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Zwei Löffelkästen des Ostseegebietes Wentzel, Hans Fornvännen 163-172 http://kulturarvsdata.se/raa/fornvannen/html/1941_163 Ingår i: samla.raa.se

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Zwei Löffelkästen des Ostseegebietes Wentzel, Hans

Fornvännen 163-172

http://kulturarvsdata.se/raa/fornvannen/html/1941_163 Ingår i: samla.raa.se

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ZWEI LOFFELKASTEN DES 08T8EEGEBIETE8

Z

AV

H A N S W E N T Z E L

u den wichtigsten persönlichen Grundbesitztiimern gehört seit alters das Ess- und Tischgerät.1 Von den nordischen Grabbeigaben vorchristlicher Zeit Iiber J d i o stolz am Gtirtel getragenen gotischen Messer und Löffel bis zu dem prunkenden barocken Tafelgeschirr ist die stete Wertschätzung und Besitzfreude verfolgbar. Unser heuti- ges »Besteck» — Messer, Gabel und Löffel — ist allerdings erst spät zueinander gekommen. Das Ur- und Universalgerät ist das Messer, dazu kommt dann der Löffel — die Gabel hat sich erst auf Grund nachmittelalterlicher verfeinerter Tischsitten einge- biirgert. Das Messer nun ist im Mittelalter allerpersönlichsles Be- sitztum, ein jeder hat es und fiihrt es am Giirtel bei sich: deshalb kennt der mittelalterliche Haushalt keine Sätze von Messern, in ihm finden sich höchstens Vorlege- öder Zerlegemesser fiir Feste und Feiern. Zwar ist auch der Löffel grundsätzlich ein Gerät, das der Einzelne bei sich fiihrt: da er aber im Gegensatz zum Messer ausschliesslich und allein zum Essen anwendbar ist, iiberdies aus Holz, also einem billigen und jederzeit beschaffbaren Material be- stehen känn, braucht sein stetes Anwesendsein nicht derart veraus- gesetzt zu werden. Deshalb ist der mittelalterliche Haushalt in stär- kerem Masse darauf bedacht, Sätze von Löffeln öder jedenfalls mehrere Löffel zu filuren. So erklärt es sich, dass es 12 Apostel- löffel2 gibt, aber etwa keine Apostelmesser. Sätze öder Teile von solchen Löffelserien haben sich erhalten (etwa in Stat. Hist. Mu- seum in Stockholm). — Die Freude am eigenen Gegenstand, die

1 Vergl. zu diesem Absatz: E r i c h M e y e r , » B e s t e c k » , Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichto II, Sp. 356 ff. mit violen Abbildungen;

ausfiihrlich Literatur Sp. 365/66.

' Uber Apostellöffel vgl. RDK I, Sp. 833/34.

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jedem m i t t e l a l t e r l i c h e n G e r ä t Schmuck u n d a u c h P r a c h t z u k o m m e n lässt, i i b e r t r ä g t sich auch auf das B e h ä l t n i s des G e g e n s t a n d e s , w i e es von den F u t t e r a l e n von k o s t b a r e n G l ä s e r n , B e c h e r n , K a m m e n , S c h r e i b z e u g e n , T i n t e n f l a s c h e n , Dolchen u s w . b e k a n n t ist. Bei den Löffeln h a b e n sich v e r e i n z e l t die L e d e r h u l l e n von am Giirtel ge- t r a g e n e n e r h a l t e n . Von B e h ä l t e r n von g a n z e n Löffelsätzen — bisher nicht bekannt öder beachtet — sei h i e r die Rede.

