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Helmut Arntz’ Zeitschrift Runenberichte

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Runenberichte

Klaus Düwel

„Am 21. August 1908 stellen Erik Brate und L. Fredrik Leffler der Schwedischen Akademie der Wissenschaften die Gründung einer Zeitschrift für Runologie vor. Dieser Plan ist nicht verwirklicht worden“ (Arntz 1939, 1). Helmut Arntz (1912–2007) hat dann selbst eine runologische Zeitschrift zu begründen versucht, die aber nur kurze Zeit (1939–1942) erschien. Ganz ähnlich nun heißt es im Vorwort in Band 1 (2010) von Futhark: International Journal of Runic Studies:

The idea of a runological periodical is not new. Already in 1908 L. Fr. (Frits) Läffler tried to persuade The Royal Swedish Academy of Letters, History and Antiquities to start a journal called Runa: Tidskrift för runforskning. … but the scheme was foiled.

Futhark wäre also genau genommen der dritte Versuch, ein zentrales Organ zu schaffen „for runic studies that are not in the form of monographs.“

Allerdings hat Arntz (ibd.) festgehalten:

Die ‚Berichte‘, deren erstes Heft hiermit vorgelegt wird, wollen der runen­

kundlichen Forschung ein Ausgreifen auf neue Probleme und bessere Durch­

dringung des Stoffes ermöglichen. Sie wollen keine neue Zeitschrift neben den vielen sein, sondern nur ein Zentalorgan der wissenschaftlichen Runenkunde, auf die sie sich bewußt beschränken.

Dennoch darf man dieses Organ als „Zeitschrift“ bezeichnen, wie es z. B.

Ulrich Hunger (1984, 8) tut: „1939 brachte Arntz eine Zeitschrift heraus, die ausschließlich runenkundliche Beiträge enthielt“. Die Titelei schwankt:

das erste Heft heißt Berichte zur Runen forschung, das 1941 erschienene Heft 2/3 dagegen Runenberichte. „Die ‚Berichte zur Runen forschung‘ er­

scheinen jährlich in 2–3 Heften. Je 4 Hefte bilden einen Band“ (Innen seite

Düwel, Klaus. “Helmut Arntz’ Zeitschrift Runenberichte.”

Futhark: International Journal of Runic Studies 2 (2011, publ. 2012), 201–05.

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des Umschlags von Heft 1, 1939). Mit Heft 4 (1942) war der erste Band vollständig, dem der Verlag Otto Harrassowitz, Leipzig, für den Buchbinder ein Titelblatt „Runenberichte … Band I … 1939/42“ und ein Inhaltsverzeichnis beifügte. Mehr ist vor allem wegen der Kriegsverhältnisse nicht erschienen.

Viele Beiträge vom Herausgeber Helmut Arntz in Heft 2/3 (1941) tragen den Vermerk „Im Felde“ und ein Einlegezettel des Verlages in Heft 4 (1942) besagt: „Bei der Ausgabe der Runenberichte waren Verzögerungen unvermeidlich, da der Herausgeber sich seit Kriegsbeginn im Felde befindet.“

Wie Futhark von einem internationalen „advisory board“ unterstützt wird, so gab auch Arntz die Runenberichte „in Zusammenarbeit mit G.

Baesecke — Halle, A. Jóhannesson — Reykjavík, T. E. Karsten — Helsingfors, G. van Langenhove — Brüssel, R. Meissner — Bonn, A. Nordén — Stockholm, E. Wessén — Stockholm, H. Zeiss — München“ heraus.

Wenn die Runenberichte auch nicht als „neue Zeitschrift“ gelten wollten, so zeigen sie doch einen entsprechenden Aufbau: Aufsätze zu allgemeinen Fragen und einzelnen Problemen, ab Heft 2/3 Rezensionen und in Heft 1 und 4 „Bibliographie der Runenkunde“, die den gleichnamigen Buchtitel (1937) von Arntz um „Nachträge und Ergänzungen“ bereichert (deshalb auch unter „Bibliographien“ bei Düwel 2001 bzw. 2008, 236). Insgesamt gesehen ein Programm, das die Anlage von Nytt om runer: Meldingsblad om runeforskning (1–19, Oslo 1986–2004 [erschienen 2006], seitdem nur im Internet) und Futhark vereinigte.

