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Nominalisierungen in medizinischen Fachtexten: Eine schwedisch-deutsche Übersetzungsanalyse

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Academic year: 2022

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Nominalisierungen in

medizinischen Fachtexten

Eine schwedisch-deutsche Übersetzungsanalyse

Author: Kirsti Ferch

Supervisor: Jenny Ström Herold Examiner: Magnus Levin Term: VT20

Subject: German

(2)

ABSTRACT

Scientific language, in contrast to general language, is characterised by its abstract and implicit style of expression, known as nominal style. A typical feature of this style is the frequent use of nominalizations which tend to be more common in German than in Swe- dish. This study will investigate whether these differences are also present in highly spe- cialized medical texts.

The quantitative and qualitative analysis is based on the translation of two medical articles from Swedish to German. The aim is to find out how often a nominalization in the source text corresponds to a nominalization in the target text, which structural shifts occur and how they influence the degree of nominal style. For this purpose, the concept of the

“grammatical metaphor” was applied.

The results show that the Swedish source text contains less nominalizations than the German target text. In 30% of the cases, less explicit and more metaphorical information was conveyed in the target text. In most of these cases a Swedish verbal construction was translated into a German nominalization. The metaphorization was often optional and guided by the conventions of medical texts. 65% of the occurrences showed the same de- gree of grammatical metaphoricity and were thus re-metaphorized. In the remaining 5%, the target text was less explicit and thus de-metaphorized. The Swedish source text proved to be less nominal than the target text.

KEY WORDS

German, grammatical metaphor, grammatical shifts, nominalization, nominal style, medi- cal texts, scientific language, structural shifts, Swedish, translation, verbal style

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INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung _________________________________________________________ 1 2 Ziel ______________________________________________________________ 2 3 Material, Zielgruppe und Methode ____________________________________ 3 3.1 Material _______________________________________________________ 3 3.2 Zielgruppe _____________________________________________________ 4 3.3 Methode _______________________________________________________ 4 3.3.1 Übersetzungsmethode _________________________________________ 4 3.3.2 Analysemethode _____________________________________________ 5 4 Theoretischer Hintergrund ___________________________________________ 6 4.1 Der Nominalstil in der medizinischen Fachsprache ______________________ 7 4.2 Die Nominalisierung _____________________________________________ 7 4.2.1 Form und Struktur der Nominalisierung ___________________________ 8 4.2.2 Erscheinungsformen der Nominalisierungen _______________________ 9 4.2.3 Zur Übersetzung der Nominalisierung ___________________________ 10 4.3 Frühere Studien zur Distribution der Nominalisierung __________________ 11 4.4 Übersetzungsstrategien___________________________________________ 13 4.4.1 Übersetzungsäquivalente _____________________________________ 13 4.4.2 Das Übersetzungsmodell der grammatischen Metapher______________ 14 5 Analyse __________________________________________________________ 16 5.1 Quantitative Analyse ____________________________________________ 16 5.1.1 Distribution der Nominalisierungen in AT und ZT _________________ 17 5.1.2 Distribution der Übersetzungsäquivalente ________________________ 17 5.1.3 Quantitative Analyse nach dem Modell der grammatischen Metapher __ 22 5.2 Qualitative Analyse _____________________________________________ 25 5.2.1 Re-Metaphorisierung ________________________________________ 25 5.2.2 De-Metaphorisierung ________________________________________ 26 5.2.3 Metaphorisierung ___________________________________________ 29 5.2.3.1 Verbalkonstruktionen im AT ________________________________ 29 5.2.3.2 Adjektivphrasen im AT _____________________________________ 32 5.2.3.3 Nominalisierungen im AT ___________________________________ 32 6 Zusammenfassung und Ausblick _____________________________________ 34 Literaturverzeichnis ___________________________________________________ 36 Anhang ______________________________________________________________ 38 Übersetzungsäquivalente der Nominalisierungen ____________________________ 38

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1 EINLEITUNG

Fach- und Sachtexte haben in erster Linie eine informative Funktion und zeichnen sich im Ge- gensatz zur Allgemeinsprache durch ihre abstrakte, komprimierte und unpersönliche Aus- drucksweise aus. Diese Merkmale werden durch den sogenannten Nominalstil erreicht, der un- ter anderem durch eine häufige Anwendung von Nominalisierungen und eine geringere Anzahl verbaler Strukturen gekennzeichnet ist. Hierdurch kommt es zu einem höheren Abstraktions- grad und einer verdichteten Informationsvermittlung. Welche Ausdrucksweise gewählt wird, hängt unter anderem von den konventionell festgelegten Stilnormen der jeweiligen Textsorte ab.

Obwohl diese Unterschiede zwischen der Fach- und Allgemeinsprache im gesamten eu- ropäischen Sprachraum zu beobachten sind, gibt es interlinguale Unterschiede im Gebrauch der Nominalisierungen. So haben kontrastive Studien des Deutschen, Schwedischen und Norwegi- schen gezeigt, dass Nominalisierungen in deutscher Sachprosa häufiger vorkommen (vgl.

Fabricius-Hansen & Solfjeld 1994, Solfjeld 1997, Carlsson 2004). Demzufolge können unter- schiedliche Strukturveränderungen bei einer Übersetzung auftreten, die zu verschiedenen Fre- quenzen der Nominalisierungen in Ausgangstext (fortan: AT) und Zieltext (fortan: ZT) führen.

So zeigt Beispiel (1), dass die Verbalphrase des AT:es in eine Nominalisierung im ZT umge- wandelt wird. Dadurch wird die Informationsvermittlung abstrakter:

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Text 2, [S.1]

Elkonvertering/defibrillering åter- ställer rytm genom simultan depo- larisation av kardiomyocyterna.

Die elektrische Kardioversion/Defi- brillation führt durch simultane Depo- larisation der Kardiomyozyten zu ei- ner Wiederherstellung des Rhythmus.

Beispiel (2) demonstriert den umgekehrten Fall mit einer verbaleren und weniger abstrakten Ausdrucksweise im deutschen Text:

(2)

Text 2, [S.5]

Vågformen är en beskrivning av den elektriska vektorns riktning genom kroppen [...].

Die Wellenform beschreibt die Aus- richtung des elektrischen Vektors in- nerhalb des Körpers [...].

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Inwieweit Unterschiede in der Anwendung von Nominalisierungen in schwedischen und deut- schen medizinischen Fachtexten bestehen, ist bisher nicht untersucht worden und soll Thema der vorliegenden Arbeit sein. Durch die Untersuchung der Distribution von Nominalisierungen und die Analyse der Strukturumwandlungen, die bei der Übersetzung auftreten, soll herausge- funden werden, ob sich das Abstraktionsniveau der medizinischen Fachtexte unterscheidet.

Für die quantitative und qualitative Analyse dieser Arbeit wurden die Häufigkeiten der Nominalisierungen und ihre Übersetzungsäquivalente in den schwedischen AT:en und deut- schen ZT:en untersucht. Um den Abstraktionsgrad des schwedischen und deutschen Untersu- chungsmaterials miteinander vergleichen zu können, wurde das Modell der grammatischen Me- tapher nach Halliday & Matthiesen (1999) angewendet.

2 ZIEL

In der vorliegenden qualitativen und quantitativen Analyse soll die Distribution der Nominali- sierungen an zwei medizinischen Fachtexten kontrastiv am Sprachenpaar Schwedisch-Deutsch untersucht werden. Hieraus ergeben sich folgende Fragestellungen:

- Wie häufig tritt eine Nominalisierung in AT und ZT auf? In welcher Häufigkeit ent- spricht eine Nominalisierung im AT einer Nominalisierung im ZT und in welchem Ausmaß treten Strukturumwandlungen bei der Übersetzung auf?

- Welche Typen von Strukturumwandlungen können beobachtet werden und wie beein- flussen diese den Abstraktionsgrad der schwedischen und deutschen Fachtexte unter Anwendung des Modells der grammatischen Metapher nach Halliday & Matthiesen (1999)?

In Kapitel 3 sollen jedoch zunächst Textmaterial, Zielgruppe und Methodik der Übersetzung sowie die Vorgehensweise der Analyse dargelegt werden.

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3 MATERIAL, ZIELGRUPPE UND METHODE

Das folgende Kapitel befasst sich mit dem Primärmaterial, dessen Zielgruppe und den der Ar- beit zugrundeliegenden Methoden. In Abschnitt 3.1 werden die verwendeten Texte in Bezug auf ihre funktionellen und stilistischen Merkmale beschrieben. In Abschnitt 3.2 wird die ange- nommene Zielgruppe der von mir übersetzten Texte erläutert. Abschnitt 3.3. geht auf die Me- thodik der Übersetzung und verwendete Hilfsmittel ein. Weiterhin wird die Analysemethode der Arbeit vorgestellt.

3.1 Material

Die vorliegende Arbeit basiert auf zwei schwedischen medizinischen Fachtexten und deren Übersetzung ins Deutsche. Bei den AT:en ABC om - Infektiös endokardit (Razmi & Magnusson 2019) und ABC om – Elkonvertering och defibrillering (Lundberg et al. 2018) handelt es sich um medizinwissenschaftliche Artikel aus dem Fachgebiet der Kardiologie, die in Läkartidnin- gen, der schwedischen Fachzeitschrift für Ärzte aller Fachrichtungen, erschienen sind. Typisch für diese ausgesprochen fachspezifischen Texte ist eine nüchterne und verdichtete Sprache, was sich beispielsweise im häufigen Gebrauch von Nominalisierungen widerspiegelt.