D a s H i s t o r i s c h e Museum in Stockholm besitzt einen mit r e l i g i ö - sen B i l d e r n ( V e r k i i n d i g u n g , P a u l u s , J o h a n n e s , P e t r u s ) bemalten h ö l z e r n e n K a s t e n , der r o h g e s p r o c h e n die F o r m e i n e s H o l z s c h u h e s h a t ;3 er s t a m m t a u s dem K i r c h s p i e l Rone, G o t l a n d (Staatl. H i s t . Mus. I n v . 12529: 2). D i e s e m e r k w i i r d i g e F o r m u n d der r e i n k i r c h - liche Schmuck m a c h e n den G e g e n s t a n d zu einem R ä t s e l . D i e g e w u n - dene A u s h ö h l u n g u n d der s o n d e r b a r k u r z e Klappdeckel k ö n n e n kei- nen A u f s e h l u s s d a r u b e r geben, welches kirchliche G e r ä t wohl d a r i n v e r w a h r t w u r d e . A l l é i n i g e K e n n t n i s iiber s e i n e e h e m a l i g e Bestim- m u n g gibt v i e l m e h r d a s e i n z i g e a n s c h e i n e n d u b e r h a u p t e r h a l t e n e G e g e n s t i i c k : ein g l e i c h e r m a s s e n s c h u h f ö r m i g e r , mit k i r c h l i c h e n B i l d e r n g e z i e r t e r H o l z k a s t e n im St. Anneninuseiim in Liibeck.4

Die eine Seite, offensichtlich die V o r d e r - öder H a u p t a n s i c h t , schmiickt wie bei dem schwedischen Kasten eine S z e n e : dort die V e r k i i n d i g u n g , h i e r die H i m m e l f a h r t C h r i s t i a u s dem K r e i s s e i n e r J i i n g e r , die a n d e r e Seite die lill. K a t h a r i n a (?), Apollonia, B a r b a r a u n d D o r o t h e a , die O b e r s e i t e die hll. U r s u l a u n d M a g d a l e n a (?) u n d eine u n b e n e n n b a r e Heilige, die breite Abschlusseite wiederum die hl. B a r b a r a . Nach diesem bildlichen Schmuck sind z u n ä c h s t noch ' Inv. Nr. 12529: 2. Lindonholz. 23,5 cm läng, 14 cm hooh, ca. 12 cm tief; ziemlich roh ausgehölt; obere Breite 7,4 cm. Aus einem Holzstiick geschnitten, aber mehrfach gesprungen. Die hintere breite Abschlussseite ohemals angodiibelt, heuto hinten offen. Klappdonkol orneuert, da Malerei zerschnitten wird und Klappgelenk ziemlich roh (iiber dem Johanneskopf) herausschant. Der ehemalige Kastenabschluss wohl stärker nach oben sohwingend. Im Ganzen sehr nachgedunkclt. Farben in braunroten Tonen.

Blumenmuster und Trennleisten recht roh.

4 Inv. Nr. 86. Lindonholz. Untere Länge 26,5 cm, obere Längo 29,5 cm, hintere Höhe 15,5 cm, vordero Höhö 17 cm, obere Breite 8,3 cm. Etwas abgeriebone Oberfläche, sonst gut erhalten. Farben erdig-gedämpft, sonst in der Farbenskala dor Zoit. Sehr sorgfältige ornamontale Verzierung. — Fiir freundliche Aufbesserung moiner Notizen danke ich Herrn Dr. H. K.

Röthol, Lubeck.

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Z W E I L Ö F F E L K Ä S T E S D E S O S T S E E G E B I E T E S 1 6 5

keine Schliisse zu ziehen, noch weniger als bei dem schwedischen Kasten; denn die Himmelfahrt ist offensichtlich das Zentralmotiv

— und es gibt kein kirchliches Gerät, das gerade mit dieser Szene in einen Zusammenhang gebracht werden konnte. Jedoch steht auf dem Deckel, der vorderen aufklappbaren Hälften der Oberseite, auf der Innenfläche mit Tinte zweimal eingeschrieben: »xxvi lepele».

Damit ist nun eindeutig der Inhalt und die Form des Lubecker und auch des schwedischen Kastens erhellt: es sind Löffelkästen.

