er selbst zum Vergewaltiger wird.

„Ich bitte dich nicht um Verzeihung. Was geschehen ist, kann nicht verziehen werden. Es ist das Schlimmste … das Schlimmste von allen Dingen, die

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geschehen können. Es ist genau das, was ich nicht wollte.“ (Michealis 2011, S.346)

Abel zeigt in diesem Beispiel viel Empathie Anna gegenüber. Er sagt, dass er nie wollte, dass Anna so etwas passiert. Abel ist zwar erst ein Teenager, aber er versteht die Konsequenzen seines Handels. Allerdings begeht er nicht nur einen Mord, sondern zwei weitere.

Er krempelte seinen linken Ärmel hoch. Anna zählte neben der langen drei runde Narben. Eine mehr als beim letzten Mal. „Für jeden von ihnen eine“, sagte Abel leise. „Das sind die Narben des Mitleids. […] Das ist Lierski. Und Marinke. Und das ist der Knaake.“ „Der Knaake“, wiederholte Anna tonlos. „Warum, Abel?

Warum hast du das getan?“ „Er war dabei, die ganze Sache herauszufinden“, sagte er. (Michaelis 2011, S.429)

In diesem Gespräch erfährt Anna von den drei Morden: dem an Michas Vater Lierski, dem Beamten Marinke und dem Lehrer Herr Knaake. Jedoch empfindet Abel Mitleid für seine Opfer. Deshalb hat er sich selbst verletzt, um seinen psychischen Schmerz etwas zu verringern. Etwas eher in diesem Gespräch gibt er den Grund für den Mord an Marinke.

So ist das also, hat er gesagt, auf dieser schlüpfrigen Ebene kann man wohl alles lösen? Vergiss es, mein Junge. Und wo wir schon dabei sind, was ist mit der Kleinen? Irre ich mich oder hast du deine Schwester ein wenig zu lieb? Das war der Moment, in dem ich entschieden habe, dass er sterben muss. (Michaelis 2011, S.428)

Wie bereits beschrieben wurde, ist Abel vergewaltigt wurden. Dass Marinke andeutet, dass Abel dasselbe seiner Schwester antun könnte, ist zu viel für ihn. Er erschoss Lierski, um Micha zu schützen. Marinke stellte nun eine Bedrohung dar und Abel sah nur einen Ausweg – einen weiteren Mord. Diese Bedrohung sah er ebenfalls in seinem Lehrer Herr Knaake, weshalb dieser ebenfalls sterben musste. Wenn junge Leute andere Menschen umbringen, sucht man oft in ihrem Umfeld nach den Ursachen für ihr Handeln.

Abel ist ein Jugendlicher und ist ungefähr im selben Alter wie die bevorzugte Schülergruppe. Er zeigt positives Verhalten und gute Werte im Umgang mit seiner Schwester. Neben Verantwortung und Fürsorge, zeigt er auch Reue Anna gegenüber.

Doch genau die Liebe und Zuneigung zu Micha, bringt ihn in Schwierigkeiten. Er bringt drei Menschen um. Sein Verbrechen wird durch sein junges Alter nochmal verstärkt. Je

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jünger eine Person ist, wenn sie ein schweres Verbrechen begeht, desto schlimmer und grausamer wirken die Tat und die Person selbst. Als Leser oder auch Leserin kann man seine Motive sehen und zum Teil auch verstehen. Allerdings können weder seine Beweggründe noch seine Vorgeschichte diese Vergehen entschuldigen. Für Schüler, die dieses Buch lesen, kann es heikel sein, ein solches Thema zu diskutieren. Sie können sich durch das gleiche Alter besser in Abel hineinversetzen. Jeder der Schüler weiß außerdem, dass es falsch ist jemanden umzubringen. Hier können die Beweggründe diskutiert werden. In wie weit entschuldigen sie Abels Verhalten und hätte er anders reagieren können und sollen, sind Fragen, die in diese Diskussionen einfließen können.

Am Ende des Romans geschieht jedoch etwas, womit Anna nicht gerechnet hat.

Dieses Ereignis erschüttert nicht nur Anna, sondern jeden, der diesem Geschehen beiwohnt.

Dann sah er Micha an. Und dann sah er Anna an. Sie bemerkte erst jetzt, dass er die Pistole in der Hand hielt. Sie hörte den Hahn einrasten. „Anna“, sagte er. Und er hob die Waffe und zielte. Er zielte genau. Sie war zu erstaunt, um zu reagieren.

