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Optionen, Komplikationen und Implikationen bei der Übersetzung von pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen aus dem Deutschen ins Schwedische Eine eindeutig traumabezogene Verhaltensweise

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Academic year: 2021

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Eine eindeutig traumabezogene Verhaltensweise

Optionen, Komplikationen und Implikationen bei der Übersetzung von pränominalen

erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen aus dem Deutschen ins Schwedische

Author: Helena Rödholm Siegrist Supervisor: Jenny Ström Herold Examiner: Magnus Levin Term: VT21

(2)

Abstract

This study investigates the Swedish translations of extended premodifiers in a non-fictional German text on pedagogical theory and practice. The aim is to analyse complications and implications connected to different translation options and strategies. The analysis is based on Solfjeld’s (2003, 2004) German-Norwegian translation studies, which propose a classification model for translation strategies for German extended premodifiers with regard to aspects of explicitation and implicitation. The results show relations between postnominal finite target clauses and explicitation on the one hand, and on the other hand between prenominal non-clausal units and implicitation. Explicitation tends to result in sentence splitting which affects the text length and text cohesion.

In addition, the study defines three main categories of German extended modifiers. The first category of adverbial extender premodifiers describe time, degree, and perspective and can easily be transferred into Swedish premodifying structures. The second category includes objects or predicatives which must be transferred into postmodifying structures. For the extended premodifiers belonging to the third category, the transferring into pre- or postmodifying target structures is optional. The study shows that the complexity of the extended premodifiers is a crucial factor which determines the choice of translation strategy. While explicifying relative clauses have a high amount of correspondence with Swedish language structures, the analysis emphasizes that implicifying premodifying target structures have less negative impact on text length, sentence splitting and text cohesion.

Key words

Extended premodifiers, equivalence, explicitation, German-Swedish translation, implicitation, postmodifiers, sentence splitting

(3)

Inhalt

1 Einleitung 1

1.1 Ziel und Fragestellungen 2

1.2 Material und Methode 2

1.3 Zu den Begriffen 4

1.3.1 Hauptnomen und Attribut 4

1.3.2 Erweiterungen 4

1.3.3 Prä- oder postnominale Position der erweiterten Adjektiv- und

Partizipialattribute 5

1.3.4 Analoge und nicht analoge Zielstrukturen 5

2 Theoretischer Hintergrund 5

2.1 Kontrastive Vergleiche der Nominalphrasen mit erweiterten Attributphrasen 6

2.1.1 Geschichtlicher Hintergrund 7

2.1.2 Aktuelle Tendenzen im Schwedischen 7

2.1.3 Gründe und Folgen des Implizierens und Explizierens 8 2.2 Übersetzungsstrategien: Haupt- und Unterkategorien 10

2.2.1 Keine Verschiebung in postnominale Position 10

2.2.2 B. Verschiebung in postnominale Position 12

2.2.3 AB. Prä-und postattributierte lexikalische Gegenstücke zugleich 13

2.2.4 C. Nominalisierungen 14

2.2.5 D. Satzumformungen 14

2.2.6 Restgruppe 15

2.3 Optionen und Restriktionen 15

2.4 Weitere Aspekte 16

2.4.1 Zur Komplexität der erweiterten Attribute 16

2.4.2 Adjektivattribute und Partizipialattribute 17

2.4.3 Aspekte der Satzspaltung 17

3 Analyse 18

3.1 Quantitativer Vergleich der Übersetzungsstrategien 18

3.1.1 Hauptkategorien der Zielstrukturen 19

3.1.2 Pränominal realisierte Zielstrukturen 20

3.1.3 Postnominal realisierte Zielstrukturen 22

3.1.4 Zusammenfassende Reflexion 23

3.2 Quantitative und qualitative Analyse der schwedischen Übersetzung 23 3.2.1 Funktionen der Erweiterungen in analog übersetzten Strukturen 24

3.2.2 Objekte und Prädikative 26

3.2.3 Präpositionalphrasen 27

3.2.4 Unterschiede bei der Übersetzung von Adjektiv- bzw. Partizipialattributen 28 3.2.5 Implikationen der Satzverlängerung und Satzspaltung 31

4 Zusammenfassung 33

Literaturverzeichnis 36

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1 Einleitung

Der Titel dieses Aufsatzes beinhaltet eine Struktur, die sich nicht problemlos ins Schwedische übertragen lässt, und zwar:

(1) eine eindeutig traumabezogene Verhaltensweise

Es handelt sich bei den kursiv gesetzten Wörtern um ein pränominales erweitertes Adjektivattribut. Aufgrund von lexikalischen und stilistischen Erwägungen können, beim Übersetzen ins Schwedische, Varianten entstehen, bei denen sich die Zielstruktur des übersetzten Textes entschieden von der Quellstruktur des Originals unterscheidet.

Pränominale erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribute sind in deutschen, vom Nominalstil geprägten Fachtexten weit verbreiteter als in entsprechenden schwedischen Texten (vgl. Magnusson 1989: 171f.), wo sie eine gehobene Stilebene indikieren (vgl.

Magnusson 1989: 166f., 171; Levin & Ström Herold 2017: 154). Zudem können solche erweiterten Attribute im Deutschen bedeutend mehr Inhalt transportieren (vgl. Eichinger 1995:304ff.) als es in entsprechenden schwedischen Strukturen möglich ist. Aus diesen Gründen müssen deutsche erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribute bei der Übersetzung ins Schwedische oft gekürzt oder in andere Phrasenkonstruktionen übertragen werden.

Zwei mögliche Zielsatzvarianten des Quellsatzes, aus dem das Beispiel (1) entnommen wurde, sollen hier unterschiedliche Übersetzungsstrategien illustrieren:

(2a) Der sensible Umgang mit dieser eindeutig traumabezogenen

Verhaltensweise stellt ein häufiges Thema in Lehrerfortbildungen dar.

(Quelltext)

Hur man på ett sensibelt sätt kan bemöta detta traumarelaterade beteende är ett angeläget tema under fortbildningsdagarna.

(Zieltextvariante) (2b) Der sensible Umgang mit dieser

eindeutig traumabezogenen

Verhaltensweise stellt ein häufiges Thema in Lehrerfortbildungen dar.

(Quelltext)

Detta är ett beteende som helt

uppenbart är traumarelaterat. Under fortbildningsdagar förs ofta samtal om hur man som lärare kan förhålla sig till detta på ett sensibelt vis. (Zieltext) In (2a) ist die pränominale Position vor dem Hauptnomen beibehalten – die Erweiterung

‚eindeutig‘ ist jedoch getilgt. In (2b) ist der Inhalt des erweiterten Attributs postnominal, mittels eines eingefügten Relativsatzes realisiert. Diese Lösung beeinflusst jedoch die

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Satzlänge, was zur Satzspaltung führt, indem der Quelltextsatz in zwei eigenständige Zieltextsätze übertragen wird.

1.1 Ziel und Fragestellungen

Ziel dieses Aufsatzes ist es, anhand vom schwedischen Zieltext zu analysieren, wie unterschiedliche Übersetzungsstrategien bei der Übersetzung deutscher pränominaler erweiterter Adjektiv- und Partizipialattribute eingesetzt werden. Dabei werden sowohl Optionen als auch Komplikationen und Implikationen, die bei der Wahl der Übersetzungsstrategie ein aktives Erwägen fordern, beleuchtet. Folgende Fragen sollen in der Analyse beantwortet werden:

- In welchem Ausmaß kommen unterschiedliche Übersetzungsstrategien in der untersuchten Übersetzung zum Einsatz?

- Welche Faktoren scheinen für die Wahl einer Übersetzungsstrategie bei der Übersetzung von deutschen pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute ins Schwedische ausschlaggebend zu sein?

- Inwiefern beeinflussen Unterschiede zwischen Attributphrasen mit Adjektiv- bzw. Partizipialattributen die Wahl der Übersetzungsstrategie?

In folgendem Abschnitt wird das Material, das im Fokus der Analyse steht, zusammen mit den verwendeten Methoden präsentiert.

1.2 Material und Methode

Der deutsche Quelltext stammt aus Prof. Dr. David Zimmermanns Buch Traumatisierte Kinder und Jugendliche im Unterricht. Ein Praxisleitfaden für Lehrerinnen und Lehrer.

Von wissenschaftlichen Studien ausgehend, bespricht Zimmermann Fallbeispiele aus der Schulpraxis. Meine eigene Übersetzung von Seite 116–127 des Buches dient als schwedischer Zieltext, der Material zur Analyse der Übertragung pränominaler erweiterter Adjektiv- und Partizipialattribute ins Schwedische liefert. Die Untersuchung basiert auf den 55 pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattributen, die in den insgesamt 241 übersetzten Sätzen vorkommen. Da sechs Sätze im Quelltext je zwei pränominale erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribute beinhalten, stammen die 55 Belege also aus 49 der 241 übersetzten Sätze.