Nun erklärt sich die merkwiirdige Schuhform mit dem sich nach vorn verbreiternden Grundriss zwanglos aus der Gestalt liegender, mit der Laffe etwas nach oben zeigender Löffel, der hohe Aufbau aus dem beträchtlichen Stapel der Löffel, die nach vorn hoch- schwingende Oberseite aus einer Vereinfachung fiir das Einlegen und Herausnehmen. Umso schwieriger gestaltet sich aber das Ver- hältnis zum bildlichen Schmuck, von dem man im allgemeinen bei mittelalterlichen kunstgewerblichen Arbeiten Aufschluss uber Sinn öder Bestimmung erwarten zu durfen glaubt. Bei beiden Kasten ist der Schmuck ausschliesslich kirchlich, dazu verbletet die Be- tonung der Verkiindigung und der Himmelfahrt, an einen häus- lichen, nur religiös geschmiickten Gegenstand zu denken. Gerade aber bei kirchlicher Bestimmung bereitet die Feststellung »Löffel»

erhebliche Schwierigkeiten. Der Löffel känn nämlich nicht schlecht- hin als kirchlich-liturgisches Gerät angesprochen werden. Gewiss, es gibt Weihrauchlöffelchen und sogenannte Hostienlöffel. Aber Weihrauchlöffel sind meist sehr klein, sie kamen nie in Sätzen vor, ein einziger reichte fur das Bediirfnis einer Kirche. Hostienlöffel sind keineswegs iiblich gewesen; auch wenn Källström5 nach dem Urkundenmaterial der Kirchensilberkonfiskationen auf das Vor- kommen von mehreren Hostienlöffeln nach oströmischen Ritus in Schweden schliessen zu miissen glaubt, so känn diese Mögliehkeit niemals fiir Lubeck zutreffen. Denn in den dortigen Konfiskations-

5 O. K ä l l s t r ö m , Medeltida kyrksilver, Stockholm 1939, s. 106/8.

Allerdings stammen die zur Beweisfiihrung betont herangezogenen 7 Stockholmer Löffel aus einem Kloster und können dort sehr wohl Ge- brauchsgerät gewesen sein! Denn die unter Anmerkung 13 genannten pommerschen Löffel der Konfiskationen stammten alle aus Klöstern. Und da etwa die Löffel in Stolpe ausdriicklich dem Abt zurilckgegeben wer- den, känn es sich nicht um »liturgischo, also rein katholische Löffel ge- handelt haben.

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166 II A S S W E N T Z E L

u r k u n d e n von 1530, die z u m i n d e s t so e i n g e h e n d w i e die schwe- dischen sind, finden sich k e i n e a na logen A n g a b e n0 — u n d a u s s e r - dem k ä n n man wohl kanin mit 26 Hostienlöffcln dieses A u s m a s s c s in e i n e r K i r c h e r c c h n c n ; u n d der schwedische K a s t e n w i r d nach

Abb. 1 a. Löffclkasten aus dem Ksp. Rone, Gotland. Staatl.

Hist. Mus. Inv. Nr 12 529:2.

s e i n e r G r o s s e v e r g l e i c h s w e i s e k a u m w e n i g e r als 20 Löffel enthal- ten haticn. F i i r einen a n d e r w c i t i g e n k i r c h l i c h e n G e b r a u c h k ö n n e n die beiden s z e n i s c h e n D a r s t e l l u n g e n bestimmt k e i n e n H i n w e i s ge- ben, e h e r ist eine A n d e u t i i n g von den s e h r z a h l r e i c h e n H e i l i g e n zu e r w a r t e n . P e t r u s , P a u l u s u n d J o h a n n e s sind a l s u b e r h a u p t die g e - b r ä u c h l i c h s t e n H e i l i g e n d a r s t e l l u n g e n des M i t t e l a l t e r s nicht auf- s c h l u s s r e i c h — die R e i h e der weiblichen H e i l i g e n k ä n n w e n i g s t e n s e i n e s k l a r s t e l l e n : sie k ö n n e n nicht als K i r e h e n p a t r o n e a u f g e f a s s t w e r d e n . D e n n von ihnen komini n u r K a t h a r i n a a l s K i r c h e n h e i l i g e in Liibeck vor, und gerade sie ist n a c h dem missverständlich ge- k e n n z e i c h n e t e n A t t r i b u t k e i n e s w e g s e i n d e u t i g i d e n t i f i z i e r b a r . E h e r sollte man B a r b a r a , die zweiinal, nnd einmal auffallend betont fiir sich allein, vorkommt, a l s S c h u t z p a t r o n i n auffassen. E i n e B a r b a r a - k i r c h e gibt es a b e r nicht in L u b e c k öder dessen U m g e b u n g . Auch u m P a t r o n e e i n e s b e s t i m m t e n A l t a r s e i n e r K i r c h e zu sein, ist die

• W e h r m a n n , Verzeichnis der Gegenstände, die 1530 aus den Kir- chen weggenommen und auf die Trese gebracht sind, Zeitschrift d. Vereins f. Liibeck. Geschichte u. Altertumskunde 2, Hcft 1, LUbeck 1863, S. 133 ff.