Oder vielleicht war sie überhaupt nicht erstaunt. Sie hörte den Schuss nicht, die Welt wurde seltsam still. So sah sie den Märchenerzähler zum letzten Mal: in einer vollkommen stillen Welt, in einem Treppenhaus. Er traf sein Ziel.

(Michaelis 2011, S.437)

Abel begeht Selbstmord. Ein möglicher Grund für diesen Schritt könnten die Morde sein, die Abel begangen hat. Vielleicht hielt Abel dem Gewissensdruck nicht mehr stand und sah in seinem Freitod die einzige Möglichkeit, seinem Gewissen zu entkommen. Ein anderer Grund könnte sein, dass Abel seiner Schwester eine bessere Zukunft bieten wollte und glaubte, dass er, aufgrund seiner Taten, kein Teil dieser Vision sein könnte. Vor seinem Selbstmord führten er und Anna ein Gespräch, in dem Anna Abel versicherte, dass Micha bei ihr und ihren Eltern ein Zuhause finden würde. Ein letzter Grund, der hier genannt werden soll, ist Angst. Abel könnte auch einfach nur Angst vor seiner eigenen Zukunft gehabt haben. Vielleicht fürchtete er sich vor den Konsequenzen, die ihn erwarten, oder auch vor der Missachtung der anderen Menschen in seinem Umfeld. Aus dem Text geht nicht hervor, wieso Abel den Freitod wählte, aber seine Entscheidung beeinflusst Anna, ihre Familie und insbesondere Abels Schwester Micha, die daraufhin in Annas Familie zieht.

Abel ist ein Vergewaltiger und Mörder, aber auch ein verantwortungs- und liebevoller Bruder, der Reue seinen Opfern gegenüber zeigt. Er dealt mit Drogen, um

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seine Schwester versorgen zu können und will sie um jeden Preis beschützen. Er verkörpert sowohl gute als auch schlechte Werte. Als Figur bietet er viele Facetten und ist ein komplexer Charakter.

4.2 Nebenfiguren

In diesem Kapitelabschnitt werden zwei der Nebenfiguren aus dem Roman analysiert.

Diese zwei sind Gitta und der Lehrer Herr Knaake. Gitta ist Annas beste Freundin und dient als positives Beispiel für Solidarität und Freundschaft. Herr Knaake verdeutlicht Hilfsbereitschaft und Verantwortung seinen Schülern gegenüber.

4.2.1 Gitta

Gitta verbindet eine tiefe Freundschaft mit Anna. Die beiden kennen sich von klein auf und obwohl sie ganz unterschiedliche Persönlichkeiten haben, sind sie beste Freunde. Im Gegensatz zu Anna ist Gitta mehr erfahren und nennt Anna „liebes Kind“ (Michaelis 2011, S.16). Dies deutet darauf, dass sie Anna als naiv und kindlich einschätzt, was Gitta an den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen festmacht:

Gitta würde sich zieren, den Schlitten rauszurücken, aber sie verstand Anna ganz gut. Und wenn niemand zusah, würde sie mit Anna Schlitten fahren und sich aufführen wie eine Fünfjährige; sie hatte es im letzten Winter getan und im vorletzten Winter. Genauso wie alle Winter davor. (Michaelis 2011, S.14f.)

Erkennbar ist, dass die Freundschaft beiden Mädchen sehr wichtig ist und sie eine Art Tradition haben, die sie durch alle Jahre hindurch aufrechterhalten, auch in der Zeit zwischen Kind- und Erwachsenensein, in der sich viel für sie ändert. Auch hält Gitta zu Anna, während die anderen Schüler ein Problem mit der Beziehung von Anna und Abel haben:

„Okay“, fing Gitta an. „Alle reden. Lass sie reden. Lass sie sich das Maul zerreißen.“ „Ich habe mich gewundert, dass du es nicht tust“, sagte Anna, weniger boshaft als ehrlich erstaunt. „Dass du nicht redest und dir das Maul zerreißt.“

„Liebes Kind“, sagte Gitta. „Es mag dich nicht interessieren, aber ich bin zurzeit glücklich genug, ohne über andere zu reden. Mit Hennes … läuft alles ganz gut, weißt du. Und außerdem bin ich deine Freundin, remember?“ (Michaelis 2011, S.240)

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Gitta sagt „alle“, damit meint sie ihre Mitschüler, die über die Beziehung von Anna und Abel reden. Anna zeigt sich überrascht, dass Gitta nicht redet. Dies deutet wieder auf die lange Freundschaft zwischen den beiden und darauf, dass sich beide sehr gut kennen.