Die schwedischen Originalartikel sind Teil der Reihe Medicinens ABC, einer wiederkeh- renden Rubrik der Läkartidningen, in der die wichtigsten Informationen zu einem bestimmten Krankheitsbild zusammengetragen werden. Der formale Aufbau dieser Artikel enthält wieder- kehrende Elemente wie Angaben zur Epidemiologie, Krankheitsentstehung, Diagnostik und Behandlung sowie Verweise auf die aktuelle Forschungslage in Form eines Endnotenapparates und folgt somit der textnormativen Makrostruktur für wissenschaftliche Übersichtsartikel (vgl.

auch Roelcke 2010:47). Entsprechend finden sich vergleichbare deutsche Artikel, sogenannte Übersichtsarbeiten, die regelmäßig in medizinischen Fachzeitschriften wie dem Deutschen Ärzteblatt erscheinen.

Das primäre Ziel der Texte ist die Informationsvermittlung auf relativ begrenztem Raum.

Neben dieser informativen Funktion, bei deren Übersetzung laut Ingo (2007:127‒129) die Übertragung der denotativen Wortbedeutung auf möglichst exakte und eindeutige Weise im Vordergrund steht, haben die Texte eine operative Funktion, da sie Empfehlungen für die Di- agnostik und Therapie bestimmter Krankheitszustände vermitteln sollen.

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3.2 Zielgruppe

Die Übersetzung könnte für eine Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt gedacht sein. Die Zeitschrift richtet sich ebenfalls an Ärzte aller Fachrichtungen und erscheint wie Läkartidnin- gen wöchentlich. Beide Fachzeitschriften haben eine sehr große Reichweite und sind nach ei- genen Angaben der meistgelesene Titel der ärztlichen Fachpresse innerhalb des jeweiligen Lan- des. Auch das Deutsche Ärzteblatt stellt unter der Rubrik Medizin: Übersichtsarbeit Texte vor, die dem schwedischen Untersuchungsmaterial hinsichtlich Makrostruktur und Textfunktion entsprechen. Somit sind sowohl medizinische Vorkenntnisse des deutschen Lesepublikums als auch die medialen Bedingungen, wie Leserradius der Print- und Onlineausgabe und Platzvor- gaben, vergleichbar.

3.3 Methode

3.3.1 Übersetzungsmethode

Da die informative Textfunktion nach dem Modell von Reiß & Vermeer (1984:206) die Pri- märfunktion von AT und ZT darstellte, lag der Schwerpunkt der Übersetzung auf der Wissens- vermittlung und damit auf der fachlich adäquaten Übertragung des Inhaltes. Hier stand vor al- lem die korrekte Übersetzung der medizinischen Termini im Vordergrund. Weiterhin mussten bei der Übersetzung sprachlich-stilistische Merkmale beachtet und in angemessener Frequenz angewendet werden, um den Stilnormen für medizinische Fachtexte in der Zielsprache gerecht zu werden und die von Koller (2011:116) formulierte textnormative Äquivalenz herzustellen.

Dazu gehörte die von Roelcke (2010:160) beschriebene und für Fachsprachen typische Anwen- dung von Nominalisierungen.

Zur korrekten Übersetzung der Fachlexik wurden medizinische Wörterbücher wie Medi- cinsk terminologi (Lindskog et al. 2014) und Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch (2017) ver- wendet. Weiterhin wurden Paralleltexten wie Innere Medizin von Herold (2020), Harrisons Innere Medizin von Dietel et al. (2008) oder Artikel des Deutschen Ärzteblatts zu Rate gezogen, um stilistisch korrekte Formulierungen zu verwenden. Zusätzlich war bei der Übersetzung die eigene Berufserfahrung im Fachgebiet der Inneren Medizin von großem Wert.

Um Frequenzen bestimmter Wörter und Ausdrucksweisen ermitteln zu können, wurden die Korpora DWDS und Språkbanken genutzt. Da das schwedische Korpus Språkbanken ein medizinisches Teilkorpus enthält, konnten Frequenzen medizinischer Fachbegriffe ermittelt

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und mit anderen Teilkorpora des schwedischen Korpus verglichen werden. Das DWDS enthält kein medizinisches Teilkorpus, weswegen es vor allem zur Analyse von Worthäufigkeiten aus dem Bereich der Sachprosa verwendet wurde.

Entsprechend der Skopostheorie nach Reiß & Vermeer (1984) war die Übersetzung emp- fängerorientiert. Da somit die Zwecke der Zielkultur im Vordergrund standen, waren gelegent- lich pragmatische Anpassungen nötig. So wurde beispielsweise die Angabe zur Zahl der öffent- lichen Defibrillatoren in Schweden mit den Daten des deutschen Defi-Katasters ausgetauscht.

3.3.2 Analysemethode

Die Auswahl der Nominalisierungen erfolgte in Anlehnung an die von Carlsson (2004:60) be- schriebene Methodik, die bei der kontrastiven Analyse von Nominalisierungen in deutschen und schwedischen Zeitungstexten angewendet wurde. In der vorliegenden Arbeit wurden No- minalisierungen untersucht, die durch ein Verb austauschbar waren (Kontrolle – kontrollieren) oder durch ein Adjektiv + sein bzw. vara + Adjektiv ersetzt werden konnten (Aktivierung – aktiviert sein bzw. närvaro – vara närvarande). Diese Eingrenzung wurde vorgenommen, da erst durch die Wahlmöglichkeit zwischen einer verbalen bzw. nominalen Ausdrucksweise kon- trastive Unterschiede in der Präferenz der Nominalisierungen herausgearbeitet werden konnten.

Eine Nominalisierung, die nicht paraphrasiert werden konnte, wie beispielsweise Unternehmen oder Betrieb (aus Carlsson 2004:60), wurde nicht in das Untersuchungsmaterial inkludiert. Es wurden sowohl suffixlose Nominalisierungen wie Dauer oder samråd als auch Nominalisie- rungen mit Suffix wie beispielsweise Abklärung oder uppföjlning eingeschlossen. Die unter- suchten Nominalisierungen konnten außerdem in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten, beispielsweise als einzeln stehende Nominalisierung (ohne Präposition oder Attribute) oder als Kern einer Nominalgruppe (Einzelheiten unter 4.2.2).

Im ersten Schritt der Analyse wurden alle Nominalisierungen, die die oben genannten Kriterien erfüllten, in AT und ZT ermittelt. Hierdurch konnte eine quantitative Analyse der Häufigkeiten von Nominalisierungen in AT und ZT erfolgen. Weiterhin wurde allen Nomina- lisierungen des AT:es und ZT:es das entsprechende Übersetzungsäquivalent zugeordnet. Hier- durch entstanden drei Kategorien (Beispiele aus dem eigenen Untersuchungsmaterial):

1. eine Nominalisierung des AT:es wurde als Nominalisierung im ZT wiedergegeben (förberedelse – Vorbereitung)

(9)

2. eine Nominalisierung des AT:es wurde nicht als Nominalisierung im ZT wiedergege- ben (under aktivt övervägande – es ist aktiv abzuwägen)

3. eine Nominalisierung des ZT:es wurde nicht als Nominalisierung im AT wiedergege- ben (reducerad mortalitet – Rückgang der Mortalität)

In einem weiteren Schritt wurde untersucht, welche Wortartwechsel bei der Übersetzung auf- getretenen waren, wenn die unter 2. und 3. beschriebene Situation eingetreten war. Um die Strukturumwandlungen zu klassifizieren, wurde das Modell nach Eriksson (1997) verwendet (siehe Abschnitt 4.4.1). Zur Klassifizierung des Abstraktionsgrades kam das Modell der gram- matischen Metapher nach Halliday & Matthiesen (1999) zur Anwendung (siehe Abschnitt 4.4.2). Kam es bei einem Übersetzungsäquivalent im ZT zu einer abstrakteren und verdichteten Vermittlung der Information, entsprach dies einer Metaphorisierung. Umgekehrt wurden Über- setzungsäquivalente, die im ZT eine explizitere und konkretere Vermittlung der Information bewirkten, der Gruppe der De-Metaphorisierung zugeordnet. War der Grad der Abstraktheit in AT und ZT gleich, wurden diese Übersetzungsäquivalente der Gruppe der Re-Metaphorisie- rung zugeteilt. Durch die Ermittlung der Häufigkeiten nach dem Modell der grammatischen Metapher konnte ein kontrastiver Vergleich des Abstraktionsniveaus der medizinischen Fach- texte unter dem Aspekt der Nominalisierung erfolgen.

4 THEORETISCHER HINTERGRUND

Im folgenden Kapitel sollen die theoretischen Grundlagen der Arbeit dargelegt werden. Ab- schnitt 4.1 zeigt strukturelle Besonderheiten der medizinischen Fachsprache auf, um die Eigen- schaften des vorliegenden Untersuchungsmaterials zu charakterisieren. Der für Fachtexte typi- sche Nominalstil findet besondere Beachtung. In Abschnitt 4.2 werden Bildung, Erscheinungs- formen und kontrastive Aspekte der Nominalisierung vorgestellt. Abschnitt 4.3 beschreibt die aktuelle Forschungslage zur Distribution der Nominalisierung im kontrastiven Vergleich. Hier wird insbesondere auf Arbeiten von Solfjeld (1997), Fabricius-Hansen (2000) und Carlsson (2004) eingegangen, in denen Unterschiede der Verwendungshäufigkeit im Deutschen, Schwe- dischen und Norwegischen untersucht wurden. Abschließend, in Abschnitt 4.4, werden die Übersetzungsstrategien dargelegt, wobei Erikssons (1997) Strukturumwandlungen und das Mo- dell der grammatischen Metapher nach Halliday und Matthiesen (1999) erläutert werden.