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Z W E I L O F F E L K Ä S T E N D E S O S T S E E G E B I E T E S 167 Anzahl der Heiligen zu gross. Man känn sie also nur noch auf den Stifter öder den Beschenkten beziehen. Und da mag man immerhin aus der ausschliesslichen Anwendung weiblicher Heiliger den Schluss ziehen, dass Stifter öder Beschenkter weiblich gewesen

Abb. 1 b. Derselbe Kasten wie Abb. 1 a (die andere Seite).

sind. Um Stifter öder Beschenkten aber näher einzugrenzen, ist man versucht, ein Gemeinsames in der Bedeutung der Heiligen zu suchen. Die meisten Patronizien umfasst Barbara, zur Scliutz- patronin wurde sie von einer Unzahl von Handwerken und Gewer- ben erkoren, sie ist daneben aber auch etwa Nothelferin bei Fieber und Pest.7 Apollonia wird gegen Zahnweh angerufen, Ursula schiitzt die Bräute, Dorothea Neuvermählte und Wöchnerinnen.

Ist es nicht gut vorstellbar, dass Stifter des Kastens eine Frau (öder mehrere Frauen) gewesen ist, die mit der Auswahl Segen und Heil gerade fiir wciblich-miitterliche Sorgen herabwiinschte?

und ist es dann nicht weiter naheliegend, dass dieser Kasten auch Frauen geschenkt wurde, weil gerade von Nonnen Verständnis und Ftirbitte fiir diese Anliegen zu erwarten waren? — In Lii- beck gab es nur ein Nonnenkloster, das zu St. Johannis. Katharina,

7 Vgl. iiber sie und die anderen Heiligen: F r a n s v o n S a l e s D o y é , Heilige und Selige, Bd. I und II, Leipzig 1929.

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D o r o t h e a u n d U r s u l a k o m m e n dort als A l t a r p a t r o n e v o r8 — n u n mag das nicht viel s ä g e n , da sie sich auch g e l e g e n t l i c h in den an- d e r e n K i r c h e n finden. A b e r der K o n v e n t z ä h l t e a u s s e r der Ä b t i s s i n 24 K o n v o n t u a l i n n e n .u D a s sind z w a r z u s a m m e n nicht 26, wie es

Abb. 2 a. Löffclkasten im St. Anncnmuscum, Liibeck. Inv. Nr 86.

die Löffelzahl fordert, es ist a b e r i m m c r h i n g u t d c n k b a i . d a s s der K a s t e n dem J o h a n n i s k l o s t e r g e h ö r t habon m a g , vielleicht sind ihm s o g a r K a s t e n u n d Löffel z u s a m m e n1 0 goschenkt w o r d e n (etwa zum E i n t r i t t e i n e r Novize a m T a g e C h r i s t i H i m m e l f a h r t ? ? ) .1 1 F i i r wen der i i b e r z ä h l i g e Löffel bestimmt w a r , lässt sich natiirlich k a u m sä- gen. Vielleicht w a r e n es a m h u r s p r i i n g l i c h n u r 25 Löffel, denn die I n s c h r i f t k ä n n s e h r wohl e r s t bei G e l e g e n h e i t der K o n f i s k a t i o n e i n g e t r a g e n w o r d e n s e i n ; denn der K a s t e n s t a m m t a u s der T r e s e , wo d a s b e s c h l a g n a h m t e G e r ä t g e s t a p e l t w u r d e . V i e l l e i c h t w u r d e da- mals ein w e i t e r e r , u r s p r i i n g l i c h nicht z u g e h ö r i g e r Löffel a u s p r a k -

8 Inventar Lubeck, Bd. IV, S. 23/25.

9 ebendort S. 4.