Dass Gitta sagt, „es mag dich nicht interessieren“, weist auf eine Spannung zwischen den beiden und dass sie in letzter Zeit nicht so oft miteinander reden. Allerdings betont Gitta, dass sie immer noch Annas Freundin ist. Im Verlauf der Handlung kommt es zu einem Streit zwischen beiden Freundinnen. Dieser Streit ist wichtig für die Entwicklung der beiden und ihre Freundschaft. Auf eine subtile, indirekte Art wird die Spannung zwischen den beiden verdeutlicht:

„Liebes Kind“, sagte Gitta und stand einfach vor der Tür, diesmal ganz real und greifbar. […] „Liebes Kind was ist los?“ „Ich lerne“, antwortete Anna und blieb in der Tür stehen, ohne Gitta hereinzulassen. „Was soll los sein?“ „Erzähl mir nichts“, sagte Gitta. „Irgendetwas ist doch passiert. Zwischen Abel und dir. Ihr redet nicht mehr. Denkst du, alle anderen sind blind? Wir machen uns Sorgen.“

„Wer ist wir?“, fragte Anna. […] „Aber so schnell wirst du mich nicht los. Es ist schiefgegangen, oder? Mit Abel? Spektakulär schiefgegangen.“ (Michaelis 2011, S.320f.)

Zu Beginn des Gesprächs reden sie über die gescheiterte Beziehung von Anna und Abel, jedoch reagiert Anna eher zurückhaltend und will nichts erzählen. Dies macht die Spannung zwischen den beiden deutlich. Dass Gitta trotzdem wissen möchte, wie es Anna geht, zeigt, dass sie sich um sie sorgt. Im weiteren Verlauf des Gespräches sprechen sie über einen der Morde und wer dafür verantwortlich sein könnte:

„Nein“, sagte sie schließlich. Und dann: „Ich denke manchmal an das Absperrband am Strand. Es taucht einfach so in meinen Gedanken auf…“ „Ach was“, sagte Anna, plötzlich defensiv, „und weißt du, wer manchmal einfach so in meinen Gedanken auftaucht? Hennes von Biederitz zum Beispiel. Und Bertil Hagemann. Der eine gibt damit an, dass er schießen kann, und der andere versucht, nicht darüber zu reden. […] Bertil war an beiden Tagen vor Marinkes Tod am Strand draußen. Er hat es selbst gesagt. Und wo Hennes war, weißt du wahrscheinlich besser als ich. Oder vielleicht nicht?“ Gitta starrte sie an, perplex.

„Was haben die beiden mit der Sache zu tun?“ „Das“, sagte Anna, „frage ich mich auch.“ Und dann schloss sie die Tür. (Michaelis 2011, S.320f.)

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In diesem Dialog wird der Mord an Marinke erwähnt. Anna spielt darauf an, dass Bertil, ein Klassenkamerad von ihr, und Hennes, Gittas Freund, schießen und sie den Mord hätten begehen können. Gitta ist dadurch etwas durcheinander und reagiert perplex auf Annas Anspielung. Dieses Gespräch erzeugt weitere Spannung und die beiden haben danach keinen größeren Kontakt, was Anna im Glauben lässt, sie habe Gitta als Freundin verloren. Jedoch zeigt sich am Ende des Buches, dass dem nicht so ist:

Sie würde mit Gitta darüber reden, wenn sie so weit war. Gitta war immer noch da. Sie hatte gedacht, sie hätte Gitta verloren, aber das war nicht wahr. Gitta ließ ihr Zeit. (Michaelis 2011, S.446)

Deutlich wird, dass Gitta trotz allem immer noch Annas Freundin ist und zu ihr hält, auch wenn sie sich streiten. Jedoch hat sich die Freundschaft aufgrund der Entwicklung, die Anna durchgemacht hat, verändert. Dies zeigt eine Änderung in Gittas Anrede für Anna:

„Versuch’s mal dadrin m-, meine ich“ (Michaelis 2011, S. 404). Sie nannte Anna immer

„liebes“ oder „mein Kind“, jedoch hört sie in diesem Aufeinandertreffen, welches vor einem Nachtklub stattfindet, damit auf. Annas Veränderung ist groß genug, um von Gitta bemerkt und akzeptiert zu werden. Die Freundschaft der beiden wird auf ein anderes Niveau gehoben und vertieft, weil sie sich nunmehr auf gleicher Augenhöhe begegnen.