Ausgangspunkt für den quantitativen Teil der Untersuchung bilden die Übersetzungsstrategien, die Solfjeld (2003, 2004) für das Übertragen pränominaler

(6)

erweiterter Adjektiv- und Partizipialattribute aus dem Deutschen ins Norwegische beschreibt. Hierzu muss erwähnt werden, dass von Soljfjeld zwei gleichnamige Artikel vorliegen, die dieselbe Studie präsentieren, sich inhaltlich jedoch etwas unterscheiden, indem der 2003 veröffentlichte Artikel (Solfjeld 2003) mit Darstellungen zur prozentualen Verteilung der untersuchten Kategorien die quantitativen Aspekte stärker hervorhebt.

Solfjelds Studie (2003, 2004) eignet sich aus drei Gründen als Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung. Erstens kann angenommen werden, dass bei den nahe verwandten skandinavischen Sprachen ähnliche Strategien zum Übertragen von deutschen Quellstrukturen vorzufinden sind. Zweitens erleichtert die Einteilung der Übersetzungsstrategien in Haupt- und Untergruppen eine strukturierte Untersuchung der Verwendung der jeweiligen Strategien in meinem Material. Drittens stammt Solfjelds Material aus Sachtexten, was sicherstellt, dass die textnormativen Bedingungen zum Vergleich der norwegischen und schwedischen Untersuchung übereinstimmen.

Was das Vergleichsmaterial betrifft, ist zu betonen, dass Solfjelds Material 241 Belege aus unterschiedlichen, von mehreren Personen übersetzten Sachtexten, besteht (vgl. Solfjeld 2003:4), während mein Material nur 55 Belege aus einem einzigen deutschen Text, von einer Person übersetzt, beinhaltet. Bei meiner begrenzten Unterlage hat die quantitative Untersuchung zwangsläufig eine niedrige Reliabilität als Solfjelds Untersuchung. Deshalb kann es beim Vergleich mit Solfjelds Ergebnissen und bei der qualitativen Analyse anhand von quantitativen Messungen lediglich darum gehen, Tendenzen bei der Übersetzung aus dem Deutschen ins Schwedische aufzuspüren, die für weitere Untersuchungen von Interesse sein könnten.

In diesem einleitenden Kapitel werde ich die tragenden Begriffe dieser Untersuchung erläutern. In Kapitel 2 beschreibe ich den geschichtlichen und aktuellen Diskurs der pränominalen erweiterten Attribute. Im selben Kapitel werden anhand von Solfjelds Studie (2003, 2004) die jeweiligen Übersetzungskategorien dargestellt. Dazu gebe ich einen theoretischen Hintergrund zu Aspekten, die für meine Untersuchung wichtig sind: neben Optionen, Restriktionen und Implikationen, die die Wahl der Übersetzungsstrategie beeinflussen handelt es sich um Merkmale der Komplexität der pränominalen erweiterten Attribute, Unterschiede bei der Übersetzung von Adjektiv- und Partizipialattributen und um die Implikationen des satzverlängernden Explizierens und der Satzspaltung. In Kapitel 3 wird die schwedische Übersetzung anhand von den hier genannten Aspekten analysiert.

(7)

1.3 Zu den Begriffen

Zur Verdeutlichung werden in diesem Abschnitt für meine Untersuchung relevante und im Aufsatz häufig vorkommende Begriffe mithilfe von Beispielen illustriert.

1.3.1 Hauptnomen und Attribut

Für den Kern der Nominalphrase, in der das untersuchte, erweiterte Attribut auftritt, wird in diesem Aufsatz die Bezeichnung ‚Hauptnomen‘ gebraucht. Das Attribut ist eine Bestimmung zum Hauptnomen. Die in dieser Untersuchung analysierten Typen von Attributen werden hier mit Beispielen illustriert:

Adjektivattribut (vgl.

Duden 2016: 344ff.)

(3) Das kleine Häuschen steht allein im Wald.

Partizipialattribut Typ II (vgl. ebd.: 2016: 577f.)

(4) Der wahrgenommene Fuchs wurde davongejagt.

Partizipialattribut Typ I (vgl. ebd.: 577)

(5) Der alles wahrnehmende Fuchs versteckte sich hinter einen Baum.

Auf Unterschiede zwischen Adjektivattribute und Partizipialattribute, was die Übersetzung ins Schwedische anbelangt, wird in 2.4.2 und 3.2.4 weiter eingegangen.

1.3.2 Erweiterungen

‚Erweiterung‘ bezeichnet eine Bestimmung zu einem Adjektiv- oder Partizipialattribut oder zu einer anderen Erweiterung. Unterschiedliche Typen von Erweiterung werden hier mit Beispielen illustriert (Erweiterungen unterstrichen):

Adverb (6) Das sehr kleine Häuschen steht alleine im Wald.

adverbial gebrauchtes Adjektiv

(7) Das unglaublich kleine Häuschen steht alleine im Wald.

Adverb (Erweiterung zur Erweiterung)

(8) Das schier unglaublich kleine Häuschen steht allein im Wald.

Nominalphrase, die als Satzglied ein Objekt darstellt

(9) Der die Wurst wahrnehmende Fuchs versteckte sich hinter einen Baum.

Prädikativ (10) Der als gefährlich wahrgenommene Fuchs wurde davongejagt.

Präpositionalphrase (Erweiterung zur Erweiterung)

(11) Der in keiner Weise als ungefährlich

wahrgenommene Fuchs wurde davongejagt.

(8)

Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, können Erweiterungen anhand ihrer Zugehörigkeit zu einer Wortklasse, (Adverb, vgl. Duden 2016: 581ff; adverbial gebrauchts Adjektiv, vgl. ebd: 358f.), ihrer Funktion als Satzglied (Objekt, vgl. ebd.: 399ff.; Prädikativ, vgl.

ebd.: 799ff.) oder anhand ihrer Phrasenstruktur (Präpositionalphrase, vgl. ebd.: 849ff.) kategorisiert werden. In 2.2.1 und 2.2.2 werden die unterschiedlichen Typen anhand der jeweiligen Übersetzungsstrategien untersucht.

1.3.3 Prä- oder postnominale Position der erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute In den Attributphrasen in den Beispielen (3)–(11) stehen pränominale erweiterte Attribute vor dem Hauptnomen. Postnominal realisierte attributive Bestimmungen stehen nach dem Hauptnomen. In (12) werden die Elemente des pränominalen erweiterten Partizipialattributs aus (11) mittels eines Relativsatzes postnominal realisiert:

(12) Der Fuchs, der in keiner Weise als ungefährlich wahrgenommen wurde, wurde davongejagt.

Die in (11) illustrierte pränominale Struktur ist in deutschen Sachtexten häufiger vertreten als in entsprechenden schwedischen Texten, in denen häufig postnominale Relativsätze wie in Beispiel (12) bevorzugt werden (vgl. Magnusson 1989: 172; 2002: 78, 80f.;

(Språkrådet 2014:16).

1.3.4 Analoge und nicht analoge Zielstrukturen

Wenn die pränominale Quellphrasenstruktur in der Zielphrase unverändert beibehalten wird, in dem die Erweiterung mit einer Erweiterung und das Attribut mit einem Attribut übersetzt wird, wird von ‚analogen Zielstrukturen‘ (Solfjeld 2004: 93) gesprochen, was in Beispiel (13) illustriert wird (Erweiterungen unterstrichen, Attribut kursiv gesetzt):

(13) Das schier unglaublich kleine Häuschen steht allein im Wald.

(Quelltext)

Det helt otroligt låga huset står ensamt i skogen. (Zieltext)

Pränominale Zielstrukturen, die Tilgungen oder Komposita beinhalten, sind demnach nicht analog; postnominale Zielstrukturen auch nicht.

2 Theoretischer Hintergrund

In diesem Kapitel wird ein theoretischer Hintergrund zum geschichtlichen und aktuellen Diskurs der pränominalen erweiterten Attribute sowie zu ihren Typen, Funktionen und

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stilistischen Merkmalen geliefert. In 2.2. werden die Kategorien der Übersetzungsstrategien aus Solfjelds Studie (2003, 2004), die meiner Untersuchung zugrunde liegen, dargestellt. In 2.3 werden die von Solfjeld (2003, 2004) analysierten Optionen und Restriktionen diskutiert, während in 2.4 weitere für den Übersetzungsprozess relevante Aspekte diskutiert werden, und zwar Komplexität, Unterschiede der Adjektiv- und Partizipialattribute und Satzspaltung als Folge des Explizierens.

2.1 Kontrastive Vergleiche der Nominalphrasen mit erweiterten Attributphrasen In seiner Analyse der Komplexität deutscher pränominaler erweiterter Attribute beschreibt Eichinger (1995) die Nominalklammer, deren Raum zwischen Begleitern (in Form von Artikelwörtern und Pronomen; vgl. Duden 2016: 247ff.) und Nomen mit

„textuelle[n]“ (Eichinger 1995: 306), „kontextuelle[n]“ (ebd.) und

„sprecherbezogene[n]“ (ebd.) Merkmalen gefüllt werden kann, auf die Gefahr hin, dass die Überschaubarkeit verloren geht (vgl. ebd: 304ff.). Wenn dabei das Nomen aus einer Nominalisierung besteht, wird die Struktur noch kompakter (vgl. Magnusson 1989: 172).

