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Perioperatives Management in der Chirurgie

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Academic year: 2021

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Zahn Krone 3/15

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ÖGP-SERIE

Perioperatives Management

in der Chirurgie

Zu den wichtigsten Faktoren für ein gewünschtes Therapieergebnis zählen die detaillierte

und verständliche Aufklärung des Patienten über das prä- und postoperative Verhalten

sowie Maßnahmen zur Reduzierung des Infektionsrisikos und nicht zuletzt der Schutz des

Behandlungsteams.

Priv.-Doz. Dr. Kristina Bertl, MSc, Malmö, Schweden

Schutz des Behandlungsteams

Sowohl bei einer chirurgischen Behandlung als auch bei einem Kronenbeschliff oder einer Mundhygienesitzung kommt es in einem Um-kreis von mehr als 1,5 m zu einer deutlichen Aerosolbelastung (Rautemaa et al. 2006). Die Keimlast in diesem Aerosolspray kann signi-fikant mit einer einfachen prä-operativen Maßnahme reduziert werden: einminütiges Spülen mit einer desinfizierenden

Mund-spüllösung (Rautemaa et al. 2006, Shetty et al. 2013). Des Weiteren kann die Aerosolbelas-tung auch durch die Verwendung einer effi-zienten Absaugung gesenkt werden (z. B. gro-ßer versus kleiner Speichelsauger) (Graetz et al. 2014). Neben der Aerosolbelastung oder Nadelstichverletzungen gibt es noch weitere mögliche Infektionsquellen für das Behand-lungsteam, wie beispielsweise der Aufbisstup-fer, den der Patient zumeist zur Blutstillung

nach einem chirurgischen Eingriff erhält. Die-ser Tupfer stellt nicht nur für das Behand-lungsteam, sondern auch in einem größeren Umfang ein gewisses Infektionsrisiko dar. Je-der zweite Patient berührt den blut- und spei-chelgetränkten Tupfer während der 20 bis 30 Minuten mindestens einmal, und der Tupfer wird entweder noch in der Ordination, auf dem Weg nach Hause oder zuhause wegge-worfen (Chatzoudi 2009). Zumeist fehlt eine entsprechende Instruktion seitens des Behand-lungsteams – auch bei Patienten mit bekann-ter Infektionserkrankung. So gab nur einer von 65 Oralchirurgen in einer Umfrage an, die Patienten bezüglich der Entsorgung des Tupfers zu instruieren und ebenfalls nur ei-ner änderte seine Aufklärung bei Bekanntwer-den einer Infektionserkrankung (Franklin & Laskin 2014). Empfehlenswerte Maßnahmen zur Entsorgung des Tupfers wären beispiels-weise Bereitstellung einer verschließbaren Plastiktüte und der konkrete Hinweis, den Tupfer möglichst nicht mit den Fingern zu-rechtzurücken beziehungsweise nach dem Entfernen die Hände gründlich zu waschen (Franklin & Laskin 2014).

Schutz des Patienten

Ähnlich einfache Maßnahmen helfen beim Schutz des Patienten. So kann eine prä-ope-rative Mundspülung mit einer desinfizieren-den Lösung deutlich das post-operative Infek-tionsrisiko (Lambert et al. 1997, Powell et al. 2005), eine Bakteriämie (Ugwumba et al. 2014) oder auch die Bakterienlast in intra-oral

ge-Abb. 1: Empfohlene Mundhygienepflege nach (a) Mukogingivalchirurgie, (b) regenerativer Parodontalchirurgie, (c) resektiver Parodontalchirurgie und (d) Implantatchirurgie

CHX-haltige Produkte und keine mechanische Reinigung

OP W 1 W 2 W 3 W 4 W 5 W 6 W 7

RZR, extraweiche HZB, vorsichtige IDR-Reinigung PZR, weiche HZB, IDR-Reinigung

CHX-haltige Produkte und keine mechanische Reinigung

OP W 1 W 2 W 3 W 4 W 5 W 6 W 7

RZR, (extra)weiche HZB,

CHX-Gel für IDR-Raum PZR, vorsichtige IDR-Reinigung

CHX-haltige Produkte und keine mechanische Reinigung OP W 1 W 2 W 3 W 4 W 5 W 6 W 7 Zahnfleischverband Ex, HZB/EZB, vorsichtige IDR-Reinigung PZR, Anpassung IDR-Artikel CHX-haltige Produkte und keine mechanische Reinigung

OP W 1 W 2 W 3 W 4 W 5 W 6 W 7

RZR, HZB/EZB und Reinigung Healingabutment

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b

c

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sammeltem, autologem Knochenmaterial (Young et al. 2002) reduzieren. Des Weiteren zeigte eine prä-operative Single-Shot-Antibio-tikagabe (Amoxicillin 2–3 g) vor Implantati-on einen signifikant positiven Einfluss auf die Implantatverlustrate. Ob eine post-operative Fortsetzung der Antibiotikagabe oder andere Antibiotikaregimes einen weiteren bezie-hungsweise ähnlich positiven Effekt zeigen, ist bislang nicht belegt (Esposito et al. 2013).

Post-operative Instruktionen

Bei ca. jedem 4. Patienten kommt es bei der Aufklärung über die häusliche Mundhygiene nach einem chirurgischen Eingriff zu einem Missverständnis und weitere 15 % haben noch Fragen zu den erhaltenen Instruktionen (Bra-sileiro et al. 2012). Einfache Richtlinien kön-nen in der Erstellung von schriftlichen Auf-klärungsbögen zum peri-operativen Verhal-ten helfen, um diese für den PatienVerhal-ten mög-lichst verständlich zu formulieren (Tab. 1). Nichtsdestotrotz sollte immer eine mündliche Aufklärung vorangehen (Alexander 1999). Abbildung 1 zeigt einen Leitfaden darüber, wel-che Mundhygienepflege post-operativ je nach Art des chirurgischen Eingriffes empfohlen werden kann.