Gitta steht für Werte wie Loyalität und Zusammenhalt. Sie hält im Verlauf des Buches stets zu Anna und zeigt ihr, dass sie sich aufeinander verlassen können.

4.2.2 Lehrer Heinrich Knaake

Der Lehrer wurde als einziger Erwachsener ausgesucht, da er beiden Hauptfiguren hilft.

Für Abel ist dies insbesondere wichtig, da er sonst keinen anderen Erwachsenen hat, der diese Rolle übernimmt. Das erste Beispiel ist ein Gespräch zwischen Abel und Herrn Knaake:

„Ich will nur ihre Hilfe. Helfen Sie mir, einen Job zu finden. Irgendetwas. Sie kennen Leute… andere Leute als ich. An der Uni… vielleicht… ich kann alles machen… irgendetwas machen… abends…alles, was später beginnt als sieben.“

[…] „Du arbeitest doch jetzt auch nachts“, sagte der Knaake. […] Du kannst über die Leistungskursnoten in Deutsch letztlich nicht alles ausbügeln.“ „Ich schätze, nein“, sagte Abel. „Und deshalb wäre es gut, nicht nachts zu arbeiten, sondern abends. Wenigstens abends. An der Uni… Gibt es keine Hiwi-Jobs, die auch ein Schüler machen kann? Papierkram lässt sich auch abends erledigen…“ „Für so

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was musst du Student sein“, sagte der Knaake. „Ich besitze einen Studentenausweis.“ „Das habe ich nicht gehört“, sagte der Knaake. „Ich frage mal rum. Ich verspreche dir, dass ich herumfrage. Mehr kann ich nicht machen.

(Michaelis 2011, S.74f.)

Aus diesem Gespräch geht hervor, dass der Lehrer helfen will. Das erreicht er, indem er Abel anbietet, sich nach einem Job für ihn umzuhören. Es wird ebenfalls deutlich, dass der Lehrer positiv zu seinem Schüler eingestellt ist, weil er bereit ist, Verstöße seines Schülers zu ignorieren, um diesen nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Jedoch fragt er nicht nach, warum sich Abel in dieser Situation befindet. Er wird nicht stutzig, als Abel andeutet, dass er nachts arbeitet. Eine weitere Textstelle, die die Hilfsbereitschaft des Lehrers zeigt, ist, als Anna ihn abends anruft, um Abels Telefonnummer zu bekommen:

Es war halb neun, um halb neun sollte man einen Deutschlehrer anrufen können.

[…] Sie haben doch die Nummern aller Leute vom Deutschkurs 1, oder?“

„Schon“, sagte der Knaake. […] Ich habe die Nummer hier. Schreibst du mit?“

(Michaelis 2011, S.236f.)

Herr Knaake hilft nicht nur Abel, sondern auch Anna. Als Lehrer erfüllt er seine Rolle, indem er seinen Schülern hilft. Als Lehrer soll man seinen Schülern Wissen vermitteln und sie auf die Zeit nach der Schule vorbereiten. Herr Knaake hat gute Absichten und will das Beste für seine Schüler. Diese Absichten fangen ihn in einem moralischen Dilemma. Auf der einen Seite will er seinen Schülern helfen, auf der anderen Seite muss er aber selbst Regeln folgen. Er hilft Anna, da er versteht, dass dies eine besondere Situation ist. Allerdings hätte er die Nummer von Abel nicht einfach so herausgeben dürfen, als Anna darum bat. Er hätte es melden müssen, dass Abel einen Studentenausweis besitzt, was er jedoch nicht macht. Diese Ignoranz hilft zwar Abel ein Stück weit, birgt für den Lehrer aber gewisse Risiken, falls die Sache herauskommen sollte. Seine Absichten sind gut, aber seine Methoden können in Frage gestellt werden, da diese nicht immer moralisch richtig sind.

5 Schlussfolgerung

Schüler durchlaufen im Rahmen ihrer Schulausbildung eine Werteerziehung. Diese ist wichtig, um einen gemeinsamen Grund aus den Werten und Normen aufzubauen, die die Schüler für den Rest ihres Lebens begleiten. Aus den Dokumenten der schwedischen Schulbehörde können die Werte, die in die Werteerziehung einfließen sollen,

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herausgenommen werden. Weiter kann aus ihnen herausgelesen werden, dass Schüler unterschiedliche Literatur kennenlernen sollen. Darunter befindet sich Belletristik. In diesem Aufsatz wurde dargelegt, dass Belletristik Lehrern unterschiedliche Themen, die in den Unterricht eingegliedert werden können, ein authentischeres Spracherlebnis und einen größeren Wortschatz bietet. Zu den Themen gehören Liebe, Freundschaft und Drogen. Diese drei Themen sind in den Schulalltag bedeutend mehr integriert als Vergewaltigung und Mord.