10 Uber Löffclgeschenke an Äbtissinnen und Nonnen vgl. G e o r g S t e i n h a u s e n , Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, Bd. II, Berlin 1907, S. 11, 26, 68, 87.

11 Man muss natiirlich auch eine letzte Mögliehkeit zur »Erklärung>

des Bildschmuckes berticksichtigon: der Kasten känn eine »Fertigware»

gewesen sein, in der Bude eines Edelschmiedes an der Marienkirche zum Verkauf (mit anderen Kasten mit der "Weihn.ichtsszene, Christus am Kreuz.

Pfingstfest?) angeboten worden sein — die wciblichon Heiligen wären dann nur als die damals bcliobtosten gewählt.

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tischen, s u m m a r i s c h e n G r u n d e n m i t e i n g e l e g t . J e d e n f a l l s ist die V e r w e n d u n g eines Satzes von 26 Löffeln i n n e r h a l b kirchlicher U m g e b u n g n u r in einem Kloster d e n k b a r — u n d nach den dargestell- ten H e i l i g e n m u s s man schon an d a s liibische F r a u e n k l o s t e r St.

Abb. 2 b. Derselbe Kasten wie Abb. 2 a (die andere Seite).

J o h a n n i s denken.1 2 T a t s ä c h l i c h sind auch d a m a l s solche Löffel a u s Kloslci h a u s h a l t k o n f i s z i e r t w o r d e n : im R e m t e r des B u r g k l o s t e r s w u r d e n 50 Löffel, 4 G a b e l n (eine d a v o n eine Löffel-Gabel-Kombina- tion) b e s c h l a g n a h m t ;1 3 leider sind Iiber die E n t e i g n u n g e n in den a n d e r e n Liibecker K l ö s t e r n u n d damit in St. J o h a n n i s k e i n e Auf- z e i c h n u n g e n e r h a l t e n . — Grundsät/.lich k o n n t e der K a s t e n natiir- lich auch e i n e r h a l b k i r c h l i c h e n B r u d e r s c h a f t g o h ö r t h a b e n ; a b e r bei

12 Fiir Burg- und Kalliarinenkloster felilen die zu erwartenden Domini- kaner- und Franziskanerheiligen; Ursula, Apollonia, Barbara und die an- deren sind doch am ehesten in einem Zisterzicnscrkloster vorstellbar. — Auch ist fiir die anderon beiden Kloster die Löffelzahl viel zu gering:

wurden doch allein im Remter der Burg 50 Löffel beschlagnahmt (s. oben).

11 W e h r m a n n , S. 135. — Interessante Parallelen zu diesen Kon- fiskationen finden sich in Pommersohen Zisterzienserklöstern (nach den bei H. H o o g e w e g , Die Stifter und Kloster der Provinz Pommern', Bd. 2, Stettin 1925, S. 44, 181, 679/80, abgedruckten Originalurkunden). So wurden im Kloster Hiddensee »15 sulverne Lepel> am 3.6.1525 beschlagnahmt, am 1.6.1525 in Neuenkamp >10 szulverne Lopel> und »16 szulverne Lepel klein und gröt», am 3.4.1533 in Stolpe »ses sulvern Lepel».

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einer solchen wäre man doch erstaunt iiber die ausschliesslich weiblichen Heiligen, auch wäre er aus ihrem Besitz nicht in die Konfiskation und damit auf die Trese gelangt.

Der schwedische Kasten ist, wie schon gesagt, in Gotland er- worben. Wenngleich mir diese Provenienzangabe keine Vermu- tungen in ähnlicher Richtung erlaubt, so muss man doch auch bei ihm mit Sicherheit annehmen, dass er zu einem Klosterhaushalt gehört hat — und ein solcher ist ausser Roma ja nur in Wisby zu suchen. Der Kasten konnte also aus dem Franziskanerkloster St.