In den ausbaubaren Raum zwischen Begleiter und Nomen gehören auch die pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute. Dean (vgl. 1971: 223) hebt hervor, dass im Deutschen solche linkslastigen Strukturen nicht nur in bürokratischen und wissenschaftlichen Texten, sondern auch in Zeitungstexten und belletristischen Texten zu finden sind.

In schwedischen Texten kommen sie bedeutend seltener vor (vgl. Magnusson 1989:

171f.) und indikieren häufig eine Stilebene, die in schwedischen Sachtexten allzu gehoben wirken würde (vgl. Magnusson 1989: 166f., 171; Levin & Ström Herold 2017:

154). Da deutsche pränominale erweiterte Attribute bedeutend mehr Inhalt transportieren können (vgl. Eichinger 1995:304ff.) als in entsprechenden schwedischen Strukturen möglich ist, müssen solche erweiterten Attribute bei der Übertragung ins Schwedische oft gekürzt oder in andere Phrasenkonstruktionen übertragen werden, und zwar sowohl aus stilistischen als auch aus syntaktischen Gründen, wie in der Analyse in Kapitel 3 gezeigt werden soll.

Als Illustration von Phrasenstrukturen, die im Schwedischen nicht zu verwirklichen sind, soll hier ein Satz aus Franz Kafkas Amtliche Schriften ([1913], 1984) zitiert werden.

Im Zitat werden die Elemente, die in der Klammer zwischen einem Begleiter und einem Nomen stehen, kursiv gesetzt sind:

(10)

(14) Ein fesselndes Bild boten auch die von dem Kribendorfer Sportklub im Donaukanal selbst vorgeführte Rettung Ertrinkender aus dem Strome, sowie die im grosszügigsten Masstabe veranstaltete Sanitätsübung der weltbekannten Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft auf dem Trabrennplatz. (Kafka 1984: 332) Die divergierende Akzeptanz für pränominale erweiterte Attribute, welche oft zusammen mit Nominalisierungen in linkslastigen Nominalprasen auftreten, hat sowohl historische als auch politische Gründe, was in den nächsten zwei Abschitten erläutert werden soll.

2.1.1 Geschichtlicher Hintergrund

Die unterschiedlichen Entwicklungstendenzen der deutschen und der schwedischen Schriftsprache haben historische Gründe (vgl. SAG 2010: 24). Nachdem sich die schwedische Schriftsprache im 19. Jahrhundert generell an lateinischen und deutschen Vorlagen orientiert hatte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eine andere Entwicklung sichtbar. Seitdem orientieren sich schwedische Texte, die andere Funktionen erfüllen als die der Wissenschaft, der Gesetzgebung und der Bürokratie, vermehrt an englischen Vorlagen und an der gesprochenen Sprache (vgl. SAG 2010: 24; Magnusson 1989: 169;

2002: 77f.). Mit dieser Entwicklung hängt die von Magnusson beschriebene Tendenz zusammen, den Bedeutungsinhalt der erweiterten Attributen lieber in Form von Relativsätzen als pränominal zu realisieren (vgl. Magnusson 1989: 172; 2002: 78, 80f.).

2.1.2 Aktuelle Tendenzen im Schwedischen

In Schweden werden die Bestrebungen, amtliche Texte leicht verständlich zu formulieren, sprachpolitisch gefördert (vgl. Isof 2019). Seit 2009 ist per Gesetz vorgeschrieben, dass die Sprache der Ämter „gepflegt, einfach und verständlich“

(Språklagen § 11, zitiert nach Språkrådet 2014: 11) sein soll. In Anleitungen zum Sprachgebrauch in amtlichen Schriften wird angeraten, Nominalisierungen zu vermeiden, (vgl. Språkrådet 2014: 24; Isof 2014: 47), jeden Satz bloß einen Gedanken ausdrücken zu lassen und das Hauptverb früh im Satz zu setzen (Språkrådet 2014: 15; 42). Um eine unnatürliche Wortfolge zu vermeiden, wird angeraten, Sätze so zu konstruieren, dass Attribute nach dem Nomen stehen (vgl. Språkrådet 2014:16). Es ist anzunehmen, dass diese Anleitungen einen verstärkenden Effekt auf die oben (2.2.1) beschriebenen Tendenzen der Entwicklung der schwedischen Sprachnormen haben werden.

Konträr dazu wird in den Richtlinien für schwedische EU-Übersetzungen hervorgehoben, dass vorangestellte Attribute manchmal, der Deutlichkeit wegen,

(11)

nachgestellten Relativsätzen vorzuziehen sind, vor allem, wenn der zu übersetzende Satz schon einen oder mehrere Relativsätze beinhaltet (vgl. European Commission 2020:140).

Dieser Konflikt zwischen den Ambitionen, sich einerseits einfach und andererseits deutlich auszudrücken, zeigt, dass ‚verständlich‘ (Språklagen § 11, zitiert nach Språkrådet 2014: 11) kein eindeutiger Begriff ist. Auf die Folgen der Einfügung neuer sachhaltigen Strukturen wird im nächsten Abschnitt eingegangen.

2.1.3 Gründe und Folgen des Implizierens und Explizierens

In diesem Abschnitt werden die Gründe und Folgen des tilgenden Implizierens und des ergänzenden Explizierens beschrieben, da diese Vorgänge in einem engen Zusammenhang mit der Übertragung deutscher pränominaler erweiterter Attribute in prä- bzw. postnominale schwedische Zielstrukturen stehen.

Zu den postnominalen Strukturen gehören Nebensätze, die, im Unterschied zu pränominalen erweiterten Attributen, ein finites Verb beinhalten und damit satzhaltig sind. Die Verbvalenz verlangt bzw. ermöglicht die Besetzung semantischer Leerstellen.

Neben Verbergänzungen wie Subjekt und Objekt (Duden, 2016: 399, 779), können auch modifizierende und kommentierende Angaben eingefügt werden (ebd: 779). Die Einfügung neuer lexikalischer Elemente führt zu einer explizierenden Satzverlängerung.

(Fabricius-Hansen 1999: 179ff.). Dieses syntaktische Explizieren (Klaudy 2008: 106) darf nicht mit dem semantischen Explizieren einer spezifizierenden Wortwahl verwechselt werden (ebd.). In diesem Aufsatz beschreibt ‚Explizieren‘ ein syntaktisches Explizieren, was nicht ausschliesst, dass im neu eingefügten Zielsatz Bedeutungsinhalt, der im Quellsatz bloss angedeutet wurde, offen ausgesprochen wird. Die satzhaltigen Strukturen laden auch dazu ein, Ambiges zu interpretieren und neue Aspekte ergänzend hinzuzufügen. (vgl. Fabricius-Hansen 2010:15ff.; Solfjeld 2004: 92, 106, 109ff.). Mit den Worten Solfjelds (2004: 106): „Die Satzform ermöglicht oder fördert eine weitere Expansion, in dem Sinne, dass den wortreicheren Alternativen nicht aus dem Wege gegangen werden muss.“

Klaudy (2008) hat vier Kategorien des Explizierens formuliert. ‚Obligatory explicitation‘ (ebd.: 107) beschreibt sowohl semantische als auch syntaktische Explikationen, die wegen fehlenden passenden Zielstrukturen entstehen. ‚Optional explicitation‘ (ebd.: 107) beschreibt Fälle, bei denen eine prinzipielle Möglichkeit zur analogen Übertragung besteht, aus stilistischen Gründen und als Anpassung an die Normen der Zielsprache jedoch eine andere Zielstruktur gewählt wird. Bei der ‚pragmatic

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explication‘ (edb.: 107) werden erklärende Ergänzungen aus kulturellen oder anderen Gründen eingefügt (siehe 2.3). Die vierte Kategorie, ‚translation-inherent explicitiation‘, bezeichnet das von Blum-Kulka (2000:302, in: Solfjeld 2003: 2) beschriebene, vermeintlich übersetzungsimmanente Explizieren (Klaudy 2008: 107), dessen Existenz umstritten ist. Statt auf die Frage einzugehen, ob der Übersetzungsprozess an sich zum Explizieren führt, soll hier lediglich festgestellt werden, dass das Explizieren, das ein Resultat von der Übertragung pränominaler Quellstrukturen in satzhaltige, postnominale Zielstrukturen ist, im Zusammenhang mit dieser Fragestellung weiter erforscht werden könnte.

Als Gegensatz zum syntaktischen Explizieren bezeichnet ‚Implizieren‘ eine Tilgung von Bedeutungselementen, die häufig, wenn auch nicht immer, vom Kontext mitverstanden werden können. Solfjeld (2004: 102) hebt hervor, dass beim Übersetzen aus pragmatischen Gründen nicht nur expliziert, sondern auch getilgt wird. Becher (2010, 2011) behauptet, dass es schwierig ist, konkrete Belege zu finden, die die These belegen, dass Explizieren zum Übersetzungsprozess gehören (2010: 3ff.). Er meint jedoch, dass es bessere Gründe dafür gibt, sich beim Übersetzen unmissverständlich, und daher manchmal explizierend, auszudrücken, als dafür, Bedeutungselemente zu tilgen (2011:188). Baumgarten, Meyer und Özçetin (2008: 199) vertreten die Meinung, dass die Anpassung an die jeweiligen Zieltextnormen den Grad der Explizität der Übersetzung bestimmt.