Daß der produktivste Beiträger der Runenberichte Helmut Arntz selbst war, liegt auf der Hand. Doch gibt es auch wichtige Aufsätze von Arthur Nordén („Felszeichnungen und Runenschrift“, Heft 2/3, 51–75) oder Georg Baesecke („Das Abecedarium Nordmannicum“, ibd., 76–90) und P. C. J. A.

Boeles („Zu den friesischen Runendenkmälern“, ibd., 116–122). Und das muß deutlich gesagt werden: es findet sich nirgendwo ein Kotau vor der NS­

Ideologie und ihrer speziellen Runenauffassung (vgl. Hunger 1984). Vielmehr nimmt Arntz selbst unter dem Titel „Vom Weltbild der Felsritzer und vom Weltbild Herman Wirths“ (Heft 2/3, 91–102) sehr kritisch Stellung zu einer im Fahrwasser Wirths sich bewegenden Arbeit eines Max Raschdorff über Nordische Sinnzeichen- und Bilderschriften (1939). Darin heißt es u. a. (ibd., 101):

Immer wieder muß deshalb gesagt werden, daß fast alles, was WIRTH behauptet hat, frei im Raum schwebt, daß er weder seinen Stoff nach methodischen Grundsätzen ausgewertet hat, noch daß Vorgeschichtsforschung, Sprachwissenschaft und die übrige[n] von ihm herangezogenen Disziplinen herzugeben vermögen, was er ihnen entnimmt. Die meisten seiner Konstruktionen stehen mit den bisherigen

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Ergebnissen der Wissenschaft in untrennbarem Gegensatz, und es ist WIRTH vorbehalten, daraus auf die Revisionsbedürftigkeit der „bisherigen Ergebnisse“

zu schließen.

Merkwürdigerweise sind die Runenberichte nicht in einer der gängigen deutschen oder skandinavischen Fachzeitschriften rezensiert worden, die Arntz’ Bücher durchweg besprochen haben (Handbuch 1935 durch Moltke 1937; Bibliographie 1937 durch Bæksted 1938; Runenschrift 1938 durch Baesecke 1939; mit H. Zeiss Runendenkmäler 1939 durch Marstrander 1939 und Krause 1940). Lediglich eine annotierte bibliographische Notiz findet sich: Acta Philologica Scandinavica 14 (1939–1940), 285 (Nr. 62) und zwar nicht einmal ein Hinweis auf das neue runologische Publikationsorgan, sondern bezogen auf den einleitenden Aufsatz

Helmut Arntz: Die Organisation der runenkundlichen Forschung (Berichte zur Runenforschung. Hrsg. v. Helmut Arntz. I (1939): 3–13). — Verf. stellt dar, was an organisatorischer Arbeit für die Runenforschung schon geleistet ist und was noch zu leisten sein wird usw.; in diesem Zusammenhang erwähnt er das neue Giessener „Institut für Runenforschung“ unter seiner eigenen Leitung.

Allerdings besprach Wolfgang Krause in seinem Forschungsbericht „Zum Stand der Runenforschung“ in Göttingische Gelehrte Anzeigen (1940) im Abschnitt „III. Bibliographie“ ausführlich das erste Heft. Der Beginn lautet (S. 203 f.):

Ein weiteres Desiderium der Runenforschung war ein zentrales Publikationsorgan, das einmal laufend jene Bibliographie [der Runenkunde von H. Arntz, die unmittelbar vorher vorgestellt wird] weiterführt, dann aber auch über neue Funde oder neue Bearbeitungen alter Funde und über Fragen der Runenkunde berichtet.

Auch diese Lücke hat H. Arntz zu füllen versucht durch Begründung einer von ihm … unter dem Titel „Berichte zur Runenforschung“ (Harrassowitz — Leipzig) herausgegebenen Zeitschrift, von der das 1. Heft des 1. Bandes 1939 erschienen ist.

In einem zweiten Bericht „Zum Stand der Runenforschung“, wiederum in Göttingische Gelehrte Anzeigen (1943), verweist Krause unter „I. Organisation und Bibliographie“ darauf, daß das erste Heft der Runenberichte „bereits in dem Sammelbericht von 1940 angezeigt werden konnte. Wohl infolge der Einziehung des Herausgebers zur Wehrmacht konnten die Lieferungen dieser Zeitschrift nur langsam erscheinen, das bisher letzte, den ersten Band abschließende Heft 4 im Jahre 1942“ (S. 232) — es sollte das letzte überhaupt bleiben.