Karin, dem Dominikanerkloster St. Nikolaus öder dem Zisterzien- serinnenklostcr Solberga stammen, natiirlich aber auch aus dem Hl. Geistspital öder dem Georgsspital. Es wäre nun verlockend, auch hier den Kasten einem Nonnenkloster zuzuordnen — es liegt dafur aber keine Berechtigung und nach den Heiligen auch keine Notwendigkeit vor.

Die zeitliche Ansetzung der beiden Kasten bereitet Schwierig- keiten, weil beide qualitätsmässig nur als kunsthandwerkliche Er- zeugnisse anzusprechen sind: das heisst, dass die Bilder im stilisti- schen Sinne schablonenmässig sind. Es fehlt ihnen nicht nur die Fein- heit einer gleichzeitigen Tafel- öder Wandmalerei, es fehlen ihnen auch deren ausgesprochene, zeitlich genau begrenzbare Stilmerk- male. Da die liibische Malerei der Gotik jetzt einigermassen iiber- schaubar ist,14 känn aber eine zeitlich obere und eine zeitlich un- tere Grenze fiir den Lubecker Kasten angegeben werden: die aus- getuschten Ritzzeichnungen gehören nicht mehr zu der höfisch-ele- ganten und westlich bestimmten Malerei der 1. Hälfte des 14. Jahr- hunderts, die die Glanzleistungen lubischer Malerei umfasst — und sie zeigen noch nicht die schweren, erdnahen und gedrungenen Fi- guren, die Meister Bertram der norddeutschen Malerei vermittelt hat. Der Kasten konnte also um 1350/80 angesetzt werden;15 man möche ihn bei den starken Anklangen an die Gewand-, Bewegungs-

14 A l f r e d S t a n g e , Deutsche Malerei der Gotik, Berlin 1934 ff., Bd. I—III; vgl. dazu meine Ergänzungsverschlägo in der Nordischen Rundschau 7, 1934; in »Die Heimat», Bd. 48, 1938: Liibeckische Plastik bis zur Mitte des 14. Jh., Berlin 1938, Taf. 128/29, S. 15 ff.; Rezensionen von Stange in Zs. d. Ver. f. Liib. Gesch. u. Altertumskunde Bd. 28/29, 1936/38.

15 So von mir datiert in Zs. d. Ver. f. Lub. Gesch. u. Altert. 28, 1937, S. 389.

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und Haarschemata und die Farben der ersten Jahrhunderthälfte eng an die Jahrhundertmitte riicken, muss aber bei der nur mittel- mässigen Qualität eine weitere Spänne als möglich gelten lassen.

— Der schwedische Kasten ist noch schwerer bestimmbar, die Stil- formen sind noch allgemeiner gehalten; es lässt sich aber immer- hin sägen, dass er in der schwungvollen Stilsprache geschaffen ist, die vom Ende des 14. Jahrhunderts bis gegen 1440 herrschte. Damit lässt sich nun der Kasten sehr gut als gotländisches Werk verste- hen, wo in eben jener Zeit eine Reihe von Wandmalereien entstan- den, die man geradezu als »gotländische Schule» bezeichnet hat.16

Man känn den Kasten zwar nicht direkt mit bestimmten Fresken verbinden — das ist nach ihrer Eigenart weder bei dem gotländi- schen noch bei dem liibischen zu erwarten — er zeigt aber doch Beriihrungspunkte, die ihn gemeinsam mit den Wandmalereien von den gleichzeitigen norddeutschen Werken absetzen. Und zwar känn man die Verkiindigung und die drei Heiligen zu den friihen got- ländischen Denkmälern rechnen: die Fulle der Gewandblöcke im Verein mit einer rauschenden Bewegung (Verkiindigungsengel) und scharf akzentuierter expressionistischer Kopfwendung (Pet- rus, Paulus) scheinen sie mir als Abkömmlinge jener prachtvollen Apostelgestalten an den Wänden der Kirche zu Othem zu charak- terisieren. Der Vergleich mit den jiingeren Malereien (Passions- zyklcn) zeigt sehr viel schärfere Unterschiede; Komposition und Ein- zolausfiihnmg sind ängstlicher, sehwungloser, burgerlich-trocken im Gegensatz zu den pathetisch-aristokratischen Figuren vom Ende des 14. Jahrhunderts; am ehesten weisen noch die stehenden Hei- ligen in Hemse und der Atterdag-Christus in Fide verwandtschaft- liche Beziehungen auf, doch reichen sie kaum aus, um den Be- hälter wesentlich iiber die Jahrhundertwende hinauszuriicken.