Solfjeld (2004) führt eine andere Perspektive ein, indem er behauptet, dass der Prozess des Explizierens bzw. Implizierens von der syntaktischen Hierarchie der betroffenen Elemente gesteuert wird (Solfjeld 2004: 24). Getilgt werden demnach lexikalische Elemente, die als weniger wichtig betrachtet werden und die in der syntaktischen Hierarchie (Duden, 2016; 398) untergeordnet sind. Gleichzeitig werden übergeordnete Elemente häufig expliziert (Solfjeld 2004: 23f.). In diesem Aufsatz steht diese Perspektive im Vordergrund, vor allem, wenn es um Tilgungen geht (2.2.1.3, 2.2.2.3, 3.2.3, 3.2.4).

Unabhängig von den Ursachen des Explizierens führt die damit verbundene Satzverlängerung häufig zur Satzspaltung, worauf in 2.4.3 weiter eingegangen wird. Im nächsten Abschnitt werden die von Solfjeld formulierten Kategorien der Übersetzungsstrategien präsentiert.

(13)

2.2 Übersetzungsstrategien: Haupt- und Unterkategorien

Im Folgenden werden die in Solfjelds Studie (2003, 2004) vorgelegten Strategien zur Übersetzung erweiterter pränominaler Adjektiv- und Partizipialattribute dargestellt. Die jeweiligen Bezeichnungen der Strategien stammen, wie auch die meisten zur Illustration eingefügten Beispiele, aus Solfjelds Studie (2003 4ff.; 2004: 94ff.).

2.2.1 Keine Verschiebung in postnominale Position

Die Hauptstrategie, den Bedeutungsinhalt der pränominalen erweiterten Attribut- und Partizipialphrasen nicht in eine postnominale Zielstruktur zu verschieben, zielt darauf, die Zielstrukturen den pränominalen Quellstrukturen anzugleichen (vgl. Solfjeld 2004:

93ff.).

2.2.1.1 A.1 Analoge Zielstrukturen

In analogen Zielstrukturen wird die Quelltextstruktur unverändert beibehalten (vgl.

Solfjeld 2004: 94). Im Norwegischen kommen auffallend häufig Adverben als Erweiterungen in analog übersetzten pränominalen Attributen vor, und zwar mit graduierend-modifizierender Funktion, Perspektive angebender Funktion und temporaler Funktion (vgl. ebd.). Beispiel (15) illustriert die Übersetzung in eine analoge, d.h.

unveränderte, Zielstruktur:

(15a) sorgfältig artikulierte Reden

(15b) omhyggelig artikulerte taler (Solfjeld 2004: 95)

Mit dem Vorbehalt, dass die graduierenden, temporalen oder Perspektive angebenden Funktionen nicht immer deutlich auseinandergehalten werden können, gibt Solfjeld an (vgl. 2004: 95), dass eine graduierend-modifizierende Funktion bei ungefähr einem Drittel der in analoge Zielstrukturen übertragenen Zielsätze vorliegt.

Solfjeld erwähnt (2004: 95) in diesem Zusammenhang kurz, dass im Norwegischen auch Präpositionalphrasen – vor allem solche mit „temporalen Inhalt“ – als Erweiterungen vorkommen, woraus zu schliessen ist, dass deutsche erweiterte Attribute mit einer Präpositionalphrase in der Erweiterung in entsprechende Zielstrukturen übertragen werden können. Als Illustration einer solchen Struktur gibt Solfjeld folgendes Beispiel an:

(14)

(16) en av forskjellige grunner bitter mann [ein aus verschiedenen Gründen bitterer Mann] (Solfjeld 2004: 95)

Auf die Möglichkeit, deutsche Präpositionalphrasen in dieser Position in analoge schwedische Zielstrukturen zu übertragen, wird in 3.2.3 näher eingegangen.

2.2.1.2 A.2 Komposita

Die Erweiterung, oder ein Teil davon, kann in der Übersetzung zum Teil eines Kompositums (Solfjeld 2004: 98) werden:

(17a) „…die einzige von Osten nach Westen verlaufende Verkehrsader“

(17b) „Nord-Kinas eneste øst-vestgående traffikkåre“ (Solfjeld 2004: 98).

Hier wurden sowohl die Präpositionalphrasen ‚von Osten‘ und ‚nach Westen‘ als auch das Partizipialattribut ‚verlaufend‘ in das Komposita ‚öst-västgående‘ zusammengefasst.

Was die Satzstruktur und den Grad der Explizität betrifft, kommt diese Strategie einer analogen Lösung gleich, so Solfjeld (2004:98).

2.2.1.3 A.3 Nicht (oder weniger) erweiterte Attribute

Bei den nicht – oder weniger – erweiterten Attributen handelt es sich laut Solfjeld (vgl.

2004: 99ff.) um Fälle, in denen entweder die Erweiterung oder das Attribut getilgt werden. Häufig handelt es sich dabei um Bedeutungsinhalt, der als weniger relevant betrachtet wird, oder der durch den Kontext leicht mitverstanden werden kann (ebd.).

(18a) der in Indien verehrten Gottheiten (18b) indiske guddommer (Solfjeld 2004: 102)

Bei Attributphrasen, die wegen ihrer Komplexität (siehe 2.4.1) im Zielsatz in pränominaler Position analog nicht realisiert werden können, ist Tilgung eine Strategie, die das Beibehalten der pränominalen Stellung des erweiterten Adjektiv- oder Partizipialattributs ermöglicht (vgl. Solfjeld 2004: 99).

2.2.1.4 A.4 Fehlende Zielstrukturen

Bei fehlenden Zielstrukturen handelt es sich um Fälle, bei denen sowohl die Erweiterung als auch das Attribut getilgt werden. Laut Solfjeld (vgl. 2004: 99ff.) handelt es sich bei einer solchen Tilung häufig um nicht in den Zieltext übertragbare kulturelle Aspekte, also um „pragmatic explicitation“ (Klaudy 2008: 107). Diese Art von Tilgung kann auch als vereinfachende Strategie eingesetzt werden, um zeitraubende Recherchen zur

(15)

Information, die als für den Leser weniger relevant eingeschätzt wird, zu vermeiden (vgl.

Solfjeld 2004: 99ff.).

(19a) „Der auch bei uns bekannt gewordene Autor Neill Postmann meint..“

(19b) „Forf atteren Neill Postman hevder…“ (Solfjeld 2004: 102)

Es handelt sich hier um einen doppelten Pragmatismus: einerseits als Anpassung an die Zielgruppe, andererseits um beim Übersetzen keine Zeit zu vergeuden.

2.2.2 B. Verschiebung in postnominale Position

In Solfjelds Studie (vgl. 2003: 5) werden etwa 40 % der untersuchten pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute bei der Übersetzung in postnominale Strukturen übertragen, größtenteils in Relativsätze, aber auch in nachgestellte Partizipialkonstruktionen und in Präpositionalattribute (vgl. ebd.: 17). Diese Strukturen werden in den folgenden Abschnitten beschrieben.

2.2.2.1 B.1 Relativsätze

Die dominierende Übersetzungsstrategie der postnominalen Realisierung besteht darin, pränominale erweiterte Attribute in Relativsätze zu übertragen (vgl. Solfjeld 2004: 105).

Dies korresponiert mit Magnussons Feststellung, dass es häufig sinnvoll ist, den lexikalischen Inhalt deutscher pränominaler erweiterter Attribute im Schwedischen mithilfe von Relativsätzen zu realisieren (vgl. Magnusson 1989: 172; 2002: 78, 80f.). Die Besetzung syntaktischer Leerstellen des neu eingefügten finiten Verbs führt häufig zum Explizieren vom lexikalischen Inhalt, der in der Quellphrase nur impliziert wird. Durch die Möglichkeit, den neuen Satz mit Angaben zu komplettieren, entsteht die Möglichkeit, weitere Ergänzungen einzufügen (vgl. Solfjeld 2004: 105f.). Solche Ergänzungen werden in diesem Beispiel illustriert (neuer lexikalischer Inhalt unterstrichen):

(20a) „eine fast vorsintflutige Idyllle“

(20b) „en idyll som nesten syntes å höre hjemme i tiden før syndefloden“ (Solfjeld 2004:

105)

Dass Relativsätze zur Satzverlängerung führen, wird hier deutlich: die zwei Elemente in der pränominalen Quellstruktur werden in zehn Elemente in der postnominalen Zielstruktur übertragen. Auf die Konsequenzen der Satzverlängerung der postnominalen satzhaltigen Strukturen wird in 3.2.5 weiter eingegangen.