(10)

4.1 Der Nominalstil in der medizinischen Fachsprache

Die medizinische Fachsprache zeichnet sich gegenüber der Allgemeinsprache auf lexikalischer Ebene durch eine hohe Terminologiedichte und auf struktureller Ebene durch einen nominalen Stil aus (vgl. Arntz et al. (2004:21‒25), Ingo (2007:227), Roelcke (2010:78‒88), Koller (2011:117)). Dabei führt der hohe Benennungsbedarf für Krankheiten, Therapieverfahren und medizinische Instrumente zu einer großen Zahl an Nominalphrasen (fortan: NP). Unter ande- rem handelt es sich um Konversionen vom Infinitiv zum Substantiv wie bei Verordnen, Kom- posita wie Facharztausbildung, Funktionsverbgefüge wie eine Untersuchung durchführen (Beispiele aus Roelcke 2010:82‒87) sowie komplexe NP:n.

Die hohe Zahl an Substantiven in medizinischen Fachtexten ist jedoch nicht allein der Terminologiedichte zu verdanken, sondern laut Roelcke (2010:83) auch den stilistischen An- forderungen an die Textsorte geschuldet. Unpersönlichkeit, Sachlichkeit, Abstraktheit und In- formationsdichte gelten als typische Merkmale der Fach- und Wissenschaftssprache und sind laut Fabricius-Hansen (2000:5) unter anderem mit einer Häufung von Nominalisierungen, pas- sivähnlichen Konstruktionen und „nominaler Blockbildung“ vergesellschaftet, die unter dem Begriff „Nominalstil“ subsumiert werden können. Durch den Nominalstil kommt es laut Carls- son (2004:172) zu einer Verringerung von Nebensätzen, Infinitivkonstruktionen und Vollver- ben, da die Informationen dieser verbalen Strukturen stattdessen in Nominalisierungen sowie komplexen Nominalgruppen und Komposita kondensiert werden.

Da die Nominalisierung Gegenstand dieser Untersuchung ist, soll im Folgenden auf deren Form und Struktur sowie Besonderheiten in der Übersetzung eingegangen werden.

4.2 Die Nominalisierung

Nominalisierungen können laut Andersson et al. (2002:401) sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen anstelle eines Nebensatzes angewendet werden. Entsprechend stellt Solfjeld (1997:51) fest, dass die Nominalisierung „den Satzcharakter einer gegebenen Struktur abbaut“.

Die Beispiele (3) und (4) aus Andersson et al. (2002:401) sollen verdeutlichen, wie der Neben- satz durch eine Nominalisierung ersetzt werden kann:

(11)

(3) Ohne dass er seine Gründe angab, lehnte er den Vorschlag ab.

Utan att ange sina skäl förkastade han förslaget.

(4) Ohne Angabe seiner Gründe lehnte er den Vorschlag ab.

Utan angivande av sina skäl förkas- tade han förslaget.

Durch die Wahl einer Nominalisierung anstelle des Nebensatzes wird der Text komprimiert.

Die Umwandlung des Verbes angeben in die Nominalisierung Angabe in Beispiel (4) führt zu einer impliziteren Wiedergabe von Informationen hinsichtlich Tempus und Modus. Hieraus er- klärt sich die häufige Anwendung von Nominalisierungen in Fachtexten, in denen Aus- drucksökonomie und Neutralität eine hohe Priorität haben.

4.2.1 Form und Struktur der Nominalisierung

Die Nominalisierung stellt eine spezielle Form einer NP dar, deren Kern aus einem Substantiv besteht, das von einem Verb oder Adjektiv abgeleitet wurde. Andersson et al. (2002:401) geben hierfür folgende Beispiele:

(5) Wir fahren ins Gebirge. unsere Fahrt ins Gebirge

(6) Peter ist zufrieden mit dem Ergebnis. Peters Zufriedenheit mit dem Ergeb- nis.

Bei der Übertragung eines Verbs oder Adjektivs in ein Substantiv kann es zu morphologischen Veränderungen kommen. Andersson et al. (2002:403) zufolge erhält die Nominalisierung häu- fig eine Ableitungsendung (Suffix) wie beispielsweise -heit in Beispiel (6). Andere häufige Suffixe im Deutschen sind -ung oder -keit bzw. -ing oder -het im Schwedischen. Weiterhin kann das gebildete Substantiv lediglich aus dem Verbstamm bestehen wie bei Verkauf oder tack. Eine dritte Möglichkeit ist die substantivierte Form des Infinitivs wie bei Schweigen (Bei- spiel aus Andersson et al. 2002:403):

(7) Sein Schweigen stört mich. Hans tigande stör mig.

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Dieses Beispiel zeigt außerdem, dass der substantivierte Infinitiv im Schwedischen als Parti- zipform mit den Endungen -ande wie in (7) oder -ende gebildet wird.

4.2.2 Erscheinungsformen der Nominalisierungen

Die in dieser Arbeit untersuchten Nominalisierungen kamen in unterschiedlichen Konstruktio- nen innerhalb des Satzes vor. Es fanden sich einzeln stehende Nominalisierung (ohne Präposi- tion oder Attribute) wie beispielsweise Entwicklung, Nominalisierungen mit einleitender Prä- position wie bei der Beschäftigung, Nominalisierungen als Teil eines Kompositums wie in Kon- solidierungskurs, als Kern einer NP wie in nach übereinstimmenden Schätzungen der Polizei oder als nachgestelltes Attribut in einer NP wie in jede Form der Intoleranz (Nominalisierungen unterstrichen, Beispiele modifiziert nach Carlsson 2004:64). Außerdem traten Nominalisierun- gen innerhalb von Funktionsverbgefügen (FVG) auf, bei denen es sich laut dem Duden (2009) um eine Verbindung aus einem semantisch relativ bedeutungsarmen Verb und einem deverba- len Substantiv im Akkusativ wie in (8) bzw. einer Präposition und einem deverbalen Substantiv wie in (9) handelt (Beispiele aus Andersson et al. 2002:110‒112):

(8) Er hat Zustimmung gefunden. Han har fått medhåll.

(9) Diese Methode kam hier zur Anwendung.

Denna metod kom till användning här.

Wie in den Beispielen (7) bis (9) sind Direktübersetzungen einer Nominalisierung im Spra- chenpaar Deutsch-Schwedisch häufig möglich. Dennoch bestehen Unterschiede in der Anwen- dungshäufigkeit, die bei einer Übersetzung beachtet werden müssen. Die Gründe hierfür sollen im folgenden Kapitel verdeutlicht werden.

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4.2.3 Zur Übersetzung der Nominalisierung

Die Wahl zwischen einem Nominal- oder Verbalausdruck ist laut Magnusson (1986:29) häufig stilistisch bedingt. Andersson et al. (2002:402) zufolge werden Nominalisierungen im Schwe- dischen einem formellen Stilniveau zugeschrieben, während sie im Deutschen auch in neutral gehaltenen Texten häufig gebraucht werden. Kontrastive Unterschiede ergeben sich außerdem, weil es laut Magnusson (1986:28) nicht immer möglich ist, eine deutsche Nominalisierung ohne Strukturumwandlung ins Schwedische zu übersetzen. Magnusson (ebd.:29) schlussfolgert des- halb, dass bei einer Übersetzung vom Deutschen ins Schwedische damit gerechnet werden sollte, dass Substantive in Verbalausdrücke umgeformt werden müssen. Umgekehrt, so Mag- nusson (1995:166‒167), sollten schwedische Nebensätze und verbale Ausdrucksweisen im Deutschen häufiger in Form einer Nominalisierung wiedergegeben werden, um eine idiomati- sche Ausdrucksweise zu erhalten.

Unterschiede ergeben sich nach Magnusson (1986:28) beispielsweise häufig bei deut- schen Nominalisierungen, die auf -ung enden oder denen die Präposition zu vorrausgeht. Diese müssten häufig in einen Verbalausdruck aufgelöst werden, was sich auch im vorliegenden Un- tersuchungsmaterial zeigte. Magnusson (ebd.) führt folgendes Beispiel an:

(10) Solche Kniffe wendet man zur Rechtfer- tigung der eigenen Maßnahmen an.

Sådana knep använder man för att rätt- färdiga de egna åtgärderna.

Diese Tendenz zeigt sich laut Magnusson (1986:28‒29,1995:172) besonders bei Nominalisie- rungen vom Typ der Nomina actionis, also Substantiven, die eine Handlung oder einen Vorgang bezeichnen und gibt hierfür folgendes Beispiel an:

(11) Die Bundesregierung hat sich zur An- nahme der Vertragsbedingungen ent- schlossen.

Förbundsregeringen har beslutat att ac- ceptera fördragsvillkoren.

Carlsson (2004:120) bestätigt diese Beobachtungen und fügt hinzu, dass Präpositionen in Ver- bindung mit einer deutschen Nominalisierung im Schwedischen häufiger mit der Konstruktion Präposition + Infinitiv wiedergegeben werden. Carlsson (2004:120) gibt hierfür das Beispiel

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durch Stützung des Vorschlags an. Eine Übersetzung mit *genom stödjandet av förslaget wäre laut Carlsson (ebd.) unidiomatisch. Stattdessen ist die Übersetzung mit genom att stödja förs- laget passender. Ähnliche Beobachtungen schildern Andersson et al. (2002:313).