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Bedenkt man, daß Helmut Arntz mit 21 Jahren promoviert und mit 23 Jahren habilitiert war und in diesem Alter bereits ein Handbuch der Runen- kunde (1935) vorlegte, dann kann man erst einmal nur staunen. Aller dings hat die rasante Publikationsfolge die Fachgenossen auch zu kritischen Äußerungen veranlaßt, so etwa Moltke (1937, 366), der in dem Hand buch auch „et vidnesbyrd om fortfatterens umodenhed og mangel på fortrolig hed med det stof, han behandler“ sah, ein Kritikpunkt, der auch Krauses Urteil (1940, 49) zur Edition Die einheimischen Runen denkmäler des Festlandes (1939) bestimmte:

Bei aller Hochachtung vor dem Fleiß und dem Wagemut des V[er]f[assers] kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als habe sich ARNTZ an eine Aufgabe gewagt, zu deren Lösung ihm Erfahrung, Umsicht und sicherer Instinkt fehlen.

Trotz diesen Einwänden werden das Handbuch (in zweiter Auflage und im Nachdruck), die Bibliographie und die Edition der Denkmäler in der Forschung nach wie vor genutzt, während die Runenberichte kaum einmal erwähnt werden.

Und schließlich sollte nicht vergessen werden, in welche besondere Zeit hinein diese Werke geschrieben wurden. Erik Moltke hat das zu Beginn seiner Rezension hervorgehoben:

Det er en glæde strax at konstatere, at forf[atteren] med skarphed vender sig mod den pseudo­videnskab, der vil gøre Tyskland til verdens navle og runerne til jordens ældste skrift, og som en tid stod i kurs i vort sydlige naboland under ledelse af Herma[n] Wirth, en mand, der har gjort Tysklands videnskabelige an seelse ubodelig skade, så meget mere som ansete lærde blev smittet af hans teorier under den almindelige gryende begejstring for germansk og germanerne.

Über Einzelnes und den weiteren Weg von Helmut Arntz geben Hunger (1984) und Simon (2007) Auskunft.

Bibliographie

Arntz, Helmut. 1935. Handbuch der Runenkunde. Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, B: Ergänzungsreihe 3. Halle/Saale. 2. Aufl. 1944. Nach­

druck: Königswinter 2007.

― . 1937. Bibliographie der Runenkunde. Leipzig.

― . 1938. Die Runenschrift: Ihre Geschichte und ihre Denkmäler. Handbücherei der Deutschkunde 2. Halle/Saale.

― . 1939. „Vorwort des Herausgebers.“ Berichte zur Runenforschung [Runenberichte]

1.1, 1–2.

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― , hg. Runenberichte 1 (1939–1942). Leipzig.

Arntz, Helmut, und Hans Zeiss. 1939. Die einheimischen Runendenkmäler des Festlandes. Gesamtausgabe der älteren Runendenkmäler 1. Leipzig.

Bæksted, Anders. 1938. Rezension von Arntz 1937. Arkiv för nordisk filologi 54, 366–373.

Baesecke, Georg. 1939. Rezension von Arntz 1938. Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 60, Sp. 84–90.

Düwel, Klaus. 2008. Runenkunde. 4. überarbeitete und aktualisierte Aufl. (seitengleich mit 3. Aufl. 2001). Sammlung Metzler 72. Stuttgart.

Hunger, Ulrich. 1984. Die Runenkunde im Dritten Reich: Ein Beitrag zur Wissen- schafts- und Ideologiegeschichte des Nationalsozialismus. Europäische Hochschul­

schriften, Reihe 3: Geschichte und Hilfswissenschaften 227. Frankfurt am Main. (2.

Aufl. in Vorbereitung).

Krause, Wolfgang. 1940. Rezension von Arntz und Zeiss 1939. Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur 59, 41–49.

― . 1940. „Zum Stand der Runenforschung.“ Göttingische Gelehrte Anzeigen 202.5 (Mai), 181–205.

― . 1943. „Zum Stand der Runenforschung.“ Göttingische Gelehrte Anzeigen 205.7–8 (Juli/August), 231–271.

Marstrander, Carl J. S. 1939. Rezension von Arntz und Zeiss 1939. Norsk tidsskrift for sprogvidenskap 11, 280–339.

Moltke, Erik. 1937. Rezension von Arntz 1935. Arkiv för nordisk filologi 53, 363–366.

Simon, Gerd, unter Mitarbeit von Dagny Guhr und Ulrich Schermaul. 2007.

„Chronologie Arntz, Helmut.“ http://homepages.uni­tuebingen.de/gerd.simon/

ChrArntz.pdf (am 31.5.2011).

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