(16)

2.2.2.2 B.2 Nachgestellte Partizipialkonstruktionen

Die Strategie, erweiterte Attribute als nachgestellte Partizipialkonstruktionen wiederzugeben, wird im von Solfjeld analysierten Material selten genutzt (vgl. Solfjeld 2004: 106).

(21a) „Viele von ihren Eltern enttäuschte Männer und Frauen suchen…“

(21b) „Mange kvinner og menn – skuffet av sine foreldre – søker…“ (Solfjeld 2004:

106)

Hier ist zu beachten, dass die postnominale Struktur, anders als beim Relativsatz, nicht satzhaltig ist, und deshalb nicht zum Explizieren und Ergänzen führt.

2.2.2.3 B.3 Postattribuierte Präpositionalattribute

Bei der Strategie, den pränominalen Quelltextinhalt mithilfe von nach dem Hauptnomen eingefügten Präpositionalattributen zu realisieren, zeigt sich, ähnlich wie bei analogen Zielstrukturen, eine Tendenz zur Tilgung wenig relevanter Aspekte. Ein Beispiel dafür ist der verlorengegange Aspekt des Agens bei der Tilgung von ‚versehenen‘ in (22b):

(22a) „Die mit den Luftmasten versehenen Boote liefen…“

(22b) „Ubåtene med snorkel seilte… „ (Solfjeld 2004: 106)

Diese nicht-satzhaltige Struktur teilt mit der analogen Zielstruktur den Vorteil, im Zieltext ohne strukturelle Veränderungen leicht integrierbar zu sein (vgl. Solfjeld 2003:20); die Zielstruktur wird nur leicht verändert.

2.2.3 AB. Prä-und postattributierte lexikalische Gegenstücke zugleich

Die lexikalischen Gegenstücke zu den pränominalen erweiterten Quelltextattributen können auch aufgeteilt werden, um in der Übersetzung zum Teil in pränominaler Position und zum Teil in postnominaler Positionen aufzutreten (vgl. Solfjeld 2003: 5). Solfjeld gibt dafür keine Beispiele (ebd.). Dieses Beispiel stammt von mir:

(23a) „Der sich langsam und endlos windende Weg…“

(23b) „Den ändlösa vägen som långsamt slingrade sig fram…“

Hier bleibt das Attribut in pränominaler Position, während der Rest des Bedeutungsinhalts der deutschen pränominalen Attributphrase in einen postnominalen Relativsatz übertragen wird.

(17)

2.2.4 C. Nominalisierungen

Eine weitere Strategie besteht darin, dass das Partizipialattribut umgeformt wird, um als Hauptnomen in einer nicht satzhaltigen Nominalphrase aufzutreten (vgl. Solfjeld 2004:

107f.):

(24a) „In einer erschreckend steigenden Kriminalität“

(24b) „i en skremmende økning av kriminaliteten“ (Solfjeld 2004: 107)

Das Partizipialattribut ‚steigend‘ wird hier zum Nomen ‚ökning‘ transformiert.

Verglichen mit nachgestellten, neu eingefügten Nebensätzen ermöglichen Nominalisierungen eine komprimierte Zielstruktur, die nicht zur Satzverlängerung führt.

Meines Erachtens ist es problematisch, diese Kategorie als Hauptkategorie anzugeben, da Nominalisierungen auch innerhalb von anderen Hauptkategorien, wie Relativsätze (Kategorie B.1, 2.2.1.1) und Satzumformungen (Kategorie D, 2.2.5) vorkommen (siehe 3.1.1).

2.2.5 D. Satzumformungen

Der Bedeutungsinhalt der deutschen pränominalen erweiterten Attribute können sowohl in Nebensätzen als auch in neu eingefügten Hauptsätzen ausgedrückt werden (Solfjeld 2004: 108). In den folgenden Beispielen wurden neue Nebensätze eingefügt.

(25a) In den wie üblich erhitzten und auch in den entölten Bohnen ist Thiamin in geringer Menge nachweisbar.

(25b) Når bønnene vanligvis varmes opp og også når oljen fjernes, kan det bare påvises mindre kvanta av tiamin. (Solfjeld, 2003: 19)

(26a) Seine Lebensgeschichte hat Lücken, wie von der Zensur ausgelöschte Textstellen

(26b) Personens livshistorie har hull, som når deler av en tekst viskes ut av sensuren (Solfjeld 2003: 19)

In Beispiel (25b) wurde ein neuer Nebensatz links, in Beispiel (26b) rechts eingefügt (siehe 2.4.3).

Während Relativsätze in Solfjelds Überblick einer eigenen Unterkategorie zur Hauptkategorie, ‚Verschiebung in postnominale Postition‘, angehören (vgl. Solfjeld 2004: 105f.), werden andere Nebensätze zur Kategorie ‚Satzumformungen‘ gezählt (vgl.

ebd: 108). Genau wie bei der Verschiebung des Inhalts der Quellstruktur in Relativsätze (siehe 2.2.2.1), was auch einer Satzumformung gleichkommt, eröffnen sich bei den Satzumforumungen der Kategorie D durch die Einfügung einer satzhaltigen Struktur

(18)

Möglichkeiten des Explizierens und Ergänzens (Solfjeld 2004:105f.). Anders als bei den Relativsätzen wird bei der Kategorie der Satzumformungen von der prä- bzw.

postnominalen Position abgesehen.

2.2.6 Restgruppe

Zur Restgruppe zählt Solfjeld (2003: 5) pränominale erweiterte Attribute, die sich in den Zieltexten in „selbständigen Satzgliedern sehr verschiedenen Typs“ wiederfinden. Mit dieser Gruppe, zu der 3,7 % der untersuchten Belege gehören (ebd.), lassen sich, aus Mangel an einer näheren Definition und an Beispielen (ebd.), keine Vergleiche mit der schwedischen Untersuchung ziehen. Wie bei den Nominalisierungen (2.2.4) und den Satzumformungen (2.2.5) wird hier die Frage der prä- bzw. postnominalen Realisierung ausgeblendet.

2.3 Optionen und Restriktionen

Nach einer Verdeutlichung, was Quellstrukturen mit Objekten und Prädikativen betrifft, folgt hier eine Zusammenfassung der in Solfjelds Studie (2003, 2004) dargelegten Optionen zum Beibehalten der pränominalen Position sowie von Restriktionen, die einem solchen Beibehalten im Wege stehen. Als Erweiterungen, die, im Gegensatz zur deutschen Schriftsprache, im modernen Norwegisch in pränominaler Stellung nicht realisierbar sind, benennt Solfjeld Objekte und Prädikative (vgl. Solfjeld 2004: 95).

Die in Solfjelds Studie (2003, 2004) ersichtlichen Optionen und Restriktionen lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen:

Pränominal problemlos realisierbare Strukturen

Nicht komplexe Erweiterungen, die Grad, Zeit und Perspektive beschreiben (vgl.

Solfjeld 2004: 94) sowie Präpositionalphrasen mit temporaler Funktion (Solfjeld 2004: 95).

Pränominal nicht realisierbare Strukturen Erweiterungen, die Objekte und Prädikative beinhalten (vgl. Solfjeld 2004: 95). Hier muss wegen des Fehlens passender Zielstrukturen der lexikalische Inhalt der Erweiterungen beim

Übersetzen in postnominalen Strukturen realisiert werden.

Im Prinzip realisierbare Strukturen „Präpositionalphrasen und Adverbien/Adverbialphrasen verschiedenen Typs“. (vgl. Solfjeld

(19)

2004.: 95). Trotz einer prinzipiellen Möglichkeit zur analogen Übertragung wird hier aus stilistischen Gründen oder als Anpassung an die Sprachnormen der Zielsprache in vielen Fällen eine andere Zielstruktur gewählt. Dies gilt häufig für Präpositionalphrasen und für

pränominale erweiterte Attribute, die eine gewisse Komplexität aufweisen (siehe 2.4.1).

Bei der Analyse meiner schwedischen Übersetzung gehe ich von den hier dargestellten Kategorien Solfjelds (vgl. Solfjeld 2003: 5ff.; 2004: 93ff.) aus, da die Karakteriesierung der jeweiligen Übersetzungunsstrategien ein brauchbares Werkzeug für meine Untersuchung darstellt. Wie im nächsten Abschnitt dargelegt werden soll, finde ich es jedoch sinnvoll, die von Solfjeld benannten Kategorien (ebd.), Optionen und Restriktionen (ebd.) mit anderen Aspekten, die im nächsten Abschnitt präsentiert werden, zu komplettieren.

2.4 Weitere Aspekte

Drei weitere Aspekte, die bei Solfjeld (2003, 2004) nicht vertieft werden, die ich jedoch für die Analyse der Übersetzung der pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute als wichtig betrachte, sollen hier theoretisch untermauert werden. Es handelt sich dabei in 2.4.1 um den Einfluss der Komplexität auf die Wahl der Übersetzungsstrategie, in 2.4.2 um den Unterschied zwischen Adjektivattributen und Partizipialattributen und in 2.4.3 um Satzverlängerungen, die zur Satzspaltung führen.