Ein weiterer kontrastiver Unterschied besteht in der Bildung von Komposita. Andersson et al. (2002:409) zeigen, dass deutsche Komposita mit einer Nominalisierung als Kern nicht immer direkt übersetzt werden können, sondern ein Präpositionalattribut im Schwedischen er- fordern wie bei Kursteilnahme → deltagande i kursen. In solchen Fällen werden die Informa- tionen weniger abstrakt und expliziter als im Deutschen wiedergegeben.

Wie die Ausführungen in diesem Abschnitt gezeigt haben, bestehen Unterschiede bei der Übersetzung von Nominalisierungen im Sprachenpaar Deutsch-Schwedisch. Im Folgenden werden einige Studien, in denen die Distribution von Nominalisierungen untersucht wurde, ein- gehender beschrieben.

4.3 Frühere Studien zur Distribution der Nominalisierung

Magnusson (1986:29) stellt fest, dass Nominalisierungen in deutscher Sachprosa häufiger als in schwedischer Sachprosa vorkommen. Andersson et al. (2002:402) ergänzen, dass dieser Un- terschied auch auf die Belletristik und die Alltagssprache zutrifft. Es ist jedoch anzumerken, dass weder Magnusson (ebd.) noch Andersson et al. (ebd.) in ihren Untersuchungen zur kon- trastiven Grammatik quantitative Daten angeben.

Eine umfangreiche quantitative Analyse des Nominalstils in Zeitungstexten für die Spra- chen Schwedisch und Deutsch hat Carlsson (2004) vorgelegt. Neben der Anzahl der Nomina- lisierungen wurde eine Vielzahl weiterer Variablen auf Wort- und Satzebene untersucht. Zur Methodik der Studie muss angemerkt werden, dass es sich nicht um Übersetzungen, sondern um Paralleltexte, das heißt authentische deutsche und schwedische Zeitungstexte handelt, die laut Carlsson (2004:47) bezüglich Inhalt und Umfang (Anzahl der Sätze) vergleichbar waren.

Somit lassen sich keine direkten statistischen Vergleiche mit der hier vorliegenden Studie, in der eine Gegenüberstellung der Übersetzungsäquivalente vorgenommen wurde, ziehen. Carls- sons (2004:172) Studie zeigt jedoch, dass der Nominalstil in den deutschen Zeitungstexten stär- ker ausgeprägt ist, was unter anderem an einem höheren Gebrauch der Nominalisierungen liegt.

Die Autorin (2004:165) meint, dass dies in den deutschen Texten zu einem „höheren Abs- traktheitsgrad“ führen könne. Weiterhin werden in Carlssons (ebd.) Material schwedische Voll- verben im Deutschen häufiger in Form einer Nominalisierung ausgedrückt. Demgegenüber fan- den sich im schwedischen Teilkorpus mehr Nebensätze und Infinitivkonstruktionen, was

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Carlsson (2004:80) als Hinweis dafür wertet, dass die Verbdichte im Schwedischen höher ist.

Die Autorin (2004:140‒141) unterstreicht ebenfalls, dass die Möglichkeit sowohl zu einer ver- balen als auch nominalen Ausdrucksweise in beiden Sprachen häufig besteht, jedoch die stilis- tischen Konventionen der jeweiligen Sprachgemeinschaft eine Rolle bei der Auswahl spielen.

Eine kontrastive Untersuchung von Nominalisierungen in deutschen Gebrauchsanwei- sungen und deren schwedischer Übersetzung hat Nygren (2003) durchgeführt. Auch Nygrens Analyse zeigt, dass die deutschen Texte mehr Nominalisierungen enthalten. In Nygrens (2003:256‒258) Untersuchungsmaterial wurden in einem Text 3 von 9 und in einem weiteren Text 7 von 19 Nominalisierungen des deutschen AT:es in schwedische Verbalkonstruktionen umgeformt. In den Fällen, in denen eine Nominalisierung im Schwedischen grammatisch mög- lich gewesen wäre, waren stilistische Gründe für die Wahl verantwortlich. In einem Teil der Fälle existierte im Schwedischen jedoch keine entsprechende Nominalisierung. Der umge- kehrte Fall, das heißt die Umformung eines Verbalausdrucks im deutschen AT in eine Nomi- nalisierung im ZT, trat nur einmal auf und war Nygren (2003:257) zufolge einer fehlerhaften Übersetzung geschuldet.

Zu vergleichbaren Ergebnissen bezüglich der höheren Zahl an Nominalisierungen in deutschen Texten kommen Solfjeld (1997) und Fabricius-Hansen (2000:8), die Untersuchun- gen deutscher und norwegischer Gebrauchs- und Wissenschaftsprosa durchgeführt haben. Es kann angenommen werden, dass Parallelen zwischen dem Norwegischen und Schwedischen bestehen, da Magnusson (1995:164) beobachtet hat, dass norwegische und schwedische Über- setzer ganz ähnliche Probleme haben, wenn sie deutsche Texte übersetzen.

Solfjelds (1997) Untersuchungskorpus besteht aus Sachprosatexten, die vom Deutschen ins Norwegische übersetzt wurden. In Übereinstimmung mit den bisher genannten Studien be- schreibt auch Solfjeld (ebd.:115), dass Nominalisierungen häufig verbalisiert bzw. in Sätze auf- gelöst werden, obwohl die Übersetzung mit einer analogen Struktur grammatisch akzeptabel gewesen wäre.

Obwohl die obigen Ausführungen vermuten lassen, dass die häufigere Anwendung von Nominalisierungen im Deutschen auf die meisten Textsorten zutreffen dürfte, stellt sich den- noch die Frage, ob dies auch in hochspezialisierten medizinischen Fachtexten der Fall ist. Die hier untersuchten schwedischen AT:e weisen einen gehobenen Stil mit Verwendung vieler No- minalisierungen auf. Bei der Übersetzung ins Deutsche entstand dennoch der Eindruck, dass die stilistischen Konventionen der Zielsprache einen höheren Gebrauch an Nominalisierungen erforderten. Die Untersuchung der dabei aufgetretenen Strukturumwandlungen ist Thema

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dieser Arbeit. Welche Übersetzungsmodelle zur Klassifizierung der Strukturumwandlungen an- gewendet wurden, soll im folgenden Kapitel gezeigt werden.

4.4 Übersetzungsstrategien

Wie in den vorangegangenen Abschnitten beschrieben, werden Nominalisierungen bei der Übersetzung ins Schwedische häufig in verbale Konstruktionen aufgelöst. Bei Übersetzungen vom Schwedischen ins Deutsche kann laut Magnusson (1995:29) mit dem umgekehrten Fall gerechnet werden. Für die quantitative Analyse musste deshalb eine Klassifizierung der ver- schiedenen Wortartwechsel vorgenommen werden. Hierzu wurde das Übersetzungsmodell der Strukturumwandlung nach Eriksson (1997) verwendet, das in 4.4.1 beschrieben wird. Zum Ver- gleich des Abstraktionsgrades von AT und ZT diente das Modell der grammatischen Metapher, was in 4.4.2 vorgestellt wird.

4.4.1 Übersetzungsäquivalente

Laut Eriksson (1997:20) kommt es beim Übersetzen regelmäßig vor, dass eine strukturelle Ein- heit in eine andere formelle Kategorie aufgelöst wird. Diesen Vorgang nennt Eriksson Struktu- rumwandlung, wobei es sich bei der formellen Kategorie um verschiedene Satztypen oder Phra- sen handeln kann. Erikssons Modell hat den Vorteil, dass die Beschreibung nicht nur auf Ebene der Wortart wie bei der Übersetzungsstrategie der Transposition nach Vinay & Darbelnets (1958/1995:94‒97) erfolgt, sondern beispielsweise auch eine Kategorisierung verschiedener verbaler Strukturen wie Relativsatz oder Infinitivphrase beinhaltet. Diese Kategorisierungen bieten sich für das Vorhaben dieser Arbeit zur differenzierten Beschreibung der Übersetzungs- strategie an. Da die Analyse auf den Bereich der Nominalisierungen und ihrer Übersetzungs- äquivalente begrenzt ist, werden jedoch nicht alle von Eriksson vorgeschlagenen Kategorien verwendet. Beispielsweise erfolgt keine weitere Klassifizierung einzelner Satztypen mit Aus- nahme des Relativsatzes. In Anlehnung an Erikssons (1997:22) Modell werden folgende Kate- gorien verwendet: 1) NP 2) Adjektivphrase (fortan: AdjP) 3) Adverbphrase (fortan: AdvP) 5) Partizipphrase (fortan: PartP) 6) finite Verbphrase 7) Infinitivphrase und 8) Relativsatz. Das Modell wird außerdem ergänzt um 9) Verbphrase im Imperativ 10) Verbphrase im Passiv und 12) Kopulaverbindung + Adjektiv, um eine noch genauere Analyse der Strukturumwandlung zu ermöglichen.