Chlorhexidin –

die chemische Zahnbürste

Unter den desinfizierenden Mundspüllösun-gen gilt nach wie vor der Wirkstoff Chlorhe-xidin als Goldstandard. Aufgrund zahlreicher Vorteile wie einer effizienten Bakterizidität, einer hohen Substantivität und einer nicht vorhandenen Resistenzbildung sind Chlorhe-xidin-haltige Produkte nach wie vor als die ef-fizienteste „chemische Zahnbürste“ anzuse-hen (Arweiler & Sculean 2009). Ein zu be-achtender Punkt ist die Galenik des Produk-tes und die Anwendungsmodalität. Die Wir-kung wird beispielsweise durch die Zugabe ei-nes Antidiskolorationssystems, das zur Reduk-tion der unerwünschten (aber reversiblen)

Verfärbung an den Zähnen eingesetzt wird, deutlich reduziert (Arweiler et al. 2006, Li et al. 2014). Des Weiteren sollte die Anwendung nicht gleichzeitig mit natriumlaurylsulfathal-tigen Produkten (z. B. zahlreiche Zahnpasten) erfolgen; ein Abstand von mindestens 30 Mi-nuten bis zu 2 Stunden wird empfohlen (Ko-lahi & Soolari 2006). Bei intra-operativer An-wendung von Chlorhexidin ist zu beachten, dass auch die Wechselwirkung mit Serumpro-teinen dessen Wirkung verringern kann (Wade & Addy 1989). Ein Nachteil von Chlor-hexidin liegt in der in vitro gezeigten Zellto-xizität, wie beispielsweise auf Osteoblasten (Giannelli et al. 2008). Um diesen uner-wünschten Effekt klinisch möglichst zu mini-mieren, wird beispielsweise in der chirurgi-schen Peri-Implantitis-Therapie nach der Im-plantatoberflächenbehandlung mit Chlorhe-xidin zumeist eine einminütige Spülung mit Kochsalzlösung durchgeführt (de Waal et al. 2013, de Waal et al. 2014).

Zusammenfassung

■Aerosolbelastung in einem Umkreis von mehr als 1,5 m; die enthaltene Bakterien-last kann durch eine desinfizierende Mundspüllösung signifikant reduziert werden.

■Prä-operatives Spülen für 30 bis 60 Sekun-den mit einer desinfizierenSekun-den Mund-spüllösung kann des Weiteren eine Bakteriämie und das post-operative Infektionsrisiko reduzieren. ■

■Chlorhexidin-haltige Produkte sind nach wie vor als Gold-Standard unter den desinfizierenden Mundspüllösungen

anzusehen; jedoch sollten die Galenik des Produktes und mögliche Wechsel-wirkungen berücksichtigt werden. ■

■Eine prä-operative Single-Shot Antibio-tikagabe (2–3 g Amoxicillin) reduziert signifikant die Implantatverlustrate. ■

■Jeder chirurgische Eingriff ist eine Stress-situation für den Patienten, daher sollten die post-operativen Instruktionen mündlich, schriftlich und möglichst verständlich erfolgen. ■

Weiterführende Referenzen:

- Alexander RE, Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol En-dod 1999; 87:153–158

- Arweiler NB et al., J Clin Periodontol 2006; 33:334–339 - Arweiler NB, Sculean A, Quintessenz 2009; 60

- Brasileiro BF, de Bragança RM, van Sickels JE, J Oral Maxillofac Surg 2012; 70:12–18

- Chatzoudi M, J Oral Maxillofac Surg 2009; 67:2583–2586 - de Waal YC et al., J Clin Periodontol 2013; 40:186–195 - de Waal YC et al., Clin Oral Implants Res 2014

- Esposito M, Grusovin MG, Worthington HV, Cochrane Database Syst Rev 2013; 7:CD004152

- Franklin A, Laskin DM, J Oral Maxillofac Surg 2014; 72:2107–2108 - Giannelli M, et al., Toxicol In Vitro 2008; 22:308–317 - Graetz C et al., Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi 2014; 118:1122–1134 - Kolahi J, Soolari A, Quintessence Int 2006; 37:605–612 - Lambert PM, Morris HF, Ochi S, J Oral Maxillofac Surg 1997;

55:25–30

- Li W, Finger M, Lang NP, Dimensions 2014; 20–27 - Powell CA et al., J Periodontol 2005; 76:329–333 - Rautemaa R et al., J Hosp Infect 2006; 64:76–81 - Shetty SK et al., J Contemp Dent Pract 2013; 14:848–851 - Ugwumba CU et al., J Craniomaxillofac Surg 2014; 42:1783–1788 - Wade WG, Addy M, J Periodontol 1989; 60:521–525

- YoungD. H. MP et al., Clin Oral Implants Res 2002; 13:20–29

Priv.-Doz. Dr. Kristina Bertl, MSc

Abteilung für Parodontologie, Universität Malmö, Schweden Fachbereich für Orale Chirurgie, Universitätszahnklinik, Wien

kristina.bertl@mah.se einfache Wörter verwenden keine Fachbegriffe verwenden

maximal 8–10 Wörter/Satz eventuell zweisprachig anführen ausreichende Schriftgröße, Zeilenabstand

und Absätze – erleichtert die Lesbarkeit mit dem Patienten gemeinsam durchgehen und personalisieren mit Farbe und Highlights arbeiten immer mündlich und schriftlich aufklären

Tab. 1: Folgende einfache Richtlinien können helfen, einen für den Patienten verständlichen postoperativen Aufklärungsbogen zu erstellen (Alexander 1999).

References

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