2.4.1 Zur Komplexität der erweiterten Attribute

Solfjeld (vgl. 2003:11) erwähnt die Tilgung als Strategie, die dazu eingesetzt wird, um die Komplexität der pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute zu reduzieren. Dadurch wird die Beibehaltung pränominaler Zielstrukturen ermöglicht und die Einfügung neuer Zielsätze vermieden (ebd.: 21). Solfjeld (2003, 2004) definiert jedoch nicht, worin die zu reduzierende Komplexität genau besteht.

Mit Bezug auf Solfjelds Studie (2003, 2004) stellt Fabricius-Hansen fest (2010: 17), dass analoge Übersetzungen zu erwarten sind, „wenn es sich bei der Erweiterung um ein einfaches modifizierendes Adverb handelt“. Daraus könnte der Schluss gezogen werden, dass Fabricius-Hansen zwei oder mehr Elemente in den Erweiterungen als konstituierend für ‚Komplexität‘ betrachtet. Von der Gesamtanzahl der Elemente ausgehend, können

(20)

laut Fabricius-Hansen (ebd.) auch koordinierte Erweiterungen und/oder Attribute als komplex beschrieben werden. Diese Beschreibung der Komplexität korrespondiert mit Eichingers (vgl. 1995: 304ff.) Beschreibung der im Deutschen bis zur Unüberschaubarkeit auffüllbaren Nominalkammer, in der das pränominale erweiterte Attribut seinen Platz hat (siehe 2.1), wie in Beispiel (14) illustriert wurde.

Die Komplexität als Faktor bei der Wahl der Übersetzungsstrategie ist auch ein Thema in der in der qualitativen Analyse in Kapitel 3, insbesondere bei der Analyse der Unterschiede bei der Übersetzung von Adjektivattributen und Partizipialattributen (siehe 3.2.4). Als Grundlage für die Analyse dieser Unterschiede wird schon im kommenden Abschnitt ein theoretischer Hintergrund skizziert.

2.4.2 Adjektivattribute und Partizipialattribute

Inwiefern unterscheiden sich die Strategien zur Übersetzung von Adjektivattributen und Partizipialattriubten? Obwohl diese Frage in Solfjelds Studie (2003, 2004) gar nicht gestellt wird, gibt es dort Indizien dafür, dass es sich lohnen könnte, eventuellen Unterschieden nachzugehen. In seiner Analyse erwähnt Solfjeld (2004: 107) das Fehlen norwegischer lexikalischer Gegenstücke einiger deutschen Partizipien (‚versehen‘,

‚kommend‘, ‚herrschend‘, ebd.) als Grund für eine Realisierung in postnominaler Position. Auf ähnliche Schwierigkeiten, in der untersuchten schwedischen Übersetzung passende lexikalische Gegenstücke zu finden, wird in 3.2.4 eingegangen, wo auch untersucht wird, inwiefern dieser Aspekt auch bei Adjektivattributen relevant sein könnte.

Was die Syntax betrifft, bestehen deutliche Unterschiede zwischen Adjektiv- und Partizipialattributen. Anders als bei Adjektivattributen bewirkt die Verbvalenz der Partizipien, die die Partizipialattribute konstituieren, dass in den pränominalen Erweiterungen Angaben und Objekte vorkommen können (vgl. Duden 2016: 779ff.). Die Besetzung syntaktischer Leerstellen und die Einfügung von Angaben tragen zu einer satzähnlichen Komplexität bei (siehe 2.4.2), die eine Realisierung mithilfe von satzhaltigen Strukturen motivieren kann. Beispiele dazu werden in 3.2.4 analysiert.

2.4.3 Aspekte der Satzspaltung

In diesem Abschnitt sollen einige Aspekte der Satzspaltung beschrieben werden.

Frankenberg-Garcia sieht bei der Satzspaltung die Tendenz zum erhöhten Gebrauch von Konnektoren, die Satzbeziehungen wie Koordination und Unterordnung signalieren (vgl.

2019:26). Diese Feststellung korrespondiert mit Fabricius-Hansens Beschreibung von veränderter Textkohäsion als Konsequenz der Satzspaltung (vgl. Fabricius Hansen 1999:

(21)

211f.). Im Zusammenhang mit der Verteilung von Bedeutungsinhalt auf unterschiedliche Sätze besteht, wie Fabricius-Hansen (2010:16) hervorhebt, die Möglichkeit einer Verlagerung vom Fokus und Gewicht des Bedeutungsinhalts.

Wie sowohl Fabricius-Hansen (1999: 196ff.) als auch Solfjeld (2007: 7ff.) betonen, gibt es mit Rücksicht auf den thematischen Fokus und den Lesefluss häufig gute Gründe, neu eingefügte selbständige Sätze links einzufügen: solche Sätze können eine introduzierende (Fabricius-Hansen 1999: 197) und erklärende (Solfjeld 2007: 100) Funktion erfüllen. Die Verteilung des Inhalts eines Quellsatzes auf verschiedene Zielsätze und -Phrasen hat jedoch auch einen praktisch-pragmatischen Aspekt, indem die Übersetzung und die Revision, die häufig von links nach rechts erfolgt, erschwert wird.

Dieser Aspekt gewinnt beim vermehrten Gebrauch von CAT-Werkzeugen an Bedeutung (vgl. Frankenberg-Garcia 2019: 23).

Selbstverständlich führt die mit der Satzspaltung zusammenhängende Satzverlängerung – wenn sie nicht durch entsprechende Tilgungen aufgehoben wird (vgl.

Solfjeld 2004: 110) – beim häufigen Auftreten zu einer Verlängerung des gesamten Zieltextes, was unter Umständen nicht optimal ist (ebd.). Obwohl die Satzspaltung den Inhalt komprimierter Zielsätze vereinfacht (vgl. Fabricius-Hansen 1999:189) und dadurch die Lesbarkeit erhöhen kann, gibt es also gute Gründe, sie zu vermeiden, wo sie zu vermeiden ist.

3 Analyse

Ausgangspunkt für die quantitative Untersuchung der Strategien zur Übertragung der pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute in der vorliegenden Übersetzung bilden die von Solfjeld definierten Übersetzungskategorien. Im quantitativen Teil der Untersuchung werden die Ergebnisse mit denen aus Solfjelds Untersuchung der norwegischen Übersetzungen deutscher Sachtexte verglichen. Anhand von Textbeispielen werden darauf im qualitativen Teil der Untersuchung die Optionen zur Übertragung in prä- und postnominale Strukturen und die dabei entstehenden Komplikationen und Implikationen analysiert.

3.1 Quantitativer Vergleich der Übersetzungsstrategien

Hier werden, anhand von den von Solfjeld kategorisierten Übersetzungskategorien (2003:

4; 2004), die quantitativen Resultate aus Solfjelds Untersuchung mit den entsprechenden Resultaten der Untersuchung meiner schwedischen Übersetzung verglichen.

(22)

3.1.1 Hauptkategorien der Zielstrukturen

Eine erste vergleichende Übersicht zeigt die Verteilung der Hauptkategorien der Übersetzungskategorien A−D in Solfjelds Untersuchung (vgl. Solfjeld 2003: 5ff.; 2004:

93ff.) und in der vorliegenden schwedischen Übersetzung.

Tabelle 1. Vergleichende Übersicht, Kategorie A−D.

Kategorie Dt. –

Norw.

Anzahl Belege

Dt. – Norw.

prozentualer Anteil

Dt. – Schw.

Anzahl Belege

Dt. – Schw.

prozentualer Anteil A. Keine Verschiebung in

postnominale Position

112 46,5 % 26 47,3 %

B. Verschiebung in postnominale Position

97 40,2 % 28 50,9 %

AB. Prä-und postattribuierte lexikalische Gegenstücke zugleich

1 0,4 % 0 0 %

C. Nominalisierungen 5 2,1 % 0 0 %

D. Sätze verschiedenen Typs 17 7,1 % 1 1,8 %

Restgruppe (Solfjeld) 9 3,7 % 0 0 %

Summe 241 100 % 55 100 %

In der deutsch-schwedischen Untersuchung fehlen Belege für ‚prä- und postattribuierte lexikalische Gegenstücke zugleich‘, für ‚Nominalisierungen‘ und Belege, die zu einer Restgruppe gezählt werden könnten. Was Kategorie C, ‚Nominalisierungen‘ betrifft, besteht bei der Zuordnung der Belege der schwedischen Untersuchung zu den von Solfjelds definierten Kategorien (vgl. Solfjeld 2003: 5ff.; 2004: 93ff.) eine Unklarheit.

Die von Solfjeld angeführten Beispiele (2003: 19; 2004: 107) der Nominalisierungen treten nur in pränominaler Position auf, woraus zu schliessen ist, dass diese Kategorie nur Realisierungen in pränominaler Position umfasst. Die Verwendung dieser Einteilung bei der schwedischen Untersuchung hat dazu geführt, dass die einzige Nominalisierung in meiner Untersuchung (QT ‚zielführend‘, ZT ‚måluppfyllelse‘)in der Kategorie der Nominalisierungen nicht verterten ist, da sie in einem Relativsatz auftritt.