(17)

4.4.2 Das Übersetzungsmodell der grammatischen Metapher

In Kapitel 4.3 wurde dargelegt, dass der häufige Gebrauch von Nominalisierungen zu einer Abstrahierung der Informationsvermittlung führt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, solche Veränderungen im Abstraktionsgrad, die bei der Übersetzung der medizinischen Fachtexte auf- getreten sind, zu untersuchen. Eine adäquate Methode zur Beantwortung dieser Fragestellung stellt das Konzept der grammatischen Metapher dar. Die Methode geht auf Halliday &

Matthiesen (1999) zurück und wurde unter anderem von Steiner (2002) und Hansen (2002) aufgegriffen und weiterentwickelt. Das Modell beruht auf der Idee, dass der Inhalt eines Textes auf verschiedene Weise ausgedrückt werden kann, beispielsweise in Form von komplexen Sät- zen, Phrasen, Wörtern, Morphemen, in nominalem oder verbalem Stil. Kategorisierungen sol- cher Strukturumwandlungen, die bei Übersetzungen auftreten, wurden zwar bereits von Vinay

& Darbelnet (1958/1995:94‒99) als Transposition beschrieben, berücksichtigen aber nicht, ob der Inhalt dadurch abstrakter oder expliziter vermittelt wird. Beispielsweise wird sowohl die Strukturumwandlung von der englischen NP transformation zur deutschen Verbphrase (fortan:

VP) transformieren als auch die Übersetzung der deutschen AdjP instabil in die englische NP instability als Transposition bezeichnet, obwohl der Inhalt auf verschiedene Weise wiederge- geben wird. Das Modell der grammatischen Metapher klassifiziert demgegenüber die Überset- zungsäquivalente dahingehend, ob der semantische Inhalt mehr oder weniger direkt bzw. abs- trakt ausgedrückt wird. Hierdurch sind kontrastive Vergleiche des Abstraktionsgrades möglich, weshalb sich die Methode für das Vorhaben dieser Arbeit eignet. Die bei der Strukturumwand- lung beteiligten grammatischen Strukturen können dabei in einer Rangliste bezüglich der In- formationsdichte und des Abstraktionsgrades angeordnet werden. Mit aufsteigendem Grad der Informationsverdichtung (modifiziert nach Hansen 2002:65‒67) finden sich beispielsweise fol- gende grammatische Strukturen: Relativsatz → AdvP und Präpositionsphrase (fortan: PP) auf Satzebene → VP → AdjP → PartP → NP → NP mit Attribut. Demzufolge spricht man von einer Metaphorisierung, wenn im AT eine verbale Ausdrucksweise verwendet und im ZT die gleiche Information in Form einer NP wiedergegeben wird. Ebenso erfolgt eine Verdichtung und Abstraktion der Information, wenn eine Information beispielsweise in Form einer PP als NP wiedergegeben wird wie bei Staub auf dem Boden → floor dust. Dieses und ähnliche Bei- spiele der Metaphorisierung zeigt Tabelle 1 (modifiziert nach Hansen & Hansen-Schirra 2012:136):

(18)

Tabelle 1. Metaphorisierung vom Deutschen ins Englische Strukturumwandlung Beispiel

AdjP → NP instabil → instability

VP → NP transformieren → transformation

PP → NP Staub auf dem Boden → floor dust

VP → AdjP Armut steigt → rising poverty

Eine De-Metaphorisierung beschreibt den umgekehrten Fall. Hier wird die Information im ZT konkreter und expliziter ausgedrückt. Steiner (2002:218) gibt hierfür folgendes Beispiel:

(12) Lung cancer death rates are clearly as- sociated with increased smoking. (AT)

(Es ist klar, dass) einige Menschen mehr rauchen und sie deshalb schneller an Lungenkrebs sterben. (ZT)

Beispiel (12) zeigt, dass mehrere Strukturumwandlungen erfolgt sind und der ZT eine weniger abstrakte Ausdrucksweise hat. Die NP:n death rates und smoking im AT wurden in die Ver- balphrasen sterben und rauchen umgeformt, was im deutschen Text zu einer expliziteren und verbaleren Vermittlung der Information führt. Außerdem wurden implizite Informationen des AT:es im ZT explizit gemacht, beispielsweise durch Einfügung einer AdjP (einige) und einer PP (an).

Eine dritte Möglichkeit, die Informationsvermittlung zu klassifizieren, stellt die Re-Me- taphorisierung dar. Hierbei findet bei der Übersetzung keine Veränderung der Informations- dichte statt.

Leire Heim (2017:37) hat in ihrer Untersuchung zur Übersetzung von NP:n ins Schwedi- sche das Modell der grammatischen Metapher angewendet und stellt fest, dass Nominalisierun- gen in ihrem Analysematerial besonders häufig für Umformungsprozesse verantwortlich sind, die zu einer Veränderung der Abstraktheit führen. Da die Analyse von Nominalisierungen je- doch nicht die Fragestellung von Leire Heims (ebd.) Studie war, schlägt die Autorin eine wei- terführende Untersuchung auf diesem Gebiet vor. Im folgenden Kapitel soll diesem Vorschlag nachgegangen werden.

(19)

5 ANALYSE

In diesem Kapitel erfolgt die quantitative und qualitative Analyse der Nominalisierungen und ihrer Übersetzungsäquivalente. Wie im Theorieteil dargestellt, sind unterschiedliche Häufig- keiten von Nominalisierungen in AT und ZT und damit einhergehende Strukturumwandlungen zu erwarten. Um welche Strukturumwandlungen es sich im Einzelnen handelt und inwieweit sich dadurch der Abstraktionsgrad der Information ändert, soll im Folgenden dargelegt werden.

Abschnitt 5.1 beinhaltet die quantitativen Ergebnisse der Studie. Hier wird sowohl auf die Häu- figkeiten der jeweiligen Übersetzungsäquivalente als auch auf die Häufigkeiten der Metapho- risierung, De-Metaphorisierung und Re-Metaphorisierung nach dem Modell der grammati- schen Metapher von Halliday & Matthiesen (1999) eingegangen. In Abschnitt 5.2 werden die Ergebnisse der qualitativen Analyse vorgestellt. Die Resultate werden anhand von Beispielen präsentiert und vor dem Hintergrund der im Theorieteil präsentierten Forschungsergebnisse diskutiert. Weiterhin sollen Ausblicke bezüglich der Anwendbarkeit der gewonnenen Ergeb- nisse für spätere Übersetzungen von medizinischen Fachtexten gegeben werden.

5.1 Quantitative Analyse

Das Untersuchungsmaterial beinhaltet alle Nominalisierungen des AT:es und ZT:es, die durch ein Verb oder ein Adjektiv + sein/vara ausgetauscht und auf diese Weise paraphrasiert werden konnten (siehe Details zur Analysemethode in Abschnitt 3.3.2). Somit konnten Unterschiede in der Anwendung von Nominalisierungen in den Sprachen herausgearbeitet werden, da die Wahl zwischen einer nominalen und damit abstrakteren bzw. einer verbalen und damit expliziteren Ausdrucksweise prinzipiell bestand. Bei der Zuordnung der Nominalisierungen zu den entspre- chenden Übersetzungsäquivalenten entstanden folgende drei Kategorien:

1. eine Nominalisierung des AT:es wurde als Nominalisierung im ZT wiedergegeben (förberedelse – Vorbereitung)

2. eine Nominalisierung des AT:es wurde nicht als Nominalisierung im ZT wiedergege- ben (under aktivt övervägande – es ist aktiv abzuwägen)

3. eine Nominalisierung des ZT:es wurde nicht als Nominalisierung im AT wiedergege- ben (reducerad mortalitet – Rückgang der Mortalität)

(20)

In welcher Häufigkeit eine Nominalisierung im AT bzw. ZT auftrat und wie häufig es zu einer der drei Übersetzungsmöglichkeiten kam, wird im Folgenden dargestellt.

5.1.1 Distribution der Nominalisierungen in AT und ZT

Das Untersuchungsmaterial enthält 256 Nominalisierungen im AT und 333 Nominalisierungen im ZT (Tokens). Einige Nominalisierungen traten mehrfach auf. So kommt beispielsweise de- fibrillering/Defibrillation insgesamt 9 Mal im AT bzw. ZT vor. Nach Abzug aller Mehrfach- nennungen liegt die Anzahl der Nominalisierungen in den AT:en bei 204 und in den ZT:en bei 272 Types wie Tabelle 2 zeigt. Um zu verhindern, dass Mehrfachnennungen die Berechnung der Häufigkeiten verzerren, wird im Folgenden von der Anzahl der Types ausgegangen.

Tabelle 2. Distribution der Nominalisierungen in AT und ZT

AT ZT

Tokens 256 333

Types 204 272

Es kann somit festgehalten werden, dass Nominalisierungen im AT mit 204 Types weniger häufig auftreten als im deutschen ZT (272 Types). Dieses Ergebnis stimmt unter anderem mit den Studienergebnissen von Nygren (2003:256‒258) und Carlsson (2004:172) für Gebrauchs- anweisungen bzw. Zeitungstexte überein und korreliert mit den allgemeinen Beobachtungen von Magnusson (1986:29) und Andersson et al. (2002:402).

5.1.2 Distribution der Übersetzungsäquivalente

195 der 204 (96 %) schwedischen Nominalisierungen wurden mit einer Nominalisierung im ZT übersetzt. In der überwiegenden Zahl der Fälle wurde somit die schwedische Nominalisie- rung im ZT beibehalten. Bei den übrigen 9 der 204 (4 %) Nominalisierungen des AT:es waren Strukturumwandlungen zu beobachten, die dazu führten, dass im ZT keine Nominalisierung auftrat. Dabei handelt es sich um 2 Kopulaverben + Adjektiv, 1 finite VP, 1 Infinitivphrase, 1 Relativsatz, 3 AdjP:n und 1 AdvP, wie Tabelle 3 zeigt:

(21)

Tabelle 3. Strukturumwandlungen der Nominalisierungen des AT:es

Abkürzungen: Infinitivphrase = VP Inf, Kopula + Adjektiv = Kop + Adj, RelS = Relativsatz.

(Prozentzahlen in Klammern).