Bei einem Abstand von mehreren Jahrzehnten ist nicht mit einem Zusammenhang zwischen den beiden Kasten zu rechnen, obwohl er vielleicht durch die grosse Ähnlichkeit im Typus und im ornamen- talen Randleistenschmuck nahe gelegt wiirde. Denn beide gehören einer grossen Landschaft an, die damals ein recht einheitliches

" J o h n n y R o o s v a l , Den gotländske Ciceronen, Stockholm 1926;

Sveriges Kyrkor, Gotland; B e n g t S ö d e r b e r g , Två gotländska målar- skolor på 1400-talet, Ett preliminärt meddelande, Gotlandica till Nils Lith- berg, Visby 1933, S. 133 ff.

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1 7 2 H A N S W E N T Z E L

K u l t u r g e b i e t d a r s t e l l t e u n d nicht n u r z e i t w e i s e e i n e n e i n h e i t l i c h e n h a n s i s c h - s k a n d i n a v i s c h e n Stil pflegte,1 7 s o n d e r n dariiber h i n a u s gleiche F o r m e n in liturgischem u n d profanem G e r ä t bevorzugte.1 8

* *

Nachsatz: Das Nordische Museum in Stockholm besitzt ebenfalls einen spätgotischen Löffelkasten, der auf einem Bauernhof in Östergötland er- worben wurde (Inventar Nummer 69: 159) und vom Museum veröffentlicht werden wird.

17 H. W e n t z e l , Die Kunst der Hanse im Ostseegebiet, Geistige Ar- boit 4, 1937, Heft. 10, S. 9 ff.

18 Während der Drucklogung dieses Aufsatzes crschion der erste Band von »Svenskt silversmide 1520—1850» (Stockholm 1941), in dera O. K ä l l - s t r ö m auch den Stockholmer Löffelkasten abbildet.

S A M M A N F A T T N I N G

HANS WENTZEL: Två skedlådor från östersjöområdet.

Statens historiska museum i Stockholm äger on med religiösa bilder bemålad trälåda (inv. nr 12529:2), som — antydningsvis uttryckt — har formen av en träsko. En likaledes skoformad, med kyrkliga bilder prydd trälåda finnes i St. Annonrauseum i Liibeck, och detta föremål är på lockets insida försett med den två gånger upprepade inskriften »XXVl lopele». Därmed är det klart, att do båda lådorna tjänat som förvarings- plats för skedar. Den egendomliga formen hänger samman med skedarnas eget utseende och sättet att inuti lådan lägga dem ovanpå varandra till en hög stapel.

Frågan om bildutsrayckningcns betydelse är svårare att lösa. Skedarna kunna (med hänsyn till såväl antalet som storleken) icke ha ägt karak- tär av liturgiska bruksföremål. Liibeckexomplarot återger en rad kvinn- liga helgon och författaren framkastar hypotesen, att skedlådan och dess innehåll skänkts till St. Johannisklostret, Liibecks enda nunnekloster, som förutom abbedissan ägdo 24 konvontsmedlemmar. Bland detta klosters skyddshelgon märkas också Katarina, Dorotea och Ursula, vilka alla åter- givits på lådan. Det svenska exemplaret, sora härstammar från Gotland, visar bilder av Johannes, Paulus och Petrus. Figurvalet lämnar i och för sig ingen ledning vid försökon att identifiera ursprungsorten, men man har anledning att räkna med, att lådan härstammar från något av- klostren i Visby eller Roma.

Liibccklådan kan dateras till tiden 1350—1380, medan gotlandsexempla- ret härrör från tiden mellan 1300-talets slut och 1440 och utan tvivel äger en viss förbindelse med samtida kalkmåleri i gotländska kyrkor.

Författaren meddelar slutligen, att Nordiska Museet äger en sengotisk skedlåda från en bondgård i Östergötland. Denna låda kommer att publi- ceras genom museet.

References

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