Kategorie A, ‚keine Verschiebung in postnominale Postition‘, ist in der schwedischen Untersuchung anteilsmässig nur unbedeutend höher vertreteten als in Solfjelds (2004: 93ff.) Studie. Die Anzahl der Belege der Kategorie B, ‚Verschiebung in postnominale Position‘ ist in der schwedischen Untersuchung jedoch 10,7 Prozenteinheiten höher als in der norwegischen. Dieses ungleiche Resultat des Verschiebens oder Nicht-Verschiebens in postnominale Strukturen ist nur möglich, da

(23)

sich Kategorien A und B in Tabelle 1, wie im Überblick über die prozentuale Verteilung der Übersetzungskategorien in Solfjelds Studie (2003: 4), nicht ausschliessen, was Fragen zur Validität weckt (siehe auch oben, 2.2.5).

Um einen Vergleich der strikt als prä- oder postnominal kategorisierten Realisierung zu ermöglichen, sind in Tabelle 2 die Kategorien C und D, sowie die Restgruppe, ausgeschlossen:

Tabelle 2.: Keine Verschiebung oder Verschiebung in postnominale Position

Kategorie Dt. –

Norw.

Anzahl Belege

Dt. – Norw.

prozentualer Anteil

Dt. – Schw.

Anzahl Belege

Dt. – Schw.

prozentualer Anteil A. Keine Verschiebung in

postnominale Position

112 53,6 % 26 48,1 %

B. Verschiebung in postnominale Position

97 46,4 % 28 51,9 %

Summe 209 100 % 54 100 %

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass der prozentuale Unterschied der Anzahl Belege dieser Kategorien 5 Prozenteinheiten beträgt, mit einem Übergewicht für die Kategorie

‚Keine Verschiebung in postnominale Position‘ in der norwegischen Untersuchung und für die Kategorie ‚Verschiebung in postnominale Position‘ für die schwedische Untersuchung. Bei der geringen Anzahl Belege in der schwedischen Untersuchung ist es jedoch fraglich, ob dieser Unterschied als signifikant betrachtet werden kann.

In den nächsten beiden Abschnitten wird der Ausmass der Verwendung der unterschiedlichen Übersetzungsstrategien der jeweiligen Unterkategorie tabellarisch dargestellt.

3.1.2 Pränominal realisierte Zielstrukturen

Tabelle 3 beschreibt die Verteilung der gewählten Übersetzungsstrategien innerhalb von Kategorie A, ‚Keine Verschiebung in postnominale Position‘, hier als ‚pränominal realisierte Zielstrukturen‘ bezeichnet.

(24)

Tabelle 3. Pränominal realisierte Zielstrukturen

Kategorie Dt. –

Norw.

Anzahl Belege

Dt. – Norw.

prozentualer Anteil

Dt. – Schw.

Anzahl Belege

Dt. – Schw.

prozentualer Anteil

A.1 Analoge Zielstrukturen 70 62,5 % 11 42,3 %

A.2 Komposita 9 8,0 % 3 11,5 %

A.3 Nicht (oder weniger) erweiterte Attribute

27 24,1 % 11 42,3 %

A.4 Fehlende Zieltstrukturen

6 5,3 % 1 3,8 %

Summe 112 100 % 26 100 %

Mit einem Vorbehalt, was die Reliabilität der bloß 26 Belege betrifft, kann man eine Ähnlichkeit bei der Wahl der Übersetzungsstrategien in der norwegischen und der schwedischen Untersuchung feststellen. In beiden Untersuchungen haben die unveränderten, analogen Zielstrukturen einen hohen prozentualen Anteil. In der norwegischen Untersuchung ist diese Tendenz noch deutlicher als in der schwedischen.

Dies kann verwundern, da ja gerade diese Zielstrukturen sowohl im Norwegischen als auch im Schwedischen als Kennzeichen für eine steife oder bürokratische Sprache betrachtet werden (vgl. Magnusson 1995: 171ff.; Levin & Ström Herold 2017: 154).

Solfjeld (2004) hat jedoch, wie schon dargelegt wurde (siehe 2.2.1), festgestellt, dass deutsche pränominale erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribute, die Grad, Perspektive oder Zeit angeben, sehr wohl ins Norwegische analog übersetzt werden können, da sie

„innerhalb der für norwegische Sachprosatexte geläufigen Normen“ (2004: 97) bleiben.

Erweiterungen mit den hier beschriebenen Funktionen wecken demnach keine Konnotationen zur bürokratischen oder wissenschaftlichen Sprache. Der relativ hohe Anteil dieser Kategorie in der schwedischen Untersuchung deutet darauf hin, dass dies auch mit Bezug auf die Sprachnormen (vgl. Baumgarten, Meyer und Özçetin 2008: 199) schwedischer Sachtexte gilt, worauf in der qualitativen Untersuchung (3.2.1) näher eingegangen wird. Dies würde auch bedeuten, dass – im Gegensatz zu den in 2.1 dargelegten Unterschieden zwischen der deutschen (vgl. Dean 1971: 223) und der schwedischen (vgl. Magnusson 1989: 166f., 171; Levin & Ström Herold 2017: 154) Sprachnorm – sich die stilistischen Konnotationen der nicht komplexen pränominalen erweiterten Adjektiv- und Partizipialattribute, die Grad, Perspektive und Zeit angeben, im Deutschen und Schwedischen nicht nennenswert unterscheiden.

(25)

Ferner scheint die Tendenz, pränominale erweiterte Adjektiv- und Partizipialattribute in Komposita umzuwandeln (siehe 3.1.2), in den beiden Sprachpaaren ähnlich zu sein, während die Tendenz, Teile des erweiterten Attributs zu tilgen, in der schwedischen Untersuchung bedeutend stärker ist (siehe 3.1.2). Ein Grund dafür kann sein, dass sechs der elf Belege aus dem schwedischen Zieltext die Erweiterungen ‚hoch‘

bzw. ‚schwer‘ beinhalten, die für den Bedeutungsinhalt als weniger relevant betrachtet (2.1.3) und aus stilistischen Gründen nicht übersetzt wurden (siehe (34), 3.2.3). Die hohe relative Häufigkeit dieser nicht übersetzen Erweiterungen erklärt sehr wahrscheinlich die höhere prozentuale Anzahl der Tilgungen in der schwedischen Übersetzung, was die Annahme rechtfertigen würde, dass die Anzahl Tilgungen sich in den beiden Untersuchungen nicht signifikant unterscheidet.

3.1.3 Postnominal realisierte Zielstrukturen

Die letzte vergleichende Übersicht beschreibt die Verteilung der gewählten Übersetzungsstrategien innerhalb der Kategorie B, ‚Verschiebung in postnominale Position‘ in Solfjelds und meinem Material.

Tabelle 4. Vergleichende Übersicht, Kategorie B, Unterkategorien.

Kategorie Dt. – Norw.

Anzahl Belege

Dt. – Norw.

prozentualer Anteil

Dt. – Schw.

Anzahl Belege

Dt. – Schw.

prozentualer Anteil

B.1 Relativsätze 84 86,6 % 20 71,4 %

B.2 Nachgestellte

Partizipialkonstruktionen

6 6,2 % 1 3,6 %

B.3 Postattribuierte Präpositionalattribute

7 7,2 % 7 25 %

Summe 97 100 % 28 100 %

Aus dieser vergleichenden Übersicht kann eindeutig der Schluss gezogen werden, dass der Relativsatz sowohl in der norwegischen als auch in der schwedischen Untersuchung die bevorzugte postnominale Übersetzungsstrategie ausmacht. Diese explizierende Strategie könnte auf eine Anpassung an eine in den nahe verwandten skandinavischen Sprachen ähnliche Sprachnorm zurückzuführen sein (vgl. Baumgarten, Meyer und Özçetin 2008: 199).

Die Tendenz, statt Relativsätze nicht-satzhaltige postattribuierte Präpositionalattribute einzusetzen, ist im schwedischen Zieltext jedoch bedeutend stärker als im Norwegischen. Ohne weitere Vergleiche mit dem Anteil dieser

(26)

Phrasenkonstruktion in schwedischen und norwegischen Originaltexten lässt sich aber nicht feststellen, ob dieser Unterschied auf unterschiedlichen Sprachnormen (vgl.

Baumgarten, Meyer und Özçetin 2008: 199) beruht, oder ob er eventuell mit den Präferenzen der Übersetzerin des schwedischen Textes zusammenhängt.

3.1.4 Zusammenfassende Reflexion

An dieser Stelle kann festgestellt werden, dass sich die Strategien zur Übersetzung deutscher pränominaler erweiterter Attribute ins Schwedische und Norwegische in zweierlei Weise ähneln. Erstens wird die Annahme (siehe 1.2) bestätigt, dass die nahe Verwandtschaft der norwegischen und schwedischen Sprache zu ähnlichen Übersetzungsstrategien bei der Übertragung deutscher pränominaler erweiterter Adjektiv- und Partizipialattribute führt. Zweitens ist die prozentuale Verteilung der Belege in den beiden Untersuchungen ähnlich, mit geringen Abweichungen, die nicht als signifikant betrachtet werden können.