Übersetzungsäquivalent im ZT Ko-

pula + Adj

finite VP

VP Inf

RelS AdjP AdvP Nominali- sierung

Nominalisie- rung im AT

2 (1) 1 (0,5) 1 (0,5) 1 (0,5) 3 (1,5) 1 (0,5) 195

Summe 9 (4) 195 (96) 204 (100)

Die Umwandlung der schwedischen Nominalisierung in eine deutsche Verbalkonstruktion tritt dabei geringfügig häufiger (in 5 von 9 Fällen) auf als die Umformung in eine AdjP oder AdvP (in 4 von 9 Fällen), wobei die geringe Zahl der Beispiele keine allgemeinen Schlüsse erlaubt.

Beispiel (13) zeigt die Strukturumwandlung in eine AdjP, die Teil einer Kopulaverbindung ist.

(Eine ausführliche Diskussion weiterer Beispiele folgt im qualitativen Teil der Analyse unter Abschnitt 5.2.2).

(13)

Text 1, [S.3]

Metoden medför större obehag, är mer resurskrävande, […].

Die Methode ist unangenehmer, res- sourcenintensiver […].

Somit kam es relativ selten ‒ in 9 der 204 (4 %) Fälle ‒ zu einer Umstrukturierung einer schwe- dischen Nominalisierung in eine andere grammatische Struktur im Deutschen. Dieses Ergebnis entspricht den Erwartungen, da das Deutsche nicht nur im Allgemeinen eine höhere Anwen- dungsfrequenz für Nominalisierungen aufweist, wie beispielsweise Magnusson (1986:29) und Andersson (2002:402) beschreiben, sondern diese Präferenz laut Roelcke (2010:87) besonders stark im Bereich der Fachsprache ihren Ausdruck findet. In der Mehrzahl der Fälle dürfte somit bei den hier untersuchten medizinischen Fachtexten eine Nominalisierung als Übersetzungs- äquivalent im ZT zur Verfügung gestanden haben, was den geringen Anteil der Strukturum- wandlungen von 4 % erklärt. Auch in Nygrens (2003:257) Untersuchungsmaterial trat nur ein Fall auf, bei dem ein Verbalausdruck im Deutschen einer Nominalisierung im Schwedischen entsprach, wobei es sich nach Ansicht der Autorin zudem um einen Übersetzungsfehler handelt.

(22)

Der umgekehrte Fall, dass einer deutschen Nominalisierung keine Nominalisierung im Schwedischen entspricht, wird demgegenüber im vorliegenden Untersuchungsmaterial deutlich häufiger beobachtet. 77 der 272 (28 %) deutschen Nominalisierungen werden im schwedischen AT entweder mit einem Verbalausdruck wie in Beispiel (14) oder in Form einer AdjP wieder- gegeben.

(14)

Text 2, [S.1]

[…] vanlig, effektiv och säker me- tod för att behandla takyarytmier och kan vara direkt livräddande.

[…] übliche, effektive und sichere Verfahren, die bei der Behandlung von Tachyarrhythmien lebensrettend sein können.

Bei diesen 77 Strukturumwandlungen handelt es sich im Einzelnen um 25 VP im Infinitiv wie in Beispiel (14), 14 Kopulaverben + Adj, 12 VP im Passiv, 9 VP im Imperativ, 6 finite VP, 3 Relativsätze, 1 PartP, und 7 AdjP. Eine Übersicht zeigt Tabelle 4. Zugleich kann festgestellt werden, dass 195 der 272 (72 %) Nominalisierungen des ZT:es auch eine Nominalisierung im AT haben und somit in der Mehrzahl der Fälle eine Direktübersetzung der Nominalisierung erfolgt ist.

Tabelle 4. Strukturumwandlungen der Nominalisierungen des ZT:es

Abkürzungen: Infinitivphrase = VP Inf, Kopula + Adjektiv = Kop + Adj, RelS = Relativsatz, VP Imp = Verbphrase im Imperativ. (Prozentzahlen in Klammern).

Übersetzungsäquivalent im AT VP

Inf

Kop + Adj

VP Pas- siv

VP Imp

fi- nite

VP

RelS PartP AdjP Nomina- lisierung

Nomi- nali-sie- rung im ZT

25 (9,2)

14 (5,1)

12 (4,4)

9 (3,3)

6 (2,2)

3 (1,1)

1 (0,4)

7 (2,6)

195

Summe 77 (28) 195 (72) 272 (100)

Wie in Tabelle 4 dargestellt, handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle (70 von 77) um verbale Ausdrucksweisen im Schwedischen, die im Deutschen mit einer Nominalisierung

(23)

wiedergegeben werden. AdjP:n werden demgegenüber im vorliegenden Untersuchungsmaterial seltener, in 7 von 77 Fällen, in eine deutsche Nominalisierung umgeformt. Bei den Verbalkon- struktionen treten am häufigsten Infinitivphrasen (25 Fälle) auf. An zweiter Stellen stehen Ko- pulaverbindungen mit einem Adjektiv (14 Fälle) und an dritter Stelle VP:n im Passiv (12 Fälle).

Eine Zusammenschau aller 281 Übersetzungsäquivalente gibt Tabelle 5:

Tabelle 5. Grammatische Struktur der Übersetzungsäquivalente Übersetzungsäquivalente

AT → ZT

Nominalisierung → Nominalisierung 195 195 (69 %)

Nominalisierung → Kopula + Adjektiv 2 (0,7 %)

Nominalisierung → finite VP 1 (0,4 %)

Nominalisierung → Infinitivphrase 1 (0,4 %)

Nominalisierung → Relativsatz 1 (0,4 %)

Nominalisierung →AdjP 3 (1 %)

Nominalisierung → AdvP 1 (0,4 %) 9 (3 %)

Infinitivphrase → Nominalisierung 25 (9 %) Kopula + Adjektiv → Nominalisierung 14 (5 %)

VP Passiv → Nominalisierung 12 (4 %)

VP Imperativ → Nominalisierung 9 (3 %)

finite VP → Nominalisierung 6 (2 %)

Relativsatz → Nominalisierung 3 (1%)

PartP → Nominalisierung 1 (0,4 %)

AdjP → Nominalisierung 7 (2,6 %) 77 (27 %)

Summe 281 (100 %)

Insgesamt enthalten demnach 69 % der Übersetzungsäquivalente sowohl im AT als auch im ZT eine Nominalisierung, während in 3 % der Fälle eine Nominalisierung des AT:es eine Struktu- rumwandlung in einen Verbalausdruck, eine AdjP oder eine AdvP erfährt. Deutlich häufiger, in 27 % der Fälle entspricht eine Verbalkonstruktion oder AdjP im Schwedischen einer Nomi- nalisierung im deutschen Text.

(24)

Passend zu dem hier vorgelegten Ergebnis beobachtet auch Carlsson (2004:80), dass schwedische Vollverben im Deutschen häufiger in Form einer Nominalisierung ausgedrückt werden. Carlsson (ebd.) wertet außerdem das Überwiegen von Nebensätzen und Infinitivkon- struktionen in ihrem schwedischen Teilkorpus als Hinweis dafür, dass die Verbdichte im Schwedischen höher ist und stellt fest, dass die Konstruktion Kopulaverb + Adjektiv häufiger als im deutschen Teilkorpus auftritt. Demgegenüber sind Nominalisierungen laut Carlsson (2004:172) in den von ihr untersuchten deutschen Zeitungstexten häufiger. Diese Beobachtun- gen scheinen sich hier tendenziell zu bestätigen, wobei direkte Vergleiche der Häufigkeiten nicht möglich sind, da Carlsson keine Übersetzungsäquivalente, sondern Paralleltexte (authen- tische Zeitungstexte) untersucht hat.

Die Zusammenschau der Ergebnisse zeigt, dass 195 von 204 (96 %) schwedischen No- minalisierungen mit einer Nominalisierung ins Deutsche übersetzt werden (siehe Tabelle 3).

Dies kann als Hinweis für das hohe fachliche Niveau sowohl der AT:e als auch der ZT:e ange- sehen werden und dürfte bei der Übersetzung wenig Schwierigkeiten bereiten. Die Umwand- lung einer Nominalisierung im AT in eine Verbal- oder Adjektivkonstruktion im ZT trat nur in 9 der 204 (4 %) schwedischen Nominalisierungen auf, was für die häufigere Anwendung von Nominalisierungen im Deutschen spricht. Der umgekehrte Fall, das heißt die Umwandlung ei- ner schwedischen Verbal- oder Adjektivkonstruktion in eine Nominalisierung im Deutschen, ist bei 77 der 272 (28 %) Nominalisierungen des ZT:es zu beobachten (siehe Tabelle 4). Auch dieses Ergebnis entspricht den Erwartungen und steht im Einklang mit Magnussons (1995:166‒

167) Hinweis, dass schwedische verbale Ausdrucksweisen im Deutschen häufiger in Form ei- ner Nominalisierung wiedergegeben werden sollten, um eine idiomatische Ausdrucksweise zu erhalten.

Die in diesem Abschnitt beschriebenen Strukturumwandlungen sind mit Veränderungen des Abstraktionsniveaus verbunden, wodurch es zu einer Metaphorisierung bzw. De-Metapho- risierung kommt. Zusätzlich wurden Fälle beobachtet, bei denen eine Nominalisierung des AT:es mit einer Nominalisierung des ZT:es übersetzt wurde und dennoch eine Veränderung des Abstraktionsgrades, beispielsweise durch Bildung eines Kompositums, festzustellen war.

Wie häufig es bei der Übersetzung zu solchen Veränderungen kam, soll im folgenden Abschnitt beschrieben werden.

(25)

5.1.3 Quantitative Analyse nach dem Modell der grammatischen Metapher

Das Modell der grammatischen Metapher ermöglicht einen quantitativen Vergleich des Ab- straktionsniveaus von AT und ZT (siehe Details zum Übersetzungsmodell in Abschnitt 4.4.2).