In dieser Arbeit wurde ebenfalls herausgearbeitet, dass die Normen und Werte, die in dem Genre der problemorientierten Jugendliteratur aufgezeigt werden, sich mit denen decken, die in den Vorschriften der schwedischen Schulbehörde aufgeschrieben sind. Die Werte, die im Roman Der Märchenerzähler (2011) von Antonia Michaelis, dass zu diesem Genre gezählt werden kann, aufgezeigt werden, eignen sich für eine Wertediskussion. Positive Aspekte und Verhaltensmuster, die von den Figuren Anna, Gitta und auch zum Teil vom Lehrer Herr Knaake verkörpert werden, können als Vorbild für Schüler dienen. Gitta ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Solidarität. Sie hält zu Anna und gibt ihr den Halt, den sie braucht. Anna besitzt die Werte Solidarität, Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Zu Herrn Knaakes guter Seite gehört seine Hilfsbereitschaft. Jedoch verstößt er selbst gegen Regeln, was ihm eine negative Seite verleiht. Hier kann eine Wertediskussion angesetzt werden und Schüler können das moralische Dilemma, in dem sich der Lehrer befindet, diskutieren. Ist es ok Regeln zu brechen, um jemanden zu helfen, ist eine Frage, die sich jeder irgendwann einmal stellen muss. Von daher bietet Herr Knaake ein ausgezeichnetes Beispiel, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Ein größeres Potential bietet jedoch die Figur Abel. Auf der einen Seite treibt ihn sein Verantwortungsgefühl für seine Schwester in das extreme und er tut alles für sie. Auf der anderen Seite bringt ihn gerade diese Hingebung in Schwierigkeiten.

Er ist ein Mörder und es ist sehr heikel dieses Thema anzusprechen, da viele starke Ansichten haben, was das Thema betrifft. Der Altersaspekt macht es schwieriger das Thema zu behandeln, da die bevorzugten Schüler in der gleichen Altersgruppe liegen.

Zum einen kann die Figur Abel an sich diskutiert werden und bietet so Möglichkeiten, seine gute Seite zu analysieren. Er ist ein gutes Beispiel, wenn es um Verantwortung geht.

Aus dieser Verantwortung heraus dealt er, um Geld zu verdienen. Dieser Aspekt kann ebenfalls in die Werteerziehung aufgenommen werden und Schülern zeigen, dass es bessere, sicherere und vorallem legale Wege gibt, Geld zu verdienen. Ebenfalls kann hier diskutiert werden, ob Abels Not eine Entschuldung für sein Verhalten sein kann. Die

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Morde bieten nicht nur eine, sondern drei unterschiedliche Möglichkeiten. Alle drei Morde hatten unterschiedliche Beweggründe und können so einzeln analysiert werden.

Man kann sie aber auch als Eins ansehen und nur das Thema Mord durchnehmen. Da Schüler wissen, dass es falsch ist, jemanden umzubringen, hat jeder Einzelne bereits eine Ansicht zu dieser Topik. Um den persönlichen Aspekt herauszunehmen und so eventuelle persönliche Konflikte während der Diskussionen innerhalb der Klasse zu verringern, kann die Figur Abel als Stellvertreter genommen werden. Durch sein junges Alter bietet Abel eine weitere Facette in der Wertediskussion. Es bietet die Option, sein Umfeld genauer zu untersuchen und den Grund für sein Verhalten und seine Handlungen bei anderen zu finden. Außerdem kann der Lehrer oder die Lehrerin die Chance nutzen, um den Schülern einen besseren Weg aufzuzeigen und ihnen ein tieferes Verständnis für ihr Umfeld vermitteln. Da dieses Buch der Gattung der problemorientierten Jugendliteratur angehört, welche vom Dilemma lebt, eignet es sich immer gut, um Werte daran zu diskutieren.

Im Großen und Ganzen eignet sich das Buch für unterschiedliche Aspekte innerhalb der Werteerziehung. Es kann dem Lehrer oder der Lehrerin als Stütze dienen und den Schülern einen Ankerpunkt geben, um Werte zu analysieren.

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