Während in diesem quantitativen Teil der Untersuchung Vergleiche mit Solfjelds (2003, 2004) Untersuchung im Fokus standen, wird in der folgenden Untersuchung das schwedische Material an sich analysiert. Obwohl dazu auch gewisse quantitative Untersuchungen unternommen werden, liegt der Fokus auf der qualitativen Analyse der schwedischen Übersetzung.

3.2 Quantitative und qualitative Analyse der schwedischen Übersetzung

Im Folgenden geht es darum, anhand von Textbeispielen der deutsch-schwedischen Übersetzung Merkmale, Strukturen und Funktionen zu untersuchen, die für die Wahl der Übersetzungsstrategien relevant sind. Neben den von Solfjeld definierten Übersetzungsstrategien (siehe 2.2, 2.2.1 –2.2.6 ) und den in diesem Zusammenhang beschriebenen Optionen und Komplikationen (ebd.) werden dabei auch folgende Faktoren berücksichtigt:

- Komplexität als komplizierender Faktor, der die Wahl der Übersetzungsstrategie beeinflusst (siehe 3.2.2, 3.2.4, 3.2.5)

- Unterschiede bei der Übersetzung von Adjektiv- bzw. Partizipialattributen (siehe 3.2.4)

- Implikationen der Satzspaltung (siehe 3.2.5).

(27)

Es geht also darum, sowohl Optionen zur Übertragung deutscher pränominaler erweiterter Attribute ins Schwedische zu analysieren, als auch darum, dabei entstehende Komplikationen und Implikationen zu untersuchen.

3.2.1 Funktionen der Erweiterungen in analog übersetzten Strukturen

In diesem Abschnitt wird die prozentuale Verteilung der von Solfjeld (2004: 94f.) angegebenen Funktionen der aus Adverbien und adverbial gebrauchten Adjektiven bestehenden Erweiterungen, die problemlos in pränominale Zielstrukturen einzufügen sind, in der schwedischen Übersetzung untersucht. Es geht also um die in 2.1.1 beschriebenen graduierend-modifizierenden, Perspektive angebenden oder temporalen Funktionen. Solfjeld hebt hervor (2004: 95), dass diese Funktionen in einander übergehen, was ein Grund dafür sein könnte, dass in seiner Studie (2003, 2004) statt einer Darstellung der prozentualen Verteilung lediglich folgende Feststellungen gemacht werden: „Etwa ein Drittel drückt primär Grad aus“ (2004: 96.) und: „Etwa zwei Drittel der analog übertragenden Erweiterungen […] enthalten informationsträchtige Erweiterungen, in dem Sinne, dass sie einen nicht primär graduierenden Inhalt aufweisen“

(ebd.).

Um einen Vergleich zu ermöglichen, habe ich in Tabelle 5 und 6 die Belege der schwedischen Untersuchung den zwei Hauptkategorien ‚graduierend-modifizierend‘ und

‚nicht graduierend-modifizierend‘ zugeteilt. Die Kategorie ‚nicht graduierend- modifizierend‘ stellt dabei eine Überkategorie von Erweiterungen mit hauptsächlich Perspektive angebender und temporaler Funktion dar. In Tabelle 5 wird die Verteilung dieser Kategorien in analoge Zielstrukturen und Komposita in der schwedischen Übersetzung untersucht, während Tabelle 6 die Verteilung bei den strikt analog realisierten Zielstrukturen aufzeigt.

Tabelle 5. Funktionen der Erweiterungen in den pränominal realisierten ZT-Strukturen ohne Tilgungen, inklusive Komposita (A.1, A.2).

Funktion Anzahl

Belege

prozentualer Anteil graduierend-modifizierend 6 40 % nicht graduierend-

modifizierend

9 60 %

Summe 15 100 %

(28)

Tabelle 6. Funktionen der Erweiterungen in den analog realisierten ZT-Strukturen (A.1), exklusive Komposita.

Funktion Anzahl

Belege

prozentualer Anteil graduierend-modifizierend 3 25 % nicht graduierend-

modifizierend

9 75 %

Summe 13 100 %

Zusammen betrachet stimmt das Resultat dieser beiden Tabellen ziemlich genau mit dem Ergebnis von Solfjelds Untersuchung überein: Auch für die schwedische Übersetzung trifft zu, dass etwa ein Drittel der analog übertragenen erweiterten Attribute eine graduiernd-modifizierende Funktion haben (vgl. Solfjeld 2004: 95f.).

Drei Beispiele aus der schwedischen Übersetzung verdeutlichen, dass schwedische Zielstrukturen, in denen die pränominalen Quellstrukturen analog beibehalten wurden, gut mit der Sprachnorm schwedischer Sachtexte übereinstimmen und keine Konnotationen zu einer bürokratischen oder wissenschaftlichen Sprache wecken:

(27) […] um die Gefährdung originär pädagogischen Arbeitens durch eine Fixierung auf Handlungsstrategien zu illustrieren: (Quelltext)

[…] Med hjälp av den vill jag visa hur det grundläggande pedagogiska arbetet kan påverkas negativt om pedagogerna alltför slaviskt håller sig till föreskrivna

handlingsstrategier. (Zieltext) (28) Aber ein geschmackvoll eingerichteter

Eingangsbereich, am allerbesten ergänzt durch eine aufmerksame Person […] (Quelltext)

men ett smakfullt inrett entréområde där en uppmärksam person finns till hands […] (Zieltext)

(29) Das Gruppenpuzzle gilt als eine insbesondere bei engagierten und auf selbständiges Erarbeiten von Inhalten bedachten Fachkräften als äußerst beliebte Methode des Lernens.

(Quelltext)

Redovisning i tvärgrupper är en mycket populär metod, inte minst bland engagerade lärare som lägger stor vikt vid elevernas delaktighet.

(Zieltext)

In Anbetracht dessen, dass sich diese Erweiterungen ohne Veränderung von Satzstrukturen und Stilebene einfügen lassen, kann festgehalten werden, dass pränominale erweiterte Attribute per se keine Stolpersteine (vgl. Magnusson 1989) bei der Übersetzung darstellen müssen.

(29)

3.2.2 Objekte und Prädikative

Während die in 3.2.2 beschriebenen Erweiterungen sich problemlos in pränominale Zielstrukturen übertragen lassen, gibt es, laut Solfjeld (vgl. 2004: 95), Erweiterungen, die im Norwegischen in pränominaler Position überhaupt nicht realisierbar sind (siehe 2.3).

Als erweiterte Attribute, die bei der Übersetzung in postnominale Position verschoben werden müssen, nennt Solfjeld solche, deren Erweiterungen Objekte und Prädikative beinhalten (ebd.).

In meiner Übersetzung gibt es bloss jeweils zwei Beispiele von Erweiterungen, die Objekte oder Prädikative beinhalten. Die hier angeführen Beispiele bestärken die Annahme, dass solche Erweiterungen in der Tat auch bei der Übersetzung aus dem Deutschen ins Schwedische in postnominale Strukturen übertragen werden müssen.

In Beispiel (30) handelt es sich um eine Erweiterung, die ein Prädikativ beinhaltet:

(30) Hiermit ist einerseits gemeint, die vielfach als schwierig

wahrgenommenen Verhaltensweisen […]. (Quelltext)

Att hålla innebär i detta sammanhang att bemöda sig om att förstå

subjektlogiken bakom vad som ofta uppfattas som problemskapande beteende […] (Zieltext)

In (30) steht das Prädikativ ‚als schwierig‘ als Verbergänzung zum Partizipialattribut

‚wahrgenommenen‘. Dass diese Konstruktion nicht analog zu übersetzen ist, weist darauf hin, dass die Annahme von Solfjeld (vgl. 2004: 95), dass Erweiterungen, die Prädikative beinhalten, in pränominaler Postition nicht zu realisieren sind, auch für das Schwedische gilt.

In den folgenden zwei Beispielen werden Erweiterungen, die Objekte beinhalten, analysiert.

(31) […] dass im Klassenraum kein Platz für sie ist, wenn sie den Rahmen des didaktischen Settings, in diesem Fall den Morgenkreis, mit den ihr

überkommenden Emotionen sprengt.

(Quelltext)

[…] att hon inte är välkommen att vara kvar i klassrummet om hennes känslor förstör det didaktiska upplägget. I det här fallet är det samlingen som störs av de känslor hon överväldigas av.(Zieltext)

In (31) ist die Erweiterung ein Dativobjekt, das eine Komplikation schafft, die in der schwedischen Übersetzung in pränominaler Position nicht zu lösen ist. Auch hier gibt es eine Übereinstimmung mit Solfjelds Feststellung (vgl. 2004: 95), dass Erweiterungen mit Objekten in postnominale Zielstrukturen übertragen werden müssen. Hier wurde das

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