Dabei können grammatische Strukturen nach aufsteigendem Grad der Informationsverdichtung wie folgt angeordnet werden (modifiziert nach Hansen 2002:65‒67): Relativsatz → AdvP und PP auf Satzebene → VP → AdjP → PartP → NP → NP mit Attribut. Im vorangegangenen Abschnitt wurde bereits gezeigt, dass es bei den Übersetzungsäquivalenten, die nur eine Nomi- nalisierung (entweder im AT oder im ZT) enthalten, zu Veränderungen des Abstraktionsgrades kommt. Deutlich häufiger (in 77 Fällen) kam es dabei zu einer abstrakteren und nominaleren Ausdrucksweise im ZT. Zusätzlich wurden jedoch Veränderungen bei einigen der 195 Über- setzungsäquivalente beobachtet, die sowohl eine Nominalisierung im AT als auch im ZT ent- halten. Um auch diese Veränderungen quantitativ erfassen zu können, wird in diesem Abschnitt das Modell der grammatischen Metapher angewendet.

Bei den in Tabelle 3 gezeigten 9 Fällen, bei denen eine Nominalisierung im AT nicht als Nominalisierung im ZT übersetzt wird, kann durch die Strukturumwandlung eine explizitere und weniger abstrakte Vermittlung des semantischen Inhalts im ZT beobachtet werden. In die- sen 9 Fällen ist demzufolge eine De-Metaphorisierung aufgetreten, da die 9 NP:n des AT:es als VP (5), AdjP (3) oder AdvP (1) übersetzt werden. Weiterhin zeigt Tabelle 3, dass 195 Nomi- nalisierungen des AT:es mit einer Nominalisierung in der Übersetzung wiedergegeben werden.

In dieser Gruppe finden sich jedoch 6 Fälle, bei denen die Übersetzung trotzdem expliziter ist.

In 3 der 6 Fälle handelt es sich um ein schwedisches Kompositum, das als NP mit attributiver Erweiterung im ZT erscheint. (Die ausführliche Besprechung der Beispiele folgt in Abschnitt 5.2.2). In den anderen 3 Fällen ist eine Explizitmachung aufgetreten, die erforderlich war, um den Konventionen der medizinischen Fachsprache zu entsprechen wie Beispiel (15) zeigt:

(15)

Text 2, [S.2]

Överväg VVI-pacemaker (endast högerkammarstimulering) och His- ablation

VVI-Schrittmacher (nur rechtsventri- kuläre Stimulation) und His-Bündel- Ablation erwägen

Hier wurde der medizinische Terminus „His-ablation“ mit „His-Bündel-Ablation“ übersetzt, wodurch die Beschreibung konkreter wird. Bei der Wahl der Übersetzungsstrategie wurde unter anderem das Internetarchiv des Deutschen Ärzteblatts abgefragt, das für His-Ablation keine

(26)

Treffer zeigte. Eine Direktübersetzung wäre vom Fachpublikum zwar verstanden worden, aber die ungenaue Ausdrucksweise hätte nicht den Stilnormen entsprochen.

In den in Tabelle 4 aufgezeigten 77 Fällen, bei denen 70 schwedische Verbalkonstrukti- onen und 7 AdjP:n im Deutschen als Nominalisierungen übersetzt werden, wird der Inhalt im ZT durch die NP abstrakter und impliziter wiedergegeben. Hierbei handelt es sich demzufolge um eine Metaphorisierung. Weitere 8 Fälle einer Metaphorisierung waren in der Gruppe ent- halten, bei denen eine Nominalisierung des AT:es einer Nominalisierung im ZT entspricht. In allen 8 Fällen handelt es sich um Kompositabildungen im ZT wie in Beispiel (16):

(16)

Text 2, [S.1]

Energitätheten beror av levererad energi (inställning på defibrilla- torn) [...].

Die Energieübertragung hängt von der bereitgestellten Energie (Defibrillato- reinstellung) [...] ab.

Bei den übrigen 181 Nominalisierungen des AT:es, die als Nominalisierung im ZT wiederge- geben werden, traten keine Strukturumwandlung auf. Somit gehören diese Übersetzungsäqui- valente zur Gruppe der Re-Metaphorisierung. Eine Übersicht zu den Häufigkeiten des Meta- phorisierungsgrades gibt Tabelle 6:

Tabelle 6. Strukturumwandlungen entsprechend der grammatischen Metapher

Grammatische Metapher Anzahl % Beispiel

De-Metaphorisierung 15 5 % under aktivt övervägande

→ es ist aktiv abzuwägen

Metaphorisierung 85 30 % reducerad mortalitet

→ Rückgang der Mortalität

Re-Metaphorisierung 181 65 % förberedelse

→ Vorbereitung Summe Übersetzungsäquivalente 281 100 %

Wie die Übersetzungsäquivalente der Re-Metaphorisierung in den Text eingebettet waren, sol- len die folgenden Beispiele verdeutlichen. Es wurden einzeln stehende Nominalisierungen (ohne Präposition oder Attribut) wie in (17), Nominalisierungen mit einleitender Präposition wie in (18), Nominalisierungen als Teil eines Kompositums wie in (19), Nominalisierungen,

(27)

die den Kern einer NP bilden wie in (20) oder Nominalisierungen, die ein Attribut einer NP darstellen wie in (21) beobachtet:

(17)

Text 2, [S.1]

Defibrillering är tillsammans med bröstkompressioner den viktigaste behandlingen […].

Die Defibrillation ist zusammen mit der Herzdruckmassage die wichtigste Behandlung […].

(18)

Text 1, [S.2]

Tumregeln är att dessa patienter ska handläggas i samråd med infektions- läkare, […].

Als Faustregel gilt, dass solche Pati- enten nach Rücksprache mit dem In- fektiologen behandelt werden sollten.

(19)

Text 2, [S.2]

[…] patienter med hjärtsvikt och förmaksflimmer som genomgått lungvensisolering […].

[…] Patienten mit Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern, bei denen eine Pulmonalvenenisolation durchgeführt wurde […].

(20)

Text 2, [S.1]

[…] lyckad extern defibrillering av kammararytmier.

[…] die erfolgreiche externe Defibril- lation von Kammerarrhythmien […].

(21)

Text 1, [S.4]

[…] att peroral behandling kan vara lämplig under senare delen av endo- karditbehandlingen […].

[…], dass eine perorale Behandlung im weiteren Verlauf der Endokarditis- behandlung […] angemessen sein kann.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in über der Hälfte der Fälle (65 %) eine wortge- treue Übersetzung im Bereich der Nominalisierung erfolgt ist. Das Abstraktionsniveau ist somit in diesen Fällen sowohl in AT als auch ZT hoch, da NP:n nach dem Modell der grammatischen Metapher einen hohen Abstraktionsgrad aufweisen. Weiterhin zeigt sich, dass der schwedische AT ‒ bezogen auf den Untersuchungsgegenstand der Nominalisierung ‒ häufiger eine explizi- tere und weniger abstrakte Vermittlung der Information aufweist, da es in 30 % der Fälle zu einer Metaphorisierung und in nur 5 % der Fälle zu einer De-Metaphorisierung kommt. Dem- entsprechend hat der ZT durch die häufigere Bevorzugung einer nominalen Ausdrucksweise insgesamt ein höheres Abstraktionsniveau. In drei Fällen war die schwedische Nominalisierung Teil eines Kompositums, das im ZT in eine NP mit Attribut aufgelöst wird. Der umgekehrte

(28)

Fall mit einer Kompositabildung im ZT tritt demgegenüber 8 Mal auf. Die Komposition trägt somit häufiger zu einer weiteren Abstrahierung des ZT:es bei.

Obwohl der Nominalstil typisch für Fachtexte beider Sprachen ist, bestätigt sich hier, dass die untersuchten medizinischen Fachtexte eine stärkere Ausprägung des Nominalstils mit hö- herer Abstraktheit im Deutschen aufweisen. Dies entspricht den Beobachtungen der kontrasti- ven Grammatik, die beispielsweise von Andersson et al. 2002:402 beschrieben wurden. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass sich die Beobachtung in dieser Studie auf das Phä- nomen der Nominalisierung beschränkt.

5.2 Qualitative Analyse

Bei der Übersetzung medizinischer Fachtexte ist eine nominale Ausdrucksweise aufgrund des hohen Fachlichkeitsgrades zu erwarten. Auf welche Weise sich dieser Stilzug bei der Überset- zung im Bereich der Nominalisierungen bemerkbar macht, soll in den folgenden Abschnitten exemplarisch dargestellt werden. Zudem werden die Übersetzungslösungen diskutiert und die Anwendung von Hilfsmitteln erklärt. Entsprechend dem Übersetzungsmodell der grammati- schen Metapher ist dieser Teil der Analyse in die Abschnitte Re-Metaphorisierung, De-Meta- phorisierung und Metaphorisierung unterteilt.

5.2.1 Re-Metaphorisierung

Bei 181 von insgesamt 281 (65 %) Übersetzungsäquivalenten war die wortgetreue Übersetzung einer Nominalisierung des AT:es mit einer Nominalisierung des ZT:es die bevorzugte Lösung, da hierdurch die in Fachtexten übliche Ausdrucksökonomie erzielt werden konnte. Beispiel (22) demonstriert eine solche Übersetzungslösung:

(22)

Text 2, [S.2]

För helt eller nästintill symtomfria patienter kan en strategi med fre- kvenskontroll övervägas, då rando- miserade studier varken påvisat

Bei symptomfreien oder symptomar- men Patienten kann die Strategie der Frequenzkontrolle erwogen werden, da randomisierte Studien weder eine signifikant geringere Morbidität noch

(29)

signifikant minskad morbiditet eller mortalitet med strikt rytmkontroll.

Mortalität bei strikter Rhythmuskon- trolle gezeigt haben.

Wie in Abschnitt 5.1.3 gezeigt, kam es nur selten vor, dass eine Nominalisierung des AT:es in eine explizitere grammatische Struktur übertragen wurde. Ein Grund hierfür war, dass dadurch die in den deutschen Fachtexten angestrebte Abstraktheit und Sprachökonomie verloren gehen konnte. Dass eine explizitere Ausdrucksweise nicht den Konventionen der Textsorte entspro- chen hätte, soll eine verbalere Variante des eben gezeigten Beispiels demonstrieren:

(23) Bei symptomfreien oder symptomarmen Patienten kann erwogen werden, die Frequenz zu kontrollieren, da randomisierte Studien weder eine signifikant ge- ringere Morbidität noch Mortalität gezeigt haben, wenn der Rhythmus strikt kontrolliert wird.

Durch die Übersetzung einer schwedischen Nominalisierung mit einer deutschen Nominalisie- rung wie in Beispiel (22) wurde der Grad der Abstraktheit demgegenüber beibehalten, was einer Re-Metaphorisierung entspricht.

5.2.2 De-Metaphorisierung

Dennoch kam es in 15 von 281 (5 %) Fällen zu einer De-Metaphorisierung, bei der der seman- tische Inhalt der Nominalisierung des AT:es in einer expliziteren und weniger abstrakten Form im ZT wiedergegeben wurde. In einem Fall handelt es sich um eine lexikalische Lücke. Hier wurde die schwedische Nominalisierung söksymtomen in Form eines Relativsatzes wiederge- geben, um den Begriff zu umschreiben:

(24)

Text 1, [S.2]

Söksymtomen kan därmed vara mycket olika beroende på vilken mek- anism som dominerar […].

Die Symptome, die zum Arztkontakt führen, können somit sehr unter- schiedlich in Abhängigkeit vom do- minierenden Mechanismus sein.

(30)

Um herauszufinden, in welcher Frequenz und in welchen Textsorten der Begriff „söksymtom“

vorkommt, wurde das schwedische Korpus Språkbanken Korp konsultiert. Dort fand sich kein Treffer im medizinischen Teilkorpus und lediglich ein Treffer im Gesamtkorpus (Flashback:

Vetenskap & humaniora). Die online-Suchfunktion in Läkartidningen, der schwedischen Zei- tung für Ärzte aller Fachrichtungen, ergab ebenfalls nur einen Treffer, der in dem hier verwen- deten AT vorkam. Eine weltweite Internetabfrage erbrachte schließlich 76 Tokens. Diese ka- men vorwiegend auf medizinischen Fachseiten vor. Zusammenfassend handelt es sich demnach um einen eher seltenen Begriff, der vor allem innerhalb medizinischer Fachkreise verwendet wird. Die Abfrage des Begriffs „Arztkontakt“ ergab 136 Tokens im online-Archiv des Deut- schen Ärzteblatts. Aus diesem Grund wurde die zuerst gewählte Variante Symptome, die zum Aufsuchen medizinischer Hilfe führen (kein Treffer im Deutschen Ärzteblatt), der etwas abs- trakteren und fachlicheren Variante in Beispiel (24) vorgezogen.

Die Umformung der schwedischen Nominalisierung in eine deutsche Verbalkonstruktion geschah insgesamt selten (5 Fälle). In einigen Fällen sind stilistische Gründe für die Struktu- rumwandlung verantwortlich. In Beispiel (25) bietet sich im ZT die Verwendung der finiten VP an, da die Übertragung aller Nominalisierungen des AT:es zu einer Häufung der Genitivattri- bute führen würde (die Wellenform ist eine Beschreibung der Ausrichtung des elektrischen Vek- tors):

(25)

Text 2, [S.5]

Vågformen är en beskrivning av den elektriska vektorns riktning genom kroppen, […].

Die Wellenform beschreibt die Aus- richtung des elektrischen Vektors in- nerhalb des Körpers, […].

Hier bestätigt sich die Feststellung von Magnusson (1986:30) und Andersson et al. (2002:401), dass die Ökonomisierung des Nominalstils den Satz komplizierter machen kann. Um die For- derung des Fachtextes nach Verständlichkeit zu erfüllen, wurde deshalb in seltenen Fällen keine Nominalisierung als Übersetzungsäquivalent gewählt. In weiteren 3 Fällen führte eine AdjP im deutschen ZT zu einer expliziteren Informationsvermittlung der Nominalisierung des AT:es.

Beispiel (26) soll dies veranschaulichen:

(31)

(26)

Text 1, [S.4]

Rifampicin är aktuellt som tillägg vid protesendokardit […].

Die zusätzliche Gabe von Rifampicin ist bei der Prothesenendokarditis […]

indiziert.

Eine Übersetzung mit der Zusatz/die Hinzugabe von Rifampicin wäre nicht idiomatisch, da sich hierfür keine Treffer in der Google-Abfrage finden. Demgegenüber werden Ausdrücke wie die zusätzliche Gabe und andere explizitere Varianten wie Zusatztherapie, zusätzliche Verordnung häufig in Paralleltexten verwendet. Aus diesem Grund wurde die oben angeführte Übersetzung gewählt. Hier kann demnach die schwedische Nominalisierung tillägg die gleiche Information kompakter vermitteln.

Wie in Abschnitt 5.1.3 beschrieben, finden sich im Untersuchungsmaterial zusätzlich 6 Übersetzungsäquivalente, die eine Nominalisierung im AT und ZT enthalten, bei denen aber die Information auf eine explizitere und damit weniger abstrakte Weise im ZT vermittelt wird.

Hierbei kam es in 3 Fällen zur Auflösung eines schwedischen Kompositums in eine NP mit attributiver Bestimmung wie in Beispiel (27):

(27)

Text 2, [S.5]

Dubbelsekvensdefibrillering stude- ras för patienter med bristfällig ef- fekt av elkonvertering […].

Die doppelt sequenzielle Defibrilla- tion wird an Patienten mit unzu- reichendem Effekt bei elektrischer Kardioversion […] untersucht.

Die Übersetzung in Beispiel (27) entspricht der konventionell üblichen Ausdrucksweise in Pa- ralleltexten. Bei der Abfrage des online-Archivs des Deutschen Ärzteblatts erscheinen bei- spielsweise für den Begriff „Elektrokardioversion“ 4 Treffer, während der Begriff „elektrische Kardioversion“ 40 Mal verwendet wird. In den anderen 3 Fällen war die Explizitmachung von Informationen notwendig, da eine wortgetreue Übersetzung zu einer ungenauen Ausdrucks- weise geführt hätte, wie schon in Beispiel (26) beschrieben wurde. Das folgende Beispiel soll dies noch einmal verdeutlichen:

(28)

Text 1, [S.4]

[…] nödvändigheten av intravenösa antibiotika under hela behandlingen.

[…] der Notwendigkeit einer intrave- nösen Antibiotikatherapie über den gesamten Behandlungszeitraum.

(32)

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine weniger abstrakte Ausdrucksweise im deutschen ZT, das heißt eine De-Metaphorisierung im Bereich der Nominalisierung, mit insge- samt 15 von 281 (5 %) Fällen relativ selten auftrat. Diese Strukturumwandlungen waren vor- wiegend darauf zurückzuführen, dass der ZT an die Gebrauchsnormen angepasst werden musste, um die von Koller (2011:116) formulierte textnormative Äquivalenz herzustellen.

5.2.3 Metaphorisierung

Welche Strukturumwandlungen auftraten, wenn es im Vergleich zum AT zu einer abstrakteren und impliziteren Ausdrucksweise in Form einer Nominalisierung kam, soll im folgenden Ab- schnitt dargestellt werden. Diese Form der Strukturumwandlung wurde in insgesamt 85 von 281 (30 %) Übersetzungsäquivalenten festgestellt.

5.2.3.1 Verbalkonstruktionen im AT

70 der 281 Übersetzungsäquivalente (siehe Tabelle 5 in Abschnitt 5.1.2) enthalten eine Verbal- konstruktion im AT und eine Nominalisierung im ZT. Bei diesen Metaphorisierungen findet sich am häufigsten – in 25 der insgesamt 85 Fälle – eine Infinitivphrase im AT, die zur Infor- mation der deutschen Nominalisierung korrespondiert. Beispiel (29) soll dies verdeutlichen:

(29)

Text 1, [S.4]

För att åstadkomma adekvata doser och för att eliminera absorptionens in- verkan gör nuvarande rekommendat- ioner gällande att hela behandlingen ska ges intravenöst.

Zur Erreichung adäquater Blutspiegel und zur Ausschaltung von Absorpti- onseffekten wird die gesamte Be- handlung nach den aktuell geltenden Empfehlungen intravenös verab- reicht.

Durch den Wortartwechsel von der VP nur Nominalisierung kommt es zu einer Verdichtung der Information und damit zu einem höheren Abstraktionsgrad im ZT, wodurch der Nominalstil hier im Deutschen stärker ausgeprägt ist.

Weiterhin zeigt sich, dass Strukturumwandlungen zu beobachten waren, die von Mag- nusson (1986:28) für die Übersetzung vom Deutschen ins Schwedische beschrieben wurden.

Wie im Theoriekapitel dargestellt, beschreibt Magnusson (ebd.), dass Nominalisierungen, die

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